Was ist Trauer und warum trauern wir?

  • Ist es egoistischer natur auf die Folge, dass man selbst jemanden verloren hat, oder geht es eher in Richtung Mitleid, weil der andere nicht mehr leben darf?

    Diese Frage finde ich sehr schwierig gestellt, da "egoistisch" natürlich direkt negative Assoziationen bringt.
    Was ist so schlimm daran, "egoistischerweise" die körperliche Anwesenheit eines geliebten Lebewesens zu vermissen?
    Wenn man wie, der adere hätte gerne noch weiter gelebt, was ist so schlimm, die Tatsache, dass er es nicht darf/ kann, zu betrauern?
    Man kann auch ganz "egoistisch" jemanden vermissen, WEIL er nicht weiterleben konnte!




    Warum muss man trauern, es wäre ja viel sinnvoller nicht zu trauern und dankbar zu sein für die schöne Zeit, die man mit dem verstorbenen Tier hatte.

    Das eine schließt doch das andere nicht aus!

    auch so denkt man sich die Trauer ist sinnfrei, das Leben ist kostbar, man "vergeudet" so unendlich viel Zeit damit...

    Wieso "vergeudet" man Zeit mit Gefühlen??


    So gesehen ist auch Liebe völlig vergeudet, Fortpflanzung geht schließlich auch ohne deren Höhen und Tiefen!


    Die Evolution hat den Menschen (und andere!) zu hochsozialen Lebewesen geformt. Trauer und das Empfinden von Verlust ist ein Zeichen dieses sozialen Empfindens, der strenge Gegenpart wäre Gleichgültigkeit.


    Gleichgültigkeit, die sich auch auf andere Bereiche des Lebens auswirken müsste (logischerweise) denn wieso sollte man jemand anderem helfen, wenn Mitleid nur Vergeudung ist?

  • Eine Katze zum Beispiel trauert kaum. Kranke oder verletzte Tiere werden zurückgelassen um das eigene Leben zu sichern. Ein krankes Kitten wird gefressen oder verlassen, da es ansonsten den ganzen Wurf gefährden könnte...

    Da verwechselt Du "Trauer" mit "Ethik"


    Menschen haben zu anderen Zeiten unter anderen Bedingungen auch immer die schwachen, die das Fortbestehen der Art gefährden, zurück gelassen, getötet....


    Was nicht gleichbedeutend ist damit, dass sie deswegen nicht getrauert hätten!!!


    Auch Hunde und Katzen und andere können wahrhaftig trauern. Nur, weil sie es oft für den Menschen unsichtbar "mit sich selbst bereinigen" bedeutet es doch nicht, dass die Trauer nicht da ist!

  • Ich denke mir das. Denn wenn ich trauere bin ich ja quasi unproduktiv und wie gelähmt, verletzbar und schutzlos. In der "der stärkere überlebt"-Theroie in meinem Kopf macht das keinen Sinn.

    Liebe macht auch keinen Sinn. Grade frisch Verliebte sind zu nix zu gebrauchen, haben Konzentrationsschwierigkeiten, sind oft abgelenkt, etc. Wäre ja nach deiner Theorie ebenso nutzlos.
    Der Stärkere überlebt bedeutet nicht das man gefühlsarm und hart wie ein Fels durch die Gegend wandeln muss. Stärke ist mehr als Kraft.


    Trauer ist der Schmerz über einen Verlust. Schneidet man sich tut die Wunde weh. Schneidet der Tod ein geliebtes Wesen aus dem Leben ist die Trauer der Schmerz der seelischen Schnittwunde.
    Wir trauern, weil wir keine Zeit mehr mit dem geliebten Wesen verbringen können, es ist fort.
    Wir trauern weil wir ohne die Stütze, die das geliebte Wesen gab, zurückbleiben.
    Wir trauern der Wärme nach, der Möglichkeit der Kommunikation, wir trauern um den nun völlig anderen Alltag wieder schaffen zu können.
    Wir trauern weil wir machtlos sind. Der Tod ist eine Macht der wir ausgeliefert sind, wir können nichts tun um es zu verhindern.
    Und wir trauern weil es immer zu früh ist. Sei es Mensch oder Tier, seien es wunderbar zusammen verbrachte 16 Hundejahre oder großartige zusammen verbrachte 70 Menschenjahre. Die Zeit die man mit einem geliebten Wesen verbringt ist niemals zu lang. Immer nur zu kurz.

  • Ich denke Trauer ist ein Abnabelungsprozess, eine Vorraussetzung für die Neuordnung des Lebens und dient dem Abschluss eines Lebensabschnittes.


    Wenn wir um einen geliebten Menschen/ein Tier trauern, betrauern wir den Verlust von (Sozial)strukturen, die uns in unserem Alltag Halt gegeben haben. An die verlorenen gegangene Bindung zum Menschen/Tier, die Leere, die dadurch erst einmal entsteht und den Wegfall von Routinen muss sich unser Gehirn erst langsam anpassen.

  • Trauer ist immer ein emotionaler Prozess. Ohne Emotionen bist du als Säugetier nicht überlebensfähig.
    Wenn du, bedingt durch deine Trauer, ein paar Konzepte lesen willst.
    Elisabeth Kübler Ross und Verena Kast mit dem 4 Phasen Modell.


    Vielleicht hilft dir eine Abhandlung über den Trauerprozess um zu schauen wo du stehst und wie die Verarbeitung stattfindet.


    Und jetzt die empathische Seite. Trauer und Verlust ist... sch*****....
    Auf Arbeit ist es ok für mich, da gehört es dazu.
    Aber im eigenen Umfeld?
    Weisst du, ich hab immer gesagt, wir Tierhalter haben eine masochistische Ader. Du weisst, dein Tier lebt nicht so lang 10 -20 Jahre, und trotzdem holt man sich wieder eines.
    Denn es geht nicht ohne. Und jeder braucht seine eigene Zeit. Und die Zeit solltest du dir nehmen.

  • Ohne Emotionen bist du als Säugetier nicht überlebensfähig.

    Eigentich ist es eher anders.
    Trauer bremst, macht depressiv, schwach.


    Wie es richtig geht, kann man bei "Butterkuchenfeten" beobachten.
    Erst sind alle extrem betroffen, dann gibt es Kaffee und Kuchen und ein Schnäpschen.
    Und *schwups* ist die Trauergemeinde in Hochstimmung.


    Das Leben geht weiter. Und nur so sind wir überlebensfähig.

  • Menschen, Elefanten, sonst noch eine Spezies? Eine Katze zum Beispiel trauert kaum. Kranke oder verletzte Tiere werden zurückgelassen um das eigene Leben zu sichern. Ein krankes Kitten wird gefressen oder verlassen, da es ansonsten den ganzen Wurf gefährden könnte...

    Ja, Tiere sind zielorientierter. Aber sie trauern!
    Hühner trauern, Rinder trauern, Schafe trauern, Gänse können im Trauerprozess eingehen vor Seelenschmwerz. Und so weiter. Auch Singvögel trauern.
    Gefühle sind nicht dem Menschen vorbehalten. Ich finde dass Trauer dazugehört, normal und natürlich ist. Ich habe leider schon einige Menschen verloren. Es ist nicht normal sich zu freuen, wenn jemand geliebtes stirbt. Und es ist auch nicht egoistisch. Weil nämlich die Menschen, die ich verloren haben, gerne auch weitergelebt hätten. Und gar nicht einverstanden waren mit dem Tod. Tod kann natürlich auch eine Erlösung sein. Und Mensch kann sich auch arangieren, aber ein Verlust schmerzt. Und das darf er auch.
    Eine nicht zugelassene Trauer wird zur Depression! Aber eine gute Trauerarbeit hilft jedem weiter.

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