Bin ich als Hundehalter geeignet?

  • Ach, wenn der Hund nicht mehr als ca 5 Stunden am Stück allein sein mussn (bzw du vom homeoffice aus arbeitest) und du auch einen erwachsenen, ruhigen Hund zB aus dem Tierheim oder von einer Pflegestelle nimmst, bei dem du schon weißt, dass er ein souveränes, gechilltes Kerlchen ist, warum nicht. Ich finde, das ist völlig okay.


    Einer meiner Hunde, der Theo, kam im Alter von 5 Jahren zu mir. Er wurde von seiner Familie täglich 10 STunden am Stück allein gelassen. Bei ihm hat das dafür gesorgt, dass ich zunächst gar nicht weg konnte. Nicht mal aus dem Büro auf die Toilette dort, er hat angefangen zu weinen. Es hat etwa ein halbes Jahr gedauert, bis das gut geklappt hat und es war Übung.


    Was ich damit sagen will: Es kann sein, dass auch ein ruhiger Hund erst mit euch Alleinsein lernen muss. Ein Welpe passt gar nicht, wenn der Hund allein sein soll zu Beginn - meiner Meinung nach.


    Ich selbst hab zwei Hunde und mache es sehr unterschiedlich. Mal kommen sie mit ins Büro, mal sind sie daheim, ich komm in der Mittagspause heim und wir machen ne Stunde was zusammen und dann bin ich wieder weg. Allerdings arbeite ich auch Luftlinie 1km entfernt.

  • Das Haus verlasse ich so gegen 08:00/08:30 Uhr. Gegen 19:00 Uhr bin ich zumeist zurück.

    Also bist Du elf Stunden nicht zuhause.
    Wozu willst Du einen Hund? Du bist doch die meiste Zeit gar nicht da und wenn Du da bist, schläfst Du ja auch noch ca. sieben Stunden.


    Die Spaziergänge würde ich erledigen.

    Wann denn? Bedenke auch die dunklere Jahreszeit - also die Hälfte des Jahres ist es dunkel, wenn Du vor der Arbeit und nach der Arbeit mit Deinem Hund raus gehst. Und da ein zufriedener Hund auch mal frei laufen dürfen sollte, wird das schwierig. Geeignete Auslaufgebiete sind auch nicht immer um die Ecke. Immer die gleiche Runde ist langweilig. Und zwei drei Stunden im Schnitt, sollte gerade ein Hund der oft alleine ist, schon aktiv draußen unterwegs sein ... spielen mit Dir und anderen Hunden ist für ihn wichtig. Im Stockdunklen nicht gerade der Hit ...


    Daher meine größte Überlegung: Würde ich einem Hund überhaupt gerecht werden?

    Für meine Begriffe? Nein.


    Habe ich genügend Zeit für einen Hund oder wäre es einfach nur egoistisch sich einen Hund an zu schaffen?

    Nein Du hast nicht genügend Zeit. Und ja, es wäre egostisch.
    Das schöne an der Hundehaltung ist mit seinem Hund zusammen zu leben - nicht nur am Wochenende.


    Es gibt ja schließlich schon genug traurige Hundeleben und ich möchte keines verzapfen...

    Super!


    Ein Tier ist für mich ein Familienmitglied wofür man keine Kosten und Mühen scheut. Daher ist es mir besonders wichtig, eine gute Hundemutti zu sein.

    Du bist auch für Deinen Hund Familie - und zwar seine einzige! Aber Du bist ja meistens nicht da in seinem Leben. Du gehst raus in die Welt, pflegst Deine sozialen Kontakte und er hockt daheim ... meist alleine ... sehr traurig für ihn.


    Es gibt auch Zeiten, da ist ein Hund nähebedürftiger, pflegebedürftiger als "normal" - wenn er jung ist, wenn er alt ist, wenn er mal krank wird. Also braucht er wieder extra Zeit von seinen Menschen. Wie willst Du das managen? Wer hat ein Auge auf ihn, wenn Du und Dein Freund auf der Arbeit seid? Das sollte 100% geklärt sein ...


    Wenn Dein Freund nicht hundert Prozent mit hinter der Hundehaltung steht, mit allem was dazu gehört - und das ist vor allem ZEIT aktiv mit dem Hund zu verbringen - und zwar nicht nur im Haus, und nicht nur "ab und an", würde ich Dir im Sinne eines jeden Hundes abraten einen Hund anzuschaffen.

  • Mein Mann und ich waren in unserer aktiven Berufszeit in der gleichen Situation wie ihr: Vollzeitjobs mit teilweise massiven Überstunden, bei mir dazu noch mit manchmal sehr spontanen Dienstreisen mit Übernachtung. Wir hätten gerne einen Hund gehabt, auch weil wir in der Freizeit viel in der Natur unterwegs waren - per pedes und mit dem Fahrrad.


    Aber wir haben uns dagegen entschieden, denn wir hätten kein Hilfsnetzwerk in der näheren Umgebung aufbauen können (alle Freunde und Bekannte waren ebenfalls beruflich ziemlich eingespannt).


    Als mein Mann dann in Altersteilzeit ging und ich mich mit einem Laden selbstständig gemacht hatte war es dann soweit. Plan: Der Hund geht mit mir ins Geschäft, wenn er arbeitet. Pustekuchen! Das ging nämlich mal gar nicht, denn Leika hat mir die Kunden vergrault, weil sie den Laden beschützen wollte. Also musste sie zuhause bleiben - zum Glück konnte ich mittags nach Hause, um mit ihr eine ordentliche Runde zu gehen. Später konnte sie dann zu meiner Geschäftsnachbarin, die auch 2 grosse Hunde hatte. Da war die "Alleinezeit" dann noch kürzer, und sie hatte die Jungs zur Unterhaltung.


    Denk auch daran, dass ihr sicher auch noch andere Interessen habt, als nur Arbeit und Hund. Ihr wollt vielleicht nicht an die Nordsee oder in den Bayerischen Wald in eine Ferienwohnung zum Urlaub machen, sondern auch mal weiter in die Welt. Ihr wollt mal zu einem Konzert, ins Kino, ins Theater - oder auch einfach nur zum Shoppen oder Kaffee trinken in eine Stadt. Ihr habt evtl. Arzttermine oder ein Jobwechsel steht an. Auch deine Eltern, die als "Plan B" dienen sollen, haben vielleicht nicht immer Zeit und die Möglichkeit, ihr Leben nach den Bedürfnissen eures Hundes zu planen.


    ICH würde in eurer Situation definitv keinen Hund aufnehmen - weil es dem Tier nicht so gut gehen würde, wie ich es mir für einen Hund wünsche. Ich bin auch ziemlich sicher, dass keine seriöse Tierschutzorganisation und kein seriöser Züchter euch einen Hund überlassen würde - aber das steht auf einem anderen Blatt.


    Gruss
    Gudrun

  • Ich finde auch, dass eure momentane Situation nicht passend ist für einen Hund.

  • Ich denke, die Fragen wurden hinreichend beantwortet.


    Mal ganz nebenbei: Wenn du täglich 10 Stunden arbeitest... Bekommst du da einen Ausgleich für? Mehr Urlaubsanspruch, einen freien Tag pro Woche, finanziellen Ausgleich?


    Ansonsten würde ich ohnehin mal überlegen, den Arbeitgeber zu wechseln und dann einen Job suchen, der kompatibel mit Hundehaltung ist.

  • Ich bin 23 Jahre alt, lebe mit meinem Freund, einer Katze ländlich in einer Wohnung (ca. 90qm, Dachgeschoss) mit Garten.

    Sorry Offtopic, aber da viele ja sowieso eher vom Hund abraten: Wie wäre es denn mit einer zweiten Katze? Denn Katzen wollen nicht allein leben und es gilt nur mit mindestens zwei Katzen als eine artgerechte Haltung. Ich weiß ja nicht, ob sie Freigang hat wenn ihr auf Arbeit seid, aber vor dem Hund würde ich erst einmal eurer Katze das Leben mit einem gleichgeschlechtlichen/gleichaltrigen Partner versüßen. Denn auch Katzen hocken nicht gern viele Stunden einsam in der Wohnung. Und der Mensch ist für die Schnurrsäcke auch kein Ersatz für einen Katzenkumpel.


    Ich habe mich ja schon länger gefragt, warum bei Katzen der Partner zum Muss geworden ist, beim Hund Einzelhaltung aber durchaus ok ist (der Mensch ist doch auch hier kein Hundeersatz). Hat darauf jemand eine Antwort?

  • Ich sehe da nur einen ganz unkomplizierten anspruchslosen netten Hund, wenn (!) du die Möglichkeit hast den Hund entweder mitzunehmen oder mehr von zu Hause aus zu arbeiten bzw Stunden zu reduzieren.


    Außerdem solltet ihr noch einen Plan haben, was zB ist, wenn der Hund krank ist oder operiert wird oder aus sonst welchen Gründen nicht wie gewünscht an eurem Alltag teilnehmen kann.


    Es wurde ja schon angesprochen, dass es mindestens die Hälfte des Jahres kalt, nass oder/und dunkel ist, wenn du abends gassi gehen willst. Ich persönlich hätte da ehrlich gesagt ein Problem damit, von Oktober bis März nur im Dunkeln unterwegs zu sein.


    Vielleicht habt ihr ja die Möglichkeit zum Abend hin mit einem Nachbarshund spazieren zu gehen (ich würde die Abendrunde gern ab und zu abgeben :D). Ansonsten kann ich wirklich nur sagen: alle meine Freunde, die so viel außer Haus arbeiten, haben keinen Hund. Viele haben aber ein Pärchen Katzen oder andere Haustiere.

  • @DarFay ich kann nur von meinen ehemaligen 3 Katzen sprechen.. Die wussten allesamt und sonders nix davon, dass es nicht artgerecht ist, wenn sie lieber allein sind. Der erste Kater ist aus allen Wolken gefallen, als wir ihm was gutes tun wollten und ihm ne Kumpelin dazu geholt haben. Der war gar nicht begeistert davon, jetzt artgerecht gehalten zu werden. Als er dann starb, weil er schwer krank wurde (mMn wäre das ohne Zweitkatze nicht so weit gekommen, aber das ist ne andere Sache und Spekulation), kam durch Zufall zu der jetzt Einzelkatze, wieder ein neuer Kater dazu. Auch hier hält sich die Begeisterung ganz ganz arg in Grenzen. Seit der Kater jetzt Freigang hat, geht es halbwegs. Aber alle wären glücklicher als Einzelkatze gewesen.

  • @DarFay ich kann nur von meinen ehemaligen 3 Katzen sprechen.. Die wussten allesamt und sonders nix davon, dass es nicht artgerecht ist, wenn sie lieber allein sind. Der erste Kater ist aus allen Wolken gefallen, als wir ihm was gutes tun wollten und ihm ne Kumpelin dazu geholt haben. Der war gar nicht begeistert davon, jetzt artgerecht gehalten zu werden. Als er dann starb, weil er schwer krank wurde (mMn wäre das ohne Zweitkatze nicht so weit gekommen, aber das ist ne andere Sache und Spekulation), kam durch Zufall zu der jetzt Einzelkatze, wieder ein neuer Kater dazu. Auch hier hält sich die Begeisterung ganz ganz arg in Grenzen. Seit der Kater jetzt Freigang hat, geht es halbwegs. Aber alle wären glücklicher als Einzelkatze gewesen.

    Katzen, die lange allein lebten, haben "verlernt" mit anderen Katzen sinnvoll zu kommunizieren und da ist die Vergesellschaftung schwieriger. An sich ist es immer wichtig, wie vergesellschaftet wird. Einfach zusammenpacken geht selten gut (man muss mit Gitter an der Tür trennen und sie sich langsam kennenlernen lassen). Oft dauert es dann auch mehrere Monate. Wichtig ist das gleiche Geschlecht, gleiche Alter und ein ähnlicher Charakter. Aber das geht hier am Thema vorbei und wenn man sich damit ausführlich beschäftigt, bleibt nur noch: mindestens zwei. Denn viele Einzelkatzen entwickeln sogar komische Ticks (die fallen nicht unbedingt auf). Und oft denkt man "die verstehen sich nicht", aber sie tuen es auf ihre Art und nicht unbedingt mit gemeinsamem Kuscheln.

  • Daher meine größte Überlegung: Würde ich einem Hund überhaupt gerecht werden? Habe ich genügend Zeit für einen Hund oder wäre es einfach nur egoistisch sich einen Hund an zu schaffen? Es gibt ja schließlich schon genug traurige Hundeleben und ich möchte keines verzapfen...

    In meinen Augen leider ein klares Nein. Tut mir leid! :( :
    Ich weiß, wie es ist, wenn man sich von ganzem Herzen einen Hund an seiner Seite wünscht und das aufgrund der aktuellen Gegebenheiten (realistisch betrachtet) nicht zu verwirklichen ist.
    Der Hund wäre fast den ganzen Tag allein in der Wohnung. Ohne adäquate Beschäftigung und ohne Ansprache.
    Und Du musst bedenken: Wenn Du nach Hause kommst, willst Du ja vermutlich auch noch in Ruhe etwas essen und Zeit mit Deinem Freund verbringen (sonst heißt es ganz schnell mal "der Hund oder ich!").
    Einkaufen muss man auch regelmäßig und was ist mit Freunden? :ka:
    Ich sehe da ehrlich gesagt keine Möglichkeit.

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