Angst vor dem letzen Tag...ist es schon soweit?

  • Hallo Paulchen,


    das Einschläfern selber kann ganz friedlich vonstatten gehen, wenn man die Zauberworte "erst i/m sedieren" spricht.


    Will sagen: erst einen Pieks in den Oberschenkel. Bei mir bekommt kein todgeweihtes Tier mehr bei Bewusstsein eine Betäubung in die Vene, und genauso wenig kommt es auf den Behandlungstisch, wenn es denn in der Praxis sein muss.


    Ich habe bei allen Hunden, die ich wegen Krankheit in Eigenregie einschläfern lassen musste, diesen letzten gemeinsamen Gang als sehr friedlichen, intensiven Moment und als Erlösung erlebt, wenn sich der geschundene Körper entspannt und die Atmung flach und regelmäßig wird, bis dann gar kein Leben mehr in ihnen war. Teilweise habe ich sie auf dem Schoß gehalten.


    Ich schließe mich den Vorschreibern an und wünsche Euch noch eine möglichst beschwerdefreie Zeit.


    Caterina

  • Vielen Dank für eure lieben Antworten. Es tut gut, darüber zu schreiben. Wenn ich drüber rede, fange ich sofort an zu weinen und da kommt meine Umwelt nicht mit klar. Aber ich muss reden, schreiben…wie auch immer….ich kann das alles nicht mehr alleine in mich reinfressen.


    Ich weiß nicht, wie ich „zitiere“ somit versuche ich die Fragen so zu beantworten:
    Nach dem Ausrutschen auf dem Laminat waren wir beim Physiotherapeuten. Der sagte, das Ellenbogengelenk wäre ausgerenkt und hat es wieder gerichtet. Durch die Humpelei wurde die Hüfte stärker beansprucht, somit hatte er hinten dann einen starken Arthroseschub. Durch etwas Schonung und die Previcox-Tabletten haben wir das wieder in den Griff bekommen. Er läuft nun wieder ohne zu humpeln, halt nur etwas langsamer. Da er keine Kraft/Muskulatur mehr hat, kann er sich die Treppe nicht mehr „hochschieben“, er knickt dann hinten ein. Vielleicht kommt es auch vom Rücken, das es sich um ein nervliches Problem handelt. Aber für uns ist es kein Problem, ihn morgens und abends zu tragen. Wir haben an Schmerzmedis soweit eigentlich alles durch: Kortison, Tramadol, Metacam und Co haben alle nichts gebracht bzw. nicht so gut gewirkt wie Previcox.
    Das er nachts nicht mehr trinkt ist sicherlich die Angst vor’m Ausrutschen. Ich habe ihm den Napf bereits direkt neben sein Bett gestellt, aber er trinkt nichts. Eventuell ist es auch kein Durst sondern die Aufregung, das er gleich wieder getragen wird, wenn er merkt das wir aufwachen. So richtig toll findet ein stolzer Rüde das nicht, aber da muss er durch.


    Er hat in den letzten 2-3 Monaten ca. 7-8 Kilo an Gewicht verloren, von 48 auf knapp 40 Kilo. Ich denke schon, dass er einen bösartigen Tumor hat. Ich möchte ihm keine weiteren speziellen Untersuchungen wie CT, Biopsie zumuten…er hat schon so einiges durchgemacht in den letzten Jahren. Ich hoffe, das kommt nun nicht falsch rüber, das ich nicht alles für meinen Paul machen würde. Der Husten hat in den letzten Tagen zugenommen. Auf unserer Runde heute Abend hat er unterwegs 3 Mal gehustet….was für ein Mist! Das Herz könnte ich noch abklären, aber in der Praxis ist er immer so aufgeregt und ängstlich, dass ihm das Herz bis zum Hals schlägt. Ich hatte ja im Oktober die Vermutung, dass der Husten vom Herzen kommt, aber das war damals alles in Ordnung, nur viel zu schnell….das kann sich aber ja auch im letzten halben Jahr geändert haben….
    Er frisst kaum noch. Ich habe vorhin noch Rinderfettpulver gekauft, das hat er von meinem Finger geschleckt. Vom Wesen her, hat er sich auch sehr stark verändert. Er sucht nicht mehr so meine Nähe, was mir natürlich schon weh tut. Er möchte immer draußen im Garten liegen….
    Was die Situation nicht leichter macht ist, dass mein Vater an Lungenkrebs gestorben ist. Er ist damals friedlich eingeschlafen, hat einfach aufgehört zu atmen….hatte kaum Schmerzen und keine Atemnot... Ich hatte gehofft, dass es bei Paul auch so kommen könnte….


    Ich wünsche mir von Herzen, das Paul friedlich in meinem Arm einschläft. Das Leben ist nun einmal nicht unendlich, aber ich habe so eine Angst vor dem Einschläfern.....


    Liebe Grüße,
    Bianca

  • Google mal Artemesin.
    Da findest Du hier im Forum und im Polar Chat Berichte.
    Im PC hat eine Userin ihrer Hündin wegen einem Lungentumor Artemesin gegeben und der Tumor ist geschrumpft.
    Vielleicht gibt es noch Hoffnung?!

  • Bösartiger Lungenkrebs ist bei Hunden wie bei Menschen in aller Regel eine Enddiagnose, die Überlebenszeit nach der Diagnose beträgt meist nur ein paar Wochen.
    Das dein Hund ein halbes Jahr danach immer noch lebt lässt darauf schließen, dass es kein bösartiger Tumor ist. Aber natürlich können auch gutartige Tumore wachsen und beeinträchtigen bzw irgendwann in eine bösartige Form übergehen.


    Wenn es bei eurem Hund keine anderen medizinischen Ursachen für nächtliches Hecheln oder Unruhe gibt, dann kann es sich auch um geistig bedingte Alterserscheinungen handeln. Auch Hunde werden senil, oft zeigen sie dann viele nicht zielgerichtete Handlungen, vergessen wo sie hinwollten, jaulen oder bellen ohne Grund, distanzieren sich oder werden sehr anhänglich, machen in die Wohnung oder wandern nachts schlaflos umher.
    Gegen Senilität kann man durchblutungsfördernde Medikamente geben, aufhalten kann man es aber letztendlich nicht, man muss damit leben, dass der Hund sich im Alter verändert.


    Gerade hinter vermehrtem Hecheln und Husten steckt aber auch oft das Herz, das würde ich in jedem Fall mal abklären lassen. Den Verdacht auf eine Wasseransammlung im Herzen kann der Tierarzt normalerweise schon mit dem Stethoskop stellen. Entwässernde Medikamente können dann oft nochmal für längere Zeit eine gute Lebensqualität herstellen.


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    Ansonsten, ja, es kommt irgendwann der Tag, auch wenn man es nicht wahrhaben will. Ich musste meinen eigenen Hund letzten Herbst nach über 14 Jahren gehen lassen (er hatte Rückenmarkskrebs) und es war wirklich sehr schwer. Auch ich hatte sehr lange Zeit Angst davor ihn einschläfern zu lassen und habe auch immer gehofft er schläft einfach irgendwann von alleine ein. Dennoch habe ich es getan als es soweit war,ich konnte ihn ja nicht einfach im Stich lassen. Dass der Zeitpunkt gekommen war wusste ich, als ich mir nicht mehr die Frage stellen musste ob oder ob nicht.


    Da er zwar gelähmt war, aber keine schlimmen Schmerzen hatte konnten wir uns einen Abschiedstag nehmen. Diesen haben wir einmal verschoben, der Tierarzt war schon bestellt, aber es war einfach der falsche Tag. Am nächsten Tag sind wir mit ihm im Auto rumgefahren und haben seine Lieblingsplätze besucht, dann haben wir zusammen im Park gesessen (da er gelähmt war mussten wir ihn natürlich auch tragen, aber ich denke er hat die Sonne an diesem Tag nochmal genossen und sich über eine Dose Thunfisch gefreut). Ich denke, sofern ein solcher letzter Tag gut sein kann war er das für uns.
    Wir haben ihn zuhause einschläfern lassen, das fanden wir für ihn am schönsten. Er wurde ebenfalls erst betäubt und bekam dann die finale Spritze, da es auch bei ihm mit den Venen sehr schwierig war auch ins Herz, allerdings dauerte es nur Sekunden bis der Tod eintrat und es war sehr friedlich. Wir waren die ganze Zeit bei ihm.
    Auch wenn ich große Angst vor dem Moment hatte, habe ich mich dennoch im Vorfeld über verschiedene Medikamente informiert und den Tierarzt vorher gefragt welche er verwendet, denn ich wollte auf keinen Fall das veraltete Mittel wie z.B. T61 benutzt werden, durch welche es tatsächlich zu einem Todeskampf kommen kann.
    Ich habe viel gelesen und mir sogar Videos von Einschläferungen angesehen um mich auf den Moment vorzubereiten, mir persönlich hat das geholfen, weil ich wusste was auf mich zu kommt.


    Sein Tod ist genau heute 5 Monate her und ich gestehe mir hängt es immer noch sehr nach, seine letzten Tage und vor allem auch seine letzten Momente, ich fand es so schrecklich an diesem Tag zu wissen, dass es der letzte ist und auch, dass ich es entscheiden musste, dass er an diesem Tag sterben sollte.
    Dennoch weiß ich auch, er konnte einfach nicht länger bleiben und es war der letzte Gefallen, der letzte Liebesbeweis, den ich ihm mitgeben konnte.


    Ich vermisse ihn auch jetzt noch und weine wenn ich an ihn denke oder dies hier schreibe. Aber letztendlich ist es wie immer wenn wir jemanden verlieren den wir lieben, auch wenn die Sehnsucht bleibt, die Trauer vergeht irgendwann und man kann mit Freude zurückblicken auf die guten Zeiten.
    Selbst wenn es dir im Moment vielleicht noch nicht so vorkommt, auch du wirst loslassen können wenn es soweit ist.

  • Ich kann mich jelly - fish in ganz vielen Punkten anschließen. Wenn es so weit ist, weiß man es einfach und der Hund zeigt es Dir auch. Ich musste diesen Weg in den letzten 1,5 Jahren 2 x gehen. Es ist kein leichter Weg, aber die Tatsache, daß man dem geliebten Tier unnötiges Leid ersparen kann, hilft, damit umzugehen
    Und es waren trotz aller Trauer auch sehr intensive und friedliche Momente.
    Freue Dich über jeden Tag, an dem es Paul überwiegend gut geht, genießt jeden gemeinsamen Moment!!
    Ich wünsche Dir viel Kraft!! :streichel:

  • Hallo ihr Lieben!


    Vielen Dank für eure Antworten. Freitagnacht war es sehr schlimm mit Paul. Er war die ganze Nacht unruhig, hat gehechelt und der Husten kam in immer kürzeren Abständen, er hörte sich sehr quälend an. Am Samstag waren wir dann bei meiner Tierärztin, zum Glück hatte die Notdienst. Ich hatte noch die Hoffnung, das es evtl. das Herz wäre, aber leider stellte sich heraus, das es von der Lunge kommt und Paul bereits Atemnot hat. Wir hätten es noch mit Entwässerungstabletten oder Cortison probieren können, aber da er Cortison nicht verträgt und auch sehr abgebaut hat, haben wir ihn direkt erlöst. Sie meinte, man könnte es mit den Tabletten noch etwas hinauszögern, aber wozu ihn noch quälen? Er hat kaum noch auf sie reagiert, obwohl er mittlerweile etwas Angst vor ihr hatte. So oft wie wir in den Jahren dort waren...Er ist ganz ruhig liegen geblieben und friedlich eingeschlafen. Zum Glück hat sie noch eine Vene gefunden und musste ihm nicht ins Herz spritzen. Ich habe ihn bis zum Schluß im Arm gehalten. Mein armer Puh-Bär...es tut mir leid, das ich dir nicht mehr helfen konnte...ich hoffe, du verzeihst mir und bist nun glücklich und schmerzfrei....


    Liebe Grüße,
    Bianca

  • liebe bianca,


    das tut mir sehr leid... und auch, wenn es sich jetzt nicht so anfühlt, du hast das richtige getan.


    bei pablo und paige war es genauso... ich fühle mit dir :( :streichel:

  • Liebe Bianca, es tut mir leid, dass es jetzt doch so schnell enden musste. Aber es ist, wie alle es vorausgesagt haben: wenn der richtige Moment ist, weiss man es einfach...
    Lieber Paul, komm gut an Auf deiner letzten Reise :|

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