Jagdtrieb und Pferd, zwischen Verzweiflung und Mut

  • Hi ihr Lieben,


    ich möchte euch mal meine Situation zu meinem Hund aus dem Tierschutz schildern, weil ich mir noch immer nicht sicher bin ob abgeben eventuell dir richtige Lösung für uns beide ist.
    Ich bin eine 24 jährige Sozialpädagogin und arbeite im Kinderheim, habe noch Pferde. Ich wollte also einen Hund, der sowohl mit auf die Arbeit kann, als auch am Pferd. Ich habe auch schon Hundeerfahrung.
    Ich bin dann durch großen Zufall auf einen Hund aus Spanien gestoßen. Der Zufall war echt enorm. Mir beschrieb man den Hund als ruhig und unkompliziert und gut mit älteren Kindern. Jüngere konnten nicht getestet werden. Aber ich solle ihn mal zur Probe nehmen und man könne ihn dann, wenn er nicht passt immernoch weitervermitteln. Es ist ein grauer Schäferhund mit weißen Pfoten, weißer Schnauze und weißer Schwanzspitze. Das Weiß seien Farbfehler. In den Papieren steht auch grauer Schäferhund, was er am Ende wirklich ist, weiß vermutlich nicht mal er selbst. Er wurde auf 2-3 Jahre geschätzt. Man hat mir Videos gesendet, wo er Ball spielt. Er war sehr aufmerksam, sehr ballfixiert, aber außer, dass er völlig im Trieb war auch ruhig. Man hat ihn auch an fremden Hunden vorbeigeführt in den Videos und man hat gemerkt, dass er schon aufgeregt ist. Ich dachte mir das ist eine Menge Arbeit und wollte erst absagen, mein damaliger Freund war aber Feuer und Flamme und erklärte mir, er mache Fährtenarbeit und sowas mit ihm, also kam er. Das war vor ca. 4 Monaten.
    Er ist völlig unerschrocken, keine Angst vor lauten Geräuschen, eigentlich keine Angst vor gar nichts. Draußen aber vollständig im Trieb, zog mich durch die Gegend, hat draußen null auf mich geachtet etc.
    War dann beim Trainer, wir haben mit Leinenführigkeit durch Richtungswechsel angefangen. Meinem Hündchen war das nicht recht, hat das durch Knurren, Bellen, Anspringen, Fletschen und in die Luft beißen auch gezeigt, zu einem Beißvorfall kam es nie, obwohl mein Trainer immer „auf Angriff geblieben“ ist. Er hat sich einfach keine Grenzen aufzeigen lassen wollen. Mein Trainer hat die Formulierung „das ist ein junger Rüde, der hat ein Selbstbewusstsein jenseits von Gut und Böse“.
    Wir haben ihn auch versucht auf die 7,5 Meter Schleppleine zu konditionieren. Einfach so, dass er im Umkreis bleiben soll. An ohne Schleppleine war noch nicht zu denken.
    Ich sollte ihn immer kurz bevor die Leine zu Ende ist vorwarnen und dann kommt eben der Ruck. Das hat nicht funktionert, er hat nicht reagiert, nur gelernt, dass er mit Geschirr langsam anziehen kann und dann weiter kommt.
    Also haben wir ihn auf die Trainings Discs negativ konditioniert. Er weiß dass ich die werfe und ich will ihn auch treffen. Vor den Training Discs hat er genug Respekt. Die haben ihn anfangs auch nicht interessiert. Mittlerweile reagiert er in 98 % Auf Ansprache. Wenn er nicht sofort reagiert kommt eine Disc geflogen.
    Er hat schon immer gejagt. Einmal eine Katze quer durch den Garten, mein Pferd fand er auch immer schon sehr toll, das habe ich ihm aber abgewöhnt, hat ganze vier Wochen geklappt, dann kam folgende Situation:
    Ich stand samt Pferd in einem eingezäunten Bereich und Hund war frei (ist er ja sonst eigentlich nie, da am Tier und zwar egal welchem, nicht abrufbar). Die Stallbesitzerin und nebenbei Hundetrainerin (finde ihren Trainingsweg nicht geeignet für uns) ist, war dabei. Hund hat sich hochgepusht, da unbekannte Situation mit dritter Person, ich wollte ihn ignorieren (1. Fehler). Er hat dann ein Kuscheltier der Dame vor die Füße gelegt. Sie hat dann den Fuß draufgestellt und gesagt, sie macht jetzt Beutesicherung, wenn er Respekt hat, geht er nicht dran (Anmerkung: Ich kann ihm mittlerweile alles abnehmen und in seiner Reichweite lassen, er akzeptiert ein Nein). Er hat natürlich versucht ans Kuscheltier zu kommen, hat ja aber nicht geklappt und er hatte genug Respekt vor der Dame um sie nicht anzugehen und ist dann auf mein Pferd gegangen. Er hat es in die Hinterfüße geknappt, dass es vorwärts geht und in den Bauch, dass es die Richtung wechselt.
    Mittlerweile weiß ich, dass es eine Übersprungs- und Frustationshandlung war. Ich habe sie mit geschaffen und war einfach nicht gut genug um sie zu erkennen. Mein Fehler. Ich war trotzdem der Verzweiflung sehr nahe und habe mir überlegt wer einen Hund mit derartigen Verhalten nimmt, den man nicht von der Leine lassen kann. Aber als Reitbegleithund konnte ich ihn mir nicht mehr vorstellen. Habe ihn danach (ohne Pferd) an Hühnern vorbei, einmal Maßregeln hat gereicht und er konnte sie ignoriere (konnte er vorher auch nicht).
    Habe daraufhin eine neue Trainingsstunde ausgemacht. Wir haben uns an einem Reiterhof getroffen, dort gab es Katzen, Wildhasen, Rehe, Rinder, Pferde, Ziegen, Hühner und noch irgendwas. Er liebt seinen Ball abgöttisch. Fixiert er, fasse ich ihn mit drei Fingern an, fixiert er nicht oder hält was aus, bekommt er den Ball. Ich finde das System extrem gut.
    Ich arbeite jetzt ungefähr sechs Wochen damit. Gehe jeden Tag zu irgendwelchen Tieren, ans Rehgehege, Schafsgehege, Hühnerstall. Ich soll noch in den Zoo etc. gehen… Es wird besser, aber er schießt trotzdem los. Er darf auch beim Spaziergang im Wald. Nichts fixieren, nicht großartig Riechen. Weil Hund hat die Nase auf dem Boden, verschwindet im Wald, Reh kommt raus. Solange er noch mit der Nase sucht ist er abrufbar, sobald Wild in Sichtweite kommt ist er nicht mehr abrufbar. Zumindest war das so vor dem Training, seit dem haben wir keinen echten Wildkontakt mehr gehabt. Mittlerweile ist er am Rehgehege soweit, dass er nur noch selten fixiert, wenner losstiefelt zu90 Prozent abrufbar ist und sich anfängt selbst zu regulieren. Wir stehen beispielsweise zwei Meter vom Reh entfernt, Hund schaut hechelnd (das darf er), wendet sich mir zu (natürlich folgt ein großartiges Spiel). Das klappt aber nur mit sehr großer Anstrengung. Wir waren dann länger nicht in unserem sehr, sehr wildreichen Wäldchen, dann waren wir wieder und er hat sich vor lauter fixieren etc. kaum noch bekommen. Er war viel weniger im Trieb drin als früher aber von frei am Pferd laufen…. Puuuuh….
    Auch wenn er neue Tiere sieht rennt er erstmal hin. Ob er reißen würde weiß ich nicht. Aber ich kann ihm halt nicht trauen. Auch diese Übersprungshandlungen können ja immer mal kommen aus Frust…
    Heute war ich dann mit meiner Freundin am Rhein spazieren. Ich dachte mir einfach (zerfleischt mich) wenn er sich ein Reh fängt und verloren geht, habe ich eine Sorge weniger. Er ist nicht in der 7,5 Meter Nähe geblieben aber hat zu 99 % zurückrufen lassen. Sogar als er doch eine Ente jagen wollte. Wir waren am Wasser weil er das liebt und eigentlich keine Enten jagt. Wenn die aber frei auf der Wiese stehen ist der Reiz zu groß.


    Auf der Arbeit ist er spitze. Hatte ihn als ich ihn noch auf Probe hatte mit in der Psychiatrie. Dort hat er sich für ca. 4 Minuten zu unserem Jugendlichen, den er vorher nicht kannte gesetzt. Ohren, Augen und Nase waren auf hochtouren aber er ist ruhig da sitzen geblieben. Das hat ihm niemand gesagt und ich habe ihn in dieser Zeit noch nie so lange so ruhig sitzen sehen. (Draußen, drin ist er gechillt). Dann kam ein sehr bedrohlicher Mann raus und kam laut schreiend auf uns zu, keine Reaktion vom Hund. Selbst ich hatte Angst vor dem Menschen. Aufgrund dieser Situation habe ich ihn behalten und gesagt ich investiere das Training, weil fürs Pferd kann man ihn trainieren, für die Kinder nicht.


    Mein Trainer sagt, dass es ein sehr anspruchsvoller Hund ist, der mich oft an meine Grenzen kommen lässt. Das ist so. an manchen Tagen bin ich sehr verzweifelt und frage mich ob er nicht woanders besser aufgehoben wäre. Noch dazu kommt, dass mein Trainer glaube ich gesagt hat, dass 80% der Hunde am Pferd nicht jagen, meiner gehört da nicht dazu.
    Ich weiß es ist jetzt sehr lange geworden, aber vllt hat jemand von euch einen ähnlichen Hund. Oder eventuell kann mir jemand von euch mit jagenden Hunden sagen wie lange das bei euch gedauert hat.
    Meinen Weg mit salopp gesagt eine auf die 12 oder Ball finde ich gut. Auch das Leinentraining wird besser. Wir standen auch schon einer Katze gegenüber und er konnte sich unter großer Anstrengung im Sitz beherrschen nicht hinzurennen. Auch bei meinem besten Freund entspannt er sich trotz Katzengeruch. Aber ich sehe ihn einfach nicht wie er am Stall freilaufend mit der Stallkatze klar kommt… Ich hatte zuvor noch keinen Hund mit Jagdtrieb und habe das einfach unterschätzt.


    Ich bin über jeden Kommentar dankbar. :hilfe:


    Viele Grüße


    Sabine

  • Da ist ziemlich viel durcheinander und miteinander gemischt, das du getrennt handhaben solltest.


    Nr. 1 Der Hund kommt aus Spanien und ist erst 4 Monate da. Hab ich das richtig verstanden? Der ist noch gar nicht angekommen und hat noch gar keine Bindung zu dir. Da solltest du noch nicht mt aversiven Mitteln arbeiten, sondern den erstmal etwas ankommen lassen und vielleicht mehr vertrauensbildende Maßnahmen durchführen, statt ihn mit Trainingsdisks zu bewerfen (die wenn überhaupt, in etwas Abstand zum Hund landen sollen). Auf Arbeit hat er eigentlich auch noch nix verloren. Stell dir vor, du wanderst in China ein, kannst die Sprache nicht, hast von der Kultur keine Ahnung, aber irgendwer nimmt dich mit in ein Büro zum Diktat und wenn du falsch reagierst wirst du mit dem Tintefass beworfen....


    Jagen ist ne schwere Aufgabe, die kann u.U. Jahre dauern.


    Ans Pferd kannst du ihn bestimmt noch gewöhnen, aber auch das langsam und erst wenn er dich richtig kennt. Gib ihm noch etwas Zeit. Versteh erstmal an einfacheren Dingen wie er tickt, bevor du da ein anderes Lebewesen mit einbeziehst.


    Vielleicht solltest du generell mal ein paar Erwartungen runterschrauben und den Hund erstmal Hund sein lassen, ankommen lassen, eingewöhnen und euch kennenlernen.


    Mach dir nicht so nen Stress.

  • Um ehrlich zu sein, ich würde mal eher den Fehler in der Trainingsmethode suchen als beim Hund selber. Ich lese sehr oft von Bestrafung und Einschüchterung. Lernst du ihm auch, was er machen soll oder nur was er nicht machen soll. Die Trainerin würde ich auch noch mal überdenken.

  • Hallo Sabine,


    ich bin auch Sozialpädagogin mit pädagogischem Begleithund, deshalb noch eine Anmerkung vorab: bitte pass gut auf deinen Hund auf wenn du ihn mit zur Arbeit nimmst! Er hört sich nach einem sehr reizempfänglichen Hund an, der selbst entscheidet und anscheinend (rassetypisch) nicht viel Probleme damit hat nach vorne zu gehen. Auch wenn er sich bisher brav zeigt, wäre ich super vorsichtig! Es geht einfach so schnell, dass man selber abgelenkt ist, man hat ja was zu arbeiten, und irgendwas mit dem Hund passiert, dass man nicht 100% mitbekommt. Es kann zudem gut sein, dass er bei dem auf ihn zurennenden Menschen erstmal baff war, aber, sollte das häufiger vorkommen, für sich eine Entscheidung trifft wie er damit umgehen möchte. Zumindest so lange du ihm nicht sagst was er machen soll. Man kann ein richtiges Verhalten natürlich auch mit Jugendlichen oder Erwachsenen trainieren. In der speziellen Situation hättest du ihm bspw. für sein ruhiges Verhalten belohnen können.


    So nun zum Jagen.
    Du hast da einen sehr reizempfänglichen Hund (so liest es sich zumindest) der wenig Impulskontrolle hat. Wahrscheinlich hat es ihm nie jemand beigebracht sich zu beherrschen. Nur mit deckeln, Discs schmeißen und androhen von Strafe wirst du ihm das aber nicht beibringen. Wenn das wirklich so ein selbstbewusster Kerl ist und nicht einfach ein unsicherer, dann braucht er einen Grund um mit dir zusammen zu arbeiten. Strafe ist da meist nicht so geeignet, vor allem wenn er da "dickfellig" ist.


    Mein Tipp wäre:
    - ist er kastriert? Wenn ja, dann lass mal beizeiten seine Schilddrüse checken. Wichtig aber alle 4 Werte, nicht nur den 1.
    - weniger ist mehr. Versuche mal etwas euer Programm runter zu schrauben. Also möglichst nicht jeden Tag Arbeit, Stall, Tierfreigehege, sondern eins von den Dingen vielleicht 2x die Woche und ansonsten Alltag und Training ohne so krasse Anforderungen bevor es nicht richtig sitzt.
    - ich bin kein Gegner von Strafe, aber halte es nicht für sinnvoll sich nur darauf zu verlassen. Versuche mit ihm mal wichtige Kommandos positiv, evtl. wie eine Art Trick aufzubauen.


    Wie hast du bisher den Rückruf geübt?
    Belohnung muss übrigens nicht nur Leckerli sein, ein Zerrspiel ist für meinen Rüden eine viel größere Belohnung, dafür sollte aber das "Aus" schon sitzen.


    Könnte ewig weiterschreiben, aber ich glaub das reicht erstmal.

  • Hallo,


    wirf die Trainingsdiscs und den Ball bitte weg, wechsel schnellstmöglich den Trainer und fahre das Programm und deine Ansprüche gegenüber deinem Hund herunter.


    Der Hund scheint reizüberflutet zu sein, zeigt bereits Übersprungshandlungen.


    Nicht jede Hunderasse ist für die eigenen Ansprüche geeignet, bei Tierschutzhunden muss man erst recht die Erwartungen herunterschrauben.


    Hundeerziehung erfordert Geduld und Zeit.


    Suche dir einen Trainer, der über positive Verstärkung arbeitet.


    LG Themis

  • Was mir auffällt: Du arbeitest mit aversiven Mitteln wie Fingerstoß und Discs, die durch einen gewissen Schreckeffekt wirken, plus Belohnung durch den Ball, wobei du deinen Hund als hocherregbaren Balljunkie schilderst. Das heißt, der Hund lernt zwar, sich kurzzeitig zusammenzureißen, aber die Erregungslage bleibt konstant hoch. Der Topf ist also sozusagen immer kurz vor dem Überkochen. Das Risiko, daß diese Erregung auf sehr unerwünschte Weise durchbricht, ist also sehr groß, wie der Vorfall mit dem Pferd zeigt.


    Hast du schon einmal darüber nachgedacht, wie du stattdessen Ruhe und Entspannung bei dir und deinem Hund fördern kannst? Ein wesentlich ruhigerer Alltag mit sehr viel weniger Programm und Anforderungen an deinen Hund wäre da sicher hilfreich. Vertrauen aufbauen braucht Zeit.
    Erst in zweiter Linie dann ein Trainingsweg, der ebenfalls auf Ruhe setzt und nicht auf hochpushen.


    Dagmar & Cara

  • Hi,


    vielen Dank für eure Kommentare.


    Zur Arbeit: Ich arbeite mit älteren Jugendlichen. Er ist mein Schatten im Haus. Er folgt mir auf Schritt und Tritt. Er ist nicht mit den Jugendlichen alleine, darf nicht alleine in ihre Zimmer, ist völlig entspannt im Haus. Ich habe angefangen ihn für eine Stunde mitzunehmen etc. Er geht gerne "arbeiten". Wenn wir neue Kids haben, erkläre ich ihnen erst alle Regeln. Unter anderem: nicht festhalten, nicht drüber lehnen, nicht in den Weg stellen, in Ruhe lassen wenn er weggeht, wenn er schmusen möchte soll er kommen etc.. Erst dann bringe ich ihn mit, merke ich, dass er unruhig wird, geht er ins Auto (wo er sich sicher fühlt und eigentlich immer schläft) oder lasse ihn abholen. Er ist definitiv nicht überfordert in der Arbeit. Ganz im Gegenteil ist er sehr bereichernd. Die Psychiatriegeschichte kommt eigentlich auch einmal in hundert Jahren vor. Wir haben gesagt wir probierens. Wenn die Kinder mal aufdrehen, reagiert er darauf nicht, meistens bleibt er einfach weiter liegen.
    Nach vorne gegangen ist er bislang nur bei Einforderung von Grenzen. Er vermeidet ansonsten und wird dafür belohnt. Ich finde er zeigt kein unnormales Verhalten, sondern ganz im Gegenteil hat er ein gut ausgeprägtes Sozialverhalten, auch mit anderen Hunden.
    Aber dass ich gut aufpassen muss mit den Kindern ist klar. Alle Kollegen und Kinder mögen ihn und sagen immer wie gut er hören würde, das höre ich auch oft auf der Hundewiese.
    Er ist null schreckhaft, auf Reize reagiert er nur im Bezug auf Jagen. Er geht nicht mit in den Stall. Sein Trainingspensium ist ungefähr eine halbe Stunde Abendspaziergang an der kurzen Leine, sprich Geschirr für er darf schnüffeln etc. am Halsband, er geht Fuß und 45 Minuten im Wald oder am Tier. Mehr nicht.
    Wie gesagt, er hat am Anfang auf nichts reagiert. Er wurde gerufen, mahnend gerufen, streng gerufen, dann fliegen Discs und wenn er irgendwie reagiert, dann bekommt er Lob, meistens seinen Ball und den liebt er. Wenn wir im Wald sind und er hat was fixiert und auf eine Ermahnung reagiert, sprich ein nein oder sowas, spielen wir sofort. Am Anfang sind wir keine 5 Meter im Wald gekommen, ohne dass wir gespielt haben. Er achtet auch auf mich. Mittlerweile. Und zwar nicht aus Angst. Ich glaube der Hund hat vor nichts Angst.
    Und jup, er hat keine Impulskontrolle, aber die bekommt er nicht, indem er den ganzen Tag rumflippt.
    Vor einiger Zeit war ich an der Krönung meiner Verzweiflung und habe versucht ihn körperlich auszulasten, ich bin jeden Tag mit ihm Rad gefahren. Das Ergebnis war, dass er nur noch mehr hochgepusht war. Dann bin ich genau das Gegenteil gefahren und bin mit ihm spazieren gegangen, bis er hektisch wurde. Das waren ca. 300 Meter 3 Mal am Tag. Ist er hektisch geworden, bin ich umgedreht, das hat geholfen und er ist ruhiger geworden.
    Ich übe jeden Tag an einem Tier bis das zur Routine geworden ist. Ich bemesse das an seinem Können. Das heißt am Anfang flog sofort der Ball wenn er nicht sofort losgeschossen ist zu den Rehen. Mittlerweile fliegt der Ball, wenn er entweder ruhig vorbeigegangen ist, oder sich selbst reguliert hat. Mitunter auch "nur" wenn er Blickkontakt aufbaut. Ich habe während unseres heutigen Spaziergangs glaube ich die Hälfte der Zeit mit ihm gespielt weil er irgendetwas gut gemacht hat. Futter hat er zu Beginn in Stresssituationen nicht angenommen und ich finde den Ball als Belohnung besser.
    Er ist auch ohne Training und für ihn ist ja schon jeder Spaziergang enormes Training, viel aufgedrehter. Einen Tag Trainingspause geht ja gar nicht, dann könnte ich ihn nicht raus lassen.
    Wir haben mit dem Jagdtraining ja auch erst vor 6 Wochen angefangen, als ich gesagt habe, okay, jetzt reagiert er und achtet auf mich, ist ansprechbar und flippt nicht aus, jetzt können wir anfangen.
    Ich bin auch seine Hauptbezugsperson. Er ist total auf mich fixiert. Reagiert inzwischen ohne Wild sehr gut und sehr fein. Gehe ich aus dem Haus und komme nach acht Stunden wieder, liegt er 7 Stunden vor der Tür, meldet sich dann zum Pipi machen und legt sich wieder vor die Tür.


    Die Tierärztin von der Orga wo er her ist war da komplett anderer Meinung. Sie hat mich bei der Kastration vor drei Monaten auch gefragt warum er noch nicht jeden Tag mit auf die Arbeit geht und ob er schon am Pferd läuft und frei läuft und so weiter. Da dachte ich ohje, nein, weil er null auf mich reagiert...

  • Ich habe Verstädnisprobleme: Du schreibst, er verfolgt Dich, findet aber Ruhe. Wie geht das zusammen?


    Was macht er denn mit dem Ball? Ich habe ein wenig das Gefühl, dass Du den Teufel mit dem Belezebub austreiben willst ...

  • @ AnjaNeleTeam
    Sorry, hab einiges Vergessen.
    Rückrufen habe ich mit Ballspielen trainiert. Er bekommt auch zu 90% den Ball wenn er sich ordentlich abrufen lässt. Wenn nicht ein sehr hohes Lob.
    Er ist sehr auf den Ball fixiert, flippt aber nicht aus wenn ich ihn wegpacke sondern geht weiter seines Weges. Er würde den Ball auch für ein laufendes Reh liegen lassen.
    Was meinst du mit den Schilddrüsenwerten? Was könnte da im Argen liegen?


    @dagmarjung
    Das mit der Reizüberflutung ist teilweise bestimmt so. Er fährt aber auch runter. Im Haus schläft er eigentlich nur. Auch unsere gewohnt Abendrunde macht er ganz entspannt im langsamen Trab oder Schritt. Er hört auch manchmal selbst auf Ball zu spielen und bei den Rehen üben wir gerade einfach im Schritt vorbeizulaufen. Alles langsam eben. Habe mir überlegt ob ich bei einem anderen Trainer ins "slow motion ohne Hektik Agility" gehe. Einfach das er runterfährt. Generell lobe ich ihn immer wenn er runter fährt. Bleibe ich stehen und erzähle und er steht einfach nur da, lobe ich ihn. Fällt er beim Spaziergang in Schritt, lobe ich ihn. Manchmal kuscheln wir dann auch beim Spaziergang.
    Aber das stimmt schon mit dem deckeln. Das ist mir bewusst. Aber es ist ja eine Umlenkung. Er möchte jagen, darf keine Rehe jagen, dafür den Ball. Das ist mit mir. Er kläfft übrigens auch nicht wie ein Gestörter, er steht da und wartet bis ich werfe. Er fetzt auch nicht mehr wie ein Geisteskranker los. Stecke ich den Ball weg, trabt, kuckt er vllt. nochmal aber trabt dann weiter. Ich glaube ihn als Balljunkee zu bezeichnen wäre falsch. Nur mit Belohnung kann ich aber mit dem Hund nicht arbeiten.
    Er muss in sich ruhiger werden. Ist er aber ja auch schon deutlich geworden. Und: Wenn er sich hochfährt, beispielsweise wir sind zu einer fremden Gassigehstrecke gefahren und ich korrigiere ihn sofort, fährt er runter und wird nicht noch hektischer. Korrigiere ich ihn nicht, puscht er sich hoch.
    Ich habe auch Suchspiele im Haus probiert. Er findet alles, wirklich alles. Aber das macht ihn auch hektisch. Was ihn wirklich runterfährt ist die Arbeit am Wild und ansonsten sehr unspektakuläre Spaziergänge. Ich gehe zum Beispiel auch nie mit einem hochgespushtem Hund heim. Ich laufe beispielsweise 500 Meter in den Wald, laufe zurück und die gleiche Strecke nochmal, bis er sich entspannt, dann (und natürlich sehr viel zwischendurch) gibts ein rießen Lob und wir gehen zufrieden nach Hause. Das macht ihn zufrieden und ruhig.
    Aber wie kann man einen Hund noch ruhiger bekommen?


    Diese Übersprungshandlung war wirklich dämlich und unnötig und habe ich geschildert um seine Empfänglichkeit fürs Jagen zu beschreiben. Wie gesagt, vier Wochen hat er das Pferd in Ruhe gelassen und dann das. Diese Situation habe ic nicht kreiert, wusste zu dem Zeitpunkt (gut zwei Monate her) aber noch nicht, dass es fatal ist, nicht einzugreifen. Diese einmalige Situation würde ich jetzt nicht nehmen um zu sagen, der Hund ist jeden Tag Überfordert und zeigt derartige Stressreaktionen.


    Aber nochmal eine andere Frage:
    Wenn er nicht weiß was mit sich anzufangen. Beispielsweise ich bleibe stehen und nichts passiert, bringt er einen Stock. Oder: er kann die Situation nicht einordnen, bringt er was zum Spielen. Reguliert er sich dadurch nicht auch selbst? Er weiß nicht genau wie er sich verhalten soll, weiß aber das Spielen immer positiv ist? Und nochmals: Ja, er kann ohne Ball und Stock werfen leben.


    Viele Grüße und danke fürs Lesen :)

  • Schmeiß die Disc-Scheiben und den Trainer weg und bau erst einmal Vertrauen auf. Was erwartest du von einem Hund der wahrscheinlich und einiges erlebt hat und vielleicht lange auf sich gestellt war?
    Das braucht Zeit, viel Zeit, aber es lohnt sich.
    Ich habe einige Tierschutzhunde gehabt und weiß wovon ich rede. Bei meinem Rüden hat es über ein Jahr gedauert. Er war panisch ängstlich und hatte Jagdtrieb. Ich habe anfangs fast nichts mit ihm machen können, aber er lernte mir zu vertrauen. Mit Disc-Scheiben und Druck wären wir nie glücklich geworden. Ich habe das gelobt was er richtig gemacht hat und alles andere ignoriert. Ich gab ihm Sicherheit und habe ihn langsam an das Leben hier gewöhnt. Er wurde ein toller Hund, nur mit dem Jagdtrieb und seiner Eigenständigkeit mussten wir sein ganzes Leben lang klar kommen. Das war nicht so geplant, aber so ist das eben bei einem Hund aus dem Tierschutz. Es kann alles, muss aber nicht.
    Wir haben sogar eine Begleithundprüfung geschafft und er hat mit mir Agility gemacht.
    Ich bin froh das ich auf mein Bauchgefühl gehört habe und nicht irgend einem Trainer geglaubt habe.


    LG Terrortöle

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