Reifeprüfung für Junghündinnen?

  • Liebe Hundefreunde,


    als Ersthundebesitzer, der sich eine kleine Hündin kauft, ahnt man zwar, dass das Thema Kastration eine Rolle spielen wird und viel Kopfzerbrechen bereiten wird. Nun habe ich viel zum Thema hier im Forum gelesen, aber es bleibt weiterhin einiges unklar.
    Bitte erklärt mir mal, wieso und inwiefern sich eine Kastration auf die Reife der Hündin auswirkt bzw. was die Kriterien zur Feststellung und Beurteilung jenes (fehlenden) Reifezustandes sind.


    Für mich war bisher klar, dass an unserer Kleinen gleich nach der ersten Läufigkeit dieser Eingriff vorgenommen wird, denn wir leben am Ortsrand und der Gassiweg von ca. 50% der Dorfhunde führt an unserem Garten vorbei.
    Das hängt weiterhin damit zusammen, dass ich nicht weiß, wie ich die Hündin vor ihren Verehrern schützen kann, wenn sie doch intakt bleibt, denn der Zaun ist nicht so hoch. Soll ich mit ihr nur noch nachts Gassi gehen in jener Zeit und wie viele Tage lang? :muede:


    Da ich schon tolle Hilfen hier gefunden haben, verlasse ich mich darauf, dass dies nun auch wieder der Fall sein wird. Bitte nicht herummeckern, dass ich nur wenig weiß zu diesem Thema, denn ein Welpe ist anstrengend genug und lässt erst einmal andere Fragen brennender sein. Inzwischen ist sie aber "schon" 14 Wochen alt und ich beginne, mich mit dem o.g. Thema zu befassen.


    Viele Grüße vom Nasenbären mit dem süßen Welpenmädchen :winken:


  • Für mich war bisher klar, dass an unserer Kleinen gleich nach der ersten Läufigkeit dieser Eingriff vorgenommen wird, denn wir leben am Ortsrand und der Gassiweg von ca. 50% der Dorfhunde führt an unserem Garten vorbei.
    Das hängt weiterhin damit zusammen, dass ich nicht weiß, wie ich die Hündin vor ihren Verehrern schützen kann, wenn sie doch intakt bleibt, denn der Zaun ist nicht so hoch. Soll ich mit ihr nur noch nachts Gassi gehen in jener Zeit und wie viele Tage lang? :muede:

    Warum ist Dir das klar, dass dieser Eingriff vorgenommen wird? Das ist massiv und grundsätzlich nicht zu begründen!
    Weil Du mit Deiner hin und wieder läufigen Hündin an Rüden vorbei gehen musst?
    Und noch dazu Angst hast, dass die potenten Dorfjungs mal eben übern Zaun hüpfen?


    Ich lebe mit zwei Hündinnen am besagten Dorfrand. Bis vor kurzem waren beide unkastriert, eine musste aus medizinischen Gründen kastriert werden.


    Es gilt, die Läufigkeit zu beobachten und auf die Stehtage- sagt Dir das was?- besonders zu achten. Kein Freilauf, kein Kontakt. Während einer normal verlaufenden Hitze sind das ca. 8 Tage, das mag variieren.


    Entschuldige bitte, aber hast Du Ahnung von Hündinnen?
    Mach Dich bitte schlau. Keine Hündin muss mal eben so kastriert werden, nur weil der Halter damit nicht umzugehen weiß.

  • Huhu,
    aaaaalso... ich versuche mal.
    Intakte Hündinnen werden mit jeder Läufigkeit erwachsener. Sie legen Spielverhalten ab, sind weniger unterwürfig, weniger "welpig", übernehmen in einer Gruppe immer mehr Aufgaben usw. Nimmst du der Hündin den Hormonzyklus, wird auch diese Entwicklung verlangsamt oder sogar verhindert. Kastrierte Hunde sind oft ewig verspielt, welpig, für Erwachsene unangemessen unterwürfig (und können deswegen durchaus gemaßregelt werden - "sei nicht so albern, ist unnötig!"). Ganz neben der Tatsache, dass sie für die intakten Kollegen ja nicht ganz einzuordnen sind, da der eindeutige Geruch fehlt - kastrierte Rüden werden bestiegen, kastrierte Hündinnen sind uninteressante Neutren.


    Es ist überhaupt nicht nötig, nur nachts Gassi zu gehen. Während der Läufigkeit behältst du deinen Hund einfach an der Leine. Insgesamt dauert die Läufigkeit so etwa 3 Wochen, zunächst _etwa_ 10 Tage mit zunehmender Blutung, dann 4-5 Tage GEFÄHRLICHE ZEIT: STANDHITZE (jetzt ist die Hündin selber interessiert, technisch empfängnisbereit, manche laufen dann auch mal weg!). Sind natürlich nur ca-Angaben. Wichtig ist eben: bei Ende der Blutung ist NICHT alles vorbei, sondern genau dann ist die wichtigste Zeit. Bring ihr als Trick bei, sich zwischen deine eng gestellten Füße zu setzen. Liebestolle Rüden sind zwar manchmal hibbelig und schwer zu greifen, aber so schnell geht das auch nicht, dass sie aufreiten und dann auch noch "treffen". Ob die Rüden auch noch in deinen Garten kommen, kann natürlich keiner sagen, aber auch dann - die sind normalerweise nicht direkt aggressiv, wenn man sie am Halsband hinausbefördert.


    Ich habe 3 Hunde und alle intakt, 2 Buben und 1 Mädel, und habe es bis jetzt auch geschafft. Ja, der ein oder andere Rüde war dann schon mal aufdringlich oder sehr interessiert, aber meine Hündin hat sehr davon profitiert, denn sie war anfangs schon sehr sensibel und unsicher, unterwürfig bei Begegnungen, was jetzt viel, viel besser geworden ist, man merkte das wirklich als Schübe nach den Läufigkeiten. Jetzt mit 2 Jahren sagt sie manchen Rüden auch schonmal Bescheid, dass aufdringliches Annähern nicht gewünscht ist, das hat sie früher alles über sich ergehen lassen. In diesem Sinne denke ich, die Hormone waren/sind wichtig für sie.


    Grüßle
    Silvia

  • Eine Kastration ist oft ein unterschätztes Thema.


    Eine kastration hat enorme Auswirkungen auf den Hormonhaushalt. Zum erwachsen werden gehört dazu, dass vermehr Östrogen bzw. Testosteron produziert werden, was sich auf den gesamten Hund und den Charakter auswirkt.


    Daher werden Hunde, die früh kastriert werden oft nicht so erwachsen im Kopf.


    Eine Hündin ist 2 mal im Jahr läufig und ich denke damit sollte man leben können, wenn man sich für eine Hündin entscheidet.


    Früher wurde häufig zu einer frühen Kastration geraten. Heute gibt es viele Studien, dass Kastration nicht nur nicht vor Krankheiten schützt sonder auch den Gesundheitszustand verschlechtern kann.


    ZB haben die Geschlechtshormome auch Einfluss auf das Wachstum und den Knochenbau.


    Es gibt Studien die zeigen, dass kastrierte Hunde auch eher zu bestimmten Krebsarten neigen.


    Außerdem können Hunde danach vermehrt zu Angst und Unsicherheit neigen.


    Sollte kein medizinischer oder sonstiger triftiger Grund bestehen, ist eine Kastration in meinen Augen Körperverletzung.


    Man sollte sich mit dem Thema einfach genau auseinandersetzen (wenn gewünscht kann ich Quellen zu meinen Äußerungen nennen, über Handy einfach schwer einzufügen; ja ich bin grade faul :headbash: )

  • Der erfahrene Tierarzt Rückert schreibt zu neuen Erkenntnissen in Bezug auf die Kastration bei Hunden:


    Die Kastration beim Hund - Ein Paradigmenwechsel - Ulm / Neu-Ulm - Kleintierpraxis Ralph Rückert


    Was man tun kann, um die Läufigkeit der Hündin stressfrei zu durchleben:
    Sich gründlich über den normalen Ablauf der Läufigkeit informieren;
    den Zeitpunkt im Kalender vermerken, damit man weiß, wann die nächste Hitze zu erwarten ist,
    die Hündin in der kritischen Zeit nur an der Leine ausführen und natürlich auch an der Leine keinen Kontakt zulassen,
    die läufige Hündin NIEMALS alleine im Garten lassen, auch nicht kurzfristig.
    Überlaufene Gassigebiete und Hundeauslaufflächen meiden und lieber einsamere Wge suchen.
    Entgegenkommende Hundebesitzer schon aus einiger Entfernung aufmerksam machen "Achtung, läufige Hündin!"
    Für Notfälle (selten!) kann es nützlich sein, eine zweite Leine oder einen Strick dabei zu haben, um einen Rüden dingfest zu machen und seinem HH wieder zuzuführen.


    Du schreibst, eine beliebte Gassistrecke führt an eurem Haus vorbei. Heißt das, viele Hunde werden dort ausgeführt oder gibt es bei euch viele Streuner?
    Im ersten Fall sehe ich keine Probleme, wenn du bei Begegnungen entsprechend vorwarnst. Das letztere wäre heute in Deutschland eher ungewöhnlich, sollte es aber tatsächlich der Fall sein, kann ich deinen Wunsch nach einer Kastration verstehen. Trotzdem sollte eine Hündin die Pubertät durchleben können und wirklich erwachsen werden, das heißt nicht eine, sondern drei Läufigkeiten und die danach folgenden Zyklusphasen durchleben dürfen.
    Viele Neuhundehalter, die sich zunächst große Sorgen um die Läufigkeit und ihre Risiken machten, kommen damit dann doch sehr gut klar. Eine Läufigkeit dauert normalerweise 21 Tage und findet 2 x im Jahr statt, damit kann man schon leben. Niemand muß deshalb seine Hündin nachts um drei Gassi führen! ;)



    Dagmar & Cara

  • Bevor die Gefahr besteht, dass es Nachwuchs gibt - lass sie kastrieren. Meine sind alle kastriert und völlig normal im Kopf, der Psyche und im Sozialverhalten. Wenn man der allgemeinen Kastrationshysterie hier folgt, müssten alle Tierschutzhunde (die ja generell kastriert sind) allein deshalb völlig gestörte arme Wesen sein. Ich kenn keinen solchen. :p

  • Bevor die Gefahr besteht, dass es Nachwuchs gibt - lass sie kastrieren.

    Gerade bei Hunden hat man es doch in der Hand ungewollten Nachwuchs zu verhindern.
    Ich habe Caja in der Läufigkeit an der Schleppleine Gassi geführt und alles war gut.
    Habe auch schon gehört, dass manche Hündinnenbesitzer einen Regenschirm beim Spaziergang dabei haben um Rüden abwehren zu können, aber bei mir (und ich wohne direkt am Hundegassi-Highway) war das absolut nicht nötig.
    Es ist nun mal ein massiver Eingriff, den ich meiner Hündin niemals antun würde (außer bei gesundheitlichen Problemen).
    Und zu den besagten Tierschutzhunden: Ich habe selbst ein Tierschutzexemplar hier sitzen, der früh kastriert wurde. Charlie ist ein extrem unsicherer Hund. Wäre er noch intakt wäre das bestimmt nicht so extrem ausgeprägt.
    Habe aber gehört, dass auch bei den Tierschutzvereinen so langsam ein umdenken stattfindet und nicht mehr jeder Hund kastriert wird, was ich sehr begrüße.

  • Moin,


    unsere ist auch nach der ersten Läufigkeit kastriert worden. Da war sie gut ein Jahr alt. Das ist inzwischen fast 8 Jahre her. Sie hat sich vom Kopf her zu einem normalen Labbi entwickelt. Leicht durchgeknallt -so wie jeder Labbi, den ich kenne.


    Gleiches gilt für andere, kastrierte Hündin, die ich kenne.

  • Also wir haben 2 5-jährige kastrierte Hündinnen hier. Die erste wurde vor der ersten läufigkeit kastriert.
    Da merkt man nichts von unsicherheit, ewiger Verspieltheit,.....
    Sie ist eine sehr selbstsichere Hündin, klar spielt sie aber nur mit von ihr ausgewählten Hunden und dann meist nur kurz, früher war das viel schlimmer als sie noch jünger war, aber sie hat sich total normal entwickelt.
    Und die zweite Hündin wurde nach der ersten Läufigkeit kastriert. Auch keinerleit Unsicherheit oder extremer verspieltheit.
    Klar gegenüber von größeren Hunden hat sie etwas Respekt (Itl. Windspiel) aber sagt auch schon mal klar ihre Grenzen an. Und spielen ist eher ein Fremdwort für sie. Wenn sie SEHRSEHR gut gelaunt ist kanns sein das sie mit unserer Ersthündin mal spielt aber ansonsten keine ambitionen.


    Den einzigen "Nachteil" den ich bisher bemerkten konnte und mir auch schon bestätigt wurde ist bei meiner Ersthündin das Fell. Sie ist ein Australian Shepherd und hat extreme Unterwolle, und extrem dichtes Fell. Das wurde mir auch von einer Hundefrisörin bestätig das das von der Kastra kommt. In den USA werden ansch. die Australian Shepherd bewusst sehr früh kastriert um diese Fellmengen zu erreichen.

  • Nach dem Lesen hier im Forum kann man durchaus zur Schlussfolgerung kommen, dass die Kastration eine Erfindung des Teufels und durchweg schlecht sei. Dem ist sicher nicht so.


    Studien gibt es einige - aber nicht so viele, wie manche vielleicht denken - und diese sind sich auch keinesfalls immer einig. Ein Grundkonsens scheint sich aber mittlerweile dahingehend abzuzeichnen, dass Frühkastrationen (also vor dem 6. Lebensmonat) sich in mehrerlei Hinsicht (höheres Krebsrisiko, aber vor allem erhöhtes Risiko an Gelenk- und anderen Schäden am Bewegungsapparat zu erkranken) tatsächlich ungünstig auswirken können. Ich persönlich würde einen Hund deshalb nicht vor dem ersten Lebensjahr kastrieren, es sei denn, es gäbe dafür einen medizinisch relevanten Grund.


    Sicher falsch ist die Aussage, ein kastrierter Hund würde nie wirklich erwachsen werden und ausreifen. Da spielen noch ganz andere körperliche Vorgänge eine wichtige Rolle. Dass das nicht der Fall ist, sieht man ja auch bei anderen Tierarten: Pferde, bzw. Hengste werden ja routinemässig kastriert und sind sicher umgänglicher, aber deswegen nicht weniger erwachsen. Auch kastrierte Rüden markieren - und kein Unterschied zwischen kastrierten und unkastrierten Tieren konnte in dieser Hinsicht festgestellt werden.


    Die Kastration hilft nicht bei bekannten Verhaltensproblemen wie Zerstörungswut, Trennungsangst, allgemeinem 'Ungehorsam' und Aggressionsproblematiken. Das lässt sich einzig und alleine über Training und Erziehung regeln. Eine Kastration aus erzieherischen Gründen wird also eher selten helfen (nämlich dann, wenn das Verhalten rein sexuell motiviert ist).


    Bezüglich des Aussehens können vor allem Rassen mit seidigem oder besonders dichtem Fell wie der Rough Collie, aber auch die Setter und Spaniel, deutliche Veränderungen zeigen: das Fell kann stumpf und flauschig werden.


    Kastrierte Hunde scheinen generell etwas älter zu werden - interessanterweise gibt es hier aber eine Korrelation zwischen dem Zeitpunkt der Kastration und der Langlebigkeit: nur wenn Hündinnen zwischen dem 6. und dem 8. Lebensjahr kastriert werden, lässt sich tatsächlich eine längere Lebensdauer nachweisen.


    Bei Hündinnen hat man sowieso die wortwörtliche Qual der Wahl: in durchschnittlich 14-19% der Kastrationsoperationen bei Hündinnen kommt es zu Komplikationen. Das ist insofern logisch, als dass der Eingriff bei Rüden ein viel kleinerer ist. Eine der gefürchtetsten Nebenwirkungen der Kastration bei Hündinnen kann die Inkontinenz sein, die bei intakten weiblichen Tieren nur bei etwa 1%, bei kastrierten allerdings je nach Studie bei zwischen 3 und 20% auftritt. Urintröpfeln oder Inkontinenz scheint bei grossen und riesigen Rassen ebenso wie bei Hunden, die an der Rute kupiert worden sind, häufiger aufzutreten. Andererseits haben unkastrierte Hündinnen eine 23-24%-ige Chance, vor ihrem 10. Lebensjahr eine Pyometra, das heisst eine unter Umständen tödliche Gebärmuttervereiterung zu entwickeln.


    (Das alles gibts im Übrigen nachzulesen u.a. bei Hart et al., 'Long-Term Health Effects of Neutering Dogs, 2012, Palmer et al., 'Inconvenient Desires: Should We Routinely Neuter Companion Animals?' 2012.)


    Das Leben mit einem kastrierten Hund, der keinerlei Nebenwirkungen der Operation zeigt, ist sicher einfacher und weniger umständlich. Kastrierte Hunde neigen manchmal zu Übergewicht - doch kein Hund wird fett von Luft. 'Gesünder' ist so eine Kastration sicher nicht - aber eben auch nicht unbedingt 'ungesünder,' sofern sie nach dem 6. Lebensmonat durchgeführt wird. Unterschiede im Verhalten werden bei den Besitzern oft keine - und wenn, eher zum Besseren - festgestellt. Alleine die Tatsache, dass man einen kastrierten von einem unkastrierten Hund von Weitem nicht unterscheiden kann, sollte zeigen, dass die Unterschiede im Verhalten allgemein so gross nicht sein können.


    Die Entscheidung liegt also ganz alleine bei Dir.

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