Gesine Mantel - Erfahrungen

  • Guten Morgen...
    Ich hab gestern die neue Kurszeitschrift von der hiesigen VHS durchgeblättert und bin dabei auf einen Kurs von Gesine Mantel gestoßen.
    Thema:
    Aggressives Verhalten bei Hunden - welchen Regeln folgt es und wie ist es zu verstehen.


    Beim Googlen bin ich nun auf folgende Website gestoßen:
    Hundetherapeutin / Gesine Mantel (Diplom-Biologin) / Würzburg / Nürnberg/ Erlangen/ Fürth/ Unterfranken / Bayern / Hundetherapeut / Hundetherapie / Main-Spessart / Tauberkreis / Rhön


    aber auch:
    Wie Ihnen Astrologie helfen kann - Gesine Mantel, ASTROLOGIN


    und auch dieses:
    Abends beim Gassigehen Herrchen zerfleischt Ist es immer noch eine Ehre
    von einem DEUTSCHEN Schäferhund zerfleischt zu werden ?

    (hier ein bisschen scrollen, da findet sich ein interessanter Mailwechsel)


    Bevor ich mich da nun anmelde, wollte ich erstmal nach Erfahrungen eurerseits fragen. Kennt jemand diese Dame?

  • Ich war letztens bei einem Vortrag von ihr, allerdings ging es da um das allgemeine Sozialverhalten von Hunden und nicht im speziellen um Aggression. Ich fand es sehr interessant! Sie hat viel wissenschaftlich fundiertes Hintergrundwissen, was sie leicht verständlich rüberbringen konnte und gleichzeitig konnte sie das noch durch zahlreiche praktische Beispiele aus ihrem Alltag als Hundeverhaltenstherapeutin unterstreichen. Am Ende gab es viel Zeit für eine Diskussionsrunde. Sie hat jetzt auch nicht das Rad neu erfunden, aber sie erzählt halt auch nicht voller Überzeugung irgendeinen Sch***, sondern gibt wirklich fundiertes Wissen weiter. Das fand ich super. Ich kann sie also nur weiterempfehlen!

  • Ich dachte doch glatt bei dem Threadtitel, es gäbe einen neuen Hundemantelhersteller. :D

  • Ich habe keine Erfahrungen mit ihr. Und ich bin mir net so ganz sicher - aber wenn ich so die Praxisbeispiele aus der verlinkten Website durchlese, fallen mir zu viele Punkte auf, die mir aufstoßen - gerade der dritte Link im Ausgangspost machts mir net wirklich sympathisch - ich würde mir das Ganze zumindest, wenn überhaupt, dann ohne Hund angucken. Sicherlich kann man was mitnehmen von dem Wissen und dahingehend profitieren, aber an meine Hunde würde ich sie eher erstmal nicht ungeprüft oder ohne vorherige Absprache lassen, nach dem, was auf der Website beschrieben wird (nur vorbeugend: das ist meine ureigenste persönliche Meinung, basierend ausschließlich auf dem, was auf dieser Seite steht...). Ich begründe sachlich und zitiere mal ein paar Sachen aus den Praxiserfahrungen:


    1. "...Hörte Fido wieder einmal vehement weg, dann flog eben eine Kette dicht neben ihm auf den Boden. Das mussten wir nur einige Male machen...."



    2. "....Nur leider konnte ich (!Also SIE, die Hundehalterin, kanns net umsetzen, dann wird am Hund herumbeeindruckt! Wie war das - "Wo Wissen aufhört, fängt Gewalt an?" Diese Anmerkung kommt von mir....) die Tipps alleine irgendwie nicht umsetzen. Als ich es schon fast aufgegeben hatte, jemals einen guten „Hundeflüsterer“ zu finden, bin ich in einem Magazin auf Frau Mantel gestoßen und dachte mir: Jetzt versuchst du's noch ein letztes Mal! Bei unserem ersten Treffen wollte Frau Mantel alles über Amais Vorgeschichte erfahren und stellte Amai dann während eines langen Spaziergangs auf sich ein. Amai zeigte sich sehr beeindruckt und so verunsichert, dass sie mir schon fast wieder leidtat...."



    3. "...Innerhalb von fünf Minuten hatte Frau Mantel ihm die unerwünschte Schwimmerei sowie das Ziehen an der Leine abgewöhnt...."


    4. "...Im Spätsommer hatten wir noch drei Termine und es war Schluss mit der Jagerei!..."



    5. "...Mittlerweile ist Tobi anders platziert, ich wirke gezielt und konsequent auf ihn ein..."




    Für meinen Geschmack sind das recht "schnelle" Lösungen, die m.E. nach nur mit kurzfristiger extremer Korrektur dem Hund gegenüber (der Ausdruck "Deckeln" triffts evtl. auch) durchgesetzt worden sein können, und das bei Alltagsproblemen, wo eine souveräne Führung mit positiver Bestärkung und ne Prise Konsequenz ausreichen würden. Im ersten zitierten Fall ging es z.B. um nen Hund, der getan hat, was er wollte, Rückrufe ignoriert hat und anfing, Besucher zu bewachen. Halt aus dem Ruder gelaufen, weil nicht gelenkt, zu wenige Grenzen. Anstatt ihn wieder mit Konsequenz "einzufangen" und nunmehr erstmal im kleinen Rahmen Grenzen zu setzen und dies im Nachgang dann auf draußen und auf Distanz auszuweiten, wird halt dann (der Beschreibung nach!) aus dem Nichts heraus (also für den Hund ohne jegliche Vorwarnung) mit Kettenwerfen "therapiert" (allein schon die Bezeichnung Therapie! Mensch machte nen Fehler, und Hund wird "therapiert"! Pfui....). Weil Mensch (auf gut Deutsch und herzhaft ausgedrückt) zu blöd war, wird Hund trakiert - nicht so meins..... Und absolut nicht fair. Und Fairness ist für mich ein Teil essen, was einen souveränen Hundeführer ausmacht. Zählt in meinen Augen zu "Berechenbarkeit" und ist Basis für den (ja von ihr eigentlich gewünschten) Respekt des Hundes mir gegenüber.



    Im zweiten Beispiel gings um einen Ridgeback, der u.a. nach mehreren bösen Leinenbegegnungen massiv nach vorn zu gehen begann an der Leine. Jo - selbst verschuldet vom Menschen, weil er den Hund net beschützt hat, und dann wird der "während eines langen Spaziergangs" wieder "eingenordet", und alles ist ok? Hm - allein das hier: "Sie ist nach wie vor nicht völlig entspannt, wenn wir Hunden begegnen, vor allem nicht, wenn es sich um ehemalige Feinde handelt, aber sie kann sich beherrschen, selbst wenn der andere sie anpöbelt." zeigt doch schon, daß die Methode die Ursache, nämlich die Unsicherheit -resultierend aus schlechten Begegnungen-, nicht beseitigt hat, es ist nur Management des Hundes in Begegnungssituationen, aber kein Training des Hundes, damit er lernen könnte, er kann in Begegnungen entspannt bleiben. Respekt durch "Deckeln", nicht durch souveränen Umgang mit der Situation selbst und Schutz für den eigenen Hund. Paßt man mal net auf oder ist geistig abwesend bei einer Begegnung, oder kommt spontan ein Fremdhund pöbelnd direkt ums Eck geschossen und begegnet dieser Frau und ihrem Ridgeback, eskaliert´s... Da verwette ich meinen Allerwertesten drauf. Ich würde hier darüber arbeiten, dem Hund den nötigen Schutz vor anderen Hunden zu geben, diese abzublocken, Begegnungnen zu kontrollieren, etc. Dann kann er nämlich anschließend tatsächlich entspannt sein (nicht nur so aussehen) - in egal welcher Situation... Auch hier wieder: weil Mensch zu blöd war..... etc., siehe oben. Sobald wer Andres den Hund spazierenführt, wird der Hund das ehemals erprobte Verhalten wieder zeigen - weil der Andre eben nicht so beeindruckend ist, oder mit dem Verhalten gar nicht rechnet, weils beim Halter ja klappt.

  • Im dritten Punkt bei der unerwünschten Schwimmerei (labbitypisch ging der Hund -ein Labbi-Rotti-Mix- halt in jedes Wasser, egal wie unpassend für den Halter, und zog ihn damit quasi durch die Gegend), hätte man da nicht mit rechtzeitigem (!) Alternativverhalten (also bevor Hund losrennt) abfordern arbeiten können, oder mit Unterordnung - ein bestimmendes Fuß sollte doch reichen? Oder halt anleinen, wenn man weiß, man ist in der Nähe von Wasser unterwegs? Wenn ich dem Hund innerhalb von 5 Minuten sowas abtrainiere, war´s garantiert net über Leckerlies. Und auch nicht über reine Souveränität der Trainerin, sonst hätte es nicht sofort auch beim Besitzer funktioniert, wenn "nur" der Trainer den Hund beeindruckt hat... Wäre für mich ne reine Unterordnungssache und ein Fall für zu übendes Timing.


    Beim vierten Punkt: Vier Termine und dann Schluß mit der Jagerei? Wo Andre jahrelang bis ein Hundeleben lang dran arbeiten, mit Auslastung, Antijagdtraining, Alternativverhalten, Rückruftraining, Radiustraining, und allem, was die jagdhundliche Handwerkskiste so hergibt, und meist ausreicht? Das wäre zu schön, um wahr zu sein - hätt ich nicht die Ahnung, daß das nur aversiv erreicht worden sein dürfte..... (böse Unterstellung....). Wobei beim Thema Jagen, durch das ja auch Dritte (Unfallgefahr) und andere Tiere gefährdet werden, ich auch nicht unbedingt dauerhaft ausschießlich mit Wattebäuschen arbeiten würde, wenn diese nix brächten. Aber Auslastung und timing sind da extrem wichtig, dem Hund eine ruhige Grundstimmung zu vermitteln, damit er aufnahmefähig bleibt für meine Kommandos, Distanz gering halten (damit Hund im Einwirkungsbereich bleibt) und vieles mehr - und bevor das nicht ausgereizt ist, würd ich nie aversiv werden. Weil der Hund dann ja nichtmal die Grundlagen beherrscht/hat, und dafür kann ich ihn nicht strafen.


    Und das zieht sich so durch diese Praxisbeispiele durch: schnelle Effekte und immer wieder Einwirkungen.


    Ich bin weiß Gott kein "Wattebauschwerfer" und verstehe als Terrierhalter recht gut, daß man einem Hund durchaus mal Grenzen setzen kann, ohne vorher mit nem Leckerli zu winken. Ich weiß auch, daß man nen Hund führen muß und nicht einfach machen lassen darf. Aber trotzdem: ich finde, solange irgend möglich, möchte ich selbst meinen Hunden das, was ich möchte, positiv rüberbringen. Kann es der Hund, hat er es verstanden, und versucht´s mal wieder, seinen Kopp durchzusetzen, ist eine Grenze wunderbar bis unabdingbar. Aber alles erst schleifen zu lassen, und dann mittels Einwirkungen und Effekten den Hund dann kurzfristig wieder einzufangen, und die Fehler des Halters quasi mit aversiven Mitteln am Hund auszumerzen, das widerstrebt mit zutiefst.


    Die Idee, daß mein Hund mich nicht ernst nehmen könnte, wenn ich immer nur mit Leckerlies winke, kann ich sogar nachvollziehen (vor allem, wenn, wie so oft, das Timing nicht stimmt - aber dann muß man halt DA dran arbeiten). Und daß es oft zu Problemen mit Hunden kommt, weil Hunde halt für Aufgaben geschaffen wurden, für die sie nicht mehr verwendet werden, auch - geh ich 100% mit konform. Auch mit dem hier: "Hinzu kommen die Hemmungen vieler Hundehalter, die entstehen, weil sie gelernt haben, jedes laute oder erzürnte Wort sei ächtenswert und damit ein Tabu." gehe ich konform. Man traut sich ja auf der Straße kaum noch, mal ein schärferes NEIN auszusprechen, ohne daß man schief angeguckt wird von manchen Leuten *gg


    Aber wenn in der "Philosophie"-Seite empfohlen wird, "am Ausdruck der eigenen Willensstärke zu arbeiten", gleichzeitig dann aber auf einer anderen Seite der Präsenz ein Praxisbericht mit Kettenwerfen drinsteht, scheints ja nicht nur die eigene Willensstärke gewesen zu sein, die den Hund überzeugt hat. Hat die Willensstärke dann wohl doch nicht gereicht?
    All diese Punkte lassen mich ein bißchen skeptisch sein - der wissenschaftliche Hintergrund ist zweifellos vorhanden, es wurde sinnvoll und logisch begründet - aber solche Maßnahmen würde ich halt nur dann verwenden, wenn anderweitig Hopfen und Malz verloren ist, sämtliche positiven Methoden ausgereizt sind - oder echt Gefahr im Verzug ist (z.B. ein Hund, der auf Menschen geht, wo man erstmal für Sicherheit sorgen muß, auch wenn man parallel zu trainieren beginnt). Und das erscheint mir (ich drücke es mal bewußt vorsichtig aus) gemäß den Praxisberichten der Hundehalter nicht wirklich der Fall gewesen zu sein, in keinem der Fälle.


    In einem der Artikel, die man runterladen kann, spricht sie über Leckerlies à la Korruption, die Fähigkeit zur "natürlichen Unterordnung und zum Gehorchen aus Respekt und Liebe zu seinen Menschen" würde dem Hund dabei abgesprochen. Nunja - aus Respekt und Liebe gehorcht kein Hund.... Das muß schon nen Vorteil für ihn haben..... Die Anwendung von Futter spräche für die "Ratlosigkeit, wie einem Hund etwas sonst beizubringen" sei. Nunja - sehr zweifelhaft, die hat das Konzept der Bestätigung glaub net ganz verinnerlicht...... Wenn mein Hund auf Futter anspricht, bringe ich ihm damit am besten und schnellsten und zuverlässigsten die Dinge bei. Ohne jegliche Ratlosigkeit. Bei nem Hund, der lieber spielt, verwende ich halt das Spiel als Bestätigung.
    Andererseits spricht sie in einem anderen Artikel davon, sich Respekt zu verschaffen, indem sie (hier nur sinngemäß wiedergegeben) Situationen kontrolliert (bzw. den Hund nicht in die Situationen bringt, die sie nicht kontrollieren kann), Anweisungen erteilt und durchsetzt und dem Hund nicht für jede ihr zugewandte Regung huldigt. Das hört sich doch wieder sinnvoll an :-) Bin also zwiegespalten.


    Wie gesagt, ich weiß nicht, wie genau das dann alles gehandhabt wurde, ist ja nicht in Einzelschritten beschrieben. Und ich könnte ja auch einfach zu mißtrauisch sein. Durchaus möglich. :-) Man versucht halt, sich aus dem Geschriebenen ein Bild zu machen, obs passen würde oder nicht, zu den eigenen Trainingsvorstellungen und dem eigenen Hund - und genau dafür stehn die Infos ja im Web... Ich möchte hier also auf keinen Fall einen Shitstorm entfachen oder jemandem schlecht nachreden, sondern begründe nur möglichst sachlich meine persönliche Einschätzung nur für meine Hunde und mich. Wer sicher gehen möchte in seiner eigenen Einschätzung, könnte auch noch den von ihr genannten Heini Meier in der Schweiz auf seiner Website stalken, den sie als Verhaltensexperten bezeichnet (ich hab den Namen nie gehört, aber das heißt ja net wirklich was *gg) - dann bekommt man vielleicht auch nochmal mit, in welche Richtung sie arbeitet - aber diese Seite jetzt auch noch bis ins Detail zu lesen, war mir etz doch zu viel *gg Letztlich muß man jemanden, mit dem man trainieren möchte, auch einfach live gesehen haben bei der Arbeit, um einschätzen zu können, ob dessen Arbeitsweise passen könnte zu einem. Ich bin halt wer, der immer erstmal möglichst viele Infos einzuholen versucht, wie jemand arbeitet, einfach um net Geld in den Sand zu setzen, wenns dann doch net paßt. Heißt aber nicht zwangsläufig, daß derjenige dann für mich ein schlechter Trainer wäre, sondern nur eben, daß ich nicht auf diese Weise arbeiten würde, mit meinem bescheidenen bisherigen Wissen.


    Ich würde mir Vorträge von ihr mit Sicherheit gerne anhören, wenn Themen dabei wären, die ich gerade bearbeite mit meinem Hund, und sie in der Nähe wären, wäre aber zunächst wirklich nach Absprache mit ihr in einem Training ohne den Hund dabei, um abschätzen zu können, ob tatsächlich für meine Einstellung zu früh zu aversiven Mitteln gegriffen würde. Dann erst würde ich entscheiden, ob ich den Hund tatsächlich hier trainiere. Den im Startbeitrag genannten Vortrag zum Thema Aggressionen würde ich sicherlich anhören, hört sich sehr interessant an, und es schadet nie, sich auf den wissenschaftlich gesehen neuesten Stand zu bringen. Es bestehen ja immer noch Unterschiede zwischen wissenschaftlich erwiesenen Dingen bzw. fundiertem Wissen und dem, wie ich das dann letztlich im Umgang mit dem eigenen Hund umsetze, daher würde ich da ganz neutral rangehen, was ihre Vorträge betrifft.

  • Danke für die Muhe, BieBoss!!
    ERstmal... ich möchte sie nicht als Trainierin, da hab ich meinen "eigenen" :D den ich jederzeit fragen könnte. Dazu hab ich keine Aggressiven Hunde, zumindest nicht in meinen Augen.


    Im Salon sieht das schon anders aus. Von daher fände ich so einen Kurs recht interessant, zumal er in der Nähe ist. Ich denke ich werde mich mal anmelden und dann gern hier berichten, natürlich ohne Hund.
    Allerdings bestätigt dein Text meinen Eindruck, wobei ich bei den Erfahrungsberichten nie wirklich sicher bin, ob das ECHTE Erfahrungen sind oder selbst zusammengeschriebene.

  • Hihi - ja, das denk ich mir auch immer. Aber wenn sich jemand in nem selbstgeschriebenen als kettenwerfend "outet", umso schlimmer *ggg Weil er das dann ja als "normalen" Umgang mit Hunden propagiert.....


    Ja, für den Job könnte es schon wichtig sein, die Hintergründe aggressiven Verhaltens zu kennen. Aber wichtiger wäre dann auch die Eingebung, wie man damit umgehen kann *gg Allerdings ergibt sich das ja dann vielleicht automatisch ein bissel aus den Hintergründen. Kommts aus Angst, muß man Vertrauen schaffen und so.....

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