Kontroll- und Angsthund richtig trainieren

  • Hallo liebe Hundkenner!


    Wir sind wieder mal auf der Suche nach Tipps und Erfahrungen für Erziehung, Training und Pflege unserer kleinen Mia. Wie sich in den letzten Tagen immer mehr herausstellt ist sie ein ganz schöner Kontrollfreak. Sie läuft uns eigentlich immer nach (außer sie geht von selbst in ein anderes Zimmer um etwas zu tun, was sie nicht darf: meistens die Dielen knabbern; wenn sie das also macht, laufen wir ihr früher oder später auch immer selber hinterher, was für die Situation nicht sonderlich förderlich ist...), sie begrüßt uns unglaublich überschwänglich, auch wenn man einfach im Bad war, oder im anderen Zimmer (einer von uns) gearbeitet hat bei geschlossener Tür, oder einfach länger geschlafen hat, sie legt sich oft in den Türrahmen und "hütet" uns von dort aus (auch wenn wir versuchen das zu unterbinden, indem wir sie auf ihren Platz im jeweiligen Zimmer schicken). Besuch bellt sie and und kontrolliert ihn, auch nachdem sie sich beruhig hat. Sie drängt immer zuerst aus der Tür, auch wenn wir das die ganze Zeit unterbinden. Bei fremden Hunden, vor denen sie sehr viel Angst hat, hat sie letztens endlich angefangen sich hinter mir zu verstecken, statt sie zu verbellen und anzuknurren und dann wie wild weg zu zerren.


    Sie ist eine super süße und sehr intelligente Maus, die gefallen und gehorchen will: sie arbeitet fast immer fleißig mit, besonders, wenn sie dann im "Konzentrationsmodus" ist, sie kommt fast immer, sie frisst nur nach Freigabe, lässt sich Pfoten abwischen und geht ins Haus nur nach Freigabe nach Spaziergängen, läuft nach Ableinen nur nach Freigabe davon, sucht oft Blickkontakt, auch im Freien und beim Spazieren zunehmend, wofür sie natürlich immer belohnt und gelobt wird. Aber eben dieses Kontrollbedürfnis und diese Angst geben uns zu denken, dass wir ihr irgendwie noch nicht die nötige Sicherheit vermitteln. Sie ist nun 5 Monate alt und seit 3 Wochen bei uns.


    Jetzt spezifisch zum Training: Das Kommando "Körbchen" üben wir fleißig, es ist aber mühsam. Sie bleibt drin, solange man davor steht oder eben höchstens in ihrem Blickfeld bleibt und sie sich ganz intensiv auf den Trainierenden fokussiert, WEIL sie ein Leckerli erwartet, wenn sie so lange drin bleibt wie "nötig". Das hat zwei Probleme zur Folge: 1) sie ist beim Üben SEHR aufmerksam und wird immer aufgedrehter, anstatt eben im Körbchen zur Ruhe zu kommen. 2) Sie verbindet "Körbchen" mit einem "Trick", für den sie belohnt wird, und nicht mit einem Ort der Ruhe und Entspannung, auf dem sie auch mal von Selbst Rückzug sucht.


    Die Frage ist jetzt: habe ihr Tipps für uns wie wir das "Körbchen" im Speziellen und andere Verhaltensweisen, die Kontrolle unterbinden und Angst lindern, im Allgemeinen am Besten trainieren? Worauf müssen wir noch achten? Welches andere Verhalten deutet auf Kontrolle und Unentspanntheit? Wie können wir ihr im Alltag am Besten Halt und Sicherheit vermitteln? Ich weiß, dass sie nur sehr kurz bei uns ist, aber das sind alles eher so vorbeugende Fragen, damit wir in unserem Verhalten ihr gegenüber keine Zweideutigkeiten aufkommen lassen: geübte Hundepsychologen sind wir noch keine, deshalb deuten wir vielleicht noch nicht alle ihre Zeichen an uns richtig. Man muss auch dazu sagen, dass unser Alltag gerade eher ruhig, aber sehr auf sie fokussiert ist: sie ist im Mittelpunkt und um sie und ihre Bedürfnisse herum wird der Tag strukturiert: vielleicht ist auch das ein bisschen ein Problem?


    Wie immer freuen wir uns sehr auf Tipps, Bemerkungen, Rat und Kritik.


    Liebe Grüße von Mia und uns.

  • Ich hab gerade nicht so viel Zeit, eigentlich hätte ich gerne deine anderen Threads noch in Ruhe durchgelesen, aber ein mal vorweg: Die Überschrift hatte mich stutzig gemacht und ich habe gesehen, dass diese Einschätzung von eurer "Hundepatentante" kommt, die euch auch Rudelchef nennt. Wäre mir da nicht so sicher, dass die Ahnung hat. Dann habt ihr noch eine Hundeschule an der Hand, welche ist das denn?

  • ah, ok. naja, die Worte "Rudelchef" sind eher von mir und von dem was ich dazu dann noch so im Netz aufgesammelt habe, also heißt nicht unbedingt was. Sie hatte unsere Situation auch ihrer Hundepsychologen Freundin geschildert und diese bekräftigte sie in der Meinung.


    Wie gesagt, wir haben natürlich ÜBERHAUPT keine Ahnung und es ist unser erster Hund. Wir dachten beide eigentlich, dass es toll ist, dass sie anhänglich ist und dass es normal ist, dass sie sich freut. Nun reagiert sie aber zunehmend unwohlwollend auf Besuch und ihre Anhänglichkeit wird manchmal auch eeeetwas stressig, also auf jeden Fall nicht in ihrem Sinne, wenn sie keine 5 Min. alleine bleiben kann im Nachbarzimmer.


    Was genau ist denn an der Überschrift komisch und sollte ich sie vielleicht verändern um andere nicht auch zu verwirren? Ist das vielleicht Quatsch was ich da schreib, haha?? Wie gesagt- keine Ahnung, deswegen Fragen über Fragen.


    Die Hundeschule ist GREH in Berlin. Wir waren bisher einmal da (gestern) und es hat uns (allen) sehr gefallen.

  • Ach ihr seid aus Berlin :D


    Unser Ungar hatte auch lange mit Kontrollwahn zu kämpfen - allerdings nur draussen. Ich klink mich hier mal damit ein.

  • Einschätzung von eurer "Hundepatentante" kommt, die euch auch Rudelchef nennt. Wäre mir da nicht so sicher, dass die Ahnung hat. Dann habt ihr noch eine Hundeschule an der Hand, welche ist das denn?

    Die Einschätzung als Kontrollhund kommt übrigens davon, dass Mia unseren Besuch (auch in einem anderen Thread angesprochen) angefangen hat zu verbellen und zu beknurren, und zwar mit drauf zu gehen, statt zurück zu weichen, wie sie das Anfangs tat (wir hatten bisher zwar nur zwei Mal "richtig" Besuch plus Handwerker, etc). Dann eben das ständige Hinterherlaufen und das vor der Badtür fiepen/ jaulen. Und noch viele Kleinigkeiten, die aber gar nicht auffallen, weil wir eben nicht wissen, was "normal" ist. Zum Beispiel haben wir neulich gelesen, der Hund soll nicht zuerst aus der Tür, weil er dann denkt, er muss die Umwelt abwickeln und uns umsorgen/beschützen und nicht wir als Herrchen und "Rudelanführer".


    Hmmmm.......bin gespannt auf andere Meinungen oder Bestärkungen dieser Einschätzung und Rat.

  • Die Einschätzung als Kontrollhund kommt übrigens davon, dass Mia unseren Besuch (auch in einem anderen Thread angesprochen) angefangen hat zu verbellen und zu beknurren, und zwar mit drauf zu gehen, statt zurück zu weichen, wie sie das Anfangs tat (wir hatten bisher zwar nur zwei Mal "richtig" Besuch plus Handwerker, etc). Dann eben das ständige Hinterherlaufen und das vor der Badtür fiepen/ jaulen. Und noch viele Kleinigkeiten, die aber gar nicht auffallen, weil wir eben nicht wissen, was "normal" ist. Zum Beispiel haben wir neulich gelesen, der Hund soll nicht zuerst aus der Tür, weil er dann denkt, er muss die Umwelt abwickeln und uns umsorgen/beschützen und nicht wir als Herrchen und "Rudelanführer".
    Hmmmm.......bin gespannt auf andere Meinungen oder Bestärkungen dieser Einschätzung und Rat.

    Diese und andere Maßnahmen werden auch gern als "Rangreduktionsmaßnahmen" bei "zu dominanten" Hunden bezeichnet. Fall nur nicht auf diese Schiene herein :klugscheisser:


    In Sachen Kontrollfreak helfen aber diese Dinge, dass der Hund lernt sich zurückzunehmen, lernt zu warten, zu entspannen, lernt seinen Menschen zu vertrauen, dass hinter der Tür, hinter der Ecke nichts aufregendes passiert. Da mach dir vllt einfach mel eine Liste in welchen Situationen sich Mia aufregt und wo auch du gerne hättest, dass sie ruhiger wäre bzw. ruhig im Körbchen warten sollte. Bei der Körbchen-Sache würde ich generell die Belohnung weglassen und den Hund einfach nur hinbringen und dalassen. Bring sie zurück zum Körbchen wenn sie aufgestanden ist. Ohne Hektik. Führ sie hin, leg ich was zum Kauen ins Körbchen sobald sie eeeeetwas ruhiger geworden ist. Da gilt es einfach den längeren Atem zu haben ohne genervt zu reagieren.


    Wie ist es unterwegs? Läuft sie viel vor und checkt uneinsehbare Bereiche ab?

  • aha, ok! Ja, das würde das "Körbchentraining" viiiiiiel einfacher machen, denn dieses Geleckerle ist total kontraproduktiv um sie runter zu bringen. Und übrigens: wenn sie was zu kauen kriegt (am liebsten mag sie Holz von überall, haha. wir haben deshalb so ein spezielles "Kauholzstück" bestellt, dass unproblematisch wegen Splittern etc. sein soll), dann bleibt sie auch eher und das beruhigt sie sichtlich.


    Sie läuft generell vor, mittlerweile trainieren wir viel Blickkontakt und das läuft sie automatisch auf meiner Blickhöhe. Wenn sie mich beim Laufen ansieht bekommt sie sofort Leckerli und Belohnung, das macht den Spaziergang sehr viel gelassener für sie, habe ich das Gefühl. Generell sind Spaziergänge aber eher Stress und Aufregung, lange geht gar nicht (nach 15 Min wird sie bockig und springt wie blöde rum, ich merke richtig wie sich die Panik in ihr hochsteigert) und wir müssen nach Hause. Sie zieht aber eher wenig, und schon gar nicht nach vorne, also eher wenn sie noch weiter schnüffeln will, es aber jetzt endlich mal weiter gehen soll. Da üben wir nun auch das "Weiter" Kommando schon.


    Nee, mit so Dominanz und Aufsässigkeit kann das gar nix am Hut haben, bei unserer Patentante also, meine ich. Die ist absolut nicht so drauf und wir ja auch nicht. Ich glaube sie meinte das eben eher so, dass sie lernen soll, dass es nicht schlimm und nicht erschreckend ist, wenn WIR die Führung übernehmen und sie sich entspannen kann. Die Frage ist nun, WIE sie das ab besten lernt, bzw wie wir ihr das beibringen oder noch besser sie davon durchs vormachen überzeugen können....da sind wir etwas ratlos.

  • Hallo, ohne euch angreifen zu wollen, ich denke eher ihr müsst mehr lernen als die Hündin.
    Erstens das Problem mit dem überschwänglichen Begrüßen/Verbellen beim Besuch: Ich denke die Freude war eher fiddle about und war stressbedingt. Wahrscheinlich habt ihr auch noch mitgemacht bei ihrer Freude. Dabei wäre es klug gewesen ruhiger zu werden. Also je aufgeregter sie ist, desto ruhiger werdet ihr. Daher hat sie gelernt, dass Begrüßungen Stress sind. Und dann kommen noch Fremde, die nocheinmal gruseliger sind.


    Das mit dem Alleine Bleiben auch. Wenn der ganze Fokus auf dem Hund liegt, ist es nicht erstaunlich, wenn der Hund denkt er bräuchte euch ja immer. Ich würde da gar nicht mit dem Körbchen Training anfangen. Du merkst ja, dass sie dennoch nicht entspannt ist. Ich würde eher den Tagesablauf durchleuchten und schauen, ob ihr nicht ein paar Stressoren abbauen könnt. Muss der Hund eigentlich schon alleine bleiben? Wenn nicht, dann würde ich ehrlich gesagt, etwas nach hinten anstellen. Eher würde ich sehr wenig mit ihr machen. Sie soll dabei sein, aber eben nicht im Mittelpunkt. Auch das Training würde ich weglassen. Ich denke das ist im Moment eher kontraproduktiv. Für das habt ihr ja später Zeit. Zuerst sollte der Stress weg sein.


    Das Grundproblem ist nicht der Gehorsam des Hundes, sondern das der Alltag wahrscheinlich nicht ideal für sie ist. Sie ist erst 3 Wochen bei euch! Zuerst ist es wichtig, dass sie euch und euer Leben kennen lernt. Besonders kontraproduktiv finde ich es, dass ihr sie noch so stark für ihre Aufmerksamkeit belohnt. Sie will euch ja sowieso nicht aus den Augen lassen.


    Auch finde ich es nicht verwunderlich, dass die Spaziergänge stressig sind. Es hört sich an, als wären es eher reine Trainingseinheiten. Warum macht ihr keine Schleppleine dran und lässt sie schnüffeln und ihre Umgebung erkunden?

  • Bei uns war es so ein ganzheitliches Ding. Die Kontrollsachen hab ich unterbunden, verhindert, gemanagt. Die ganzen guten Sachen dagegen belohnt bzw. überbelohnt. Bokey ist jetzt kein genrell aufgeregter Hund und war auch leicht zu führen. Man musste ihm nur sagen was er zu tun hatte und nach 2, 3 mal war alles in Butter. Rückruf, Fuß laufen, liegen bleiben kam da oft praktisch zum Einsatz. Wenn er anfing Hunde zu kontrollieren hab ich angeleint oder ihm den Zugang zu anderen Hunden abgeschnitten. Rumliegen im Auslaufgebiet und Hunde überwachen hab ich durch Abrufen und strategisch schlechtes Ablegen unterbunden.
    Als erstes durch die Tür gehen - wurde (am Anfang) peinlichst drauf geachtet. Nicht weil es besonders schlimm war, sondern weil sich einfach viele Chancen zu diesem Training boten. Ich hab immer zuerst selbst aus der Tür geguckt und den entspannt wartenden Hund dann nachgerufen.
    Dass Menschen weder zu kontrollieren noch zu maßregeln waren hat er einfach dadurch gelernt, dass er kleinschrittig an die menschlichen Bewegungen rangeführt wurde, die er sonst versucht hat zu kontrollieren. Rumlaufen (langsam und schnell), rumhüpfen, rumalbern mit anderen, sowas. Was für ihn schwer einzuschätzen war und der Drang da einzugreifen hoch war.
    All diese Sachen haben ineinandergegriffen. Der große Pluspunkt war auch, dass der Hund daheim total ruhig und desinteressiert an allem war. Rein ins Körbchen und Ruhe war.

  • Der große Pluspunkt war auch, dass der Hund daheim total ruhig und desinteressiert an allem war. Rein ins Körbchen und Ruhe war.

    ja, das ist ein sehr großer Vorteil, denke ich. Bei uns fängt es ja schon damit an, dass die Kleine sich einfach mal in den Türrahmen legt, wenn ich in einem Zimmer bin und dort, statt an ihrem Platz im jeweiligen Zimmer schlafen mag. Oder noch besser: gleich vor die Haustür. Könnte sich ja Besuch/ Eindringlinge ankündigen. Wir hatten schon die Idee, dass wir sogar aus den Zimmertüren zuerst raus gehen sollen- aber es ist doch das ZUHAUSE, da soll sie doch nicht Gefahren auf Schritt und Tritt erwarten?!


    Wie habt ihr es denn mit den Menschen konkret gemacht? Also, ich meine vielleicht ein paar konkrete Tipps (eher für die ZUkunft). Hat Bockey Besuch geduldet/ sich gefreut? Bei uns ist das noch mal eine Baustelle.

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