Schulhund-Austauschthread

  • Da ich nun mit Holly und Cooper auch eine Schulhundausbildung anfange, wünsche ich mir einen allgemeinen und fachlichen Austausch zu der vielfältigen Schulhundarbeit. Dazu könnt ihr euch und eure Schulhunde erst nochmal vorstellen sowie euer Schulhundprojekt und den Schulalltag mit eurem Hund beschreiben.
    Im Rahmen der Ausbildung muss ich nächstes Schuljahr ein Konzept entwickeln und zum Ende hin auf den Weg bringen. Daher interessieren mich die unterschiedlichen Arbeitsweisen und Strukturen.


    Da ich kommendes Schuljahr wieder an meine Stammschule komme und bisher lediglich die Zusage der Unterstützung durch den Schulleiter habe, kann ich noch gar nicht sagen, wo es hingehen soll.
    Ob ich lediglich eine AG anbieten kann, die Hunde nur in meiner oder auch in anderen Klassen einsetzen werde, hängt noch von sehr vielen unbekannten Faktoren ab: Kinder und Lehrer mit Allergien oder Phobien, Einverständnis der Eltern, räumliche Möglichkeiten usw.
    Eventuell kommt auch nur eine Projektwoche oder ein Hundebesuchstag pro Klasse infrage, um eine Art Schnupperangebot zum Kennenlernen anzubieten und dann auf positive Resonanz und Weiterführung der Arbeit zu hoffen.


    WIe habt ihr die Schulhundarbeit an eurer Schule etabliert? Auf welche Weise seid ihr an die Kollegen herangetreten und wie konntet ihr sie dafür gewinnen? Gab es vielleicht Widerstand und wie seid ihr damit umgegangen? Wie war es bei den Eltern? Welche Probleme können noch auf mich zukommen? Was würdet ihr vielleicht heute anders anstellen?


    Was muss eurer Meinung nach ein Schulhund können, bevor man ihn in einer Klasse (1.-4.) einführen kann? Was müssen die Schüler vorher wissen und können? (Sicher, das ist alles Teil der Ausbildung und man kann schon einiges an Literatur dazu lesen, aber vielleicht ist nicht jedes Schulhundseminar so umfangreich und vielfältig wie euer Erfahrungsschatz.)


    Apropos Literatur: Welche würdet ihr empfehlen?

  • Huhu,


    wie du dir sicher denken kannst, bin ich hier sofort mit von der Partie. Habe mal deine Fragen zitiert und mache mich nun ans Beantworten.

    WIe habt ihr die Schulhundarbeit an eurer Schule etabliert?

    Diese Arbeit wurde mit dankenswerter Weise abgenommen. Eine Kollegin, die leider nicht mehr an der Schule ist, hatte an meiner Schule bereits einmal ein Schulhund-Projekt durchgeführt. Sie hat mir da definitiv den Weg geebnet. :) Als ich dann selbst mit meinem Schulhund-Projekt anfangen wollte, waren es zwei Gespräche mit der Schulleitung. Fertig. :)

    Auf welche Weise seid ihr an die Kollegen herangetreten und wie konntet ihr sie dafür gewinnen?

    Ehrlich gesagt trete ich bei Kollegen ungern als Bittsteller auf. Wichtig ist es, dass mit der Schulleitung bzw. dem Schulamt alles in trockenen Tüchern ist. Ich würde die Rahmenbedingungen auch schriftlich festhalten. Du solltest dir auch einige Sicherheiten einräumen. Die Ausbildung kostet Geld und vor allem auch viel Arbeit und Zeit. Es wäre doch mega schade, wenn du dir jetzt das volle Programm gibst und dann wird zum neuen Schuljahr ein neuer Kollege mit Tierhaarallergie eingestellt und dann heißt es "Sorry, geht nicht mehr." Dagegen würde ich mich definitiv absichern!

    Gab es vielleicht Widerstand und wie seid ihr damit umgegangen?

    Eventueller Widerstand des Kollegiums wird in der Regel von der Schulleitung abgefangen. Da bekomme ich nicht viel von mit. Ist mir auch sehr recht so. Widerstand von den Eltern gab es bisher nicht, was aber an der Schulart (BS) an der ich unterrichte liegen mag. Vereinzelt gibt es mal Schüler, die Angst haben oder das "merkwürdig" finden, dass ein Hund mit im Unterricht ist, aber die gewinnt Newton in der Regel schnell für sich. :)


    Das einzige wirkliche "Problem" sind Kollegen und Schüler mit Allergien. Das bedarf doch manchmal einiger Organisation, aber das ist ja wiederum Aufgabe der Schulleitung, bei der ich sie natürlich im Rahmen meiner Möglichkeiten unterstütze.

    Wie war es bei den Eltern?

    Eltern sind bei uns nicht so Thema, s.o.

    Welche Probleme können noch auf mich zukommen?

    Wirkliche "Probleme" hatte ich bisher keine. Natürlich kommt ab und an Kritik. Darauf muss man eingestellt sein und da einfach diplomatisch und sachlich fundiert reagieren.

    Was würdet ihr vielleicht heute anders anstellen?

    Was ich eventuell anders machen würde, wäre, die Ausbildung später anzufangen. Newton wurde ja von Welpe an schon ganz akribisch darauf vorbereitet. Im Nachhinein bereue ich es ein bisschen, dass wir uns da nicht mehr Zeit gelassen haben. Natürlich hat es auch Vorteile für meinen Alltag. Newton ist ja erst zwei Jahre alt, wirkt aber deutlich erwachsener und abgeklärter als andere Labbis in seinem Alter. Meinem nächsten Hund werde ich auf jeden Fall mehr Unbeschwertheit als Welpe und Junghund gönnen.

    Was muss eurer Meinung nach ein Schulhund können, bevor man ihn in einer Klasse (1.-4.) einführen kann?

    Ich finde eine gute Impulskontrolle und eine hohe Frustrationstoleranz sind essentiel. Es geht nicht, dass ein 35kg-Labrador quer über einen Schulhof einem Ball hinterher fetzt auf dem sich Kinder befinden, die halb so schwer sind wie er. Weiterhin sollte ein Schulhund gelernt haben, Menschen per default erstmal zu ignorieren und nur auf Ansprache Kontakt zu suchen. Und der Kontakt sollte dann zu keiner Zeit aufdringlich oder gar fordernd sein. Was ich weiterhin wichtig finde: Nach Möglichkeit sollte alles ohne Leine klappen. Ich finde es ungeschickt, wenn der Hund während der Intervention noch per Leine am Halter hängt.

    Was müssen die Schüler vorher wissen und können?

    Das musst du dir individuell für deinen Hund überlegen. Diese Regeln gelten dann. Bei Newton gibt es relativ wenig Regeln. Er darf nur Futter bekommen, das ich erlaubt habe und er darf beim Schlafen nicht gestört werden. Sonst kommt er mit allem gut klar. :)


    Was ich auch noch wichtig finde, für die Ausbildung: Immer schön mitdenken und reflektieren, was du "unterschreiben" kannst und was nicht. Bei mir hieß es zum Beispiel, ein unkastrierter (Deck-)Rüde eigne sich nicht für die Arbeit... Nun ja, muss ich nicht kommentieren, diese Aussage, denke ich... ;)

  • Vielen Dank für deine ausführliche Antwort, @RafiLe1985!
    Also mit dem Ignorieren von Menschen haben wir definitiv eine Baustelle. Ich bin ja schon froh, dass Passanten, Jogger oder Radfahrer keine Kontaktaufforderung per se mehr darstellen.
    Wenden sie sich aber meinen Hunden zu oder sprechen sie sogar an, wird da schon eine andere Sache draus.
    Wobei meine schon gelernt haben, dass sie sich bei Kinderkontakt erst mal setzen oder legen müssen. MIt denen sind sie größenangepasst schon recht vorsichtig.

  • Zitat von RafiLe1985

    Es wäre doch mega schade, wenn du dir jetzt das volle Programm gibst und dann wird zum neuen Schuljahr ein neuer Kollege mit Tierhaarallergie eingestellt und dann heißt es "Sorry, geht nicht mehr." Dagegen würde ich mich definitiv absichern

    Wie willst du dich denn dagegen absichern? (Das ist eine ernstgemeinte Frage.)
    Ich habe eine Schülerin, die schon Ausschlag und Atemnot bekommt, wenn sie nur in einem Zimmer ist, in dem der Hund einige Stunden vorher war. (Mein Hund hat kurzes Fell und keinerlei Unterwolle.)
    Eine meiner Kolleginnen reagiert extrem allergisch auf Hundehaare, -schuppen und -speichel.
    Ich habe gesehen, wie ihre Hand wie ein aufgeblasener Handschuh aufging, als der Hund an ihrem Stuhl vorbeilief und sie streifte.
    Was willst du denn dagegen machen?
    Ich muss ganz ehrlich sagen, da ging mir die Gesundheit von Schülern und Kollegen vor.
    Ich habe abgebrochen, mein Rüde bleibt jetzt mit meiner Hündin daheim. (Ist für ihn sowieso wesentlich stressfreier.)

  • Bei knapp 100 Kollegen, die bei uns an der Schule unterrichten, kannst du dir sicher vorstellen, dass da auch welche dabei sind, die allergisch reagieren. Es wurden bestimmte Bereiche, Klassenzimmer, etc. festgelegt, in die Newton niemals nicht darf. Daran halte ich mich. Bisher gibt es keine Probleme mit dieser Regelung. Auch nicht für die Allergiker.

  • Vielen Dank für deine ausführliche Antwort, @RafiLe1985!
    Also mit dem Ignorieren von Menschen haben wir definitiv eine Baustelle. Ich bin ja schon froh, dass Passanten, Jogger oder Radfahrer keine Kontaktaufforderung per se mehr darstellen.
    Wenden sie sich aber meinen Hunden zu oder sprechen sie sogar an, wird da schon eine andere Sache draus.
    Wobei meine schon gelernt haben, dass sie sich bei Kinderkontakt erst mal setzen oder legen müssen. MIt denen sind sie größenangepasst schon recht vorsichtig.

    Ich glaube auch nicht, dass du mi einem wohlerzogenen Labrador da Probleme haben wirst. Eine wichtiger Baustein in der Intervention ist, dem Hund das Vertrauen zu schenken, dass er es schon hinbekommen wird. Oft ist es gar kein Problem, wenn der Halter es schafft loszulassen und sich zu entspannen und auf das zu vertrauen, was der Hund gelernt hat. :)

  • @RafiLe1985
    Ah ok. Unserer Schule ist kleiner und wir haben (für 40 Kollegen) nur ein Lehrerzimmer.
    Ich glaube, du unterrichtest an einer Berufsschule, bzw. in der Erwachsenenbildung, oder?
    Das ist vielleicht auch noch etwas anders als an unserer Mittelschule.
    Meine Schüler sind zwischen 10 und 16 Jahren. Sehr flexibel sind wir, was Klassenaufteilungen oder Zimmerbelegungen (chronische Platznot :muede: ) angeht, leider nicht :verzweifelt:

  • Ah ok. Unserer Schule ist kleiner und wir haben (für 40 Kollegen) nur ein Lehrerzimmer.
    Ich glaube, du unterrichtest an einer Berufsschule, bzw. in der Erwachsenenbildung, oder?
    Das ist vielleicht auch noch etwas anders als an unserer Mittelschule.
    Meine Schüler sind zwischen 10 und 16 Jahren. Sehr flexibel sind wir, was Klassenaufteilungen oder Zimmerbelegungen angeht, nicht :verzweifelt:

    Ja, unsere Schule ist recht groß. 1300 Schüler. Wir haben mehrere Arbeitsbereiche für Lehrer. Davon ist einer eben nun mit Hund und einer ohne. Genauso mit den Lehrerzimmern. Eins mit Hund und eins ohne. Auch was die Klassenzimmer betrifft, haben wir mehrere Trakte. In einen davon darf Newton eben nie. Außerdem haben wir noch ein zweites Gebäude wo die Teilzeitschüler unterrichtet werden. Da der betroffene Kollege hauptsächlich dort unterrichtet, geht Newton da einfach überhaupt nicht mit. Die Berufsschüler sind sowieso schon in einem Alter, wo das zwar nett wäre "mit dem Hund", aber nicht den Effekt hätte wie in den Vollzeitschularten.

  • Heute habe ich den "Wunschzettl" für das neue Schuljahr ausgefüllt. Neben den Klassen und Fächern und AGs, die man eintragen konnte, gab es auch "Sonstiges", auf das man hinweisen konnte.
    Dort hätte ich noch tausend Wünsche in Bezug auf das Schulhundprojekt. Dabei habe ich gemerkt, dass man sich da schnell in die "Extrawurstecke" bringen kann und habe einfach vieles nicht aufgeschrieben, um nicht so rüber zu kommen, als würde sich nun alles um meine Hunde drehen müssen. Aber ein paar Sachen sind mir von Anfang an wichtig, z.B. ein Klassenraum ganz unten.
    Es ist schon ein kleiner Balanceakt.

  • Gestern waren wir nun auf dem Orientierungsseminar für die Schulhundausbildung. Es ging um erste rechtliche Grundlagen und Voraussetzungen zur Einführung eines Schulhundes, aber vor allem um die Einschätzung der Hunde hinsichtlich ihrer EIgnung durch die Hundetrainerin.
    Es waren 10 Teilnehmerinnen mit 13 Hunden da. Meine waren die einzigen Labradore, was mich ein wenig erstaunt hat. Es waren noch ein Cocker, zwei Aussies, zwei Dackel, ein Shelty, ein Labradoodle und einige Mixe aus dem Tierschutz.
    Holly und Cooper wurden beide als sehr gut geeignet und prima erzogen eingestuft. WIr können mit der Ausbildung nun durchstarten. Außer einem Hund waren alle geeignet, bei zwei Hunden wurde noch angeboten, an kleineren Baustellen im Einzeltraining zu arbeiten.
    Es ist eine nette Gruppe, auch die Ausbilder sind sehr angenehm und wirken absolut kompetent. Ich freue mich schon auf das nächste Seminar.

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