Viele Baustellen: Autos jagen, Leinenaggression etc.

  • Vielen vielen Dank für eure Antworten! Das hilft mir wirklich schon ungemein weiter, auch wenn mir jetzt natürlich erstmal der Kopf raucht. Ich glaub, ich habe wesentlich mehr zu lernen, als der Hund!


    Bei uns angekommen ist der Hund schon. Das hat man richtig gemerkt. Anfangs hat er ja noch Angst vor uns gehabt und ist jedes mal zusammengezuckt und hat beschwichtigt, wenn wir eine falsche Bewegung gemacht haben. Das hat dann irgendwann ziemlich spontan aufgehört, zeitgleich haben auch die Macken angefangen.


    In den ersten Wochen hat er sich nämlich weder für Autos noch für andere Hunde interessiert. Selbst entgegenkommende Leinenpöbler hat er total ignoriert. Man, war das eine schöne Zeit! Wenn ich nicht wüsste, dass er die Macken schon bei den Vorbesitzern sehr ausgeprägt gezeigt hat, hätte ich ja schwören können, dass wir ihm das Verhalten versehentlich antrainiert haben. Trotzdem oder gerade deswegen verstehe ich seine Motivation dahinter nicht.


    Bei Autos zum Beispiel - Thema Angst oder Aggression: Wenn richtig viele Autos vorbei fahren, schaut er hinterher und beschwichtigt oder drückt sich, falls vorhanden, an der Häuserwand lang und beschwichtigt ebenfalls. Das würde ja für Angst sprechen. Auch das panische Schreien, wenn zum Beispiel die Nachbarin wie auf der Rennstrecke mit wenigen Zentimetern Abstand an uns vorbei rast und kurz hinter uns noch extra beschleunigt (da hab ich selbst Schiss).


    Wenn uns aber allein auf weiter Flur ein Auto entgegen kommt, dann ist er entweder so mit Schnüffeln beschäftigt, sodass er weder das Auto noch eine Belohnung meinerseits registriert, oder aber er spitzt die Ohren, fixiert, zieht manchmal noch die Lefzen hoch und schießt los, sobald das Auto vorbeifährt. Da ist kein Zeichen von Angst zu sehen. Ich weiß auch, dass er bei den Vorbesitzern im Garten gerne die Autos am Zaun entlang gejagt hat. Also: Auto kommt, Hund rennt zum Zaun und kläfft, Auto fährt vorbei, Hund rennt ums Haus rum (steht in ner Kurve) und kläfft das Auto im Vorbeifahren nochmal an. So ähnliche Situationen habe ich mit ihm auch öfter. Da scheint es ihm richtig Spaß zu machen, den Autos aufzulauern und dann hinterherzujagen. (Ich lasse ihn natürlich nicht)


    Das Verhalten finde ich irgendwie total widersprüchlich. :verzweifelt: Hat er nun Angst oder jagt er Autos, weil es ihm Spaß macht bzw. er sich das bei den Vorbesitzern im Garten so angewöhnt hat? Und warum hat er das alles in der Anfangszeit nicht gezeigt? Wenn er Angst vor Autos und anderen Hunden hat, hätte man das da doch auch schon merken müssen, oder? :ka:

  • Die Orientierungsübungen aus dem Buch von Pia Gröning sind super! Wichtig ist, dass du anfangs nicht darauf wartest, dass er dich anschaut, es reicht anfangs, wenn er sein Gewicht etwas verlagert, scheinbar etwas abwartet, ein Ohr ein Stück in deine Richtung dreht, später wenn der Kopf ein Stückchen in deine Richtung geht und schließlich, dass er den ganzen Kopf dreht, stehen bleibt oder sogar mal von selbst zu dir kommt.
    Das kann dauern, aber es lohnt sich!
    Wenn dein Hund im Kopf bei dir ist und weiß, dass du ihm eine Orientierungshilfe in der Welt bist, kann er sich auch bei den anderen Problemen besser auf dich einlassen.


    Dass er bei Autos nach vorne geht, heißt nicht, dass er keine Angst hat!
    Meine Hündin war lange angstaggressiv bei fremden Hunden. Die ist wie von der Tarantel gestochen nach vorne geschossen und hat sich gebärdet wie sonst was. Ihre Masche war, "Bevor du angreifst, greife ich an! Nur um sicher zu gehen." Ist ein fremder Hund auf uns zugekommen, bevor sie etwas machen konnte, hat sie angefangen zu schreien.
    Dass er sich normal wegducken und ausweichen möchte, spricht eher dafür, dass er mit Autos schlechte Erfahrungen gemacht hat.
    Ich würde ihm das Ausweichen lassen und die Autos schön clickern/füttern. Genauso kannst du auch bei der Leinenaggression arbeiten. Für den Anfang wäre da aber ein wirklich guter Trainer hilfreich.


    Vielleicht findest du hier jemanden in deiner Nähe?
    Trainer - Umkreissuche

  • Ich finds super, dass ihr den Hund aufgenommen habt! Ich wünsch euch schonmal viel Kraft, ich weiß wie anstrengend so ein Hund sein kann, hab ein ähnliches Exemplar Zuhause sitzen ;)



    Ich würde dir einen guten Trainer empfehlen, der zu euch nach Hause kommt und euch Tipps gibt. Was hat die Trainerin euch denn noch empfohlen außer die Autos zu markern?



    Ich zB würde zuerst an der Aufmerksamkeit arbeiten. Wirkt er auf dich gestresst draußen? Zieht er an der Leine, wuselt rum? Kommt er im Haus zur Ruhe? Schläft er genug? Es gibt soo viele Fragen, die im Vorfeld geklärt werden müssen, um ein wirksames Training aufstellen zu können.... zB der Hund meiner Eltern. Jagte Autos. Meine Mum hat gemarket, bestärkt, bestraft... alles durch. Nix half. Dann hat sie erkannt, dass er draußen massiven Stress hat, hat daran gearbeitet... und was ist? Autos jagen ist vorbei.

  • Also die Nachbarin würde ich mir vorknöpfen.


    1. Ihr sagen, dass du Angst hast und es gefährlich findest, wie sie so an dir vorbeifährt und sie bitten, das in Zukunft nicht mehr zu tun.


    Schritt zwei: Ihr noch mal sagen, dass du du ihr Verhalten nicht tolerierst, da sie dich damit in Gefahr bringt.


    Schritt 3: Ihr sagen, dass du keinen Weg findest, ausser, sie stellt ihr Verhalten um, wenn nicht wirst du sie anzeigen, so leid dir das tud unter Naschbarn.

  • Huhu

    Das Verhalten finde ich irgendwie total widersprüchlich. Hat er nun Angst oder jagt er Autos, weil es ihm Spaß macht bzw. er sich das bei den Vorbesitzern im Garten so angewöhnt hat? Und warum hat er das alles in der Anfangszeit nicht gezeigt? Wenn er Angst vor Autos und anderen Hunden hat, hätte man das da doch auch schon merken müssen, oder?

    Mein Zweithund reagiert auf andere Hunde auch mit Angstaggression wie bei oregano. Das ist meiner Erfahrung nach auch wesentlich weit verbreiteter als einfach nur Aggression gegen andere Hunde. Wir sind jetzt mit clickern so weit, dass er sich freiwillig abwendet und auf meine Bestätigung wartet. Das hat zwar mehrere Monate gedauert, aber es hat sich gelohnt. Also kein einfacher Weg.
    Meistens checken die Hunde erst mal die Lage und sind so überfordert, dass sie gar nicht alles von sich zeigen. Erst wenn sie langsam angekommen sind, wird das ganze Repertoire ihrer Macken ausgepackt. Das ist völlig normal und kannst du bei fast alles 2.Hand Hunden nach ein paar Wochen beobachten.

  • Hmmm, okay. Also kann ich wohl auch bei den Autos von Angstaggression ausgehen. Das heißt also für mich, noch kleinschrittiger vorgehen und schlimme Stressauslöser meiden, oder?


    Wir haben ja einen sehr guten Trainer, leider macht er das aber nur nebenberuflich und wohnt auch etwas weiter weg. In der Nähe gibt es noch maximal einen, der positiv arbeitet, ansonsten wird mir hier der Reihe nach Sprühhalsband, Leinenruck und Wasserflasche empfohlen. Bei unserem Trainer hatten wir aber erst zwei Stunden und da hat der Hund auch noch lange nicht die ganze Bandbreite an Macken gezeigt, die er jetzt hat. Da dachte ich noch, das Jagen wäre unser größtes Problem. Der Trainer war am Anfang erstmal entsetzt über den emotionalen Zustand des Hundes und hat uns dann zum Vertrauensaufbau geraten und uns ganz ausführlich das Clickertraining erklärt und uns bei den ersten Schritten angeleitet. Und uns eben das theoretische Vorgehen bei dem Autoproblem erklärt, weil der Hund das in der Stunde mit dem Trainer partout nicht gezeigt hat (es hat in Strömen geregnet).


    Aber die Umsetzung ist so müßig. Vor allem, weil sich die Macken in der letzten Zeit erst richtig aufgebaut haben und man das Gefühl hat, einen Schritt vor und zehn zurück zu machen. Wobei der Gipfel ja jetzt langsam erreicht sein müsste, also kann es ab jetzt ja eigentlich nur noch vorwärts gehen!


    Wie oft ist denn so eine Einzelstunde beim Trainer sinnvoll? Reicht es, wenn wir das einmal im Monat beibehalten? Einen Goldesel hab ich ja leider auch nicht.

  • Hallo,
    ich würde jetzt zuerst 2x im Monat einen Trainer holen und das dann langsam ausschleichen. Wichtig ist ja, dass ihr jetzt erst mal konkret was an die Hand bekommt und dann einen Plan habt, wie ihr dran arbeiten könnt. Sprich ihr trefft euch, er erklärt etwas und du setzt das 2 Wochen lang um und dann schaut er noch mal drauf ob ihr du es so gut umsetzt oder ob ihr kleine Fehler macht. Später kannst du nach Bedarf jemanden holen, falls das Training stockt. Ich würde aber nicht auf langzeitige Betreuung setzen, sondern erst mal Starthilfe holen.
    Das Training wird nämlich höchstwahrscheinlich lange dauern und an der Methode ändert sich nicht viel, sondern es braucht einfach x-mal Wiederholungen.

  • Wir hatten anfangs sogar wöchentlich eine Stunde. Mir war wichtig, dass die Trainerin regelmäßig drüber schaut. Sie hat auch immer Leute mit sehr lieben Hunden oder ihre eigenen mitgebracht, damit wir auf jeden Fall Erfolgserlebnisse haben.
    Gestellte Situationen, die für den Hundehalter einschätzbar sind und anhand derer der Trainer die Vorgehensweise erklären kann, finde ich anfangs sehr wichtig. Das gibt dem HH-Hund-Team Vertrauen in die eigene Arbeit. Zumindest bei mir war das so =)

  • Es geht IMMER darum, dass MENSCH lernt den Hund zu führen.


    Für einene erfahrenene Menschen ist es einfacher, als für einen Anfänger.


    Es geht nicht um "Macken abgewöhnen". Es geht um FÜHRUNG


    Und dass muss du als Mensch lernen.
    #
    Und das geht mit einfachen Hunden einfacher als mit schwierigen, ist aber immer auch aufregend und schön!


    Mach einen Sport mit dem Hund. Dass ihr ein Team werdet!

  • Huhu,


    ich würde mich auch immer daran orientieren was der Trainer sagt und welchen Zeitplan er vorschlägt. Ich meine, er sieht ja wie fähig oder unfähig du bist und wie schnell du das Gesagte umsetzen kannst.


    Was macht ihr eigentlich in der Hundeschule?
    Für uns war und ist das jetzt Monate nach Beginn des Trainings gut, weil wir direkt neben anderen Hunden üben können, die aber an der Leine sind und meinem Hund nichts tun. Das hätte ihn am Anfang komplett überfordert, aber mittlerweile ist es eine gute Übung.

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