Junghund 5Monate alt ist aggressiv gegenüber Artgenossen.

  • Hallo zusammen,
    seit einer Woche sind meine Frau und ich, stolze Besitzer eines Bully's.
    Gefunden haben wir ihn übers Internet bei einer wie wir denken seriösen Züchterin.
    Die Autofahrt nach Hause verlief ohne Probleme. Er lebt sich schnell ein und ist zu Hause sehr brav.
    Doch dann der erste Spaziergang und der erste fremde Hund. Nackenhaare hoch, auf die Hinterbeine und wütenden Gebell. Da wir nicht damit umzugehen wussten und es auf die kurze Leine schoben haben wir uns eine Flexileine geholt.
    Dadurch hatte er mehr Spielraum und die Spaziergänge waren nicht so stressig. Dann kamen die nächsten Hunde. Das gleiche von vorn. Starke Aggression mit zittern am ganzen Leibe. Selbst einen ausgewachsenen Rottweiler ist er ohne Vorwarnung angegangen.
    Daraufhin habe wir Kontakt zu einer Hundetrainerin aufgenommen und sofort einen Termin für eine Einzelstücke erhalten.
    Was ich dann gesehen habe trieb mir die Tränen in den Augen. Nach ca. 15min lief er ohne Leine mit einem anderen Hund auf den Übungsplatz.
    Die Trainerin sprach von Unsicherheit und das aus dem Rudel herausgerissen sein.
    Von der Züchterin haben wir erfahren das er eine Leine bzw. Halsband nicht kannte.
    Ich muss dazu sagen, dass er eigentlich für die Zucht vorgesehen war. Deshalb haben wir ihn erst mit 5Mon zu und geholt.
    Für uns gibt es nichts schöneres als seinen kleinen Hund von der Leine mit anderen Spielen zusehen. Was wie wir auch denken normal ist.
    Was meint ihr, wie sollten wir uns verhalten.
    Wir sagen schon einmal danke.

  • Erstmal Glückwunsch zum Neuzugang! =)


    Ich muss ehrlich sagen, die Züchterin klingt so aus den ersten Sätzen nicht sehr seriös. Ein fünf Monate alter Junghund, der Leine und Halsband nicht kennt? Dazu den Umgang mit anderen, fremden Hunden nicht gewohnt zu sein scheint? Hm.


    Woran machst du dann die Aggression fest? Was du beschreibst, ist ja erst einmal ein schön pöbelnder Junghund, mit direkter Aggression hat das noch nichts zu tun, was auch deine Schilderung auf dem Übungsplatz bestätigen würde.


    Meine Hündin verhält sich z.B. ähnlich, sie baut sich auf, bellt, knurrt, etc. Sie ist aber keineswegs aggressiv, eher unsicher. Wenn sie dann zu anderen Hunden hindarf, ist sie absolut ruhig und nett. Ich würde an eurer Stelle wohl versuchen, so viel Kontakt zu souveränen (!) anderen Hunden wie möglich zu suchen, eben um des Kontakts zu anderen Hunden willen. So dürfte er auch noch den Umgang mit fremden Hunden lernen.


    Was hat euch denn die Trainerin weiter empfohlen? Seid ihr noch mal bei ihr?

  • Tja, zu der Züchterin sag ich mal nix. Ihre Versäumnisse dürft Ihr jetzt ausbaden.


    Die Trainerin scheint ja den richtigen Ansatz zu haben, das Defizit abzubauen. Für Euren Hund sind kontrollierte Kontakte zu souveränen, grundsätzlich freundlichen, nicht leicht beeindruckbaren Hunden eminent wichtig. Bitte nicht zu Hinz und Kunz lassen, ohne die Hunde genau einschätzen zu können!


    Ich wurde mal mit meinem Matteo zu einem gut einjährigen, großen, ebenso unsicheren Rüden gerufen. Matteo hat die Pöbeleinen des Jungrüden komplett an sich abperlen lassen, ist überhaupt nicht auf das Getobe eingegangen. Ich habe die Besitzerin gebeten, abzuleinen und mit mir stramm vorwärts zu marschieren. Nach ein paar halbherzigen Provokationen liefen beide Rüden erst parallel, dann in kleineren selbstgewählten Abständen und zuletzt mit Spielabsichten.


    Mit einem meiner verstorbenen Rüden wäre das aber nicht so gelaufen, die hätten den Teenie straff auf links gedreht - was sein Vertrauen in andere Hunde garantiert nicht erhöht hätte. Die Unsicherheit und damit Euer Problem hätte noch eine Steigerung erfahren und wäre verfestigt worden.


    Die Qualität der Hundebegegnungen ist also ausschlaggebend, nicht die Quantität. So lange die Unsicherheit besteht, würde ich den Junghund nicht in Situationen zwingen, die ihn überfordern. Also keine Begegnungen an der Leine mit Unterschreitung der Individualdistanz. Nicht Toben lassen, rausgehen aus der Situation ohne Geschimpfe, Bemitleidung usw. Wenn er reagiert, lenkt seine Aufmerksamkeit auf Euch; mit Spieli oder Leckerchen, was ihn von dem anderen Hund ablenkt eben.


    Und gleichzeitig unter sachkundiger Kontrolle den Kleinen mit verläßlichen Hunden zusammenführen.

  • Was genau erwartest Du Dir von uns? Du hast eine Trainerin vor Ort, die den Hund live erlebt und euch helfen kann. Das ist die beste Lösung.


    Als Ferndiagnose - die nie so gut ist, wie eine Beurteilung vor Ort - würde ich auch auf Unsicherheit und daraus resultierendem nach-vorne-gehen tippen. Daran lässt sich arbeiten und am besten mit einem guten Trainer direkt am Hund.


    Viel Spaß mit eurem Neuzugang! Bleibt ruhig und arbeitet dran.

  • Hallo,


    Ich muss das mit der Züchterin mal richtig stellen. Ist wwohletwas zu kurz gekommen.
    Wir haben den Hund im Netz gesehen und einen Besichtigungstermin vereinbart.
    Es sah alles ordentlich aus wir haben die Eltern und andere Mitglieder kennenlernen dürfen. Man hat sich sehr viel Zeit genommen. In dieser Zeit waren die Hunde ständig um uns herum.
    Wir durften ihn auch nicht sofort mitnehmen. Es stand noch eine Impfung an. Wir sind während dieser Woche ständig in Kontakt geblieben.
    Am Übergabetag selber war alles sehr entspannt. Uns wurden sämtliche Papiere, das Gesundheitszeugnis und der Hund natürlich selber übergeben. Die Autofahrt war entspannt. Zuhause fühlt er sich wohl. Er ist etwas faul. Schläft durch. War von Anfang an zu 95 Prozent Stubenrein. Macht nichts kaputt und ist ausgeglichen und ruhig.

  • Der Kontakt zur Trainerin wird aufrechterhalten. Wir sind jetzt im Urlaub und haben für die Zeit Aufgaben erhalten. Unter anderem den Kontakt herstellen, die Übung hier und an anderen Hunden vorbeizugehen. Sollte der Abstand mal an einer engeren Stelle nicht eingehalten werden können, so sollen wir uns neben ihm hocken ohne zu streicheln an uns halten und wenn die Situation vorbei ist unseren Marsch fortsetzen.

  • Das Problem ist möglicherweise, dass der Hund außer Züchterumfeld und andere Bullies nichts kennen gelernt hat und somit schlecht bis gar nicht auf Umwelt und vor allem andere Hunde sozialisiert wurde. Da hat der Züchter es einfach verpasst, in der wichtigen Entwicklungsphase den jungen Hund aufs echte Leben vorzubereiten. Wer schon keine Leine und Halsband kennt, der wird ja wahrscheinlich dann auch nur Züchters Garten gesehen haben und mehr nicht.


    Dazu kann natürlich kommen, dass es bei Bullys auch durchaus mit anderen Hunden unverträgliche Exemplare gibt.


    Ich würde allerdings auf ersteres tippen.


    Der Hund ist wahrscheinlich jetzt erst mal überfordert mit der gesamten Situation und wurde nicht vom Züchter aufs wahre Leben vorbereitet, geschweige denn gezielt auf Artgenossen sozialisiert.


    Da das wichtigste Entwicklungsfenster schon geschlossen ist und der Züchter es verpasst hat, da den Hund entsprechend zu fördern wird es schwer bis womöglich sogar unmöglich werden, das jetzt noch gerade zu biegen, da wichtige Synapsenverknüpfungen nicht angelegt wurden.
    Viele Hunde müssen mit diesen Defiziten leider ein Leben lang klar kommen.


    Es ist einfacher, schlechte Erfahrungen zu löschen/umzulenken als gar keine Erfahrungen rückwirkend noch nachzuholen.


    Letztendlich geht es jetzt nicht mehr über reine Sozialisierung, sondern nur noch durch entsprechendes Management und Gewöhnung, diese Fehler in der Aufzucht halbwegs aufzufangen.


    Ein erfahrener Trainer wird auch möglicherweise helfen können, das Verhalten ein bisschen zu verbessern oder zumindest kontrollieren zu können, damit der Hund halbwegs klar kommt mit anderen Hunden.


    Ich persönlich würde den Hund zum Züchter zurück geben, ehrlich gesagt.

  • Der Verlierer ist so oder so der Hund schon dank des Züchters.


    Abgabe an erfahrene Hundehalter und vor allem mit einer genauen Beschreibung des "Problemverhaltens" wäre hier die einzige Option.


    Ihr müsst euch überlegen, ob ihr die nächsten 10 bis 15 Jahre euch dieser Aufgabe gewachsen fühlt. Gedacht habt ihr euch die Übernahme eines Welpen doch sicher anders.

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