Was ist Trauer und warum trauern wir?

  • Hallo zusammen,
    ich beschäftige mich derzeit mit der Frage was Trauer für ein Gefühl ist. Ist es egoistischer natur auf die Folge, dass man selbst jemanden verloren hat, oder geht es eher in Richtung Mitleid, weil der andere nicht mehr leben darf? Oder ist es weder noch?


    Warum muss man trauern, es wäre ja viel sinnvoller nicht zu trauern und dankbar zu sein für die schöne Zeit, die man mit dem verstorbenen Tier hatte. Für mich selbst ist der Tod nichts schlimmes. Er ist einfach ein Ende, das jeden einmal ereilt, den einen früher, den anderen später, aber an sich wertneutral. Man ist sich beim kauf eines Tieres in der Regel klar, dass es eine geringere Lebenserwartung hat wie man selbst.


    Trotzdem hält mich das nicht davon ab selbst zu trauern, es ist quasi nicht lenkbar durch meinen Verstand, dass ich vor allem Abends und morgens in ein Loch falle, an die schönen Zeiten denken muss und weinen muss und zwar nicht aus Glück weil man die schönste Zeit seines Lebens mit dem Tier verbringen durfte und er eine große Bereicherung meines Lebens war, sondern man denkt voll Wehmut zurück an die guten Zeiten, denkt an die Dinge die geplant waren, Dinge an denen das Tier Freude hatte, etc.


    Evolotionstechnisch ist es absolult nicht sinnvoll zu trauern und auch so denkt man sich die Trauer ist sinnfrei, das Leben ist kostbar, man "vergeudet" so unendlich viel Zeit damit...


    Ich freue mich über Meinungen

  • Trauer ist ein Gefühl, das einem zeigt wie sehr man etwas vermisst. Trauer ist eine Form auszudrücken was einem seelisch weh tut. Trauer zeichnet menschliches Mitgefühl aus.


    Emotional kann man meiner Meinung nach Trauer nicht wahrnehmen. Einen Verlust schon. Verlust lässt sich emotional, vom Verstand her gut verarbeiten. Dann ist der Tod eben so, wie er ist - eben Tod.


    Ich z.B. verarbeite den Tod, der mich beruflich zwangsläufig begleitet, emotional mit dem Verstand und bezeichne ihn als Verlust. Betrifft es mich persönlich, dann wird der Tod zu einer Trauer und damit zu einem Gefühl.

  • Ist das ein wissenschaftlicher Fakt, dass Trauer evolutionstechnisch nicht sinnvoll ist, oder denkst du das?

    Ich denke mir das. Denn wenn ich trauere bin ich ja quasi unproduktiv und wie gelähmt, verletzbar und schutzlos. In der "der stärkere überlebt"-Theroie in meinem Kopf macht das keinen Sinn.




    Trauer ist ein Gefühl, das einem zeigt wie sehr man etwas vermisst. Trauer ist eine Form auszudrücken was einem seelisch weh tut. Trauer zeichnet menschliches Mitgefühl aus.


    Emotional kann man meiner Meinung nach Trauer nicht wahrnehmen. Einen Verlust schon. Verlust lässt sich emotional, vom Verstand her gut verarbeiten. Dann ist der Tod eben so, wie er ist - eben Tod.


    Ich z.B. verarbeite den Tod, der mich beruflich zwangsläufig begleitet, emotional mit dem Verstand und bezeichne ihn als Verlust. Betrifft es mich persönlich, dann wird der Tod zu einer Trauer und damit zu einem Gefühl.

    Ich möchte wie gesagt nicht traurig sein, weil ich mir sage, dass jeder Tag noch viel besonderer sein muss, nach der Realisierung dass das Leben so wahnsinnig schnell vorbei sein kann. Ich habe beschlossen mir meine langersehnten Träume jetzt zu verwirklichen und risiken zu wagen, denn man weiß ja nie, ob es ein morgen gibt. Trotzdem trauere ich jeden Tag... insbesondere halt Abends/nachts/morgens wenn die Ablenkung fehlt. Ich träume auch ständig vom Tod... und das wo es schon 4 Wochen her ist.


    Es ist also wie du sagst nicht vom Verstand her ausgelöst, sondern irgendwie viel tiefer, unterbewusst, unkontrolliert, nicht steuerbar...

  • Hallo zusammen,
    ich beschäftige mich derzeit mit der Frage was Trauer für ein Gefühl ist. Ist es egoistischer natur auf die Folge, dass man selbst jemanden verloren hat, oder geht es eher in Richtung Mitleid, weil der andere nicht mehr leben darf? Oder ist es weder noch?


    Ich freue mich über Meinungen


    Ich denke eine Mischung aus alledem...


    Morgen ist mein bisher größter Verlust 3 Monate her. Er fehlt mir jeden Tag, jede Sekunde. Ich denke mehrmals jeden Tag an ihn. Mal mit einem Lächeln, mal mit einem Tranchen im Auge, mal mit Sturzbächen. Das ist nichts anderes als "egoistisch". Er fehlt MIR, ICH möchte ihn wieder um mich haben.


    Genauso habe ich großes Mitleid mit ihm. Er ist gerade einmal 8 Jahre alt geworden. Sein Leben lang war er immer krank. Mal Kleinigkeiten, aber auch etliche große Dinge, viele OP's mehr als einmal war er bereits mehr Tod als lebendig. Aber immer wieder hat er sich mit eisernem Willen zurück gekämpft. Er wollte Leben und tat es jeden Tag mit großer Freude. Endlich konnte ich ihn ein großes Haus, mit großem Garten und etwas mehr Zeit bieten. Endlich hatten wir gerade alle seine Krankheiten im Griff und es ging ihm gut, er war einfach nur glücklich. Und da reißt uns von jetzt auf gleich dieser sch*** Milztumor allen den Boden unter den Füßen weg. Es ist nicht fair! Er hat das nicht verdient.


    Wir sind empfindsame, emotionale Wesen. Wir können Freude, Angst, genauso wie Trauer empfinden. Warum dies nun so ist :ka:

  • Trauer ist für mich einfach ein Prozess um mit der Lücke klar zu kommen, die da plötzlich ist, weil etwas Vertrautes (und Geliebtes) aus dem Leben weg fällt.


    Es sind ja nicht nur Menschen die trauern.

  • Menschen, Elefanten, sonst noch eine Spezies? Eine Katze zum Beispiel trauert kaum. Kranke oder verletzte Tiere werden zurückgelassen um das eigene Leben zu sichern. Ein krankes Kitten wird gefressen oder verlassen, da es ansonsten den ganzen Wurf gefährden könnte...

  • Evolotionstechnisch ist es absolult nicht sinnvoll zu trauern und auch so denkt man sich die Trauer ist sinnfrei, das Leben ist kostbar, man "vergeudet" so unendlich viel Zeit damit...

    Doch, ich denke, das kommt zwangsläufig, wenn man sehr enge Bindungen eingeht, "liebt", die Nähe zu jemandem sehr schätzt...
    Man hat ja Selbtserhaltungstrieb. Diesen übetträgt man bei sehr engen Bindungen auch auf andere. Man tut alles, damit es ihnen gut geht und fühlt mit, wenn sie leiden. Ich glaube nicht, dass diese Gefühle in der Tiefe möglich wären, wenn man gleichzeitig alles mit dem Tod einfach abhaken könnte. Ich meine: "Joa, war mal ein guter Freund/Mutter/Ehemann für den man sein letztes Hemd gegeben hätte, aber was kümmert es mich im Nachhinein... ". So funktioniert das einfach nicht mit den Gefühlen.


    Ich für mich kann sagen: ich werde unglaublich vermissen. Trauern um das, was noch hätte sein können. Aber vor allem vermissen

  • Die Trauer ist wichtig um zu verarbeiten. Selbst wann man nicht sofort trauert, manchmal kommt es Monate später. Man muss Abschied nehmen um weiterleben zu können, das ist Trauer.


    Mir hat mal jemand diesen Spruch geschickt : Alles hat seine Zeit. Es gibt eine Zeit der Freude, eine Zeit der Stille, eine Zeit des Schmerzes, der Trauer und eine Zeit der dankbaren Erinnerung.


    Ich glaube die verschiedenen Trauerphasen sind wichtig um sich an die glückliche Zeit zu erinnern. Sonst verdrängt man nur.


    Übrigens meine frühere Hündin ist zusammen mit einer Katze aufgewachsen. Als unsere Hündin starb trauerte die Katze so sehr, sie starb wenig später. Pferde trauern und ich habe schon mal gesehen wie Kühe um ein totes Kalb im Kreis standen - das war echte Trauer. Hunde tun es auch, jeder auf seine Weise.

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