Lucas überhört mich - vom Leben mit dem autarken Hund

  • Moin,


    mein Lucas, spanischer Mischling aus Jagd- und Hütehund ist eigentlich eine Seele von Hund, "mein Wellnesshund" sag ich immer, nach schwierigen Kandidaten, er brachte einfach alles mit.


    Nur ein Problem haben wir miteinander, Lucas entscheidet sehr selbstständig, ob und wann er meine Kommandos sinnvoll findet und wann nicht. Normalerweise kann ich damit gut leben, ich geb sie nur - wenn wirklich notwendig und bislang sind wir so, sehr gut gefahren.


    Ich beschreib mal was ich meine. Hundeplatz, "sitz" - er setzt sich, wir freuen uns. Drei Minuten später "sitz" - er setzt sich, eindeutig, um mir einen Gefallen zu tun..... noch mal drei Minuten später "sitz" Lucas schaut mich an, so als ob ich nicht bis drei zählen könnte, setzt sich aber - beim vierten "Sitz" wird er blind (wir arbeiten auch mit Sichtzeichen) und taub, schaut auch demonstrativ überall hin, nur nicht mehr zu mir. Das also ist unsere Grenze.... Normalerweise geb ich derartige Kommandos aber auch nicht auf Reihe, wer braucht das schon im Alltag.


    Jetzt zum Problem, seit vier Wochen haben wir den kleinen Findus und der findet es einfach supercool, wenn wir etwas von ihm verlangen.... ich pfeiffe, er fliegt, ich rufe, er fliegt, ich bleibe stehen, er fliegt.... das ist durchaus etwas, das uns sehr viel Freude macht. Nur hab ich wohl vergessen, Lucas einzubeziehen, der kommt wohl wenn er Lust hat auch und bekommt ebenso ein Leckerchen, aber irgendwann kommt er eben nicht mehr....... Wenn ich Findus ruft und Lucas kommt - gab`s auch ein Leckerchen, nur kommt Lucas nicht mehr, wenn ich ihn rufe.


    Er geht aufs Feld und mäuselt und egal was ich anstelle, er kommt einfach nicht...... selbst hingehen und ihn anleinen, funktionierte nicht, weil er dann einfach weiter schnürte....


    Also, mich außer Sicht begeben funktioniert sehr gut, mich ins Auto setzen und davon fahren, ebenfalls.... nur, so wie ich meinen Hund kenne, begreift der spätestens beim 5. mal anhalten, das ich auf ihn warten werde - und dann? Außer Sicht sind hier auf dem freien Feld aber auch schon mal 500 mtr. mir - eindeutig zu weit.


    Heute hab ich mich außer Sicht begeben (weil es auch grad ging), ihn wortlos angeleint, als er kam und bin nach Hause gefahren, Spaziergang abgebrochen.


    Ab heute Nachmittag gibt es Leinenknast, wer nicht hören kann - muss halt an der Leine bleiben.


    Habt Ihr Ideen, was ich machen könnte? Neu aufbauen? Ich hab einen Superrückruf, auf den es Leberwurst gibt, Findus fliegt - Lucas manchmal, wenn er grad Leberwurst mag..... es gibt nichts, gar nichts, wofür er etwas tun würde, was er nicht will. Weder Leckerchen, noch Spielzeug. Und es gibt Tage, da will er - wirklich, da macht er Faxen und andere, da will er eben garnichts, außer mäuseln.....


    Einzeln spazieren gehen ist leider schlecht möglich geworden, weil mir der Bauer den anliegenden Privatweg verboten hat und ich nun immer fahren muss....


    Sundri :verzweifelt:

  • Es ist schön wenn man einen intelligenten Hund hat :D meistens :ugly:


    Hunde sind wahnsinnig gut im "manipulieren". Lucas weiss bestimmt (da sind wir uns einig, oder?) was du von ihm willst. Dass ihm das zu doof wird, schön und gut.
    Diesen Hund würde ich einfach VERPFLICHTEN zu tun was ich will. Kenne ich bei meiner genau so.
    Wenn sie nicht WILL dann MUSS sie halt.
    Setze ich aber wirklich nur bei wichtigen Dingen ein. Zb. wenn sie stehen bleiben muss. Wenn sie kommen muss. Nicht ständig, sonst fände ich das als Hund auch ziemlich doof :lol:


    Bei ihm würde ich ne Schleppi dran machen und den Rückruf einfach durchsetzen. Und dann auch ohne Schlepp. Da werd ich auch mal sauer. Ich lasse mir nicht auf der Nase rumtanzen :rotekarte:
    Klar, da geht man mal Kompromisse ein, aber irgendwo ist (zumindest bei mir) auch mal Schluss mit lustig...


    Ob das bei ihm so ähnlich ist, wie bei meiner, weiss ich natürlich nicht. Aber für mich liest sich das schon so :D

  • xD ja natürlich ist es schön..... und da sind wir uns einig, er weiß genau, was ich will.


    Grad vor zwei Tagen, wir sind in neuem Gebiet, links Wald, rechts Feld, die ganze Zeit hab ich es geschafft, das Lucas auf dem Weg bleibt und nicht in den Wald entfleucht. 30 mtr. vorm Auto geht er auf und davon - ins Feld, an einem Graben lang.


    Ich rufe, er bleibt stehen, sieht mich an - und geht weiter von mir weg. Ich werde laut, er bleibt stehen, schaut mich an und geht weiter in die andere Richtung. So als wolle er sagen "ich weiß, was Du willst, ich könnte auch, aber ich will nicht!" Brüll ich ihm hinterher, "Alter Sauzahn!" schlägt er einen Bogen und läuft zum Auto...... :rotekarte: A....lochhund!


    Schlepp, mit Schlepp haben wir gar keine Probleme........ das ist wie Leine...... nur im Freilauf - er weiß genau, das ich nichts machen kann..... wenn er erst mal frei ist.


    Miesmops.....


    Sundri

  • Schlepp, mit Schlepp haben wir gar keine Probleme........ das ist wie Leine...... nur im Freilauf - er weiß genau, das ich nichts machen kann..... wenn er erst mal frei ist.


    Miesmops.....

    Vielleicht liegt der Fokus bei Deinem Training zu sehr auf "Eingreifen" und Maßregelung?

  • Wie meinst Du das? Ich möchte ja gar nicht viel, ich möchte nur, das er kommt, wenn ich das will bzw. wenn mir der Abstand zu groß wird.


    Bislang bewegte er sich frei um mich herum und durfte auch mal mäuseln, weil er ja nachkommt - aber grad eben geht er "bewusst" von mir weg, das empfinde ich als unangenehm. aber 50 mtr. wird es mir einfach zu weit.....


    Ich hab bisher nur gerufen, wenn es nötig war, Jogger, Autos oder Radfahrer kommen und das klappte auch immer..... durch Findus rufe ich durchaus öfter, aber eben nicht ihn. Ist ja schon ein Unterschied zwischen Lucas und Findus im Rufen. Wobei, wenn ich mit Pfeiffe arbeite, dann erwarte ich auch, das Beide kommen, aber das passiert auf dem Spaziergang eventuell zwei, drei Mal - ich will den Ruf nicht abnutzen. Aber auch hier kommt Lucas nicht mehr.


    Und massregeln? Außer ihn wortlos anleinen, wenn er dann doch kommt.... hab ich noch nichts weiter getan. Ach ja, ich hab sehr darauf geachtet, ihn nicht immer anzuleinen,w enn ich ihn rufe, damit er nicht lernt "Ruf=Leine"


    Sundri

  • Genau das Problem habe ich mit Gina auch...draußen ist alles interessanter als ich...leckerchen, spielzeuge, nichts funktioniert :barbar: sie guckt wenn ich rufe und dann geht sie weiter ihren Weg...an der Schlepp funktioniert es super, aber wenn sie frei ist weiß sie, dass ich nicht eingreifen kann und das wird schön ausgenutzt....Mittlerweile mache ich sie gar nicht mehr los...es ist zum verzweifeln :ka:

  • Hast du schon probiert ein Stop-Kommando (einfaches stehen bleiben ohne hinsetzen) einzuführen? Das funktioniert oft besser bei sturen Hunden als der klassische Abruf. Stehen bleiben wird oft als "weniger unnötig" empfunden als das rumgerenne beim Abruf.


    Ansonsten gehört ein Hund der nicht hört eben an die (Schlepp-)Leine. Zum Training wird die Schleppleine nichts bringen wenn er ganz klar zwischen Leine und Freilauf unterscheiden kann, aber ein nicht gehorsamer Hund gehört eben gesichert - vollkommen egal warum er nicht hört und wie freundlich/ungefährlich er ist.


    Evtl kannst du noch etwas an der Belohnung/Motivation herumprobieren. Statt Futter evtl mal Suchspiele, einige Meter gemeinsam sprinten, zergeln etc.



    Bis ihr das Problem wieder zuverlässig(!) in den Griff bekommen habt finde ich es wichtig, dass es nicht mehr zu Gelegenheiten kommt, bei der er den Abruf ignoriert. Also lieber einmal öfters abholen, nur rufen wenn er ganz sicher kommt bzw die meiste Zeit eben die (Schlepp-/Flexi-)Leine dran lassen.

  • Lohnt es sich für Lucas denn, Deinen Kommandos nachzukommen? Bzw. sind die Belohnungen, die Du als solche ansiehst, für ihn auch wirklich attraktiv?

  • Das er ab heute Nachmittag angeleint bleibt, das ist mal sicher.... ich sehe das genauso - ein Hund der nicht kommt, wenn ich rufe - muss gesichert werden.


    Lohnt sich das - spannende Frage, ich schrieb ja, es gibt absolut nichts, was er haben will, wenn er nicht will..... mal funzen Käsewürfel, mal getrocknetes Entenfleisch (da steht er eigentlich total drauf), mal Leberwurst, aber auch nur, wenn es ihm genehm ist.


    Spielen mit mir? Tut er nicht..... oder nur sehr selten und dann muss es von ihm ausgehen - ihn dazu animieren klappt nicht. Gemeinsames Tun, das könnte sein, dass ich das verpennt hab - nur weiß ich nicht, was ich machen könnte..... apportieren tut er nicht - haben wir grad wieder versucht, weil wir mit Findus üben. Da klappt gar nicht, ist nicht sein Ding.


    Suchen habe ich auch probiert, aber er nahm sehr sehr lange nichts vom Boden auf (was ich einerseits sehr schätze), selbst ein herunter gefallenes Leckerchen schaute er nur an, so nach dem Motto "Oh, nun ist es weg....." Na ja - nun hat es Findus. xD muss ich es nicht mehr aufheben.


    Findus findet Leckerliewerfen klasse, Lucas schaut nur zu.... "Echt, sowas machst Du?"


    Spielzeug ist absolut unspannend, egal was ich damit anstelle, er lässt sich nicht mitreißen. Zergeln würde er z.B. nie.... irgendetwas aufheben auch nicht.


    Ich erinnere mich aber grad, das ich das Problem schon mal hatte, vor einem guten Jahr - da hat lange an der Leine bleiben geholfen..... die Leinenpflicht kommt ja jetzt eh. Schade eigentlich.


    Ich hab tatsächlich schon drüber nachgedacht, ihm sein Futter nur noch unterwegs zu geben..... das wäre das Einzige, was mir einfällt. Oder eben doch ein Stopp Kommando, das haben wir nicht, wäre zumindest eine Chance?


    Sundri

  • Hallo,


    das Problem hatte ich 1:1 auch als der Zweithund eingezogen ist. Das liegt aber meiner Meinung nach daran, dass ich den Fokus zu sehr auf die Erziehung des Zweithundes gesetzt habe, weil ich die Fehler vom ersten Mal ausmerzen wollte. Und ein Hund ist natürlich nicht blöd und merkt doch, dass man nicht 100% bei ihm ist. Da du ja erst seit 4 Wochen zwei Hunde hast (oder hast du noch mehr?), musst du dich ja auch erst mal dran gewöhnen dich auf 2 Hunde zu konzentrieren. Einer kommt dann schnell mal zu kurz.
    Ich kann dir nur raten dich wieder mehr mit dem Ersthund zu beschäftigen, sodass es sich mehr für ihn lohnt in einem gewissen Radius zu bleiben und auch mal zu dir zu kommen. Ich würde auch die Belohnung höherwertig ausfallen lassen (Fleischwurst, Nassfutter, Leberwurst, Pansen etc.). Wenn ich mit Superpfiff abpfeife, dann gibt es richtig geile Sachen, aber das mache ich dann auch nicht 3x auf einem Spaziergang. Du kannst es auch drinnen am Futternapf noch mal klassisch "auffrischen" bevor du den Napf hin stellst. Bei ganz sturen Hunden hilft auch pfeifen und in die andere Richtung weg rennen, aber so richtig. Nicht so halbherzig, sondern Pfiff und los sprinten. Sobald der Hund dich dann eingeholt hat, Party und Superfutter oder Spielen wenn er drauf abfährt. Ich füttere bei Pfiff übrigens immer beide und dann ist mir das egal ob der eine sowieso grad neben mir steht. Pfiff heißt "beide sofort zu mir!"
    Mit dem neuen Hund ist es auch schwierig für ihn zu filtern wann er gemeint ist und wann der Neue. Kann sein, dass es für ihn alles in deinem "Gebrabbel" untergeht und er sich nicht mehr angesprochen fühlt, weil du jetzt ja auch viel öfter rufst.
    Ich mache auch solche Übungen, dass beide absitzen müssen und ich stehe etwas abseits und rufe aber nur einen mit Namen und "Hier" und dann darf auch nur der eine kommen. Rufe ich "Jungs hier" oder nur "Hier" oder Pfiff, dürfen beide los stürmen. Das ist eben für einen Hund auch nicht leicht.


    Bei uns klappt "Stopp" auch besser als Rückruf, weil er den Sinn darin nicht sieht den Weg 2x zu laufen (zu mir und dahin zurück wo er grad war).



    Du hast grad noch geschrieben, dass dein Hund sich für nichts interessiert. Das kann aber auch an dir liegen, weil du ihm nie etwas wirklich schmackhaft gemacht hast. Findus scheint ja mehr anzubieten oder springt auf mehr an, das ist natürlich einfacher. Heißt aber nicht, dass Lucas nichts hat was ihm Freude bereiten würde. Hunde können z.B. auch lernen zu spielen und wenn du meinetwegen anfängst draußen zu füttern, kann er vielleicht Freude daran entwickeln sich sein Futter zu verdienen, sprich mit dir zu arbeiten. Das kann ja ganz unterschiedlich aussehen und wenn er dabei z.B. lernt einen Futterbeutel anzuzeigen oder zu bringen, hat er eventuell auch irgendwann Spaß daran, obwohl es später wieder Futter aus dem Napf gibt. Nicht jeder Hund der so "stur" durch die Gegend rennt ist autark, manchmal hat man ihn einfach noch nicht geknackt :smile: Ich glaube es könnte sich lohnen sich mal mehr mit ihm zu beschäftigen.

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