Ein Welpe zieht ein - Ab wann mit der Erziehung beginnen ?

  • Sowas wie den Namen kannste von Anfang an mit ihm üben. Das geht quasi nebenbei ;)
    Bei Kuscheleinheiten, beim Spielen, etc. einfach öfters mal seinen Namen sagen, damit er ihn mit ganz viel verschiedenem Positiven verbindet. :smile:
    Ansonsten ist es wie bei Kindern: Erziehung beginnt mit der ersten Sekunde, weil der komplette soziale Umgang schon Erziehung ist.
    Der Hund wird sich an dir orientieren, er wird vom ersten Moment lernen, sich an bestimmte Regeln zu halten, etc.
    Wenn er die ersten paar Monate auf die Couch darf, weil man mit der "Erziehung" erst später anfangen will, wird der Hund erst mal nicht verstehen, wieso er dann plötzlich nicht mehr auf die Couch darf. Man kann es ihm zwar dennoch im Nachhinein beibringen, aber es wird nicht grad einfacher.
    Daher, macht dir wirklich nen Plan, was der Hund darf und was nicht, und zieh das ab der ersten Sekunde durch. Regeln auflockern ist im Nachhinein immer einfacher, als neue Grenzen zu schaffen.


    Sitz, Platz, etc. kannst du dann einbauen, wann du Lust drauf hast. Die Welpen empfinden das sowieso als spielen, weil du sie mit Leckerli in die richtige Position lockst und sie dafür dann das Leckerchen bekommen. Daher wird er das mit Sicherheit auch direkt mitmachen (ich hab immer schon am ersten Tag "Sitz" mit dem Hund geübt, weils mir Spaß macht, dem Hund Tricks beizubringen, und wenn der Hund auch Spaß dran hat, umso besser :D ) Aber ansonsten muss ich da meinen Vorschreibern recht geben, sowas wie Sitz, Platz, etc. kann der Hund relativ leicht zu jeder Zeit lernen.


    Wichtig ist die Bindung zu dir, dass du dich mit dem Kleinen beschäftigst, mit ihm spielst, kuschelst, etc. Und wie gesagt, dabei würde ich immer mal wieder seinen Namen sagen, damit er den lernt :smile:


    Was ich noch empfehlen kann, ist das Buch "Welpen-Erziehung" von Katharina Schlegl-Kofler. Da ist ein 8 Wochen Trainingsplan für Welpen drin. Ich hab mich auch nicht ganz an den Plan gehalten, ich glaube sogar nur die ersten 2-3 Wochen, aber das hat mir ne sehr gute Orientierung gegeben.


    Ansonsten musst du eh mal abwarten, wie der Hund ist. Jeder Hund ist ja auch ein Individuum, die einen stehen total drauf, direkt viel zu lernen (á la Hütehund: ich kenn 80 Befehle, gib mir 90! ;) ). Andere sind dafür am Anfang noch nicht so zugänglich, bei den einen kommt schneller eine Bindung, bei den anderen langsamer... Das wirst du aber merken, und kannst dich dann auch auf deinen kleinen Schatz einstellen :smile:


    Eins noch: mach dir Gedanken, denk drüber nach, wie dein Alltag verläuft, was der Welpe relativ schnell können muss, wo Grenzen sind... ABER: mach dich nicht verrückt und genieß die Welpenzeit :smile:

  • Meine Hündin konnte nach 1 Tag schon das Kommando "pfui", denn damals waren täglich gefühlte tausend Nacktschnecken im Garten, die sie alle in den Fang nehmen wollte, daher hab ich ihr gleich sehr deutlich klarmachen müssen, dass sie das nicht darf.
    Alle anderen Kommandos welche ich brauche habe ich einfach in den Alltag mit eingebaut.
    Wirklich brauchen tue ich "bleib, warte, hier, pfui, aus, rüber, raus". "Sitz" kann sie zwar auch, aber benutzen tue ich das so gut wie nie.


    Wichtig finde ich, dass der Hund von Tag 1 an gezeigt bekommt, was er darf und was nicht, daher habe ich beim Gassigehen an der Bordsteinkante immer gleich "warte" gesagt und dann "rüber", wenn wir die Straßenseite gewechselt haben. Das habe ich also nicht extra geübt, sondern einfach in den Alltag eingebaut, genauso wie die anderen Kommandos. Beim Spielen habe ich "aus" mit eingebaut usw. usw.

  • Was ich noch wichtig finde ist, das du deinen Welpen von Anfang an überall anfasst, Ohren, Pfötchen aber auch den Popo, so gewöhnt er sich dran und du hast später keine Probleme beim sauber machen!

  • Ich glaube, mir wäre es wichtig, dass vor allem ich selbst mich möglichst viel "trainiere" in der ersten Zeit. Ich müsste lernen: Wie tickt mein Welpe. Wieviel Schlaf braucht er, wie lange kann er sich konzentrieren, wann ist er überfordert, wie kann ich das erkennen und dann aus dieser Beobachtung lernen, es in Zukunft zu vermeiden. Woran erkenne ich Stress, Angst, wie gehe ich damit um, welche Hilfestellungen braucht mein Hund und welche verträgt er überhaupt nicht. Wie lernt mein Hund, wie ist sein Lerntempo, unter welchen Bedingungen lernt er gut und nachhaltig. Das könnte ich endlos so weiterführen. Dieses Buch soll wirklich gut sein.


    Ich würde mir gerade bei einem Kleinsthund auch wirklich im Vorfeld viel Gedanken machen, wie Hundebegegnungen später mal aussehen sollen und wie ich dieses Ziel erreiche.

  • Ich finde im ersten Jahr ist es vor allem Alltagstauglichkeit und Ruhe halten wichtig. Natürlich steht erstmal die Stubenreinheit im Vordergrund. Danach war es mir wichtig, dass mein Welpe Schritt für Schritt alles kennenlernt, was für meinen Alltag relevant ist. Ab einem gewissen Zeitpunkt gehörten für mich da durchaus auch die Grundkommandos "Sitz.", "Platz.", "Bleib." etc. dazu. Was man auch nicht vernachlässigen sollte, gerade wenn man eine sehr aktive Rasse hat wie du, sind Frustrationstoleranz und Impulskontrolle.


    Wo ich den anderen widersprechen muss, ist beim "Training" des Alleinebleibens. Ich würde da kein großes Tamtam drum machen. Es ist vollkommen normal, dass ihr mal ohne den Welpen aufs Klo geht, oder duschen oder mal runter zum Briefkasten bzw. zum Müll, oder mal in den Keller um Getränke zu holen. Oder auch mal ne viertel Stunde zum Einkaufen. Natürlich solltet ihr ihn nicht gleich am Anfang über Stunden alleine lassen, aber das minütlich oder gar sekündlich aufzubauen, finde ich bei einem normal sozialisierten Welpen übertrieben.


    Als ich Newton geholt habe, hatte ich vorher für die nächsten sieben Tage eingekauft, sodass ich dieser Zeit nicht länger außer Haus muss. Aber es war von Anfang an normal, dass er mal kurz alleine war. Als meine Vorräte aufgebraucht waren, war ich dann mal kurz 20 Minuten um die Ecke beim Supermarkt. Nach weiteren zwei Wochen hab ich dann die erste kurze Rennrad-Runde (ca. 1h 20 Minuten) ohne ihn unternommen. Als er vier Monate alt war, war er das erste Mal volle drei Stunden alleine. Mit sechs Monaten waren auch mal vier Stunden drin und seit der neun Monate alt ist, gehen auch mal fünf Stunden. Selbst acht Stunden sind heute (natürlich nur in absoluten Ausnahmefällen) kein Problem. Ich würde das einfach wie alles andere in den Alltag einbauen und nicht so fake Szenarien herstellen wie "So, ich stelle mich jetzt mal fünf Minuten vor die Wohnungstür und höre, ob er jault."

  • Hey,


    wow. Super. Vielen Dank für die vielen ausführlichen Antworten.


    Wir haben ein paar Tage frei, aber sind selbstständig und haben eine eigene Firma. Wir können uns unsere Zeit einteilen, aber bei einer eigene Firma gibt es nie so wirklich Urlaub. Wir werden versuchen ca. 7-10 Tage zu Hause zu bleiben aber dann sollte der Hund mit in die Firma. Da wird sich natürlich auch um ihm gekümmert, alle 2 Stunden raus, ständig beobachtet usw. Das nur zur Info.


    Bei den Antworten ist mir gleich noch eine Frage gekommen:


    Wie habt ihr eurem Hund z.B. beigebracht das er euch nicht auf Schritt und Tritt verfolgt. Ich weiß nicht wie unser es machen wird, aber könnte ja sein das er es auch tut. Da stelle ich mir gerade die Frage, wie man ihn dann erzieht. Also das er sich auch mal ein paar Minuten alleine beschäftigen kann ?


    Wir haben eigentlich auch vor, so normal wie möglich weiter unseren Alltag zu bestreiten. Natürlich kommt er nicht sofort mit ins Restaurant oder wir machen auch keine Ausflüge usw. Aber wir wollen uns nicht anders verhalten als sonst.


    Grüße,
    M.

  • Wie habt ihr eurem Hund z.B. beigebracht das er euch nicht auf Schritt und Tritt verfolgt. Ich weiß nicht wie unser es machen wird, aber könnte ja sein das er es auch tut. Da stelle ich mir gerade die Frage, wie man ihn dann erzieht. Also das er sich auch mal ein paar Minuten alleine beschäftigen kann ?

    Also bis einschließlich der 16. Woche finde ich das vollkommen normal, dass ein Welpe hinterher läuft und da würde ich ihn auch nur "natürlich" einschränken. D.h. wenn die Badtür zu ist, weil du duschen gehst, ist sie halt zu. In dieser Zeit würde ich diesen Folgetrieb auch durchaus ausnutzen um schonmal den Freilauf vorzubereiten, Stichwort: Abruf.


    Ab der 17. Woche sollte der Folgetrieb jedoch langsam nachlassen. Wenn ihr merkt, sie läuft euch trotzdem noch exzessiv hinterher, würde ich sie räumlich durch einen Welpenauslauf, etc. begrenzen. Halt so, dass sie euch sehen kann, aber halt dass sie nicht hinterher laufen kann.


    Weißt ihr einen bestimmten Schlafplatz zu, wo sie in Ruhe liegen kann und wo sie weiß, dass sie unter keinen Umständen gestört wird. Für kleine Hunde finde ich auch so Höhlen ganz schön. Unsere Yorkies haben sich da alle relativ schnell dran gewöhnt, dass sie da rein gehören, wenn es Schlafenszeit ist und dann laufen sie auch nicht hinterher, wenn man mal aufsteht und durch die Wohnung läuft.

  • Wie habt ihr eurem Hund z.B. beigebracht das er euch nicht auf Schritt und Tritt verfolgt. Ich weiß nicht wie unser es machen wird, aber könnte ja sein das er es auch tut. Da stelle ich mir gerade die Frage, wie man ihn dann erzieht. Also das er sich auch mal ein paar Minuten alleine beschäftigen kann ?

    Unsere Hunde zogen alle mit 8-10 Wochen ein. Nach 1-2 Tagen habe ich damit begonnen, sehr oft in der Wohnung sinnlos von einem Raum zum anderen zu gehen, auch die Wohnungstüre habe ich mit einbezogen. Natürlich ist der Welpe ständig hinterhergedippelt. Daher habe ich ihm jedesmal die Türe vor der Nase zugemacht und bin aber nach 1-2 Sekunden gleich wieder rausgekommen. Das Ganze wurde langsam gesteigert, sodass ich nach ein paar Tagen schon problemlos 15min Einkaufen konnte ohne dass der Hund irgendwas kaputtgemacht hat oder gejault hat. Auch lernt der Hund, dass man sowieso gleich wieder herauskommt und dann wird er irgendwann genug haben und dort liegenbleiben wo er gerade liegt, weil er bereits kapiert hat, dass er umsonst hinterherlatscht und eh wieder nur die Türe vor der Nase zugemacht bekommt. Das habe ich geübt, wenn der Welpe gerade mit irgendwas beschäftigt war und auch, wenn er irgendwo gelegen ist und es mitbekommen hat. Das Ziel ist, der Hund ruht irgendwo und bleibt liegen, wenn man den Raum verlässt.


    Alleine beschäftigen lernt der Hund ganz einfach, indem ihr Euch nicht den ganzen Tag mit dem Hund beschäftigt, sondern nur das Nötigste mit ihm macht. So lernt er sich selbst z.B. mit seinem Spielzeug/Kauknochen zu beschäftigen, oder zu schlafen.


    Je mehr/länger ihr Euch mit dem Hund beschäftigt, desto schlechter kommt er von selbst zur Ruhe. Das ist allerdings für Ersthundehalter und einem süßen Welpen manchmal sehr schwierig. ;)

  • Wenn er später mit ins Büro soll, fänd ich einen Boxengewöhnung sinnvoll.


    Praktisch sind da Faltboxen, die ich einfach mitnehmen und woanders wieder aufstellen kann.


    Wenn er da seine Decke und was zu Kauen drin hat, kann er im Büro auch mal "zwischengeparkt" werden.


    Das Hinterherlaufen ist erst mal normal, aber ich würde von Anfang an auch mal kurz ne Tür vor der Nase zumachen, bietet sich bei Klogängen oder Duschen ja sowieso an. Also Badezimmer als Tabuzone, wo der Hund halt mal vor der verschlossenen Tür sitzt.


    Das gleiche Spiel hätte man ja, wenn man mal in den Keller muss, zum Briefkasten usw. Im Prinzip sind solche normalen Alltagsdinge schon die ersten Übungen fürs Alleinebleiben und da würde ich auch nicht viel Theater drum machen.


    Einfach alles machen wie gehabt und Hund darf auch mal nicht mit.


    Je weniger ihr um den Kleinen drumherum agiert, desto besser kann er es auch aushalten, wenn er mal nicht im Fokus ist.


    Und im Haus kann man ja auch einen Welpen zeitweilig auch mal auf Abstand halten. Soziale Nähe ist gut und gerade nach dem Umzug besonders wichtig, aber wenn ich halt gerade Zeitung lese, ist der Welpe auch mal abgemeldet.
    So was lernt sich dann quasi nebenher, dass sich nicht immer alles um den Welpen dreht.


    Im Zweifel, wenn er nicht zur Ruhe kommt oder ihr nicht immer schauen könnt was er macht, ab in die Box und was zu Kauen geben.


    Diese geplanten Auszeiten würde ich immer strukturiert und regelmäßig in den Alltag mit einbauen, es verhindert, dass der Hund zu sehr aufdreht und dann noch schlechter Ruhe findet. Dolle 5 Minuten, die Welpen gerne mal haben, müssen nämlich erst gar nicht passieren, sind sie doch einfach ein Anzeichen dafür, dass der Hund schon "drüber" ist.


    Ansonsten mitlaufen lassen, zeigen, was erlaubt und verboten ist, nicht ständig um den Hund kreisen und den jungen Hund ganz normal in den Alltag integrieren.

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