Leinenführigkeit nach 2 Jahren

  • während ich ihn ins Gras führe. Dort darf er dann solange verweilen bis sich die Leine wieder spannt. Dann wird er zurück geholt, wieder warten bis sie locker ist

    Das klingt ehrlich gesagt irgendwie furchtbar.
    Ich nehm dich an die Hand, zeig dir etwas Interessantes und du darfst nie den Bereich meiner haltenden Hand verlassen und wehe es kommt Spannung drauf....
    Wie soll er sich denn dabei entspannen können?


    Momentan hat er eine 1,50 oder 2 Meter Leine.

    Probiers echt mal mit mehr Leine. Mein Whippet läuft am besten wenn er mindestens 3 Meter zur Verfügung hat, damit zieht er fast überhaupt nicht mehr.
    (Der zieht übrigens nur weil er immer überall als Erster seine neugierige Nase reinstecken muss)


    Alles in allem ist er also recht genügsam

    Täglich mehrfach Gassi, täglich Apportieren, täglich Tricks üben, Kontakt mit den anderen im Haushalt lebenden Hunden...
    Genügsam würde ich das nicht nennen, das ist echt ne Menge was du da mit dem Hund machst.
    Du hast dir damit einen "Leistungsportler" rangezogen der durchgehend recht hoch im Level steht, immer auf Spannung. Da braucht man sich eigentlich nicht übers Ziehen wundern, ich würde da auf jedenfall das Pensum reduzieren und mehr auf Entspannung setzen.
    Denn körperlich ausgepowert, aber noch mit Adrenalin geflutet ist einfach keine gute Kombi. Und ja, auch ein Hund der seinen Ball hergibt und nicht irre rumhüpft um ihn wiederzukriegen kann hoch im Adrenalin stehen.

  • Habt Ihr es schon mal mit körperlicher Begrenzung probiert?
    Also keine Leinenrucke (da lacht ein Rotti eher drüber), sondern ein Zurückdrängen des Hundes beim Ansatz den Platz neben Dir zu verlassen. Wichtig ist, dass man den Ansatz erwischt und am besten nur über Körpersprache agiert.


    So kannst Du loben, das Verhalten unter Kommando stellen und ihm zeigen, was Du überhaupt willst.

  • Was ist mit hochwertiger Futterbelohnung, ?
    Bei meiner ignoranten BX klappt das hervorragend.
    Man hat mir immer gesagt: Molosser können sowas nicht, sind zu stur usw.
    Völliger Quatsch.
    Es braucht nur die richtige Motivation.
    Über Frust arbeiten bringt nix, weil ein solcher Hund dann dicht macht und nicht mehr kooperiert.

  • kann es sein, dass der Hund einfach völlig falsch auf die Leine konditioniert ist? Vielleicht verbindet er Leine = Ziehen. So wie andere Hunde Ball = durchdrehen und rennen.
    Beim Ballspielen hat er ja auch gelernt, sobald der Ball weg ist, soll man runterkommen. Hier ist die Leine dran, also hochschrauben.
    Fährt er denn runter, wenn er ohne Leine läuft? Also dümpelt er in Freifolge ohne Leine um dich herum?


    Vielleicht kann man ja die Leine mit irgendwas ersetzen oder ihn den ganzen Tag mit Leine rumrennen lassen, ohne dass du hinten dran hängst, sodass er merkt, mit oder ohne Leine, da gibt es gar keinen Unterschied. Als Leinenersatz müsste man sich etwas einfallen lassen. Es gibt so Halsbänder mit ausziehbarem Griff, mit denen kommt mein Lieblingsneufi zb super klar. Da müsste man kreativ werden...


    Wenn man einen Rotti und einen Mali hat, würde ich beide nicht mit Balli auslasten. Das macht ja schon meinen Jacky blöde im Kopp. Da sollte man sich vielleicht ein Herz nehmen und auf den Hundeplatz gehen. Rottweiler sind jetzt meistens nicht die allerhellsten Kerzen im Leuchter, aber anständig aufgebaut, wollen die vor allem gefallen und was tun.
    Wenn man zb auf dem Platz von vorn beginnt, dann könnte man versuchen ihn auch beim normalen Gassi in den Arbeitsmodus zu holen (wenn da extra auch mit Markergegenstand gearbeitet wird, den wieder drauf ziehen, zb ein extra fettes K9 Geschirr oder ein Halstuch oder oder oder).


    Ansonsten: Trainer suchen, der es ernst meint. Und im letzten Anlauf vielleicht auch wirklich einen Fachmann vom ADRK Platz draufgucken lassen. Nicht, dass man gleich auf den Rigorosesren dieser Altherrengemeinschaft trifft, aber man kann nicht absprechen, dass diese Leute Ahnung und vor allem Erfahrung haben.

  • An deiner Stelle würde ich mir als erstes eine Expanderleine besorgen, damit deine Gelenke entlastet werden. Außerdem ist das auch für den Hund weniger schmerzhaft. Bei uns hat das sehr gut geholfen, zu einem nicht unerheblichen Teil wahrscheinlich, weil die ganze Stimmung eine andere ist, wenn man nicht bei jedem Schritt Schmerzen hat und sich ärgert. Das entspannt dich und damit auch den Hund und öffnet Türen :smile:


    nur nimmt er draußen meist nichts an und reagiert auch kaum auf den Clicker. Im Haus hingegen schon. Erdnussbutter in der Futtertube mag er, die nimmt er auch draußen an

    Dann ist entweder die Belohnung nicht hochwertig genug und ab sofort gibt es draußen besonders tolle Belohnungen, oder der Stress ist zu groß, wenn er sie in reizvoller Umgebung nicht nehmen kann. Oder will er sie nicht?

  • also wenn Schnüffeln sein Hauptinteresse ist, dann kombinier das doch evtl. Also nicht Ball werfen etc als Auslastung, sondern Sachen suchen die ihr auch manchmal gemeinsam findet. Damit Du an der Leine auch wichtiger wirst.

  • jetzt ist er 3 Jahre alt und nach wie vor unkastriert. Wir arbeiten schon seit wir ihn haben an der Leinenführigkeit und es will einfach nicht klappen.

    Vielleicht mal über einen Kastrations-Chip nachdenken?


    Ein 6-monatiger genügt meist schon, entspannte Zeit zu gewinnen und in diese Phase nutzen, um Probleme neu anzugehen, bestimmtes wieder von null an aufzubauen.


    Ansonsten muss ich sagen, bin ich auch kein Freund von Ballspielen. Dieses ganze Auslastungsgedöhns, dass so viele meinen, ihrem Hund bieten zu müssen. Warum muss der "künstlich" täglich rennen und rasen?


    Ich würde mich eher auf ruhige Unternehmungen konzentrieren. Ein Hund der in sich ruht, ist viel aufmerksamer und aufnahmefähiger als einer der oft, warum auch immer, unter Strom steht.


    Warum nicht einfach regelmäßig dumm auf einer Wiese rumstehen/sitzen? Gerne auch mit Hunden, die eher ruhig sind und denen es genügt, mal hier und da entspannt die Natur zu erschnüffeln, an Grashalmen zu naschen, einen Ast zu kauen. Oder sich irgendwo mal ne halbe Stunde auf eine Parkbank setzen, die Umgebung, in der dann ruhig was los sein darf, gemeinsam beäugen ...


    Natürlich kann es auch "Sporttage" geben. Aber die "freien" Tage sind genau so wichtig. Selbst die sportlichsten Menschen brauchen zum Ausgleich Ruhephasen. Warum wird von einem Hund erwartet, dass der jeden Tag Programm braucht? Bis der im Kopf und vom Körper her zur Ruhe gekommen ist, ist es oft schon wieder so, dass er erneut vom Halter gefordert wird.


    Was Du vielleicht als Langeweile für Deinen Hund empfindest, ist für ihn entspannend. Nichts wird erwartet, nichts verlangt, er muss nichts entdecken, nichts regeln, keinen Ball einholen, keine fremden Hunde checken usw. Wir gehen oft mit Charly einen abgelegenen Weg, auf dem kein Hund unterwegs ist. Nicht mit uns, nicht vor uns. Wir tappen nur gemütllich vor uns hin, bleiben oft stehen. Unglaublich wie ruhig er nach einer halben Stunde wird und wie aufgeschlossen, sich auf uns einzulassen. Auf Wegen, wo viele Hunde gehen, ist er manchmal wegen der vielen Düfte so durch den Wind, dass Leinenführung auch sehr anstrengend wäre, Rückruf schwierig. Er kommt als intakter Rüde im Kopf aus der Regelei nicht raus. Immerhin muss er alle Duft-Nachrichten verarbeiten, beantworten usw.


    Wir akzeptieren auch irgendwo an die 10-Minuten-Theorie. Das heißt, die ersten 10 Minuten, wenns aus dem Haus oder in eine Location geht, sind wir großzügig. Warten bis er sich gefangen/orientiert hat. Dann erst hat er ordentlich zu gehen/zu hören. Ob ers tut, ist ne andere Sache. Aber erst dann verlangen wir es.


    Täglich mindestens eine Stunde wirklich freien Freilauf ohne große Einschränkungen. Kurz anleinen, wenn wer Fremdes kommt und fertig. Keine Spiele, keine Übungen. Oft gleiche Wege und Abläufe machen es einem Rüden einfacher. Der brauch nicht jeden Tag ne neue Strecke.


    Ein intakter Rüde hat schon eine Grundnervosität, der ich persönlich immer versuchen würde, mit Ruhe und Reizarmut entgegen zu wirken, um im Alltag gut mit ihm klar zu kommen. Der hat schon genug zu tun mit seiner Männlichkeit. Körperlich ist er naturgemäß oft aufmerksam angespannt und im Kopf hat er ne Menge zu verarbeiten. Mädels, Rivalen usw.

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