Flucht bei Begegnung mit mehreren Hunden

  • Hallo zusammen,


    ich bin neu hier und habe auch gleich eine Frage an euch. Vielleicht hat jemand ähnliche Erfahrungen und kann mir ein paar Tipps geben.


    Meine Mischlingshündin Bella (9kg) ist mittlerweile etwa 10Monate alt (man weiß es nicht genau) und an sich ein richtig toller, unkomplizierter Hund. Verträglich mit groß und klein.
    Sie begegnet jedem Hund freudig , wird nur etwas unsicher, wenn es zu grob wird. Dann setzt sie sich hin oder kommt zu mir zurück. Ohne Stress oder sonstiges. Ansonsten wird gerne mit Hunden jeder Größe gespielt.
    Wenn wir nun aber laufen und es kommen uns Menschen mit mehr als einem Hund entgegen, wird es schwierig.
    Wenn die Hunde ruhig auf uns zukommen, ist sie zunächst zwar auch unsicher, aber mit etwas Geduld ist auch das händelbar. Sie läuft dann entweder an den Hunden vorbei oder geht vorsichtig "hallo" sagen. Und wenn es passt, wird auch gespielt.
    Kommen aber 2 oder mehr Hunde stürmisch auf uns zu gerannt, hilft nichts mehr, sie rennt fluchtartig davon. Leider ist dies für manch einen Hund die perfekte Vorlage zum Jagen.
    Normalerweise nehme ich sie an die Leine, wenn ich ein Hunderudel kommen sehe. Manchmal klappt das aber nicht.
    Heute war so eine richtig blöde Situation. Es kamen 2 Hunde auf uns zu gerannt, ohne dass ich sie vorher sehen konnte. Ich hatte keine Chance mehr zu reagieren. Bella war überrascht und ist los gerannt und beide Hunde hinterher. Einer davon versuchte dann im Rennen nach ihren Hinterläufen zu schnappen und ich konnte nur dabei zusehen wie sie sie immer weiter hetzten. Sie fiepte und winselte und ich bat die Besitzer die Hunde sofort zurück zu pfeifen. Beide waren aber nicht abrufbar.
    Ich habe mich tierisch aufgeregt, und bekam von der Besitzerin nur ein: " Das sind Hunde. Die jagen nun mal."
    Vielleicht wäre ich ruhiger geblieben, wenn der Größenunterschied nicht so enorm gewesen wäre. Beide Hunde waren groß, 30+kg Hunde. Ich hatte wirklich richtig Angst.


    Es war zum kotzen, nichts machen zu können. Als die Hunde dann wieder in unsere Richtung gerannt kamen, bin ich entgegen gerannt und hab die Hunde weg geschrien. Das hat auch geklappt. (Daraufhin ist der Besitzer auch noch ausfallend geworden- das war mir aber egal.)
    Die Besitzerin drückte mir dann noch einen "sehen sie, es ist gar nichts passiert. " rein.


    Was hätte ich in dieser Situation anders machen können, um Bella da schneller rauszukriegen und ihr zu helfen?
    Ich habe etwas Angst davor, dass solch eine Situation nochmals passiert und Bella irgendwann generell Angst vor Hunden hat. Das möchte ich unbedingt vermeiden.


    Leider ist auch die Leine nicht das Allheilmittel. Wir hatten einmal eine richtig fiese Begegnung mit einen Hunderudel bestehend aus 3 Hunden.
    Bella war läufig, und damit natürlich an der Leine. Die mir entgegenkommenden Hundebesitzer war die Leine aber schnurzegal und alle 3 Hunde kamen zu uns gestürmt. Bella wurde panisch, drückte sich an mich, ein Hund schnappte nach ihr, während die anderen an ihrem Hinterteil klebten.
    Nachdem ich abwechselnd Hunde und Besitzer angeschrien hab, nahm ich Bella dann hoch. Das war bisher das einzige Mal, dass ich das getan habe. Ich wusste mir nicht mehr anders zu helfen. Die Hundehalter sahen bei der ganzen Geschichte passiv zu und beschimpften mich noch, dass ich mein Schoßhündchen halt von der Leine lassen solle. Als ich sagte, sie sei läufig, beschimpften sie mich als Zicke, dass sei halt die Natur. Ich war sprachlos.


    Aber ich schweife ab. Damit wollte ich nur sagen, dass es leider auch Hundehalter geben wird, die ihr Rudel zu uns rennen lassen, wenn Bella angeleint ist....aber dann hab ich wenigstens die Chance einzugreifen.


    Vielleicht kurz als Hintergrundinfo: Bella ist als Straßenhund geboren, wurde mit etwa 3 Monaten zusammen mit ihrem Bruder aufgegabelt, kam in eine Pflegestelle in Deutschland, wo sie 4 Wochen mit 4 anderen Hunden untergebracht war. Sie war dort im Rudel die unterwürfigste Hündin. Nach der Adoption war ich einmal zu Besuch dort und konnte eine Mobbing -Szene zweier Hunde gegenüber Bella beobachten (einseitiges Jagen, Angst seitens Bella, kein Spiel mehr) und bin dazwischen. Ich hoffe, dass dies nicht die ganzen 4 Wochen der Fall war. Nicht falsch verstehen- die Pflegeeltern sind ganz tolle Menschen. Sie haben schon oft Notfälle aufgenommen, die sonst keinerlei Chance gehabt hätten. Aber mit 5 Hunden sind sie manchmal überfordert.


    So jetzt habe ich genug geschrieben. Her mit euren Tipps und Meinungen zur Sache.
    Wie kann ich Bella beibringen heranstürmenden Hunden ohne Angst zu begegnen? Wie kann ich sie vorm gejagt werden schützen?


    Vielen Dank schon mal an alle!Bin für jeden Tipp dankbar!


    Grüßlies,
    Sandra :winken:

  • Normalerweise nehme ich sie an die Leine, wenn ich ein Hunderudel kommen sehe. Manchmal klappt das aber nicht.


    Was ich dir empfehlen kann, ist das Trainieren, dass sie auf Zuruf möglichst immer zu dir kommt. Das wird ohne Ablenkung sicherlich schon gut klappen, mit Ablenkung muss man das langsam steigern.
    Ich weiß, es ist kaum möglich, solchen Situationen komplett aus dem Weg zu gehen - es wäre aber fürs Erste gut, wenn ihr problematischen Begegnungen weitestgehend ausweichen würdet.
    Also vielleicht erstmal Wege gehen, wo kaum andere laufen.


    Und dann vielleicht ein paar Hundefreunde suchen, mit denen sie Kontakte haben kann, die gut für sie sind. Sie soll ja nicht isoliert werden. Das wieder kann auch ihr Selbstvertrauen stärken.
    Sie ist noch sehr jung und in einer schwierigen Phase, in der Ängste auftreten, die sich leider schnell festigen können.
    Daher wäre es gut, wenn sie möglichst viele positive Erfahrungen macht.


    Das Blocken mehrerer Hunde ist kaum möglich, und wenn die Halter nicht mitspielen, wird es leider schnell unangenehm.
    Hochnehmen kann eine gute Möglichkeit sein, dann sollte man aber auch möglichst nicht dabei stehenbleiben, sondern umdrehen und weggehen.


    Kenne das Problem auch, und das Beste wäre, wenn deine Hündin nicht mehr kopflos die Flucht ergreifen würde - dazu muss man ihr aber langsam die Angst nehmen, und das Vertrauen in dich stärken. Und auch dann ist es nicht in jedem Fall sicher, dass sie nicht flüchtet.
    Man lernt mit der Zeit vorrausschauend spazieren zu gehen :streichel:

  • Hier mag ich auch mitlesen - Ich habe ein ähnliches Problem mit Flora und würde gerne irgendwann nicht mehr ständig ausweichen müssen :|
    Grundsätzlich nehme ich Flora sofort hoch, wenn sie zu mir kommt und große Hunde angerannt kommen, da sind mir die Sprüche der Besitzer egal. Bisher wurde ich zum Glück auch nicht blöd angemacht, sondern es haben sich alle Großhundebesitzer entschuldigt :dafuer: bei kleinen Hunden, hocke ich mich zu Flora hin und halte die anderen Hunde auf Armlänge fern. Inzwischen traut sich Flora bei manchen wieder hin, aber soweit wir die Möglichkeit haben, laufen wir um alle Vierbeiner große Bögen ...
    Vielleicht noch eine Anmerkung, weshalb ich noch nie Streitereien mit den HH hatte: ich ignoriere sie völlig :D Ich laufe Flora entgegen, sie versucht ja zu mir zu kommen, und versuche den anderen Hund zu blocken. Die meisten dieser Hunde hören eh nicht auf den Rückruf, da sind mir die HH dann grad egal :hust:

  • Ich habe etwas Angst davor, dass solch eine Situation nochmals passiert und Bella irgendwann generell Angst vor Hunden hat. Das möchte ich unbedingt vermeiden.

    Vielleicht hat sie das jetzt schon und du interpretierst ihr Verhalten gegenüber Fremdhunden falsch.

    Nachdem ich abwechselnd Hunde und Besitzer angeschrien hab, nahm ich Bella dann hoch. Das war bisher das einzige Mal, dass ich das getan habe. Ich wusste mir nicht mehr anders zu helfen.

    Ich würde sie einfach schon hochnehmen, bevor die Hunde bei euch ankommen. Wegdrehen und Szene verlassen.

    Was ich dir empfehlen kann, ist das Trainieren, dass sie auf Zuruf möglichst immer zu dir kommt. Das wird ohne Ablenkung sicherlich schon gut klappen, mit Ablenkung muss man das langsam steigern.

    Wichtiger wäre da doch eigentlich ein Stoppsignal, oder? Den Hund zu sich rufen löst ja evtl. wieder Hetzen bei den anderen Hunden aus.

  • Wichtiger wäre da doch eigentlich ein Stoppsignal, oder? Den Hund zu sich rufen löst ja evtl. wieder Hetzen bei den anderen Hunden aus.

    Kann möglich sein, hast du Recht!
    Stopp oder Warte sind sehr nützlich, die Frage ist, kann das der Hund im Moment der Angst? Dexter kommt eher, als stehenzubleiben, wenn er wirklich Schiß hat. Sonst kann er durchaus stehenbleiben bei anderen Reizen, außer eben bei Angst.


    Idealerweise sollte man es garnicht erst soweit kommen lassen - aber realistisch gesehen kann man es nie ganz ausschließen. Ist uns ja vor ein paar Monaten erst passiert, als Dexter direkt bei uns stand als ein Labbi aus dem Spiel mit einigen anderen Hunden plötzlich auf uns zugeschoßen kam.
    Dexter wurde kopflos und ist um uns herum gerannt, und es war auch nicht einfach abzubrechen, weil der Labbi völlig im Jagdmodus war.


    Wichtig ist, dass man selbst danach nicht jedesmal wieder selbst Angst bekommt. Dexter war erstaunlicherweise danach wieder cool, ist entspannt an einem freilaufenden Rotti vorbeigelaufen und hatte noch diverse Kontakte zu anderen Hunden.
    Der hat das schneller weggeschoben als ich!

  • Wenn ich das lese, sträuben sich mir die Haare, sorry :shocked: Wie kann man ein solch jungen Hund nur solchen Situationen aussetzen? Die kleine wurde gehetzt, an den Hinterbeinen gezwickt, etc. Warum muss man immer denken, Hunde brauchen unbedingt andere Hunde, warum kann mann nicht erst mal versuchen die Bindung erst mal zu festigen, ausgesuchten Hunde Kontakt zu suchen ? Was sowas in einen solchen Hund auslösen kann ..
    Sorry das ich da so reagiere, aber ich kanns beim besten Willen nicht verstehen :ka:
    Klar hatte sie Angst und ist ja auch deshalb davon gelaufen, wurde dazu noch gejagt, hatte keinen Schutz des HH. Vermeide bitte solche Situationen, gib ihr die Sicherheit die sie braucht. Mit solchen Aktionen kann verdammt viel ausgelöst werden.
    Wenn Sie Läufig ist, versuche dort zu gehen wo sie keinen zum Opfer fallen kann.
    Und versuche jetzt erst mal an ruhigeren Orten zu gehen, stabilisiere eure Beziehung neu. Lasse keinen Hund ohne deine Zustimmung an sie ran, wenn nötig nimm sie hoch. Sie hatte dir in der einen Situation deutlich gezeigt, sie braucht dich und vertraute dir in dem sie dich suchte und sich an dich drückte. Jetzt braucht sie vor allem positive Erlebnisse, in denen du ihr auch zeigst, es passiert dir nichts ich bin für dich da. Kein Hund kommt dir zu nah. Und dann wenn es sich wieder stabilisiert hat, Schritt für Schritt und in geringer Dosis Hundebegegnungen. Kein Hund braucht immer Hunde Kontakt.

  • die Frage ist, kann das der Hund im Moment der Angst? Dexter kommt eher, als stehenzubleiben, wenn er wirklich Schiß hat. Sonst kann er durchaus stehenbleiben bei anderen Reizen, außer eben bei Angst.

    Stimmt, kommt wohl auf den Hund an, ob er das schafft. Tatsächlich macht meine aber z.B. das Gegenteil von sich aus. Die stellt sich tot, wenn sie richtig Angst hat. Als Junghund ist sie auch ein paar mal geflüchtet, oder hat versucht, es noch bis zu mir zu schaffen, aber dann hat sie ziemlich schnell die Strategie Anhalten und Ducken entdeckt. Sie hofft dann drauf, dass ich möglichst nicht in Schockstarre verfalle sondern ihr schnell zu Hilfe eile.

  • Kenne das Problem auch, und das Beste wäre, wenn deine Hündin nicht mehr kopflos die Flucht ergreifen würde - dazu muss man ihr aber langsam die Angst nehmen, und das Vertrauen in dich stärken. Und auch dann ist es nicht in jedem Fall sicher, dass sie nicht flüchtet.

    Das wäre nur der recht hilflose Versuch des Menschen, die Defizite, die der Hund bei brenzligen Begegnungen mit anderen Hunden hat, zu kompensieren. Sicher besser als der jetzige Zustand, aber im Idealfall müsste das Erlernen eines passenden hündischen Sozialverhaltens nachgeholt werden, und dazu braucht es hündische Lehrer. Die scheinen aber in D und CH noch nicht so angekommen zu sein, und nicht alles, was sich Sozialisierungskurs nennt, ist einer - da empfiehlt es sich, sehr genau hinzuschauen, wenn man an den Ursachen arbeiten möchte.


    Dass blinde, kopflose Flucht nicht nur keine gute Idee ist, sondern absolutes No-Go, sollten Hunde recht früh von "erziehungsberechtigten" Hunden lernen. Wurde das verpasst und lässt sich mangels Gelegenheit nicht mehr nachholen, kann man versuchen, die genannten Ersatzstrategien aufzutrainieren. Man wird aber vermutlich immer wieder reines Management betreiben müssen, besonders, wenn es im Umfeld von mangelhaft sozialisierten Hunden wimmelt.

  • Ich glaube gar nicht mehr daran, dass sich eine kleine läufige Hündin mit "adäquatem natürlichem Hündisch" gegen eine Meute von großen paarungsfreudigen Rüden wehren kann. Auch nicht, wenn sie toll sozialisiert wurde.

  • Das wäre nur der recht hilflose Versuch des Menschen, die Defizite, die der Hund bei brenzligen Begegnungen mit anderen Hunden hat, zu kompensieren. Sicher besser als der jetzige Zustand, aber im Idealfall müsste das Erlernen eines passenden hündischen Sozialverhaltens nachgeholt werden, und dazu braucht es hündische Lehrer. Die scheinen aber in D und CH noch nicht so angekommen zu sein, und nicht alles, was sich Sozialisierungskurs nennt, ist einer - da empfiehlt es sich, sehr genau hinzuschauen, wenn man an den Ursachen arbeiten möchte.
    Dass blinde, kopflose Flucht nicht nur keine gute Idee ist, sondern absolutes No-Go, sollten Hunde recht früh von "erziehungsberechtigten" Hunden lernen. Wurde das verpasst und lässt sich mangels Gelegenheit nicht mehr nachholen, kann man versuchen, die genannten Ersatzstrategien aufzutrainieren. Man wird aber vermutlich immer wieder reines Management betreiben müssen, besonders, wenn es im Umfeld von mangelhaft sozialisierten Hunden wimmelt.


    Ja, ohne andere Hunde lernt sich das nicht - wir sind daher (auch wenn das eher selten gutgeheißen wird) mit Dexter viel im Hundepark gewesen. Er hat da tatsächlich auch gelernt, dass das Stehenbleiben Sinn macht.
    Viel Lob für gutes Verhalten, und dazu seine eigene Erkenntnis, dass er mit solchen Begegnungen klarkommen kann.
    Solange die anderen Hunde nicht auf ihn zurennen und zudem deutlich größer sind als er (dunkle Labbis und Bulldoggen sind leider immer die Garantie dafür, dass es nicht klappt), geht das mittlerweile wunderbar.
    Aber es hat seine Grenzen.


    Max bleibt stehen oder rennt seinerseits auf die Hunde zu, der ist da ganz anders aufgestellt.


    Beide hatten aber als Welpen/Junghunde Hundekontakte. Und Max war sogar isolierter als Dexter. Vielleicht auch eine Charaktersache?

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