Natürlicher Tod ohne Einschläfern, ist das überhaupt möglich?

  • Wir mussten bisher alle Tiere einschläfern lassen, 2 Hunde und eine Katze. Es war immer sehr friedlich, alle waren alt und bereit zu gehen.
    Meine erste Hündin hatte Nierenversagen, wahrscheinlich wäre sie bis zum abend sowieso verstorben, aber wir wollten sie nicht leiden lassen. Die anderen Beiden war alt und krank, sie haben irgendwann das fressen eingestellt und den Lebensmut verloren, für uns ein Zeichen das es Zeit wurde ... auch wenn es schmerzhaft war.
    Ich war immer dankbar das ich in den letzten Sekunde meine Tiere im Arm halten konnte, es gab Trauer, aber keine Zweifel.

  • Irgendwie versteh ich nicht, warum Euthanasie immer so verteufelt wird...
    Wir erleben in der Praxis ständig Leute, die das wirklich als was ganz schreckliches ansehen. Ich denke mir immer nur: "Seid froh, dass wir diese Möglichkeit für Tiere haben!". Bei uns hat noch kein Tier beim einschlafen geweint und gejault, gekrampft oder sonstiges. Wir versuchen eine möglichst angenehme Atmosphäre für Tier und Halter zu schaffen und stehen zur Seite, wenn es gewünscht wird.


    Ich finde, man muss bedenken, dass man als Mensch, wenn man nichtmehr so laufen kann, noch viele Dinge tun kann - ein Buch lesen, Fernsehen, mit Freunden und Familie treffen. Was ein Hund kann ist laufen. Wenn er nicht laufen kann, sich womöglich nichtmal mehr selbstständig lösen kann, was hat das Tier dann noch?
    Klar schaut es euch immernoch mit seinem wachen Blick an, doch das allein sollte nicht reichen.


    Wie soll denn der natürliche Tod bei einem Hund aussehen, der nichtmehr laufen kann? Daran stirbt man nicht.
    In der Natur sterben die Hunde daran, weil sie nichtmehr die Kraft haben sich selbst zu ernähren.
    An Herzproblemen eventuell, aber auch daran nicht schön. Erfahrungsgemäß ist das ein sehr langer Prozess und dann zumeist ein Tod durch ersticken.


    Zu guter letzt will ich sagen, was wir auch den Tierhaltern in der Praxis sagen: Man muss bedenken, dass Tiere auch sowas wie Würde haben.
    Wenn unser einst so stolzer, selbstbewusster Hund nichtmehr aufstehen kann und unter sich machen muss, dann sollte man sich fragen ob diese Würde damit gewahrt wird.
    Ich persönlich finde es egoistisch auf einen natürlichen Tod zu warten, obwohl es dem Tier schon sehr schlecht geht. Erleben wir jede Woche, das ist einfach sehr grausam.

  • Ich habe bisher nur Kleintiere (Meerschweinchen, Kaninchen) und ein Pferd
    beim Einschläfern begleitet, keinen Hund. Jedes Mal lief es ganz ruhig ab, kein
    Aufbäumen, Kämpfen etc.. Da es schlimme Erkrankungen waren, gab es keine
    Alternative, alles andere hätte Leiden bedeutet, das wollte ich nicht..


    Vor einiger Zeit hat ein Bekannter seinen Beagle mit 15,5 Jahren beim natürlichen Sterben begleitet. Der alte Herr hatte langsam Essen & trinken eingestellt, fast nur noch geschlafen, hatte keine Schmerzen. Er stand natürlich unter Kontrolle des TA,
    eine THP hat unterstützend behandelt um ihm das Loslassen zu erleichtern..
    Er ist wohl ganz friedlich eingeschlafen nach einigen Tagen(weiß nicht mehr genau, glaub3 oder 4 waren es)


    Aber auch das muss man erstmal können.. Stelle es mir schwierig vor, zb die Verweigerung von Essen & Trinken einfach hinzunehmen & nicht behandeln zu lassen als akutes Krankheitszeichen.. Einfach da zu sein und zu warten bis alles vorbei ist, stell ich mir einerseits sehr schmerzhaft-andererseits als sehr friedvoll vor...


    Mir wäre es am liebsten, mein alter Hund liegt neben mir, fühlt sich wohl & geliebt, lässt sich in den Schlaf kraulen & schläft einfach weiter....

  • Ich denke, dass ein friedlicher natürlicher Tod nur in äusserst wenigen Fällen vorkommt. Einfach so einschlafen und nicht mehr aufwachen... ohne Schmerzen... ohne zu ersticken...? Da bleibt nicht mehr so viel übrig. Vielleicht ist es noch die sanfteste Art, wenn das Herz einfach aufhört zu schlagen... keine Ahnung.


    Deshalb bin ich dafür, den Tieren beim Sterben zu helfen, damit sie nicht noch mehr leiden müssen. Keine Schmerzen, kein Ersticken, kein Todeskampf, keine Angst.

  • Ich hab das schon mal wo geschrieben. Natürlich wünschte ich meinem Tier, dass es friedlich von selbst sterben kann. Doch der "natürliche" Tod, wie wir ihn verstehen, kann ein langer Leidensweg sein. Und langes Leid ist in der Natur für Tiere nicht vorgesehen.


    Wir haben ganz klare Parameter, wann wir ein Tier einschläfern lassen. Das hilft uns, das Tier nicht leiden zu lassen, was wir als Leid definieren. Nur alt zu sein und ein paar Gebrechen, zählen bei uns nicht dazu.


    Dackelbenny hats ziemlich genau beschrieben, wie wir es auch handhaben.


    Der letzte Schäfi war 15 Jahre alt. Er war ein bisschen wacklig hinten und wir haben ihn ins Auto reingehoben und rausgehoben. Ansonsten zeigte er Freude und war noch gerne dabei. Als er aber nur noch zum Fressen und Geschäftmachen aufstand, bzw. nur mit Hilfe aufstehen konnte und sonst nur noch lag.... haben wir den Tierarzt kommen lassen und Nero konnte ganz friedlich einschlafen.
    Oder unsere Katez, erst 4 jahre alt. eine Rachenerkrankung, die wir auch mit chemotherapie nicht heilen konnten. Das Tier wäre verhungert. Da habe ich zulange gewartet, sie war doch noch so jung. Sie hat mir eines Morgens mit einem Blick gesagt, was ich zu tun habe.


    Sie, wie auch mein anderer Hund und auch mein Pferd, alle Tiere die ich in meinem Leben hatte, haben mir geholfen den Zeitpunkt zu erkennen. Ich sah ihnen ins Gesicht, da ist dann dieser Blick, dieser warme, weise und bittende Blick, der sagt, Eva es ist gut, es ist Zeit für den Abschied, ich bin müde, lass mich los, lass mich gehen...


    Und ich erweise meinem vierbeinigen Freund den letzen Dienst. Und immer stirbt etwas in mir ein bisschen mit.


    Gruss Eva

  • Hallo zusammen,


    nun habe ich ja eine ganz lange Zeit hier nicht geschrieben und mitgelesen.


    Ich habe meinen treuen Begleiter im September letzten Jahres gehen lassen müssen. Ich war bis zum Ende bei ihm und er konnte friedlich in meinen Armen draußen im Garten einschlafen. Die frische Luft hat ihm gut getan und als das Mittel wirkte hatte ich das Gefühl, ihm eine große Last zu nehmen: endlich konnte er wieder frei und gleichmäßig und entspannt atmen und letztendlich loslassen.


    Die Zeit danach war und ist schlimm für mich und ich trauere immer noch sehr. Es bleibt eine große Lücke in meinem Herzen.


    Seit Anfang diesen Jahres traue ich mir zu, mit Hunden aus unserem Tierheim Gassi zu gehen, denn für einen eigenen Hund bin ich noch nicht bereit.


    Die Erfahrung im Tierheim war anfangs sehr schmerzlich für mich, so viele Schicksale, mein Hund war auch damals aus dem Tierheim.


    Mittlerweile geben mir die Vierbeiner dort sehr viel Kraft und Trost und vielleicht werde ich öfters mal hier berichten, wenn das ok ist: Ich staune, wie viele wunderbare Hunde trotz ihrer traurigen Vergangenheit mit so viel Begeisterungsfähigkeit und Lebensfreude ihr Schicksal meistern und das schönste ist, wenn es dann heißt: vermittelt!


    Viele Grüße von
    Lumpine

  • Es freut mich, dass du Gassi-Gängerim TH geworden bist.
    Das hilft dir bei deiner Trauer und in der Vorbereitung auf einen weiteren Hund und es hilft den Tieren im TH.
    Eine schöne Vorstellung.


    LG, Friederike

  • Mir kam ein Gedanke ,ist sicher blöd von mir, aber wenn ich wenn es nun soweit ist den Hund in den Hundehimmel gehen lassen zu müssen,ich ihm eine Tafel bittere Schokolade gebe, die er mit freuden essen würde wäre doch ein sicherer Tod gewährleistet ohne Qual. Oder was meint ihr?

  • so wirklich kenne ich mich damit nicht aus, aber erst vor kurzem machte doch ein älteres video nochmal die runde, in dem ein boxer der pralinen gefressen hatte, fast wort wörtlich im strahl gekotzt hat.... so nach "ohne qual" sah das nun echt nicht aus. es ist ja sogesehen auch eine vergiftung und gift hat doch immer auch noch "nebenwirkungen" bevor es dann zu ende geht

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