Jagdtrieb und Pferd, zwischen Verzweiflung und Mut

  • Ich habe alleine vom Lesen deiner Beiträge das Gefühl, deinen Hund sehr gut zu verstehen xD ...


    Also erst einmal: fahr mal mindestens drei Gänge runter! Der Hund ist erst seit 4 Monaten bei dir und hat ein übervolles Programm. Wie soll er denn da gescheit zur Ruhe kommen, um überhaupt lernfähig zu sein?

  • @ Winkehund
    Mit den Kindern hat er keinerlei Probleme und macht das gerne. Er bleibt in hektischen Situationen sehr gelassen. Erstaunlich gelassen.
    Den Therad habe ich auch erstellt, weil ich eben bezweifle, dass er mal gut und gerne am Pferd laufen kann.
    Ich sehe aber auch enorme Fortschritte die er gemacht hat.
    Alle meine Mitmenschen, zum Beispiel Rettungshundeführer erklärten mir, dass die Hunde nach drei Wochen schon angekommen sind und dann das mit der Leine etc. können. Ich bin sehr froh, dass hier eher die Kritik kommt, dass ich ihn überfordere und er noch Zeit braucht.
    Übrigens nehme ich ihn nicht jeden Tag mit auf die Arbeit.


    Die Discs setzte ich nicht ein in Situationen, die ihn überfordern. Die setze ich ein, wenn er mich ignoriert. Dreht er beispielsweise beim Anleinen ab weil mein Freund gerade die Tür raus ist und ich dann auch (äußert sich lediglich im Bellen und Hektisch sein) Greif ich eben ins Halsband und warte bis er Sitz macht (wie immer). Ich helfe ihm also. Normalerweise braucht er die Hilfe nicht, ich nehme ihm aber die Möglichkeit weiter herumzulaufen und das hilft ihm. Ich lobe ihn dann ruhig wenn er sich setzt. Ich strafe in solchen Situationen nie! Würde ich ihn da anfassen oder eine Disc auf ihn werfen wäre das in meinen Augen ziemlich sinnlos und unfair.
    Ich werfe die Disc wenn er läuft und ich ihn rufe und er keine Reaktion zeigt. (Da ist er weder hektisch, noch sonst was, sondern reagiert einfach nicht) Auch werfe ich die Disc wenn er am Rehgehege vorbeiläuft und Richtung Rehe läuft und nicht auf mein nein hört. Ist er schon am fixieren, könnte es Discs regnen, da ist ihm das auch egal.

  • @MajaDo


    Was meinst du verstehen? Mit was genau. Was findest du falsch, was richtig und was würdest du ändern, außer runterschrauben?


    Sein Trainingspensum ist 45 Minuten Spazieren gehen bzw. am Wild trainieren und abends 15-20 Minuten an der Leine. Das wars. Mit diesem Trainingspensum ist er übrigens um Welten ruhiger geworden. Das pusht ihn nicht hoch. Was davon würdest du ändern? Plus arbeit. Da geht er aber nicht mit raus. Machen wir Ausflüge bleibt er zu Hause.


    Ich nehme eure Kommentare, dass ihn jeden Tag Training am Wild überfordern könnten sehr ernst und werde auch noch weiter darüber nachdenken. Er ist aber bei diesem Training ruhiger und weniger hektisch als Beispielsweise wenn ich mit ihm durch den Wald spaziere. Auf dem Feld nur bedingt. Kann er weit kucken, er jagt auf Sicht, ist er nur am rumsuchen. Sind wir in den Weinbergen, gibt es da Hasen. Dort ist es aber weniger schwierig. Müsste ich ein Ranking erstellen, an Schwierigkeit wäre es: am Schwierigsten: Im Wald spazieren gehen, dann im Weinberg spazieren gehen und am Wild trainieren und dann bei Fuß durchs Dorf laufen am Leichtesten.


    Aber dank euch. Wirklich vielen Dank, verstehe ich jetzt, dass ich viel zu hohe Erwartungen hat.
    Wenn ich mir so überlege, er kam vor vier Monaten zu mir. Er hatte keine Beziehung und sich gar nicht für mich interessiert. NAch zwei Monaten waren wir soweit, dass wir ans Jagen trainieren denken konnten. Was aber auch notwendig war, weil er beim Spazieren gehen wirklich nichts gemacht hat außer mit der Nase fährten aufzusuchen. Dabei war er aber noch ansprechbar.
    Jetzt üben wir seit zwei Monaten an Tieren. Und er beginnt schon beim Losschießen umzudrehen weil er den Ball jagen möchte. Auch können wir einem Reh gegenüber stehen. Das sind enorme Fortschritte. Das war mir so gar nicht bewusst. Auch konnte ich ihn heute an den Enten abrufen, die daraufhin weggeflogen sind, er aber nur noch seinen Ball im Kopf hatte.


    Schwierig ist halt, dass er (und jetzt lehne ich mich aus dem Fenster) diese Führung zu brauchen scheint. Gehe ich einen Tag auf die Hundewiese und er fetzt da eine Stunde wie ein Gestörter rum, kommt er wieder zwei Tage nicht mehr runter.

  • Ich würde da gar nichts rein interpretieren.
    An deiner Stelle würde ich ihn auf einen Marker positiv konditionieren. Da erreichst du weitaus mehr, als mit Disc werfen.
    Dann würde ich ein Entspannungssignal aufbauen, damit er lernt runter zu fahren und ganz wichtig, Impulskontrolle üben.


    Es gibt jede Menge Trainer, die über positive Verstärkung arbeiten. Und glaub mir, deinem Hund wird das Training mehr Spass machen und er wird viel motivierter sein mit dir etwas zu machen, was auch Vertrauen aufbaut.

  • Auf der Arbeit ist er also gelassen und in sich ruhend ? Ansonsten ist er aufgeregt und hektisch ?


    Was ist denn auf Arbeit anders ? Wenn du einen entspannten Hund möchtest müsst ihr das auch leben. Je mehr Energie ihr reingebt, desto mehr lebt der Hund sie aus.

  • Er ist im Haus entspannt und ruhig. Draußen hat er halt die Reize. Bei mir zu Hause ist er ruhiger als auf der Arbeit. Da passiert auch weniger. Aber insgesamt ist er im Haus ruhig und draußen solange ruhig bis er den ersten Geruch in der Nase hat.


    Ziggy, du hast irgendwie schon recht. Aber darf er auf Menschen gehen. Die Reaktion auf Situation Nr. 2 war übrigens ein scharfes Nein und weiter gings.
    Naja, aber wie soll man es denn nicht dazu kommen lassen, dass er wo schnüffelt. Das verstehe ich jetzt nicht ganz.


    Ansonsten machen wir ganz viel über positive Verstärkung. Er kommt auch beim Rückruf angedüst wie ein Bekloppter und geht dann langsam weg. Ich habe ihn einfach immer ganz dolle gelobt wenn er schnell gekommen ist. Auch lobe ich ihn ganz dolle wenn er was langsam macht und ansonsten hab ich ihn auch ganz dolle lieb den ganzen Tag.
    Eigentlich sind es zwei Hunde, ein drinnen Hund, der fabelhaft ist mit Kindern und ein draußén Hund, der sich gerne sein Abendessen selbst fangen würde.
    An manchen Tagen bin ich auch der festen Überzeugung, dass das was wird. Eventuell nicht mit Reitbegleithund aber vllt mit auf dem Hof sein ohne Angst um die Hofkatze zu haben. Ich finde beeindruckend wie er anfängt sich selbst zu regulieren. Zum Beispiel die gestrige Katzenbegegnung. Wir fahren an. Katze steht auf der STraße. Hund sieht sie. Wir steigen aus. Hund schießt nicht los! Hund sieht die Katze erneut Auge in Auge, bleibt stehen. Unter Ermahnung. Wir gehen einen Schritt weg. Hund fixiert erneut. Ich sage scharf Sitzt. Hund setzt sich (sehr schwer) und fixiert die Katze. Hund bleibt sitzen. Schaut mich eine halbe Sekunde an und fixiert die Katze erneut. Das war eine Mordsleistung. Es gab von mir, außer einem scharfen Ton keinen Einfluss. Für den Ball hat er sich übrigens in der Situation nicht interessiert.
    Was wäre denn gewesen, wenn ich eine Disc vor ihn auf dem Boden geworfen hätte?

  • 1. Hund schnüffelt, wir rufen weil ein Fahrradfahrer kommt. Er reagiert nicht. Wir rufen nochmal strenger. Er reagiert nicht. Wir rufen nochmal streng. Er reagiert nicht. Wir werfen nacheinander fünf Discs neben ihn. Er reagiert nicht. Mein Trainer geht hin und berührt ihn. Hund dreht sich zähnefletschend um.


    2. Ich laufe an der Leine mit dem Wauz. Er ist dabei mich zu überholen, ich ermahne ihn. Er reagiert nicht. Ich wechsle kommentarlos dir Richtung und schneide ihm damit den Weg ab. Er knurrt mich an.

    Vermutlich zeigte dein Hund auch in diesen Situationen Übersprungshandlungen durch Schrecken und im zweiten Fall durch Verunsicherung (die du in ihm ausgelöst hast).


    Warum darf dein Hund dich an der Leine nicht überholen, solange er nicht zieht wie ein Berserker?

    Ich sehe das werfen der Discs als Mittel, dass er sein Verhalten unterbricht beziehungsweise unterbrechen kann.

    Meiner Meinung nach lässt du ihn viel zu oft in gewisse Situationen hineinlaufen, bei denen es abzusehen ist, dass er nicht mehr ansprechbar sein wird.
    Es macht Sinn, vorher (freundlich) die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen und ihn rechtzeitig umzulenken.


    Nach wie vor legst du jegliches unerwünschte Verhalten gegen dich aus, mach das nicht, es erleichtert die Hundeerziehung und das Verständnis für den Hund.

  • Oooooh, da hat er noch gezogen wie ein Bersenker ;) :D Also eigentlich dachte ich, dass ich das genau deshalb mache um ihm nicht in eine Situation kommen zu lassen, die ihn überfordert. Beispielsweise er läuft am Geschirr und darf dann schnüffeln und alles. Läuft er neben mir schnüffelt er und kommt dann wieder mit, neben mich. Überholt er mich aber und schnüffelt dann, fängt er an zu ziehen. Also will ich ihn davor bewahren und "korrigiere" ihn durch einen Richtungswechsel.
    In der Situation gings aber ums BeiFuß laufen.
    Das Problem war halt auch, dass er ja quasi nichts konnte draußen. Er hat gezogen wie ein Bersenker (cooles Wort) und ansonsten nur gejagt. Er konnte also weder an der Leine noch an der Schleppleine laufen. Also habe ich angefangen ihn zu warnen immer wenn er am Ende der Leine ist und ihn dann in die Schleppleine laufen zu lassen. Das hat nicht geklappt. Nicht. Null. Ich brauchte ein Abbruchsignal um ihm irgendwie ein bisschen Bewegung zu geben.Wie gesagt, kurze Leine ging auch gar nicht. Also kamen die Disc. Die Disc waren einfach nur da, dass er überhaupt reagiert. So ist das immernoch. Für mich sind die sehr wertvoll. Klar erschreckt es ihn. Klar ist das nicht freundlich. Ich kann ihn nicht nicht keinen Meter von mir weg lassen, das geht nicht. Ich kann ihn auch nicht, nie wieder eine Katze sehen lassen, das geht nicht.
    Ich sehe das nicht als Angriff gegen mich. Schon, klar. Aber ich hatte in keiner Situation Angst, oder Bedenken, dass er beißt. Hätte ich das, würde ich einen Teufel tun und ihn mit auf die Arbeit nehmen.
    Ich finde nur, selbst wenn das eine Übersprungshandlung oder ein Schreck war, das geht nicht. Was gut sein kann, wenn ich genauer darüber nachdenke. Er darf nicht zähnefletschend vor einem Menschen stehen. Selbst wenn das aus Verunsicherung war. Das geht nicht.

  • also wenn er schon nach 6 wochen Training solche Fortschritte macht, wie mit der Katze, dann is das ein richtig toller hund, der dir gefallen will.


    Schenk dir die discs, such dir nen anderen Trainer und mach sauberes, gut aufgebautes, positives Training, dann kannst du viel erreichen.


    Ich mag auch das Buch von pia gröning, antijagdtraining.


    Lob das fixieren und benenne es. Sicher mit Leine ab, hetzen gibt es dann bei dir.


    Google mal markertraining. Und informier dich über die top twenty liste.


    Ball finde ich super als Belohnung, aber nicht ausschließlich.


    Viel Erfolg, scheint ein toller hund zu sein.


    Der braucht keinen scharfen ton oder discs!!

  • @MajaDo


    Was meinst du verstehen? Mit was genau. Was findest du falsch, was richtig und was würdest du ändern, außer runterschrauben?...

    Überhaupt nicht vorwurfsvoll gemeint, aber mich erschlägst du mit deinen Posts. Ich habe WIRKLICH versucht, zu verstehen und nachzuhalten, was du sagt. Aber da kommt so eine Lawine an Informationen, ich kam schlicht und einfach nicht mit.


    Ich vermute, deinem Hund geht es ähnlich. Es prasselt so viel auf ihn ein, dass er überhaupt nicht mehr aufnahmefähig ist.


    Alleine schon, dass er dich zur Arbeit begleitet, bedeutet jede Menge Input für den Hund. Er muss(te) überhaupt erst mal lernen, welches Verhalten du da von ihm erwartest.


    Dann springst du zu völlig verschiedenen Themen:
    - Probleme am Stall,
    - Gewöhnung an verschiedene Tierarten,
    - Rückruftraining
    - Anti-Jagd-Training-
    - irgendwo stand mal was von einem angedachten Wechsel zu einem anderen Trainer/Trainingsstil (?)
    - Trainigsdiscs
    und keine Ahnung, was noch alles dabei war.


    Es lies sich, als wärst du in jeder freien Minute mit Hundetrainig beschäftigt. Auch ein Hund ist nur eine begrenzte Zeit aufnahmefähig und wie bei kleinen Kindern kommt nach müde doof ;). Es bedarf übrigens vieler Wiederholungen, bis eine Übung wirklich sitzt. So viele Sachen kannst du in nur vier Monaten gar nicht wegtrainieren.

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