Was ist Trauer und warum trauern wir?

  • Ja, das ist vielleicht die richtigere Aussprache.
    Mein Verstand wird von der Vernunft geleitet und so gar nicht vom Herzen. Viele Menschen kennen ja den Ausspruch: mein Herz sagt ja, der Verstand sagt nein.


    Ja, wohl eher von der Vernunft geleitet als von irgendwelchen Gefühlen. Beruflich ist das sozusagen ein Selbstschutz. Würde man wirklich immer mit dem Herzen mitfühlen, wäre man irgendwann nicht mehr dazu fähig seinen Beruf auszuüben.

  • Eigentich ist es eher anders.Trauer bremst, macht depressiv, schwach.


    Wie es richtig geht, kann man bei "Butterkuchenfeten" beobachten.
    Erst sind alle extrem betroffen, dann gibt es Kaffee und Kuchen und ein Schnäpschen.
    Und *schwups* ist die Trauergemeinde in Hochstimmung.


    Das Leben geht weiter. Und nur so sind wir überlebensfähig.

    Man darf auch lachen bei einer Trauerfeier. Und weinen. Und schluchzen und leiden.
    Ich habe leider schon mehrere "Butterkuchenfeten" miter"leiden" müssen. Und die Gemeinschaft gab mir immer halt.
    Ich weiss nicht, welche Butterkuchenfeten du besuchst und ich wünsche dir, dass du keine besuchen musst, wo du abwechselnd mit Menschen dastehst und heulst, weil du denkst dein Herz wird dir rausgerissen.
    Ich war immer dankbar, dass Butterkuchenmenschen da waren, so dass wir uns als Gemeinschaft stützen konnten. Nicht nur an diesem Tag sondern auch danach und davor.

  • Als ein ganz wichtiger Mensch in meinem Leben gestorben ist, hat er vor seinem Tod gesagt: "Wenn Ihr an meinem Grab steht;ich möchte Euch nicht weinen hören, macht eine Flasche Sekt auf und freut Euch, dass ich bei Euch gewesen bin".


    Genau so wurde es auch gemacht. Eine Party wurde es nicht. Wir haben uns alle erinnert und es tat uns allen unendlich gut.

  • Eigentich ist es eher anders.Trauer bremst, macht depressiv, schwach.


    Wie es richtig geht, kann man bei "Butterkuchenfeten" beobachten.
    Erst sind alle extrem betroffen, dann gibt es Kaffee und Kuchen und ein Schnäpschen.
    Und *schwups* ist die Trauergemeinde in Hochstimmung.


    Das Leben geht weiter. Und nur so sind wir überlebensfähig.

    Und wodurch entsteht eine depressive Verstimmung?
    Richtig-> Emotionen. ;)


    Als Säugetier lebst du über Emotionen. Natürlich gibt es die Rationalisten, ich zähle mich bei vielen Dingen auch dazu, die ihre Emotionen nicht immer ausleben und unterdrücken.
    Und dann gibt es noch die emotionalen Menschen. Die, die in bestimmten Situationen keinr Maske aufsetzen müssen. Ich bewundere sie übrigens.


    Die TS, scheint mir, von ihrem Post ausgehend, zu versuchen, dass ganze rational zu betrachten.
    Einerseits um die Trauer zu verarbeiten, andererseits um die Emotionen zu unterdrücken? Da sie weh tun.


    Deswegen mein Hinweis zum 4 Phasen Model.
    Es hilft Trauer zu verarbeiten. Sie muss gelebt werden. Und, und das finde ich ganz wichtig für die TS., sie sieht, dass es kein dauerhafter Zustand ist.

  • Aber das ist doch gelebte Trauer: dass man zulässt, dass es einem scheiße geht, und das nicht verdrängt.

    Es ist ein gravierender Unterschied, ob man sie zuläßt und be- und verarbeitet, oder ob man sich ihr ergibt, nicht mehr in der Lage ist (mittel- und langfristig) nach vorne zu schauen, weiter zu leben und in Depressionen verfällt.

  • Übrigens habe ich schon einige "Butterkuchenfeten" erlebt, wo die Stimmung wirklich besser wurde.



    Weil man sich an den Verstorbenen erinnert hat, sich Anekdoten erzählte, Dinge berichtete, die einen lächeln ließen. Bei aller Trauer! Und ganz ohne das alle Anwesenden bis zur Oberkante Unterlippe abgefüllt gewesen sind!



    Das bedeutet nicht, dass die Trauer damit abrupt beendet ist, aber auch das hilft bei der Verarbeitung!

  • Zitat

    ich beschäftige mich derzeit mit der Frage was Trauer für ein Gefühl ist.

    Es erinnert an die Endlichkeit des Schönen, ohne die es wahrscheinlich nichts Schönes gäbe (zumindest ist für mich nichts unendlich Schönes vorstellbar).
    Es liegt Schönheit in der Trauer.

  • ich hab mir das 4 Phasenmodell angesehen. Ich kann allerdings nicht einschätzen in welcher Phase ich bin. 3 oder 4 denke ich. Schuldgefühle habe ich keine mehr, die hatte ich nur kurz.


    Wen es interessiert, den schreibe ich gerne meine Geschichte hier auf. Ich habe mir vor gut 2 Jahren einen seit Ewigkeiten gehegten Traum erfüllt und mir ein eigenes Pferd gekauft. War wie liebe auf den ersten Blick :herzen1: als ich ihn mir angesehen hab, war mir klar, dass er zu mir gehört.


    Valentino war 5 Jahre jung, fröhlich, verschmust, gleichzeitig ein Sturkopf. Ist mit der Zeit mein bester Freund geworden. Ich hab sehr viel meiner Zeit mit ihm Verbracht. Täglich um die 3 Stunden. Ich hab ihm die bestmögliche Haltung ermöglicht, er hat es mir mit wahnsinnigem Vertrauen und Mitarbeit gedankt.
    Wir sind relativ viel ausgeritten, da war er immer meine Lebensversicherung, ich konnte mich auf ihn verlassen, deswegen war ich auch unvorsichtig. Bin im Mai mit ihm und einer Freundin zum Erdbeerfeld geritten und wir wollten Erdbeeren mit nach Hause nehmen. Das haben wir schon ein paar mal gemacht, war nie ein Problem.
    Er bekam dieses mal aber Panik, wegen der Tüte, ist mit mir den Abhang hinuntergerast, konnte nicht mehr abbremsen und wir sind durch eine geziegelte Mauer gerutscht und beide gestürzt.


    Erst sah es einigermaßen gut aus, bei mir war nur die Schulter gebrochen und seine Röntgenbilder waren ohne Befund, da es aber nicht besser wurde habe ich ihn nach München in eine Pferdeklinik gebracht. Da gab es dann die Niederschmetternde Diagnose: Irreperabler Nervenschaden des suprascapularis Nerv und starke Schädigung der Schulterkapsel. Ich habe ihn dann wieder mit nach Hause genommen, habe 4 Tierärzte zu Rate gezogen und ihn dann zu einem erfahrenen Tierarzt nach Nürnberg gefahren wo sich nur rausstellte dass zusätzlich zu den bekannten Schäden der komplette plexus Braccus Nerv quasi zerstört ist. Heilungsschance unter 1% :( : Durch die bereits stark geschädigte Schulterkapsel waren auch zukünftige Schmerzen vorprogrammiert, deswegen habe ich mich auf Anraten der Ärzte entschieden ihm das zu ersparen :( Er selbst wollte nicht sterben, war gerade mal 7 Jahre alt und vorm Unfall top fit. Er hat sich jeden Tag gefreut als ich gekommen bin, auch die Wochen nach dem Unfall als er wegen der Gelenkskapsel die Box nicht verlassen durfte, sich wegen der Nervenschäden nicht hinlegen konnte... Selbst als ich am letzten Tag in die Klinik kam und ihm ein Kilo Äpfel mitgebracht habe hat er sich gefreut und mich mit wiehern begrüßt. :(



    Aktuell verkaufe ich sein ganzes Zeug, es bringt mir ja nichts. Ein neues Pferd werde ich mir nicht kaufen... und ich vermisse ihn... jeden Tag :(

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