Wann ist eine Kastration (Rüde) für euch vertretbar?

  • Also bei Liam ist es mit max. 1 Monat wirklich Pause, das ganze Jahr über.
    Klar mal mehr, mal weniger schlimm.
    Anfangs ging es mir tierisch auf den Keks, aber das ist natürlich kein Grund für eine Kastration. Ich habe mich damit abgefunden, aber ich sehe einfach wieviel Stress er hat und wie er leidet.


    Und ich frage mich immer, ab wann leidet ein Hund so stark, dass eine Kastra vertretbar wäre.


    Wo ist da für euch die Grenze?


    Ich bin sonst halt auch absoluter Kastra Gegner, wenn es nicht medizinisch notwendig ist, aber soll man seinen Hund unnötig leiden lassen, das ganze Jahr über...hm.


    Find ich echt schwierig das Thema.

  • Also bei Liam ist es mit max. 1 Monat wirklich Pause, das ganze Jahr über.
    Klar mal mehr, mal weniger schlimm.
    Anfangs ging es mir tierisch auf den Keks, aber das ist natürlich kein Grund für eine Kastration. Ich habe mich damit abgefunden, aber ich sehe einfach wieviel Stress er hat und wie er leidet.


    Und ich frage mich immer, ab wann leidet ein Hund so stark, dass eine Kastra vertretbar wäre.

    Also wenn ein ausgereifter Rüde 11 von 12 Monaten unter massivem Stress steht und leidet, dann ist für mich die Grenze längst überschritten! Ich fände es extrem unfair dem Tier gegenüber (um es mal milde auszudrücken), dem Hund ganz bewusst aus reiner Prinzipienreiterei heraus den ungesunden Stress ständig zuzumuten, und ihm ein normales, entspannteres Leben zu versagen.

  • Ich hoffe es ist für die TE okay, wenn ich kurz unsere Situation schildere, passt hier halt wirklich gut, weil der Eingangspost 1:1 von mir hätte sein können.


    Früher kam eine Kastra für mich und auch für die TS Orga wo Liam herkommt nicht in Frage, weil er sehr unsicher und ängstlich war. Das ist aber Vergangenheit, er ist mittlerweile sehr selbstbewusst, auch wenn er sobald es Ärger gibt niemals draufhauen würde, sondern versuchen würde der Situation zu entkommen oder sich eben stark zu unterwerfen, sodass das Gegenüber ihn in Frieden lässt. Finde ich gut so.


    Er ist schon sehr sehr sehr an Hündinnen Pipi interessiert und irgendeine in der Umgebung ist IMMER läufig. Darum ists auch schwer mit meiden bestimmter Wege usw. Das Pipi lecken dulde ich nicht, weil ich nicht möchte, dass er sich reinsteigert, das weiß er auch, was ihn aber nicht von abhält es immer und immer wieder zu tun/versuchen. Da ist er dann richtig wie auf Droge, klappert mit den Zähnen, sabbert und guckt einen nach mehrmaliger Ansprache völlig entgeistert an, als käme er gerade von einem anderen Stern.


    Zuhause wird gewinselt was das Zeug hält, alle 2-3 Std wird er unruhig und will wieder raus, dazwischen quetscht er sich unter die Couch/unter das Bett und jammert oder schläft.


    Er mäkelt beim Fressen, verweigert sein Futter und erbricht manchmal sogar.


    Allgemein ist er einfach völlig geschafft, man läuft 20 Minuten mit ihm und er benimmt sich als wäre er 12 Jahre alt und ich wäre 4h mit ihm unterwegs gewesen, es strengt ihn natürlich auch an.


    Ich versuche dann mit ihm Fahrrad zu fahren/zu joggen, eben Dinge wo man in Bewegung bleibt und er gar nicht so in Versuchung gerät.


    Dann werden insbesondere Hündinnen stark bedrängt, er klebt denen förmlich am Arsch und ich bekomme ihn dann nicht mehr von ihr weg ob die nun läufig ist oder noch weit davon entfernt egal, es ist ja ne Hündin. :muede: Da will er dann auch lecken und ist so drauf wie beim Pipi lecken.


    Das sind so die Sachen, wenn er schlimmer leidet.


    Er ist dennoch die meiste Zeit ableinbar, rennt dann eben mehr von rechts nach links und zurück, weil's überall so toll duftet, aber er startet nicht völlig irre durch (meistens), ein zweimal ist er schon abgehauen/ausgebüxt.


    Wenn's weniger schlimm ist, dann wird eben geleckt was das Zeug hält, die Spaziergänge werden kürzer, er ist ruhiger als sonst und ist draußen immer auf Hündinnen Suche.

  • Danke für eure bisherigen Antworten. Ich denke ja ebenso und bin daher ja auch eher ein Kastrationsgegner. Ich würde nur gern mal wissen, wie genau ihr diesen Stress (für euch) definiert, der eine Kastration nötig machen würde. Nur mal als Abgleich für mich.


    Bei Max war es sexuell motivierte Aggression gegen andere intakte Rüden, mit ernsthafter Beschädigungsabsicht. Ja, bei seiner Größe eher ein Witz, aber nicht für andere Hunde.
    Dazu hat er dann angefangen es auf andere Hunde generell zu übertragen, jeder könnte ja ein potentieller Rüde sein, den man prügeln muss. Und das war nicht nur so ein bißchen Hauenwollen, das war extremer Stress, Zittern am ganzen Körper, oft hat der Geruch oder Sichtung auf Entfernung gereicht, und er war 10-15 Minuten nur im Tunnel.
    Duftspuren ist er blind hinterher, ohne Rücksicht auf Verluste. Daher war er sehr lange praktisch nur an der Schleppleine.


    Wir haben den Chip setzen lassen, es wurde bedeutend besser, wir haben daher auch kastrieren lassen, und zusammen mit begleitendem Training sind wir nahe an "normal". Er kann frei laufen, er ist weitgehend aufmerksam und er ist nicht mehr dauergestresst!


    Und das war der Rüde, den ich gerne intakt gelassen hätte, weil ich auch nicht für pauschal mal einfach so Eierab bin. Es gibt halt Grenzen, an die man stößt, und es ist immer eine Sache des Abwägens, ob man es noch ein Jahr versucht, oder ob man bzw. der Hund an seinen persönlichen Grenzen schon angekommen ist.



    Ich muss @Lionn da auch zustimmen. Es ist deine Entscheidung, denn du musst mit ihm leben. Ob da nun manche Leute sagen, man wäre faul oder bequem und man würde es sich einfach machen, wenn man kastriert, darf nicht ausschlaggebend sein. Sicher, Ratschlag ist immer gut und kritische Stimmen sind wichtig und sinnvoll!
    Aber es ist euer Leben und ihr müßt damit zurechtkommen! Und abnehmen kann einem diese Entscheidung eh kein Anderer!

  • Ich würde nur gern mal wissen, wie genau ihr diesen Stress (für euch) definiert, der eine Kastration nötig machen würde.

    Bei meinem war es SEIN Stress.
    Kein Fressen, kein Trinken und Verkriechen in die hinterste Ecke seiner Höhle.

  • Draußen leckt er (wenn ich ihn lassen würde) Pipistellen auf, klappert mit den Zähnen, schäumt, riecht sich eeeeewig fest und hört dann auch nichts mehr. Markieren tut er nicht übermäßig viel, dafür scharrt er wie ein Besenkter...er scharrt auch auf fremde Stellen ohne selbst zu markieren


    Wenn Du Dir erhoffst, dass das durch Kastration aufhört. :???:


    Meiner wird 14 Jahre und wurde mit etwas über 6 Jahren kastriert.


    Pipi probieren mag er in Maßen immer noch, wenn ich nicht aufpasse. Festschnüffeln und scharren ist bei uns normal und im markieren ist er Weltmeister.

  • Er ist schon sehr sehr sehr an Hündinnen Pipi interessiert und irgendeine in der Umgebung ist IMMER läufig.

    Das finde ich schon auch bedenkenswert. Ich würde einem intakten Rüden, der inmitten intakter Hündinnen lebt, jetzt nicht gleich unterstellen, krankhaft oversexed zu sein. Der Sexualtrieb muss ja nur etwas verstärkt ausfallen, damit eine solche Umgebung für den Rüden tendenziell Dauerstress bedeutet.
    Die meisten von uns leben eben nicht in der Einöde, sondern in dichter besiedelten Gegenden, oft mit vielen Hunden.
    Insofern wäre ich bei der von Dir geschilderten Situation schon geneigt, erst einmal den Chip setzen zu lassen. Dann kann man sehen, wie sich eine Kastra auf die Lebensqualität des Rüden auswirken würde (und auf Deine natürlich auch...).

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