Border Collie definitiv kein Ersthund?

  • Hallo zusammen,


    ich mache mir jetzt schon seit langer Zeit Gedanken darum, welche Rasse es denn sein soll, wenn ein Hund endlich einzieht.
    Hängen geblieben bin ich letztlich beim Border Collie, aus der einfachen Tatsache heraus, dass diese Rasse sehr aktiv ist und eine Menge aufmerksamkeit erfordert, die ich zu geben bereit bin und auch haben möchte. Mich interessieren verschiedenste Hundesportarten, aber auch finde ich die Möglichkeit sehr schön den Hund im Alltag einbinden zu könnnen (bspw. Zeitung bringen, wecken, Wasserflaschenträger wenns um den Verein geht blublub). Auch das Hüten würde mich sehr interessieren.
    Es heißt immer BC sind enorm lernfähige Hunde, die ihre Auslastung aber genauso ihre Pausen brauchen, weil sie eben so darauf aus sind ihrem Besitzer zu gefallen, dass sie gern über ihr Limit gehen.


    Ich selber bin zugegeben nicht gerade eine Sportskanone (hasse joggen und langes Radfahren, liebe dafür wandern, schwimmen und Yoga), hab aber schon einiges gefunden, womit ich den Hund sowohl kopf- als auch körpertechnisch auslasten möchte auf den Spaziergängen und auch Daheim. Beispiele wären hier Dummytraining, Reizangel usw.
    Mit Freunden und Familie habe ich ebenfalls schon gesprochen, wenn es darum geht den Hund für einige Zeit aufnehmen oder ausführen wären sie genauso bereit den Hund arbeiten zu lassen und ihm gleichsam seine Pausen zu gönnen. Um das hinzubekommen würden wir auch zusammen (Familie) die Hundeschule besuchen, damit jeder mit dem Tier richtig umgeht und man nicht verschiedene Erziehungsmethoden anwendet o.ä.


    Nichtsdestotrotz ist der entscheidende Knackpunkt: Ich wäre Ersthunde-Besitzer und bin durch einige Aussagen von Bekannten verunsichert, die stets meinen, einen Border Collie sollte oder viel mehr darf man sogar nicht ins Haus holen, wenn man keine Vorerfahrung mit Hunden hat.


    Was würden denn alternativ als Rasse passen für all das was ich gerne mit dem Hund machen würde?
    Seit ihr ebenfalls der Meinung ein BC-Welpe sollte nicht als Ersthund gekauft werden?


    Grüße an euch

  • Das Problem beim BC ist gar nicht mal, dass man den nicht ausgelastet bekommt, sondern wie man es schafft, Ruhe rein zu bringen, Impulskontrolle auf hohem Niveau zu beherrschen, Frust aushalten zu können usw.


    All das, was sich immer so toll anhört auf den ersten Blick wie "lernt schnell", "intelligent", "reaktionsschnell" usw. ist genau das, was vom Halter ein sehr gutes Fingerspitzengefühl und Timing und aus meiner Sicht auch ein gewisses Maß an Hundeerfahrung erfordert. Diese Rasse hat hohe Anforderungen an die Haltung.


    Im Prinzip ist es eher so, dass man so einen Hund im ersten Lebensjahr eher "liegen lässt" und ein gutes Augenmerk auf ein "Zuviel" an Reizen legt. Man arbeitet also erst mal in eine ganz andere Richtung, bevor man den Hund dann entsprechend bewegen, auslasten und beschäftigen kann.


    Wenn man bei so einer Rasse nämlich früh anfängt, hoch zu drehen und zu beschäftigen, dann hat man am Ende eher das Problem, dass man sich einen Beschäftigungsjunkie ran gezogen hat. Das ist das Hauptproblem bei so einer Arbeitsrasse. Da geht es also nicht um Bewegung (die braucht jeder Hund) oder geistige Arbeit (die brauchen die meisten Hunde und alle Arbeitsrassen), sondern darum, diesen Typ Hund, der auf kleinste Reize reagiert, genau an diesen Reizen kontrollieren zu können.


    Und genau DAS ist das Schwere daran, wo man als Anfänger meistens noch keinen guten Blick für hat. Was beim Welpen vielleicht noch niedlich ist, ist später auch schnell das Problem. BCs sind reizempfänglich und durch falsche Haltung entwickeln sie schnell neurotisches Verhalten.


    Das, was du mit einem Hund vor hast, ist das Programm für einen ganz normalen Hund, dazu braucht man aus meiner Sicht keine Arbeitsrasse. Vor allem, weil wir für so einen Typ Hund eh keine Arbeit haben.


    Und Hütearbeit ist ernsthaftes Arbeiten (mit einem geeigneten Hund), das kann man nicht überall machen, Hütesport ist sehr zeitraubend, viel Detailarbeit und da muss man erst mal jemanden finden, der einem das beibringen kann und man muss dann auch dran bleiben.


    Beim BC geht es nicht um das Laufen, sondern auch um das Konzentrieren und das Aushalten von Reizen. Und das ist sehr, sehr schwer und eine ständige Gratwanderung zwischen einem zu viel und einem zu wenig.


    Hier ist ein sehr schöner Artikel zur Rasse, der sehr ehrlich und offen die Problematiken anspricht.


    Border Collie – Ein Problemhund!? | Hundeerziehung | Planet Hund

  • Hey,


    vielen Dank für die Antwort und den Link.


    Das es eine Gradwanderung ist und wichtiger den Hund ruhig zu halten statt Dauerstress zu machen ist mir klar, aber ich liste vor allem die Aktivitäten auf, um zu zeigen dass ich gewillt bin den Hund arbeiten zu lassen - Entsprechend seiner Rasse eben so gut es mir möglich ist abseits des Hütens. Ich könnte mir keinen tranigen Berner-Sennenhund vorstellen weil diese eben nicht in den Bereichen ausgelastet werden können, die mich besonders interessieren.


    Viel bekomme ich auch in meiner Umgebung mit dass die Leute mit dem Hund bloß Gassi gehen und das war es dann, es sind echte Couch-Potato-Hunde mit entsprechenden Schwierigkeiten, weswegen die Leute mich dann immer ganz kirre damit machen, was man mit dem Hund alles unternehmen muss ...


    Schussendlich tendierst du aber auch dazu, ihn nicht unbedingt als Ersthund zu halten, eben weil diese Gradwanderung für einen Ersthalter sehr riskant sein kann.
    Kannst du vielleicht auch noch einige Tipps geben, welche Rassen für meine gewünschten Aktivitäten denn ebenfalls in Betracht kommen würden?
    Ich habe mir vieles angelesen, bin aber immer wieder überrascht wie wenig es mit dem übereinstimmt was ich dann von Hundehaltern höre, die diese Rasse tatsächlich besitzen.
    Demnach bin ich extrem verunsichert welchen Quellen ich trauen kann und soll.
    Bin auch schon am überlegen einfach Mal zu verschiedenen Hundeschulen zu fahren, um mich dort einfach Mal mit den Leuten auszutauschen usw.

  • Was fasziniert dich am Border Collie? Warum soll es genau diese Rasse sein?


    Das, was du mit einem Hund machen willst, ist ja nun nichts Außergewöhnliches. Mein Pudel wäre hoch erfreut über deine Ideen. Der macht absolut alles mit, findet alles toll, ist leichtführig, sensibel, anhänglich und hat Energie ohne Ende.
    Da dir aber scheinbar Hütehunde mehr zusagen, als Jagdhunde...hast du dir mal den Sheltie angeschaut? =)

  • Was fasziniert dich am Border Collie? Warum soll es genau diese Rasse sein?

    Als erstes ist es ihr Aktivitätslevel, eben das man mit ihnen viele verschiedene Wege gehen kann im Hundesport und alles einmal ausprobieren kann und schließlich dann so sein Steckenpferd finden kann. Außerdem möchte ich nicht nur einen "treudoofen" Begleiter, der sich schwer zu etwas animieren lässt, sondern schon einen Hund der mich auch fordern wird und an dem ich wachsen kann. Ich finde das Zusammenspiel zwischen Hunden und ihren Besitzern auch sehr besonders, eben weil die Hunde so extrem aufmerksam sind und auf die feinsten Dinge reagieren. Sie sind besonders lernwillig und ich besonders experimentierfreudig, was mit meinem Hund alles machbar ist und was nicht.
    Vielleicht ist ein BC da wirklich eine zu krasse Herausforderung.


    Sheltie kenn ich wirklich nur vom Aussehen. Werde mir mal mehr dazu durchlesen, ehe ich etwas dazu sagen kann.


    Ein Retriever war sogar tatsächlich auch einmal in der Überlegung, aber ich höre immer wieder dass diese Tiere "kleine" Fressmaschinen sind und entsprechend träge. Auf der anderen Seite kannte ich einen Golden Retriever der wirklich enorm spielfreudig und aktiv war und echt ein super toller Familienhund. Aber ich hab ihn eben auch nicht sonderlich ... in Aktion gesehen (irgendwelcher Hundesport o.ä.).


    Außerdem wollte ich einmal danke für die Geduld sagen, sicherlich ist es immer wieder anstrengend sich mit Leuten wie mir zu befassen, die versuchen sich Ahnung anzulesen aber letztlich eben einfach keine haben :tropf:

  • Ich habe mit meiner Sheltiehündin hier live sitzen was passiert wenn Leute meinen, dass es ja soo putzig ist mit nem Hütehund viel zu spielen und ihn z.b. mit einer Taschenlampe flitzen zu lassen. :hust: Kann mich heute noch bei ihren Vorbesitzern bedanken


    Inzwischen ist sie ein Jahr bei mir aber noch heute kannst du bei ihr nicht einfach ne Taschenlampe anmachen und wenn irgendwo ein Lichtfleck spiegelt starrt sie stundenlang die Wand an.


    Für den Hund echt ne wahre Freude :schweig:


    Fazit: Hätten die Vorbesitzer ihren Hund ordetlich beschäftigt und sie Ruhe lernen lassen wäre es für den Hund besser

  • Wenn es ein Bordercollie sein, warum nicht einen aus dem Tierschutz.


    Schau mal bei http://www.bordercollie-in-not.de/ bzw. auch auf deren FB-Seite.
    Zumindest bei den Hunde (reinrassige, aber auch tolle Mixe), die direkt von BCiN vermittelt werden, können die Pflegestellen kompetent Auskunft geben.
    Und da gibt es auch (immer mal wieder) tolle Hunde, die für Anfänger geeignet wären. Natürlich nicht immer und permanent, aber regelmäßig.


    Dann vielleicht noch der Besuch einer Hundeschule, die sich mit Bordercollie wirklich auskennt, und dann hätte ich persönlich kein Problem mit der Kombi Anfänger + Bordercollie.

  • Hängen geblieben bin ich letztlich beim Border Collie, aus der einfachen Tatsache heraus, dass diese Rasse sehr aktiv ist und eine Menge aufmerksamkeit erfordert, die ich zu geben bereit bin und auch haben möchte.

    Das ist durchaus eine Eigenschaft, die man am Border Collie mögen kann und für ihn spricht.



    Mich interessieren verschiedenste Hundesportarten, aber auch finde ich die Möglichkeit sehr schön den Hund im Alltag einbinden zu könnnen (bspw. Zeitung bringen, wecken, Wasserflaschenträger wenns um den Verein geht blublub). Auch das Hüten würde mich sehr interessieren.

    Wenn gut gezüchtet, aufgezogen und sozialisiert, können Border durchaus für eine Vielzahl von Sportarten taugen. Andere Rassen können das unter Umständen aber auch bieten.


    Nichtsdestotrotz ist der entscheidende Knackpunkt: Ich wäre Ersthunde-Besitzer und bin durch einige Aussagen von Bekannten verunsichert, die stets meinen, einen Border Collie sollte oder viel mehr darf man sogar nicht ins Haus holen, wenn man keine Vorerfahrung mit Hunden hat.

    Das kann man so pauschal nicht sagen. Bist Du der richtige Typ Mensch für so einen Hund, habt ihr den nötigen Instinkt für seine Art und kauft einen passenden Hund aus einer guten Zucht, steht dem Wunsch nichts im Weg. Es gibt sicher Rassen, die anfängertauglicher sind, weil sie in der Regel mehr verzeihen, nicht so reaktionsschnell sind, weniger schnell Verhaltensketten formen und ganz allgemein weniger fordern, aber das bedeutet nun nicht, dass diese Hunde dann zwingend das Richtige für Euch sind.


    Je mehr Angst man vor der Hundehaltung, bzw. der Haltung einer bestimmten Rasse hat, je verkopfter man die Sache angeht, desto schwieriger wird es übrigens, natürliche Entscheidungen aus dem Bauch heraus zu treffen. Kennst Du denn bereits einige Border Collies? Könntest Du Dich mit Besitzern in Verbindung setzen, auf Spaziergänge, Turniere, den Hundeplatz mitgehen und beobachten? Einen Border Collie vielleicht selbst mal für eine kurze Sequenz führen? Das würde definitiv helfen um zu sehen, ob diese Hunde etwas für Dich sind. Eine Rasse live zu erleben dünkt mich grundsätzlich eine Vorbedingung um über die Anschaffung nachzudenken. Theorie ist schön und gut, aber sie kann niemals auch die Praxis ersetzen.

  • Wenn es Dein erster Hund ist und noch dazu ein Welpe sein soll, wird das Ganze soundso Herausforderung genug, keine Angst. :D In meinen Augen ist es ja große Kunst, einen Hund zu erhalten, der auf andre wirkt wie eine Schlaftablette. ;)

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