Unsicherheit oder Ressourcenverteidigung....Senior Hund aus dem Tierheim

  • Hallo :-)
    Nodi ist nun beinah 3 Wochen bei uns. Ein 10jahre alter Cushing-Schäferhund Mix aus dem Tierheim.
    Er kommt aus Polen, sein Besitzer war gestorben und er wurde abgegeben.
    In Deutschland ist er seit Januar 2016 im Tierheim gewesen.
    Seit dem 8.3. ist er nun bei uns.
    Auf Grund seiner Cushing Erkrankung durch zuviel Cortison und operierter Analfisteln und seines Alters, haben wir ihn als Dauerpflegestelle übernommen.


    Er öffnet sich immer mehr und scheint sich wirklich mit und bei uns wohl zu fühlen.
    Es ist sooo schön zu sehen wie zufrieden er sein kann.


    Den Garten kann er für sich sehr geniessen, bleibt aber allein nur wenige Minuten dort.
    Buddelt sich Kuhlen im Blumenbeet um darin zu liegen.
    Schwachstellen des Zauns hat er ziemlich schnell gefunden und uns direkt gezeigt wo wir etwas sicherer machen müssen :-)


    Vorrangig ist er ein seeeehr liebenswerter und freundlicher alter Herr den wir alle sehr ins Herz geschlossen haben.


    Unser Obergeschoss meidet er, freiwillig geht er nicht nach oben.
    Mein Mann hat ihn zweimal mit nach oben genommen, aber von allein aus macht er keinerlei Ambitionen. Auch nicht wenn Abends alle zum Schlafen oben sind.
    Dann bleibt er unten und schläft lieb.


    Wenn ich morgens früh runterkomme, kommt er manchmal freudig auf mich zu, manchmal ist er noch so schläfrig das es ein wenig dauert. Dann lasse ich ihn erstmal und stell erstmal kaffee an :-)


    Freut sich aber dann immer sehr sobald ich die Jacke anziehe und wir den ersten kurzen Morgenspaziergang machen.
    Danach bekommt er von mir sein Futter, Medizin, frisches Wasser.
    Bis die anderen aufstehen haben wir dann immer noch ein wenig ruhige Zeit.
    Ca. 1,5 std später, steht die Grosse Tochter (12) auf und geht mit Nodi noch eine Runde.
    Manchmal sogar zum Båcker, wo Nodi dann kurz draussen auf sie warten muss.
    Klappt prima!!


    Wenn dann mein Sohn(7) zum frühstücken kommt, kommt nun mein Mann immer mit.


    Ich muss dann los zur Arbeit.


    Um acht gehen die drei dann gemeinsam zur nahegelegenen Schule.


    Danach ist mein Mann dann mit Nodi bis ca. 13:30 allein.


    Dann kommt die Grosse. Gegen 15 oder 16 uhr kommt entweder unser kleiner aus der Schule, oder er wird mit Nodi zusammen abgeholt.


    Ich komme immer gegen halb vier von der Arbeit.


    Nodi hat sich super in unseren Tag integriert.
    Ausgelastet wirkt er auch sehr.



    Leider sind wir akut ein "wenig" verunsichert weil Nodi spontan angefangen hat so etwas wie Ressourcenverteidigung zu zeigen.


    Wir rätseln derzeit sehr nach der Ursache oder nach den eigentlichen Auslösern für dieses Verhalten.


    Nodi knurrt, bellt, wedelt mit dem Schwanz jeden an der z.B. zu einer bestehenden Situation dazu kommt. Offensiv geht er auf denjenigen zu und lässt sich schlecht abbringen.


    Vorrangig z.B. wenn man die Treppe runterkommt, wenn ich z.B. im Wohnzimmer sitze und jemand dazu kommt.


    Da scheint er keine Unterschiede zu machen wer es ist.


    Für mich ist es besorgniserregend das er dies auch schon bei unserem Sohn und unserer Tochter gemacht hat.
    Ich empfinde es derzeit als sehr unberechenbar.


    Mein Mann und auch die Grosse gehen mit der Situation souverän um.


    Gedankenansätze sind das er sehr auf mich fixiert ist und Besitz anzeigt, oder das er noch sehr verunsichert ist, schlecht sieht und oder hört, Ängstlich ist, Revier verteidigt...


    Allerdings hört er aber nicht auf wenn man ihn anspricht.


    Wenn mein Mann dann die Situation unterbricht und lt. Hey sagt, geht er auf seine decke.
    Ansonsten ist er ein sehr ruhiger lieber alter Herr.


    Mich verunsichert dies aber leider sehr. Einfach deswegen weil es unberechenbar ist.


    Unvorhersehbar knurrt er meinen Mann z.B. auch einfach an wenn Nodi in meiner Nähe ist und er dazu kommt.
    10mal ok, beim 11.mal diese Reaktion.


    Unser Sohn gibt ihm nun mittlerweile Abends das Futter, darf ihn bei gemeinsamen Spaziergängen an der Leine führen, gibt ihm Leckerlie und übt mit ihm Sitz und Komm.
    Ohne diese "Aggressionssituationen" wäre wirklich alles perfekt.


    Auch beim spazieren gehen zeigt er teilweise dieses Verhalten.
    Komm jemand zu oder auf uns zu wenn wir z.B. stehen, knurrt und bellt er denjenigen ausdauernd an.
    Egal ob Kind, Mann, Frau.


    Ich überlege nun wie wir mit dieser Feststellung am besten umgehen.


    Wir beobachten derzeit ob sich ein Muster erkennen lässt wann er anschlägt, und ob es eventuell an Unsicherheit liegt und sich weiter verflüchtigt.
    Mein Bedenken ist bei einer Zurechtweisung das Nodi eventuell dann zwar gehorsam ist, aber der Auslöser nicht verändert wird und sich die Anspannung dann ansammelt.
    Da bildet sich dann für mich die Überlegung wann, wodurch der Auslöser da ist und eventuell nicht unterbunden werden kann.


    Am kritischten ist es ganz klar in Bezug auf meinen Sohn.
    Natürlich ist er jedes mal sehr verängstigt und die Unsicherheit des herunterkommens schwebt halt mit.


    Ich wär echt super froh und dankbar über Tips oder andere Gedankenanstösse!!

  • Ich kann leider nicht helfen, wollte aber wenigstens sagen, dass ich den Beitrag und euren Tagesablauf sehr toll finde. Alles wichtige aufgezählt und gut lesbar strukturiert und deine Vermutungen bezüglich Ressourcenverteidigung, Unsicherheit und eventueller Augengeschichte würde ich teilen.
    Aber Ideen, wie man das ganze entschärfen kann, habe ich nicht. Vielleicht könnt ihr euch eine gute Trainerin empfehlen lassen?

  • Mit unserem letzten Hund (bekamen wir als erwachsenen) hatten wir das auch mal. Was genau der Auslöser war kann ich nicht sagen, es ging jedoch wieder weg... wie so vieles, das plötzlich auftaucht und irgendwann wieder verschwindet.


    Vielleicht könnt ihr mal im Hinterkopf behalten, dass drei Wochen Eingewöhnungszeit für einen älteren Hund einfach mal nichts ist. Geht mal von mehreren Monaten bis zu einem Jahr aus. ;)


    Hinter dem Knurren und Anbellen wenn jemand dazu kommt vermute ich Unsicherheit und Eingewöhnungsstress. Da könnte es eventuell helfen, wenn einerseits die Person, die dazu kommt den Hund komplett irgnoriert und andererseits zB. Du den Hund zu dir rufst und belohnst oder auf den Platz schickst und belohnst (belohnen ist wichtig), sprich ein Alternativverhalten beibringen. Es ist gut, wenn der Hund lernt, dass er aus einer für ihn komischen Situation raus gehen kann anstatt sie mit Aggression selber zu lösen.


    Beim Spazierengehen könnt ihr erstmal Bögen um die gruseligen Leute machen oder gar umkehren.


    Übrigens hat sich unser Hund damals angefangen zu entspannen als ich dafür gesorgt habe, dass er viel und richtig gut schlafen kann :smile:

  • Ach, und ich würde einen Hund mit einer hormonellen Erkrankung, der unsicheres Verhalten zeigt die nächste Zeit auf keinen Fall alleine vor dem Bäcker warten lassen.

  • Aus der Ferne fidne ich das gerade noch schwerer zu beruteilen als sonst so die Fragestellungen hier.


    Es könnte alles mögliche sein.
    Z.B. natürlich Anfagnsgunsicherheit - er ist noch nicht mal Ansatzweise bei euch angekommen
    (mein junger, sicherer, souveräner, gut sozialisierter Hund aus einem polnischen TH hat gute 6 Monate gebraucht zum "ankommen")
    - Er hat eine "lange" Krankengeshcichte - vielleicht hat er da noch immer Beschwerden/Schmerzen/Hormonänderungen/irgendwas im Gehirn? ... Mit Cushing kenne ich mich so gar nicht aus,d aher hab ich mal ein paar mehr sachen in den raum gescmissen ,)


    Dazu ein alter Herr - vielleicht Dement? Vielleicht wird er langsam schlecht mit den Augen?
    Vielleicht kann er die Person die da runter kommt von de rTreppe nicht richtig erkennen? Und ist unsicher -und sehr viele Hunde tendieren einfach bei Unsicherheit zum Grundsatz "Angriff ist die beste Verteidigung" - daher oft eher das Knurren und verbellen.


    Vielleicht isses auch Rexourcenverteidigung - für einen Schäferhund - der als wach- und schutzhund eben bewachen und verteidigen soll - jetzt auch nicht soooo unüblich.


    Da du sehr unsicher, verwirrt und bedrückt vond em Verhalten wirkst (was ich voll und ganz nachvollziehen kann!)
    ist es vielleicht hilfreich für dich, einen guten Trainer nach Hilfe zu fragen, der sich die sache vor Ort anguckt und dir Tips geben kann, wie du damit umgehst.
    Falls du das möchtest, kann ich dir hiervon welche empfehlen:
    Trainieren statt dominieren - Startseite


    Ob jetzt "warten bis er angekommen ist" mein Mittel der wahl wäre weiß ich nicht.
    Zum einen ja, man muss dem Hund shcon Zeit einräumen um anzukommen und sich einzuleben. Zum anderen habe ich bisher nicht die Erfahrung gemacht, dass irgendein "problematisches" verhalten besser wurde, indem es ignboriert wurde ...


    Und Menschen anbellen udn anknurren in "unberechenbaren" Situationen - vor allem wenn Kinder involviert sind - wäre für MICH (trotz Hundeerfahrung) ein Punkt wo ich nen guten Trainer hinzuziehen würde. Meist reichen da kurze Dekanstöße und in 1 bis 2 Stunden ist das Thema vom Tisch.


    Viel Erfolg wünsche ich euch!

  • Ich vermute auch, daß er altersbedingt schlecht sieht und aus Unsicherheit knurrt.
    Sind die Augen schon etwas trübe? Laß mal den TA draufschaun.

  • Also erstmal ein ganz grosses und tiefes "Danke schön" für eure Zeit, Interesse und Mühe des Tippens!!


    Ich tendiere auch sehr dazu uns einen Trainer hinzuzuziehen.
    Wären es nur wir drei "Grossen", würde ich einfach noch Zeit vergehen lassen.
    Aber mit unserem Kleinen schlägt einfach wohl mein Mutterinstinkt durch und ich mag selbstverständlich auch Sicherheit vermitteln können.
    Selber bin ich mir noch dazu sehr bewusst das ich durch meine Zweifel meinen Teil dazu beitrage...


    Nodi ist wirklich ein seeehr liebenswerter Kerl, intuitiv vermute ich und wir wirklich unter anderem das altersbedingte schlechte Sehen und je nach frequenz auch schlechte hören.
    Hinzukommend natürlich diese kurze Eingewöhnungszeit.


    Es wirkt sonst absolut nicht so als ob er aggresive Züge hat.
    Angst erkennt man teilweise sehr offensichtlich... sei es der laute Müllwagen, die schleudernde Waschmaschine, ein Stück weit Dunkelheit bzw dunkle Wege.
    Er reagiert nicht darauf wenn entgegenkommende Hunde knurren oder relativ nah an ihm vorbeigehen, auch nicht auf alle Menschen.
    Lediglich auf diejenigen die irgendwie unerwartet oder zu auf ihn zugehend wohl zu nah kommen.
    Mittlerweile hört er bei uns allen wirklich gut auf pfeiffen, namen und komm. Er macht sitz und platz, lernt offensichtlich gerne.
    Beim gassigehen ist er immer aufmerksamer, zieht kaum noch und am besten/liebsten geht er mit unserem kleinen.


    Unsere Grosse schafft es draussen ihn direkt in einer knurr bell situation zu beruhigen und mit ihm weiterzugehen.


    Bis auf seinen Kauknochen zeigt er auch absolut keine reaktion wenn man beim fressen in der nähe ist.


    Er scheint ein Problem mit Enge zu haben, z.B. zwischen Tisch und Sofa, oder Treppenhaus....vermutlich weil er dort keine schnelle "fluchtmöglickeit" sieht.


    Es sind wirklich so sporadische Situationen.


    Schlaf finde ich auch interessant... ich finde schon das er ausreichend schläft. Aber wieviel ist ausreichend?


    Wo ich auch unsicher bin ist ab welchem Maß er z.B. körperlich überfordert ist.
    Wirklich offensichtlich gerne Gassi gehen tut er eigentlich nur morgens. Danach ist es immer ein auffordern müssen.


    Ich habe heute früh auch mal das tierheim angeschrieben und geschildert... auf die Antwort bin ich gespannt.
    Eventuell können die uns auch einen kooperierenden Trainer empfehlen der schon Erfahrung mit alten, geretteten Hunden hat.


    Wir hier auf dem Land sind da ja nicht sooo breit aufgestellt :-)

  • nu mag ich eine akute Situation ergänzen.
    Heute Morgen konnte mein Sohn wieder einfach die Treppe runterkommen.
    Nodi war bei mir, lag in der Küchentür, war gerade dabei ihm Futter fertig zu machen.
    Mein Sohn kam unbemerkt von hinten dazu und es war alles ok.


    Haben dann ein wenig mit Nodi geübt. Leckerchen als Belohnung.


    Sohn sitzt auf Sessel, ich auf daneben stehendem Sofa, Nodi liegt einen meter entfertn.
    Kann mir nicht in die Augen sehen, aber meinem Sohn.
    Alles gut.
    Auf einmal, von jetzt auf gleich knurrt er meinen Sohn an.
    Ich sage Nein und ab. Er knurrt weiter.
    Ich steh auf deute auf seine decke... nodi knurrt weiter.
    Dann hab ich Nodi am Halsband zu seiner Decke geführt.
    Er knurrt.
    Habe ihn dann am Halsband in den Garten geführt.
    Dann meinen Sohn zu uns gerufen und mit Sohn geredet.
    Danach war die Situation "gelöst"
    Mein Sohn hat ihm leckerli gegeben, alles ok.


    Mich belastet diese Unsicherheit wirklich sehr!


    Ich hab das Gefühl stetig aufmerksam, beobachtend zu sein.
    Mejn Sohn rechnet stetig damit angeknurrt zu werden.


    Für mich ist diese Situation so nicht mehr tragbar.
    Ich weiss auch einfach nicht wie ich vorbeugen soll oder kann :(


    Man steht ständig unter Anspannung.


    Habe eben einen Hundetrainer in der Nähe angeschrieben, ist ja Sonntag.


    Hoffe echt auf schnelle effiziente Hilfe.

  • Ich denke, dass du um jemanden, der sich das vor Ort anschaut, nicht herum kommst.


    Aber eins möchte ich dennoch sagen: Genetik ist stark. Du schreibst, dass es sich um einen Schäfer-Mix handelt. Dieser Hundetyp neigt sehr häufig dazu eine wichtige Ressource (Dich?) zu verteidigen. Du beschäftigst ihn drin und er darf sich seinen Liegeplatz frei aussuchen? Vielleicht sind das schon Knackpunkte, die dazu beitragen.

  • ja, denke auch das es schlicht unabdingbar ist professionelle Hilfe vor Ort zu haben.


    Was meinst du mit den Ansätzen?
    Besser nur draussen mit ihm beschäftigen/üben?
    Liegeplatz... sollte er sich in der Wohnung/Haus nur auf vorgegebene Plätze legen??

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!