Jagdtrieb und Pferd, zwischen Verzweiflung und Mut

  • @flying paws:


    Hm, ja, fällt mir gerade auch auf. Also wenn er müde ist, nach einem Spaziergang zum Beispiel, oder wenns dunkel ist, dann schläft er einfach auf seiner Decke.
    Auf der Arbeit tapselt er mir schon die größte Zeit hinterher, wird aber abends ruhiger. Mitunter legt er sich aber auch einfach in den Flur und bleibt da liegen wenn ich woanders hin laufe. Das ist auch hauptsächlich abends. Nachts ist ihm alles egal. Habe mal ein krankes Kind versorgen müssen, da hat er sich nicht einmal blicken lassen. Auch morgens kuckt er kurz was abgeht und schläft dann weiter.
    Heute zum Beispiel waren wir ja viel draußen, kam er nicht mal zur Tür als ich kurz weg war und hat einfach weiter geschlafen.


    Mit zur Ruhe habe ich hauptsächlich gemeint, dass er im Haus ruhig bzw. ruhiger ist. Besuche ich beispielsweise Freunde zum ersten Mal, schaut er sich so zehn Minuten um und legt sich dann hin. Verlasse ich den Raum, kommt er mit und legt sich sofort wieder in den neuen Raum.


    Ist das anhänglicher als normal?


    Das mit dem Ball verstehe wiederum ich nicht ;) Der Ball ist seine Belohnung, eine andere gibt es für ihn nicht. Oder ich habe noch keine gefunden, die ihn auch in seinem Verhalten bestätigen würde.

  • Ein großer fetter Keks, auf dem er lange zu kauen hat. Kauen beruhigt!

  • Ein Schilddrüsenproblem kommt bei kastrierten Hunden häufiger vor und kann auch mal mit rein spielen in aufgedrehtes Verhalten, muss aber nicht. Ist aber recht einfach durch ein Blutbild abzuklären und ggf. auch einfach zu behandeln.



    Zu deiner anderen Frage: es gibt Hunde denen musst du einfach sagen was sie machen sollen. Also nix sagen ist für sie schwer auszuhalten, dann suchen sie sich was bis eine Reaktion kommt. Wenn du ihn ruhig haben willst, dann sag z.B. Platz, einfach damit er weiß was er machen soll.


    Ball spielen ist ne heikle Sache. Wenn du deinen Hund einfach so hinterher hetzen lässt, dann kann es sein, dass er dadurch vermehrt auf Bewegungsreize mit nachjagen reagiert. Sinnvolle Ballspiele wären: Sitzen lassen, Ball werfen, dann freigeben zum holen. Oder Ball gut sichtbar auslegen und im Fuß daran vorbei gehen, dann holen lassen. Werfen, den Hund freigeben aber dann abstoppen und abrufen. Wenn der Ball bei euch die Belohnung sein soll, dann nutze den Ball so selten wie möglich. Wenn er ihn so lange trägt, dass er ihn selbst fallen lässt, nutzt er sich in seiner Hochwertigkeit ab.

  • @'Terrortöle
    Ich verstehe das mit dem Vertrauen. Aber dieser Hund hat mich gemaßregelt. Was soll ich denn machen? Leckerlie geben wenn er aufhört? Das ist jetzt nicht aufs Jagen bezogen. Dieser Hund stellt ganz klare Fragen. Er ist nicht ängstlich. Er geht auf neue Situationen offen zu. Er ist nicht schreckhaft. Er ist im Gegenteil sehr selbstbewusst. Er ist auch kein Straßenhund, sondern Fundhund, wurde also beschlagnahmt oder abgegeben. Er kennt auch das Hofleben. Er bleibt auch bei offener Türe im oder sehr nahe am Grundstück. Er liebt Kinder, legt sich zu denen auf die Decke, hat kein Problem mit Enge. Zeit keine aggressiven oder ängstlichen Verhaltensweisen wenn man beispielsweise den Arm hebt zum Haare kämmen oder so. Er kannte auch das Haus, kannte Auto fahren. Was er nicht hat ist Impulskontrolle.
    Er schläft auch auf mir ein und zuckt dann im Schlaf. Er wird nicht wach wenn ich ganz normal rede oder mich ein wenig bewege. In hektischen Situationen kommt er (wenn er frei ist zum Beispiel auf de rHundewiese) immer wieder im Affenzahn zu mir zurück und geht dann wieder im Affenzahn.
    Wie definiert ihr denn Vertrauen? Was sind Zeichen von Vertrauen? Und wie kann man es stärken und aufbauen.

  • Aber dieser Hund hat mich gemaßregelt. Was soll ich denn machen?

    Er zeigte Übersprungshandlungen, weil er überdreht und überfordert war (ist), es ist ein Fehler, dass du das gegen dich auslegst und entsprechend reagierst.

    Dieser Hund stellt ganz klare Fragen.

    Ja, mit Sicherheit, aber andere, als du dir vorstellst.

  • @Turbofussel:


    Danke, gute Idee aber bislang hat er alles nicht angenommen. Wie gesagt, er ist so ziemlich gar nicht futtermotiviert. Wenn er Stress hat, frisst er gar nichts. War am Anfang eine Katastrophe ein Futter für ihn zu finden. Schweineohren nimmt er, aber da hat er ja nicht lange dran.
    Mir fallen gerade so Knochen ein, wo noch Fleisch dran ist, das könnte ich mal probieren.
    In welchen Situationen würdest du die geben?


    @Anja Nele Team


    Ok, vielen Dank, das mit der Schilddrüsen behalte ich im Kopf. Gut sowas zu wissen.
    Also das mit dem Ball ist mir schon bewusst. Am Anfang sagte mein Trainer mir auch, dass ich selbstverständlich mit ihm Ball spielen darf, wenn ich ihn fürs wegrennen belohnen möchte. Daraufhin habe ich aufgehört. Jetzt nutze ich es ja als Alternativverhalten zum Jagen. Aber was mir gerade bewusst wird auch als Belohnung wenn er nicht gejagt hat, beispielsweise fürs Zurückkommen.
    Bei ihm ist das seltsam. Er jagt nur das was er vorher fixiert hat. Beispielsweise wenn ich ihm gerade einen Ball geworfen habe und er ihn gerade zurückbringt und in der Sekunde bevor er ihn ausspuckt wird neben ihm ein anderer Ball für ein anderen Hund geworfen, diesen jagt er nicht. Auch nicht, wenn er seinen Ball oder Stock schon ausgespuckt hat und den anderen anschaut, falls doch wirklich nur ein paar Trabtritte. Bei ihm funktioniert auch kein Tauschgeschäft. Will ich mit ihm den Ball tauschen, interessiert ihn das nicht, er möchte den Ball, der von mir geworfen und von ihm gebracht wurde.
    Wenn ich mit ihm spiele sieht das so aus, dass ich ihn lobe, drei- viermal den Ball werfe und dann sofort wieder einstecke, er darf ihn nicht rumtragen oder so. Spuckt er ihn mal nicht sofort aus, dann nehme ich ihm den Ball ab und das Spiel ist beendet.
    Das mit erst warten bevor er losrennt und sowas kenne ich als Jagdtraining. Hirnloses Ballspielen wie in unserem Fall habe ich auch immer als wenig sinnvoll erachtet. Aber in unserem Fall stellt es ja das Alternativverhalten zum Jagen dar. Muss er sich denn abrufen lassen? Und dann habe ich ja keine Belohnung dafür.
    Das mit dem zu viel Spielen ist schon ein Aspekt. Vllt könnte ich auch halb mit Wurst und halb mit Ball belohnen. Nur, wenn er eine 1 mit Sternchen hat mi dem Ball oder?
    Wie ihr ja alle schon angemerkt habt, ist das Training am Wild und im Wald saumäßig schwer für ihn, weswegen eben auch der Ball fliegt um ihn für jeden richtigen Moment zu belohnen.
    Mein Trainer sagte auch, Ballspielen ist sau bescheuert aber es ist besser als zu Jagen und er ist wirklich sehr jagdinteressiert. Ich konnte vor dem Training auch sage ob er gerade eine frische Spur oder eine alte Spur in der Nase hat. Mittlerweile zeigt er nur noch die frische Spur an. Wobei er einmal beim Spielen (er hat aufgehört zu fixieren) immer mal wieder in den Wald gekuckt hat und kurze Zeit später sind drei Rehe unweit von uns aus dem Wald gekommen. Die haben ihn dann aber nicht interessiert. Bin mir nicht mal sicher ob er die bemerkt hat, habe es aber als Wahnsinnserfolg verbucht.


    Danke für den Tipp mit immer sagen was er machen soll. Diese bittere Erkenntnis ziehe ich auch aus dem Vorfall mit dem Pferd. Im Moment handhabe ich es so, dass ich ihm das entweder sage oder wenn er selbst eine Lösung findet, meistens bringt er ein Stock oder fängt an Gras zu fressen (worauf ein Lob folgt), gehe ich darauf ein und bestätige so sein Verhalten. Bei ihm ist nur, er lässt sich beispielsweise ablegen, hält das auch durch, bleibt liegen, solange er muss und ist danach doppelt so aufgepusht wie vorher...


    nochmal zu den Discs:
    Ich habe die anfangs auch nicht benutzt, sondern habe ihn an der Schleppleine immer einmal zurückgerufen. Das klappte immer schon gut und wurde belohnt. er musste dann nur zurückkommen und durfte sofort wieder gehen. Das hat seine Hektik mindestens verdoppelt. Zurückkommen und kurz bleiben funktionierte auch nicht. Durfte er gehen, ist er wie ein Pfeil losgeschossen. Mit Disc werfen konnte ich ihn bremsen, ohne ihn hochzupushen. Das hat enorm geholfen ihn zumindest nicht noch Hektischer zu machen.

  • Ich kann dir bei deinem Problem nicht helfen- das können andere hier sicher besser.


    Ich möchte nur zu bedenken geben, dass ein Hund mit derartigen Problemen und ohne entsprechende Ausbildung eigentlich erstmal nichts bei der Arbeit mit Menschen verloren hat und auch UNTER KEINEN UMSTÄNDEN ans Pferd gehört. Das kann ganz, ganz böse ausgehen.


    Ich bin mir ehrlich gesagt nicht sicher, ob dieser Hund (nach dem, was du beschreibst!) die an ihn gestellten Erwartungen (Pferdebegleithund und pädagogischer Begleithund) auch mit viel Training gut, gerne und stressfrei erfüllen können wird.


    Ich wünsche ehrlich (!) viel Erfolg, aber diese Dinge möchte ich doch zu bedenken geben.

  • Was er nicht hat ist Impulskontrolle.

    Dann würde ich doch da mal ansetzen, in ganz kleinen Schritten. Als Belohnung hast du den Ball. Den würde ich auch nur noch kurz zur Belohnung einsetzen.
    Wenn ich mit meiner Hündin unterwegs bin habe ich ihren Ball meist in der Tasche. Sie weiß das genau. Den gibt es zur Belohnung wenn wir etwas geübt haben und da ist sie dann richtig gut dabei. Für den Ball macht sie sogar Sachen die sie eigentlich doof findet. Das ist mein Trumpf.
    Impulskontrolle üben wir auch immer mal wieder.
    Sie muss z.B. warten bis ich ihren Ball versteckt oder geworfen habe und darf erst auf Kommando hin. Da gibt es so viele Möglichkeiten. Habe den Ball auch schon absichtlich auf einer Bank liegen lassen und sie erst nach gut 100m geschickt ihn zu holen. Die wusste genau das er dort liegt, ist aber mit mir mit gegangen. Mittlerweile hat sie voll Spaß an solchen Spielchen.
    Auch mag sie gerne eine Aufgabe haben. Sie trägt gerne etwas herum. Also habe ich gedacht, warum nicht einen Schirm? Es hat nicht lange gedauert, angefangen mit einem Knirps trägt sie jetzt sogar meinen großen Stockschirm. Da ignoriert sie sogar pöbelnde Kleinhunde und erledigt ihre Aufgabe mit völliger Gelassenheit.
    Ich würde es in dieser Richtung versuchen. Bestimmt lassen die Übersprungshandlungen dann auch nach.


    LG Terrortöle

  • Wie definiert ihr denn Vertrauen? Was sind Zeichen von Vertrauen? Und wie kann man es stärken und aufbauen.

    Im Prinzip wie bei "deinen" Kindern, mit denen du arbeitest, ich schätze, ein Teil von ihnen hat auch eine persönliche Geschichte, mit dem Unterschied, dass ein Hund keinen menschlichen Verstand wie ein 12jähriges Kind hat und seinen Instinkten (Jagd) folgt, ohne dich testen und provozieren zu wollen.
    Auch überforderte Kinder können abdrehen, die bewirft man dann auch nicht mit Discs oder scheuert ihnen eine.

  • @Themis


    Kann natürlich auch sein.
    Wie würdest du folgende Situationen intepretieren:


    1. Hund schnüffelt, wir rufen weil ein Fahrradfahrer kommt. Er reagiert nicht. Wir rufen nochmal strenger. Er reagiert nicht. Wir rufen nochmal streng. Er reagiert nicht. Wir werfen nacheinander fünf Discs neben ihn. Er reagiert nicht. Mein Trainer geht hin und berührt ihn. Hund dreht sich zähnefletschend um. Der Hund hat übrigens keine Angst vorm Trainer und freut sich immer ihn zu sehen. Er schmust auch viel mit ihm.


    2. Ich laufe an der Leine mit dem Wauz. Er ist dabei mich zu überholen, ich ermahne ihn. Er reagiert nicht. Ich wechsle kommentarlos dir Richtung und schneide ihm damit den Weg ab. Er knurrt mich an.


    Ich sehe das werfen der Discs als Mittel, dass er sein Verhalten unterbricht beziehungsweise unterbrechen kann.

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