Futterneid bei einem Junghund

  • Das mit dem Tauschen gegen etwas Besseres wäre mir zu heikel. Was ist, wenn er mal einen Giftköder erwischt und ich nichts Besseres zur Hand habe im Moment...?

    Also entweder er beherrscht dieses Spiel noch nicht, dann ist der Giftköder eh verschluckt oder er beherrscht das Spiel und er Giftköder ist auch verschluckt, da es dabei meist um etwas Unwiderstehliches handelt.


    Ich sehe dieses Tauschen einfach als Übung etwas wieder rauszurücken, dass muss ja nix Fressbares sein.



    Tauschgeschäfte sind aus meiner Sicht eine ganz billige Methode, sich um einen Konflikt herum zu arrangieren und birgt einfach die Gefahr, dass der Hund eine Verhaltenskette daraus strickt. Was Verbotenes fressen, um sich dann noch das Tauschfutter abzustauben.

    Oje ... meinst Du das wirklich ernst?


    Für mich ist es ein nettes Spiel, wie etwas bringen, ordentlich abgeben, Belohnung kassieren.

  • Ich hatte auch einen sehr verfressenen Hund und habe ihm das "Aus" über Tauschgeschäfte mit Besserem beigebracht.
    Weder hat sich eine Verhaltenskette entwickelt noch musste ich ein Leben lang Superleckerlies mitschleppen.
    "Aus" war positiv konditioniert und es war niemals ein Problem, das Verbotenes ausgegeben wurde.


    Gerade bei einem Hund, der schon Futteraggressionen entwickelt, finde ich einen positiven Aufbau sehr wichtig, damit er Vertrauen diesbezüglich aufbaut.


    In diesem Fall würde ich es in Erwägung ziehen, eine positiv arbeitende Trainerin zu kontaktieren, da Kinder involviert sind.
    Wichtig finde ich, dass jetzt bloß nicht noch mehr Stress rund um das Fressen gemacht wird.


    LG Themis

  • Thomas Baumann schreibt dazu:



    HUNDEERZIEHUNG abseits von kritischen „Tauschgeschäften“


    Wenn einHundebesitzer seinem Vierbeiner eine Ressource (Knochen, Ball,
    Schweineohr etc.) wegnehmen möchte, dann werden ihm sehr viele Hundeschulen und damit auch Hundetrainer zu sogenannten
    „Tauschgeschäften“ raten.
    Damit würde man angeblich Stress reduzieren, könne auf soziale Auseinandersetzungen verzichten und würde letztlich sogar soziales Vertrauen in der Mensch-Hund-Beziehung
    erreichen.
    Dass derartige Ratschläge wenig kompetent sein können und sogar mit erheblichen Risiken beim erzieherischen Umgang mit dem Hund verbunden sind, merken viele Hundebesitzer leider erst viel später.
    Da sich jedoch Klagen über ressourcenaggressive Vierbeiner häufen, scheinen „Tauschgeschäfte“ immer populärer zu werden.
    Dabei gelten „Tauschgeschäfte“ als erzieherischer Selbstbetrug, von manchen zu Recht auch „Pseudo-Erziehung“ genannt.
    Bei „Tauschgeschäften“ kommt es sehr häufig zu sogenannten Interessenkollisionen. Das bedeutet, der Wert dessen, was sich gerade im Fang des Hundes befindet, ist durch ein Tauschobjekt nicht zu erreichen und dann beginnen die ersten ernsthaften Probleme.
    Zuverlässig und nachhaltig hingegen wirkt der erzieherische Ansatz nach der Plus-Minus-Plus-Regel, die auf dem folgenden Video-Clip bei einem Dobermann-Welpen vorgestellt wird. Selbstverständlich ist dieses Modell auch bei erwachsenen Hunden umsetzbar.
    Hundebesitzer, die hingegen in einer kritischen Mensch-Hund-Beziehung leben (generelle Aggressionsbereitschaft des Hundes gegenüber dem Besitzer), sollten dieses Modell nicht wählen, sondern sich zunächst einer umfassenden und vor allem fachkundigen Beratung unterziehen.


    Das Video kann man sich auf Thomas Baumanns FB-Seite ansehen.


    Und man wird sehen - da ist auch alles nett:-)

  • Mag sein, dass es auch nett ist.
    Trotzdem möchte ich ihm widersprechen, da ich ganz andere Erfahrungen gemacht habe, auch bei einem "leicht" futteraggressiven Hund.


    Man muss es nur richtig üben und zwar immer wieder in nicht kritischen Situationen.



    Hundebesitzer, die hingegen in einer kritischen Mensch-Hund-Beziehung leben (generelle Aggressionsbereitschaft des Hundes gegenüber dem Besitzer), sollten dieses Modell nicht wählen, sondern sich zunächst einer umfassenden und vor allem fachkundigen Beratung unterziehen.

    Bei diesem Hund liegt doch bereits eine Aggressionsbereitschaft des Hundes vor und selbstverständlich sollte fachkundiger Rat eingeholt werden, daher schrieb ich "Hundetrainerin" kontaktieren.

  • Dabei gelten „Tauschgeschäfte“ als erzieherischer Selbstbetrug, von manchen zu Recht auch „Pseudo-Erziehung“ genannt.


    Dann wären doch die Grundlagen des Dummy-Trainings schon falsch laut Baumann?
    Hund hat was zu bringen und abzugeben. Dafür wird er belohnt.


    Ich weiß nicht, es gibt so viele Trainer, so viele Methoden bestimmtes Verhalten zu erreichen. Bei manchen Hunden funktioniert das eine, bei anderen das andere. Und viele Wege führen bekanntlich nach Rom.


    Hunde zeigen doch Tendenzen was fruchtet und was nicht. Ich leg mich da auf nichts stoisch fest, sondern beobachte MEINEN Hund und auch mich - muss mir ja auch liegen. Und dann bleib ich dabei und probiere nicht alle zwei Wochen was anderes. Das ist total verwirrend für den Hund. Vieles kostet eben Monate, dass vergessen viele Halter.


    Tauschen hat bei uns ganz gut geholfen, wenn Charly was klaute, die Klobürste, Zewarolle oder so. Das haben wir ähnlich aufgebaut, wie die Dummy-Abgabe - mit "in die Hand" und mit der anderen Hand gabs die Belohnung. Das AUS dazu (also, dass er es auch wirklich loslässt) war nicht lange nötig.

  • Das mit dem Tauschen gegen etwas Besseres wäre mir zu heikel. Was ist, wenn er mal einen Giftköder erwischt

    Wenn ein Beagle einen Giftköder auch nur erahnt ist der bereits geschluckt, bevor Du auch nur "Aus" gedacht hast. Ja, wenn wir im Trainingsmodus sind, dann krieg ich das Beagletier auch an Fleischwurst und Käse vorbei gelenkt, ja auch im Freilauf... aber wenn wir einfach nur so laufen und die Beagles schnüffeln dürfen dann merke ich Essen erst dann, wenn der Beagle schon kaut, es sei denn, es ist vorher gut zu sehen.
    Wir wohnen zwischen Dönerbude, Eisdiele und Grundschule - auf diesen 700m ist Essen am Boden also eher die Regel als die Ausnahme... ich bin besonders aufmerksam, die Hunde stehen im absoluten Gehorsam, sind an der kurzen Leine - dann funktioniert das auch. Aber ein Hackbällchen im hohen Gras, vielleicht 50cm neben dem Weg, wo es für mich per se nicht sichtbar ist und der Hund normalerweise einfach mal Hund sein darf - sie würden es fressen und ich würde es nur mit viel Glück merken, weil beim Beagle eben fressen oftmals auch "inhalieren" ist.


    Ich meide alle Wege mit Giftködergefahr und hätte für die absolute Sicherheit eben nur einen Maulkorb mit Netz, was ich aber nicht möchte.


    Zur Ausgangsfrage: Du hast ja schon einige gute Tipps bekommen. Mein Beagle, der etwas Stress beim fressen hat, frisst bei mir alleine, bei schlechtem Wetter im Bad, bei gutem Wetter draussen - da legt er unbedingten Wert drauf ;)
    Auf jeden Fall frisst er alleine, ohne Störgefahr, viel entspannter als wenn Menschen um ihn rum sind. Er braucht für seinen Napf mehr als doppelt so lange und ist danach einfach zufrieden. Und wenn er das so möchte, bekommt er es.


    Klaut er was, dann ist es im schlimmsten Fall verloren. Du wirst lernen, in der Küche Ordnung zu halten und trotzdem wird es immer wieder Highlights geben, die dich verzweifeln lassen. Die Flasche Speiseöl auf der Couch... oder die 10 rohen Eier im Korb mit der frischen Wäsche... die 2kg Katzentrockenfutter... Es hilft nur Aufräumen und Ordnung halten, meine 3 würden vermutlich noch halbkomatös klauen, wenn sie die Chance dazu bekommen.


    Was den Umgang mit Deinem Kind angeht: Halte ihn von Menschenessen fern. Wenn ihr esst, sitzt Herr Beagle woanders, notfalls angeleint oder im Kennel. Dein Kind sollte gleichzeitig auch lernen, essen erstmal nur an den dafür vorgesehenen Plätzen zu essen. Die Chips abends auf der Couch oder das Bratwurstbrötchen im Garten sind erstmal nur für Fortgeschrittene und somit tabu - ja, auch den Schokoriegel ordentlich am Tisch essen.


    Bei meiner ältesten Beagleine war Futterneid nicht so das Problem (erfolgreich geklaut hat sie trotzdem und ausgeben wollte sie anfangs auch nicht), aber bevor sie nicht durch den Zahnwechsel durch war (also mit 8/9 Monaten) war beissen ein ganz großes Thema, sie hat sich da ordentlich an uns und unserem Eigentum ausgetobt. Da kann ich Dir nur Konsequenz raten und Durchhalten wünschen.


    Wir haben übrigens mit dem Futterbeutel viel Erfolg erzielt bei dem futterneidischen Beagle. Und mit Intelligenzspielchen, überhaupt mit Spielen rund um Futter. Nasenspiele, Suchen, später dann auch Impulskontrolle... die Hunde wissen, dass ich mit Futter tolle Sachen mache und warten da auch mehr oder weniger geduldig darauf. Fahren sie mir zu hoch, fahr ich sie runter bevor es was gibt... das ist bei einem Welpen bzw. Junghund natürlich relativ illusorisch, aber es kann euch eine Idee geben, wo eure Reise hingehen kann.


    Ich würde auf jeden Fall mal 3 Monate ein Ritual fest durchziehen, bevor ich mir ein Urteil erlauben würde. Nach meiner Erfahrung würde ich den Beagle alleine fressen lassen, ich würde die Küche sichern (Türschutzgitter) und bei den Mahlzeiten, bzw. jedes Mal wenn jemand was isst, den Beagle notfalls zwangsweise vom Tisch fern halten. Spiele mit Essen würde ich langsam aufbauen, angefangen vom Leckerchen beim Sitz bis eben hin zu anspruchsvollen Spielen. Wenn euer Hund die Leckerchen "zu geil" findet und dadurch aufgeregt wird, nehmt langweiliges Trockenfutter, Möhrenstückchen... setzt den Anreiz einfach runter.


    Ich wünsch euch starke Nerven... es wird sich lohnen!

  • Zitat von Bobbybeagle

    Ich habe bei vielen "Übungen" dass Gefühl, das ich nur noch alles schlimmer mache, statt besser... dabei befolge ich die Übung genauso!! Liegt das daran das Beagles einfach dickköpfe sind oder daran, dass Bobby nicht versteht was ich von ihm will?!

    Ich kann mir gut vorstellen, warum es durch die vielen Übungen noch schlimmer wird:
    Es wird vor lauter Verzweiflung zu viel Aufsehen und Stress rund um das Futter des Hundes gemacht!
    Das spürt er und verunsichert ihn noch mehr.


    Ich rate dir, mit all dem mindestens 10 Tage auszusetzen, den Hund in einem ruhigen Raum zu füttern.
    Niemand darf ihn stören - halte deine Kinder fern, wenn der Hund frisst.
    In der Zeit suche dir fachkundige Hilfe und beginne bei Null.


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  • Wir haben ihm nie das Essen weg genommen oder ihm das Essen verweigert, nur ihn selbst haben wir vom Essen weg gelockt, damit er sich beruhigt...

    Stell dir mal vor, dein Partner hätte etwas leckeres für dich gekocht. Du sitzt also gerade am Tisch und fängst an zu essen. Da klingelt es en der Tür. Du gehst hin, es ist die nervige Nachbarin... bist du dann genervt, oder freust du dich, weil du so länger was vom Essen hast?

  • Hallo,


    ein Beagle !
    Zur Rasse gehört, dass das ein Jagdhund ist, in Meute gezogen und so bewusst gehalten wurde.
    Um den Hund auf Beute zu züchten wurde im alten England ( Zuchtland ) bewusst Futter in die Meute geworfen: nach dem Motto, wer zuerst frisst verhungert nicht.
    Hund der kein Futter schnappen konnte lies man tatsächlich verhungern.
    Der war unbrauchbar für die Zucht.
    So haben die sich regelrechte "Fressmaschinen " gezüchtet.
    Fressen ist bei der Rassen ein ganz tief angelegter Instinkt.
    ( les mal nach, die Rasse ist kein Schoßhund )
    So !
    Nun ?
    Warum ist dein Hund sauer, wenn du ihn die Nähe seines Futters kommst ?
    Der ist 10 Monate, also so etwa im Alter sich langsam seine Stellung in der Meute zu suchen.


    Mach die Fressgier zu deinem Vorteil !
    DER Hund tu ALLES für Futter !
    Hohl dir ne Futtertasche.
    Futter nur noch für Arbeit / Leistung oder eben nur noch aus deiner Hand, wenn du selbst keine Lust zum üben hast.
    Der wird immer wieder seinen Weg suchen an Futter jeder At zu kommen, aber zunehmend wird er schauen, dass er bei dir Futter bekommt.


    LG Ramona

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