Hunde"erziehung" - allgemeine Gedanken und Anregungen

  • Hallo ihr.


    Ich habe schon seit längerem mit dem Gedanken gespielt, einen Thread zu diesem Thema zu erstellen. Mir fiel nur einfach kein Anfang für das erste Posting ein. Ich bin mir auch nicht sicher, ob die Überschrift wirklich passend ist. Erstmal schreibe ich jetzt einfach drauf los.


    Wir, mein Mann und ich, haben unsere erste Hündin (unbewusst) von einem Vermehrer gekauft. Pia wuchs mit sehr wenigen Reizen auf und kam wahrscheinlich schon mit 7 Wochen zu uns. Ihre Mutter ist selber eine sehr unsichere Hündin, die viel bellt. Pia war von Anfang an anders, als die Hunde, die wir kannten und kennen lernten. Leider haben wir auch einige Fehler gemacht. Durch Pia ihren "schwierigen" Charakter war ich mit der Erziehung teilweise sehr überfordert. Sie reagiert auf Signale total prima. Aber mit Hunden und Tieren jeglicher Art ist es sehr schwer. Anfangs habe ich sie eher mit Zuckerbrot und Peitsche erzogen. Ich wusste es leider nicht anders. Durch die Welpenschule und diesem Forum lernte ich das Markertraining kennen. Dieses habe ich dann ca. 1 Jahr angewendet. Es gab aber immer wieder Situationen, wo ich damit irgendwie nicht weiter kam bei ihr. Gerade in Situationen mit fremden Hunden z. B. Click und Leckerlie fahren sie in solchen Begegnungen noch mehr hoch habe ich das Gefühl. Jedenfalls habe ich dann wieder gewechselt, auf so positiv wie möglich, aber mit Korrekturen. Und danach habe ich nochmal zum rein positiven Training gewechselt und kam wieder an meine oder Pias Grenzen.


    Dann zog Gio zu uns ein. Bei ihm geht es tatsächlich nur positiv. Klar kennt er ein Nein. Aber zu streng darf ich bei ihm nicht werden und mit meiner Körpersprache muss ich sehr aufpassen. Gio ist da sehr sensibel und schmeißt sich schnell auf den Rücken oder reagiert gar nicht mehr.


    Und nun haben wir Sookie, mittlerweile eine fast 8 Monate alte Junghündin. Bei ihr geht rein positiv offensichtlich nicht. Vielleicht liegt es auch an mir. Aber die Methode sollte ja eh zum Mensch-Hund-Team passen, also zu Beiden.


    Worauf ich damit hinaus will: 3 Hunde und jeder braucht seinen persönlichen Umgang in der Erziehung.


    Und was mir in der Zeit, in der ich die Hunde habe, aufgefallen ist: Alle 3 reagieren sehr gut auf meine Körpersprache. Minimale Anzeichen reichen, um den Hunden etwas klar zu machen. Beispielsweise, das Warten an der Tür. Klar könnte ich auch "warte" sagen. Das haben alle 3 gelernt und befolgen es auch. Aber: Damit baue ich eine Erwartungshaltung auf und die Hunde sind dann nicht entspannt, sondern warten auf die Auflösung. Nun ist das Rausgehen bei uns sehr chaotisch, weil die Hunde sehr hochdrehen. Seitdem ich sie nun mit Körpersprache dazu bringe, nicht aus der Tür zu schießen, ist es viel ruhiger geworden. Ich schüchtere die Hunde auch nicht an. Das kann ich nachher auch mal filmen.


    Generell ist mir in vielen Situationen aufgefallen, dass es den Hunden scheinbar weniger Stress macht, wenn ich ihnen körpersprachlich etwas mitteile und nicht per Wortsignal.


    Unterwegs haben die Hunde sehr sehr oft Blickkontakt zu mir gesucht und liefen ewig neben mir her und starrten mich an. Ich habe dies immer mal wieder gemarkert und belohnt. Das Angucken ist ja prima, aber ich empfand es als zu viel. Jetzt sage ich nur noch, dass es fein ist, dass sie mich ansehen und das sie gerne weiterlaufen dürfen. Seitdem kommen sie nicht mehr ständig zu mir und "betteln" mich an. Dennoch halten sie immer mal wieder Blickkontakt zu mir.


    Ich nutze Leckerlies sehr gerne im Umgang mit den Hunden. Aber bei meinen ist mir halt aufgefallen, dass das oft nicht das Richtige ist. Gerade Gio ist das Leckerlie oft nicht wichtig. Viel lieber möchte er schnüffeln, Hunde kontakten oder sonst was in die Richtung. Und Pia fährt in einigen Situationen viel zu sehr hoch, wenn ich sie mit Leckerlies belohne. Da komme ich mit verbalem Lob und ruhigem über den Rücken streicheln viel weiter.


    Ich dachte, wir könnten uns hier austauschen, was ihr für Erfahrungen mit Leckerlies in verschiedenen Situationen habt, was eure Hunde gerne mögen, womit ihr angefangen habt, zu trainieren und wie ihr jetzt trainiert usw. Habt ihr Lust dazu?


    Aber eine Bitte: Ich möchte, dass jeder die Ansichten eines Anderen akzeptiert. Man muss sie nicht teilen, aber ich will hier keinen Streit!

  • Ich muss gestehen,wir waren wirklich,was Training betrifft stinkefaul,haben ja nicht ohne Grund Labbis :smile:
    Ne Spaß beiseite.Die 2 sollen gar nicht viel können,es ist nur wichtig,das der Rückruf sitzt,zumindest öfter,als er nicht sitzt und wir sie ohne Leine laufen lassen können,sie sich an uns orientieren und die Reize,seien sie noch so groß zu ignorieren,wenn sie gerufen werden.Das hat geklappt,ohne viel Training,das haben sie von Anfang an so gemacht.Gelobt haben wir immer verbal,da sie Leckerlies draussen nicht interessieren,aber wenn wir vor Freude mit ihnen zusammen im Dreieck gesprungen sind,wenn sie zurück kamen,waren sie immer dabei und freuten sich mit.Bei jedem Blick zu mir hab ich guuuuute gesagt,je piepsiger meine Stimme dabei war,desto toller fanden sie das.Sie sind sich sehr ähnlich und machen es mir leicht.
    Also trainiert sind sie gar nicht,wenn andere Hunde kommen,interessieren sie sich dafür nicht,sie sind leicht umzulenken und ich habe das Gefühl,das einer den anderen toppen will,also einer will "besser" sein,als der andere im hören,mir solls recht sein xD

  • Ich habe bei meinem Chi mit verbalen Kommandos angefangen und dann durch Handzeichen ergänzt.


    Blickkontakt aufnehmen ging von ihm aus und hat sich im Laufe der Jahre stetig ohne mein direktes Zutun gesteigert.


    Er reagiert def. besser auf Handzeichen oder Körperzeichen. Z.B., wenn er stehen bleibt und ich schwenke die Leine in die Vorwärtsbewegung läuft er weiter, wobei ich verbal ein "hoffentlich bewegst du dich bald" brauche. :( :


    Lob sind runterbeugen und streicheln.


    Verbales Lob:
    kaum gelobt, macht er den untersagten Mist hinterher weiter


    Leckerchen:
    Mittelkralle. Nehmen, ausspucken, igitt

  • Bei uns läuft das meiste nur über Leckerchen als Lob. Verbales Lob interessiert meine beiden zwar, aber sie würden dafür niemals irgendwas interessantes stehen/liegen lassen oder gar ihre Pöbelei einstellen. Da ist der Anreiz zu gering. Gerade meine Hündin prüft ganz genau, ob es sich für sie lohnt zu hören. Da muss ich dann für höhere Schwierigkeitsstufen hochwertigeres Zeug auffahren. Für normales Trofu würde sie draußen nicht ohne pöbeln an einem anderen Hund vorbeigehen, gibt's zb Schinkenwurst, dann geht es recht einfach. Rückruf war eine Zeit auch schwierig, seitdem die Pfeife mit Schinkenwurst verknüpft ist, lässt sie sich auch in schwierigen Situationen abrufen. Das klappt jetzt super zuverlässig. Bei Bodo hängt es ganz von seiner Ansprechbarkeit ab, hat er sich zu sehr reingesteigert, dann kann ich auch mit 193773 Leckerchen wedeln, da passiert nicht mehr viel. Wenn was funktioniert, dann am ehesten über essen plus verbales Lob (das gibt's sowieso immer dazu). Er will schon etwas mehr gefallen, als meine kleine Terrorqueen. Freut sich dann auch über Lob, aber essen geht auch ;) Spielzeug finden beide leider uninteressant. Würde gerne noch alternativen zur Belohnung haben, aber bei uns läuft es eben nur über Leckerchen plus verbales Lob, wobei die Leckerchen ausschlaggebend zu sein scheinen...

  • Bei meiner Schäferette wohnen ja irgendwie zwei Seelen in der Brust. Einerseits will sie total gefallen, andererseits sind andere Hunde auf dieser Welt total überflüssig, und dann könnte sie ersteres schonmal vergessen. Das beste Mittel zur Motivation ist bei ihr dann eine Aufgabe zu stellen, ihr Spielzeug zu tragen oder auch gemeinsames Spiel anzubieten funktioniert als bessere Alternative zum Pöbeln eigentlich immer, Leckerlis sind für sie auch eher zweitrangig.

  • Schönes Thema :gut:


    Ich muss sagen, wir arbeiten mit sehr viel Leckerli, weil wir einfach gut damit fahren. Sie dreht nicht hoch und ist nicht in einer ständigen Erwartungshaltung. Belohnen kann man sie aber auch gut mit verbalem Lob oder auch Spaß mit mir zu haben, aber Leckerli stehen einfach weiter vorne.


    Körpersprachlich reagiert Jumpy ganz fein auf kleine Nuancen, da muss man aufpassen, dass man nicht zu viel macht. Sie kann zB an mir unterscheiden, ob sie zu einem geworfenen Leckerli sofort darf oder erstmal warten soll. Sie reagiert bei Kommandos auch viel viel besser auf Sichtzeichen.


    Erzogen habe ich sie fast ausschließlich positiv, wobei ich zB die Leinenführigkeit zum Teil auch zwischendurch aversiv aufgebaut habe. Aber ich habe festgestellt, dass das rein positive einfach viel mehr motiviert und meine Hündin nicht mehr frustriert. Bisher sind wir da (noch :ka: ) nicht an Grenzen gestoßen.

  • Gerade meine Hündin prüft ganz genau, ob es sich für sie lohnt zu hören. Da muss ich dann für höhere Schwierigkeitsstufen hochwertigeres Zeug auffahren. Für normales Trofu würde sie draußen nicht ohne pöbeln an einem anderen Hund vorbeigehen, gibt's zb Schinkenwurst, dann geht es recht einfach. Rückruf war eine Zeit auch schwierig, seitdem die Pfeife mit Schinkenwurst verknüpft ist, lässt sie sich auch in schwierigen Situationen abrufen. Das klappt jetzt super zuverlässig.

    Zu spät für Edit: Genauso ist es bei uns auch. :smile:

  • Ich habe Hunde, Ponies und das Kind alle gleich erzogen.
    Konsequent, streng, aber fair.
    Ich lobe, ich strafe.
    Positives wird belohnt, Negatives bestraft. Wie, ist immer von der jeweiligen Situation abhängig.
    Ich bitte nicht, ich fordere ein.
    Gleichzeitig haben wir aber auch Kompromisse geschlossen, wenn es um kleine Eigenheiten geht.


    Das liest sich vermutlich ruppiger, als es in Wirklichkeit ist. ;)


    Edit : ich arbeite bei drei Hunden viel über Leckerlies, beim vierten mit dem "Suchtball".

  • Meinen Dicken kann ich mit Leckerlies kaum belohnen. Da er derzeit noch immer so manchen Jogger, Radfahrer, Züge und Lkws verbellt, üben wir derzeit konditionierte Entspannung, Handtouch und Zeigen & Benennen. Bis das sitzt bzw. richtig konditioniert ist vergehen sicher noch ein paar Wochen bis Monate. Den Handtouch übe ich zu Hause mit kleingeschnittenem Rindergulasch, darauf fährt er total ab :)


    Beim Rückruf belohne ich ihn ebenfalls mit Rindergulasch. Manchmal habe ich auch eine Futtertube zum Belohnen dabei. Zwar nuckelt er da sehr gerne dran, aber so richtig wild ist er draußen insgesamt nicht auf Futter. Ich habe den Eindruck, er nimmt's halt mit.


    Ich versuche ihn mit dem zu belohnen, was er gerade sowieso tun möchte. Sei es Bögen laufen, buddeln, im Wasser planschen... Wir schmusen oder zergeln auch mal als Belohnung, aber das sucht er nicht oft. Ich glaube, bevor er zu mir kam (aus Rumänien) hat er Spielen überhaupt nicht gekannt. Verbal belohne ich oft und derzeit explizit dann, wenn er ruhig bleibt, obwohl sich ein Angstmacher nähert.


    Bewusst trainiert habe ich anfangs zu Hause "Sitz", "Platz", "Zu mir". Sitz und Platz benutze ich so gut wie gar nicht, er darf sich setzen oder legen, wie und wohin er möchte. "Zu mir" habe ich erst einmal in der Wohnung geübt, damit er weiß, was ich überhaupt meine. Ansonsten baue ich Kommandos wie "Warte", "Bleib", "Komm raus", "Gemma weida" (zu deutsch: Gehen wir weiter) und nun auch "Zu mir" ein, wenn es die Situation erfordert. Ohne triftigen Grund benutze ich Kommandos fast gar nicht.


    Habe auch den Eindruck, er reagiert auf Körpersprache besser als auf das gesprochene Wort.


    Er hört nicht immer gleich, aber er hört, und dass er alles "stehen und liegen lässt", wenn ich rufe, erwarte ich gar nicht. Würde das selbst, bei mir, auch nicht wollen. Insgesamt finde ich ihn sehr folgsam.


    Mit dem laufenden Zusammenleben und damit dem wachsenden Vertrauen haben sich schon so manche Dinge von alleine erledigt, z. B. seine Ressourcenverteidigung oder Anschlagen bei jedem geringsten Geräusch im Treppenhaus.

  • Ich freue mich sehr, dass schon so viele, spannende Antworten gekommen sind :applaus:


    Ich "erziehe" meine Hunde auch kaum. Warte, weiter, ein Abbruchsignal und den Rückruf können sie. Okay, Gio kann den Rückruf, wenn er nicht gerade an was spannendem schnüffelt. Wenn nichts ist, lasse ich ihn. Kommt ein Rad oder so, gehe ich zu ihm und rufe die Mädels auch dorthin. So klappt das für uns sehr gut.


    Für mich ist es nur wichtig, dass die 3 niemanden gefährden. Weder andere noch sich selber und dass sie niemanden belästigen. Das klappt soweit sehr gut. So können sie halt mehr Freiheiten genießen.


    Grundsätzlich baue ich neue Dinge immer positiv auf. Wenn das wirklich sitzt, fordere ich es auch ein. Dabei gehts mir aber nicht um Sitz oder sowas. Sondern z. B. dass keine anderen Hunde verbellt werden. Das habe ich bei Pia gut 2 Jahre lang positiv mit Zeigen und Benennen usw. trainiert. Und das sitzt prima. Aber es gibt mal einen Tag, da meint sie, heute muss ich mal den einen Hund dort verbellen. Da gibt es dann auch ein Nein und dann ein Weiter. Und sie lässt das dann auch sein und kommt mit mir mit.

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