Austausch gesucht, ängstlicher Hund aus dem Tierschutz verweigert Gassirunden.

  • Grüß dich, Erika, du hast ja Zazis Einzug seinerzeit fast "hautnah" miterlebt. Dein grandioser Tipp mit dem Babybett für Zazi als Rückzugsort für die ersten Wochen hat uns das Leben sehr erleichtert....und Zazi hat sich zu einem wirklich tollen Kerl entwickelt. Er liebt alle Menschen und hat ein gutes Sozialverhalten Artgenossen gegenüber. Jagdtrieb gleich Null ( da waren wir von Woody ja Kummer gewohnt ), nur dieses leidige Laufen, da ändert sich einfach nix! Ein sehr einfühlsamer Trainer sagte über Zazi, da könne man einfach nichts tun, der Hund habe wohl fürchterliche Erfahrungen gemacht und wir sollten ihn, ähnlich lautet ja auch dein Vorschlag, immer wieder versuchen zu motivieren oder in den Garten lassen, wenn er sich verweigert. Das tun wir derzeit auch.
    Zazi hat zwei "Zuhause", er lebt abwechselnd bei mir und meinem Partner, damit kommt er aber gut klar. Ein Zweithund ist leider im Moment gar nicht möglich, ich bin mir aber sicher, dass ein nettes Hundemädchen viel bewirken könnte. Ich werde jetzt aufgrund eurer Anregungen doch einmal ausprobieren, wie Zazi auf die Nachbarhündin reagiert, die einen sehr coolen und gefestigten Eindruck macht.

  • Je nach dem, wie alt er ist und wie stark die Augen beeinträchtigt sind, würde ich mir eher keine großen Hoffnungen auf Wanderurlaub oder fremde Umgebungen mit ihm machen. Wenn er zeitweise immer wieder bei deinem Partner wohnt, dann ist es doch kein Problem für dich, diese Sachen ohne ihn zu machen. Ich denke, damit tust du ihm einen größeren Gefallen.

    Wir haben bereits mit zwei Trainern mit unterschiedlichen Ansätzen gearbeitet, leider erfolglos.

    Was waren das für Ansätze? Vielleicht kann man über Ausschlussverfahren ja noch ein paar Ideen finden.
    Wenn die Nachbarshündin noch nicht die richtige ist, wäre vielleicht noch Suche nach dem passenden Therapiehund über Aushänge/Internet o.ä. möglich.

  • Oh je, das hört sich ja traurig an. Du schreibst ja er hat keine Probleme mit Menschen oder Hunden. Wenn Du sagst er ist ein ängstlicher Hund, wovor hat er denn Angst ?
    Was passiert wenn ihr Euch draußen einfach auf eine Wiese setzt und die Welt betrachtet ?


    Ich hatte einmal ähnliches mit einer Angsthündin die panisch im Garten war, während Spaziergänge ok waren. War auch so eine merkwürdige Sache.
    Ich denke auch eine nette Gassibegleitung könnte bei Euch helfen.

  • Je nach dem, wie alt er ist und wie stark die Augen beeinträchtigt sind, würde ich mir eher keine großen Hoffnungen auf Wanderurlaub oder fremde Umgebungen mit ihm machen. Wenn er zeitweise immer wieder bei deinem Partner wohnt, dann ist es doch kein Problem für dich, diese Sachen ohne ihn zu machen. Ich denke, damit tust du ihm einen größeren Gefallen.

    Was waren das für Ansätze? Vielleicht kann man über Ausschlussverfahren ja noch ein paar Ideen finden.Wenn die Nachbarshündin noch nicht die richtige ist, wäre vielleicht noch Suche nach dem passenden Therapiehund über Aushänge/Internet o.ä. möglich.

    Den Wanderurlaub habe ich gedanklich schon gestrichen ( zumindest in Zazi-Begleitung )... ich suche auch eigentlich Hilfe für Zazi, weil ich sehe, wie ungezwungen er draußen sein kann, wenn er frei von Ängsten ist.
    Hundetrainerin 1 hat mit Schleppleine gearbeitet. Wenn Zazi stehen blieb, hat sie die Leine leicht angezogen, so dass sich natürlich ein Druck auf den Hals entwickelt hat und er nicht weglaufen konnte. Das hat aber dauerhaft eigentlich nichts gebracht, es war immer eine unangenehme Übungssituation, und die Trainerin schätzte Zazi so ein, dass er dickköpfig und stur seinen Willen durchsetzen wollte.
    Trainer Nr. 2 war mir von seinem Verständnis für Zazi her sehr sympathisch! Es gab bestimmte Wiederholungen ( Zazi immer anleinen, bevor er aus dem Auto springt oder wir das Haus verlassen, ganz ruhige Abläufe, in Stressituationen stehen bleiben und abwarten etc. ) Zazi sollte an einer kurzen Leine eng geführt werden, aber keinesfalls gezogen oder gezerrt. Das hat sogar in der Trainingssituation einige Male ganz gut geklappt, aber eben nicht dauerhaft. Und längst nicht in jeder Umgebung...
    Bei Zazi ist es so, dass sein Verhalten sich manchmal so schnell ändert als wenn man einen Schalter umlegt und er in einen Panik-Modus fällt! Dann geht nichts mehr, kein Lieblingsleckerchen, gutes Zureden, was auch immer, keine Chance.

  • In Stresssituationen stehen bleiben finde ich nicht so gut. Der Hund sollte ja lernen, dass er euch in jede Situation "blind" folgen kann. Und wenn ihm dann was nicht behagt und ihr helft ihm nicht da raus, dann wächst das Vertrauen vielleicht eher langsamer.
    Auch besonders lange oder besonders kurze Leine war vielleicht beides zu extrem. Wobei... kommt ja drauf an, wie der Hund normalerweise laufen möchte.


    Habt ihr denn schon Sachen gemacht, die außerhalb der Gassigänge Vertrauen und gewünschte Verhaltensmuster stärken, die man dann später mit nach draußen nehmen könnte?

  • Ich vermute ähnliches wie dein zweiter Hundetrainer. Wisst ihr irgendetwas darüber, was er in Ungarn erlebt hat? Es gibt hier in Ungarn die abstrusesten Dinge, die die Ungarn im Umgang mit ihren Hunden für normal halten, daher kann es durchaus sein, dass Zazi vlt. relativ jung irgendetwas erlebt hat, was dieses Verhalten heute noch auslöst.


    Ich habe hier selbst ein Pony und seit vorigem Jahr einen Schäferhund, die mit Stromdrähten traktiert wurden und arge Probleme hatten. Und ich habe ebenfalls einen Hund, der ähnliches Verhalten zeigt wie Zazi. Bei Toffee - unserem Hund - weiss ich nicht, was er erlebt hat, er ist uns zugelaufen. Aber Toffee kriegts ohne weiteres fertig und geht am Tag für höchstens fünf Minuten aufgeteilt auf drei Mal nach draussen. Und den Rest des Tages verbringt er in einer Hundebox - die ist offen, er könnte raus, wenn er wollte. Will er aber nicht, eher bringt er sich um. An einem guten Tag rennt er freudestrahlend, gut gelaunt und fröhlich stundenlang im Garten herum - dank Hundeklappe in der Haustür ist der Garten immer zugänglich. Genauso verhält es sich, wenn er mit raus soll. Entweder freudestrahlend, manchmal aber nur für einige Minuten und oftmals nichtmal dann, wenn es ihn das Leben kostet. Aber das ist absolut und total tagesverfassungsabhängig, manchmal habe ich den Eindruck, der Hund ist autistisch...


    Ich würde es an deiner Stelle weiterhin mit positiver Verstärkung probieren - mit Druck kommt man da eher nicht weiter.

  • Oh je, das hört sich ja traurig an. Du schreibst ja er hat keine Probleme mit Menschen oder Hunden. Wenn Du sagst er ist ein ängstlicher Hund, wovor hat er denn Angst ?
    Was passiert wenn ihr Euch draußen einfach auf eine Wiese setzt und die Welt betrachtet ?


    Ich hatte einmal ähnliches mit einer Angsthündin die panisch im Garten war, während Spaziergänge ok waren. War auch so eine merkwürdige Sache.
    Ich denke auch eine nette Gassibegleitung könnte bei Euch helfen.


    Im Haus oder bei Freunden ist Zazi ganz relaxt, sucht Körperkontakt, spielt mit seinen Schmusetieren. In unserer Fußball-Fangruppe ist Zazi quasi das Maskottchen...
    Er liebt es, in geschlossenen Räumen zu sein, da fühlt er sich ganz sicher. Er hat keine Probleme, ein paar Stunden allein zu bleiben, freut sich dann aber ein Loch in den Bauch, wenn wir wiederkommen.
    Es ist wahrscheinlich eine Verknüpfung verschiedener Gerüche, Geräusche, was auch immer, wie bei deiner Angsthündin der Garten Auslöser war. Ich hatte schon beschrieben, in welchem desolaten Zustand Zazi bei uns einzog, er war wirklich lebensbedrohlich abgemagert. Er ist aber extrem willensstark, deswegen hat er diese Hölle wohl überlebt.

  • Bei Zazi ist es so, dass sein Verhalten sich manchmal so schnell ändert als wenn man einen Schalter umlegt und er in einen Panik-Modus fällt! Dann geht nichts mehr, kein Lieblingsleckerchen, gutes Zureden, was auch immer, keine Chance.


    Ich vermute ähnliches wie dein zweiter Hundetrainer. Wisst ihr irgendetwas darüber, was er in Ungarn erlebt hat? Es gibt hier in Ungarn die abstrusesten Dinge, die die Ungarn im Umgang mit ihren Hunden für normal halten, daher kann es durchaus sein, dass Zazi vlt. relativ jung irgendetwas erlebt hat, was dieses Verhalten heute noch auslöst.


    Ich habe hier selbst ein Pony und seit vorigem Jahr einen Schäferhund, die mit Stromdrähten traktiert wurden und arge Probleme hatten. Und ich habe ebenfalls einen Hund, der ähnliches Verhalten zeigt wie Zazi. Bei Toffee - unserem Hund - weiss ich nicht, was er erlebt hat, er ist uns zugelaufen. Aber Toffee kriegts ohne weiteres fertig und geht am Tag für höchstens fünf Minuten aufgeteilt auf drei Mal nach draussen. Und den Rest des Tages verbringt er in einer Hundebox - die ist offen, er könnte raus, wenn er wollte. Will er aber nicht, eher bringt er sich um. An einem guten Tag rennt er freudestrahlend, gut gelaunt und fröhlich stundenlang im Garten herum - dank Hundeklappe in der Haustür ist der Garten immer zugänglich. Genauso verhält es sich, wenn er mit raus soll. Entweder freudestrahlend, manchmal aber nur für einige Minuten und oftmals nichtmal dann, wenn es ihn das Leben kostet. Aber das ist absolut und total tagesverfassungsabhängig, manchmal habe ich den Eindruck, der Hund ist autistisch...


    Ich würde es an deiner Stelle weiterhin mit positiver Verstärkung probieren - mit Druck kommt man da eher nicht weiter.

    Birgit,Toffee scheint einer ähnlichen Hölle entronnen zu sein wie Zazi. Du schreibst, er würde sich lieber umbringen, als die Box zu verlassen. Ich glaube auch, dass Zazi in seinem Panikmodus lieber an der Leine ersticken würde als auch nur einen cm weiter zu laufen. Es tut weh, so etwas zu erleben, daher haben wir uns auch entschieden, ihn nicht zu quälen oder ihn mit Zwang zum Laufen zu bringen. Hat Toffee Kontakt zu anderen Hunden? Wie ist seine Beziehung zu euch?

  • Ja ich denke auch mit Zwang kommt man da nicht weiter. Mein Rüde zumindest macht in Paniksituationen total dicht, im besten Fall lernt er dann nichts´, im schlechtesten Fall verknüpft er die Situation negativ. Klar muss man manchmal einfach durch , um wegzukommen ... aber das fördert das Vertrauen überhaupt nicht.
    Ich würde versuchen da weiter ohne Erwartungen ranzugehen. Im Haus Dinge zu üben und sie dann nach draußen zu übertragen ist eine gute Idee. Wählt übersichtliche Wege auf dem Land, am besten irgendwo im Nichts. Und alles ganz easy, immer mit guter Laune und versucht Spaß miteinander zu haben. Solange er in der Pampa nicht entspannt, bringt es nichts in belebten Gegenden zu agieren.
    Ich weiß das ist schwer, aber man braucht als Mensch selbst einen freien Kopf, damit Hund entspannen kann.

  • Birgit,Toffee scheint einer ähnlichen Hölle entronnen zu sein wie Zazi. Du schreibst, er würde sich lieber umbringen, als die Box zu verlassen. Ich glaube auch, dass Zazi in seinem Panikmodus lieber an der Leine ersticken würde als auch nur einen cm weiter zu laufen. Es tut weh, so etwas zu erleben, daher haben wir uns auch entschieden, ihn nicht zu quälen oder ihn mit Zwang zum Laufen zu bringen. Hat Toffee Kontakt zu anderen Hunden? Wie ist seine Beziehung zu euch?

    Toffee lebt bei mir in einer größeren Hundegruppe mit Hunden unterschiedlicher Größe und jeden Alters. Er versteht sich grundsätzlich gut mit anderen Hunden, mit unseren größeren Mädels spielt er gern, die kleinen ignoriert er üblicherweise. Allerdings neigt Toffee in manchen Situationen zu Übersprungshandlungen und beisst dann. Er bekommt manchmal buchstäbliche "Tunnelphasen" in denen er nichts mehr mitbekommt bis auf das, was er machen will. Das passiert u.a. manchmal beim Rennen - da sieht er dann vor lauter Rennen nicht, dass man ihm im Weg steht und er knallt gegen einen. In so einer Situation kann es passieren, dass er zubeisst - und hat meinen Mann auch schon in den Oberschenkel gebissen. Wenn er keine "Tunnelphase" hat, ist er völlig unproblematisch, vertraut uns auch absolut und ist sehr lieb, gehorsam und verschmust. Diese "Tunnelphase" bezeichne ich gern als "Autistische Phasen", dass er tatsächlich dann zuschnappt/beisst war in der Anfangzeit eher der Fall als heute - offenbar hat diese Reaktion mit steigendem Vertrauen abgenommen.


    Wir lassen Toffee auch einfach in Ruhe, wenn er absolut nicht raus will - es macht bei ihm keinen Sinn, ihn zwangsweise mitzunehmen oder in den Garten zu sperren. An der Leine hängt er sich nur beinah auf, weil er zurück will und wenn ich ihn gegen seinen Willen in den Garten schicke und mache das Tor zu, springt er nur die ganze Zeit am Tor hoch und will wieder rein. Es scheint, dass sein Verhalten uns mehr belastet als ihn - also lassen wir ihn einfach das machen, was er möchte. Will er raus/ mit uns mitgehen, kann er das. Will er das nicht, lassen wir ihn auch. Wenn wir ihn zwingend, erreichen wir höchstens, dass der Hund permanent unter Stress steht - das kanns ja nicht sein. Er ist ja, wie Zazi offenbar auch, nicht unglücklich mit der Situation sondern möchte es selbst so.

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