Natürlicher Tod ohne Einschläfern, ist das überhaupt möglich?

  • Hallo,


    ich finde das auch ein sehr schwieriges Thema und habe mich bisher ehrlich gesagt nur wenig damit auseinander gesetzt. Ich denke pauschalisieren kann man da überhaupt nichts. Klar, kann es schön sein, wenn das geliebte Tier ohne Schmerz und Leid "einfach" einschlafen und gehen darf ohne dass der Tierarzt die Spritze ansetzen muss... Ich habe mich auch schon gefragt ob man, nur weil man Tiere einschläfern darf, es auch tun muss...


    Oft ist es aber so, dass im Alter ja schon lebensverlängernde Maßnahmen geschehen (Gabe von Tabletten, Operation zur Entfernung von Tumoren, etc.) ohne die das Tier vllt gar nicht mehr leben würde. Und irgendwann muss man sich überlegen, wann es "genug" ist.


    Unsere erste Hündin hatte innerhalb von drei Monaten zwei Milztumoren. Der erste wurde noch operiert. Da sie sonst keine Metastasen hatte. Nach der OP war sie drei Wochen wieder echt fit. Aber dann gingen die gleichen Symptome wieder los. Als wir dann erneut mit ihr zum Tierarzt sind, war es ein noch größerer Tumor, der schon gestreut hatte. Wir haben uns dann entschieden, sie gehen zu lassen. Sie hat nur noch geschlafen zuhause, wollte weder raus noch wollte sie fressen. Zum letzten Pipi-Gang vor dem Zubettgehen mussten wir sie die letzten paar Tage wecken. Was auch immer schwieriger wurde... Ich glaube, sie wollte gehen. Sie wollte gar nicht mehr wirklich aufwachen, hatte ich das Gefühl...


    Newton ist ja erst 1,5 Jahre alt. Daher stellt sich diese Frage hoffentlich noch lange nicht. Aber ich hoffe, dass ich wenn es soweit ist, die Kraft habe, für ihn zu entscheiden und nicht für mich.


    Grüße,
    Rafaela

  • Ich kann nur von unserem ersten Hund schreiben. Mit 15 1/2 Jahren ist er wegen Hodenkrebs noch kastriert worden. Eigendlich hatten wir mit der Familie schon Abschied von ihm genommen als mein Mann mit ihm zum TA fuhr. Der Ta untersuchte ihn noch einmal und schlug vor, ihn doch eher kastrieren zu lassen, da Lucky noch sehr fit war - das Risiko bei einer Narkose zu sterben war zwar höher als bei einem jungen Hund, aber das war uns das Risiko wert. Lucky lebte nach der Kastration noch einmal richtig auf (im Nachhinein bedauere ich nur, dass wir die Kastration aus Altersgründen aufgeschoben hatten). Er tobte im Garten , bekam seine verrückten fünf Minuten und raste um den Apfelbaum. Er wälzte sich wieder in faulen Äpfeln und Pferdeäpfeln - er wirkte richtig verjüngt. Dann kam der Winter: An nasskalten Tagen kam er morgens schlechter hoch, an den Tagen lief er erst einmal steif - nach einiger zeit ging es wieder. Er fror schneller und liebte es vor der Heizung zu liegen und uns zu beobachten. Er hatte nicht mehr ganz so viel Hunger , beim TroFu blieben auch mal Reste im Napf und die Spaziergänge wurden ruhiger. Eines Morgens - nach unserer Morgenrunde - fraß er ganz normal, er holte sich seine Kraul-Einheiten ab und ich bürstet ihm sein Fell. Dann zog er sich auf sein Bett zurück (wie jeden Tag) und ich machte etwas im Haushalt. Ungefähr 30 Minuten später stand mein Mann auf und wunderte sich, dass Lucky ihn nicht begrüsste: Lucky atmete nicht mehr - er war ihm Schlaf über die Regenbogenbrücke gegangen.


    Das letzte halbe Jahr mit ihm war ein geschenktes halbes Jahr - er hat eine Lücke und eine Narbe hinterlassen, aber ich bin froh, ihm die sechs Monate noch gegeben zu haben.


    LG Dorilys

  • Das ist eine schöne und sehr anrührende Geschichte, Dorilys.
    Es tut mir gut das zu lesen und macht Mut.


    Ich hatte und habe bisher nur große und sehr große Hunde.
    Sie sind alle nicht ohne die Hilfe eines Tierarztes gestorben.
    Bruno konnte nicht laufen, nicht mehr aufstehen, wollte das aber immer.
    Er war nicht inkontinent, fraß und trank noch und wollte aufstehen um sein Geschäft zu verrichten, nicht im Haus, nicht im Garten, nein auf gewohnten Gassiwegen.
    Zu zweit ging das einigermaßen, aber alleine - keine Chance.
    Dazu kam die Verzweiflung und das Entsetzen des Hundes so eingeschränkt zu sein. Schmerzen hatte er auch.
    In diesem Zustand und irgendwann mit praller Blase und vollem Darm auf den natürlichen Tod zu warten erschien uns unmöglich und auch die TÄ machte keine Hoffnungen, dass er ruhiger würde, etc.
    Selbst wenn man keine Nahrung zuführt, die Stoffwechselprozesse laufen weiter.
    Ich habe die erlösende Spritze durchaus als Segen erlebt.
    Anders wäre es mir natürlich lieber gewesen.


    LG, Friederike

  • vielen vielen Dank für Eure zahlreichen Antworten! Leider hatte ich gestern keine Zeit mehr fürs Forum, ich werde mir jetzt alles durchlesen ... dankedankedanke fürs Teilen Eurer Erfahrungen, das hilft mir sehr :smile:

  • erstmal muss ich schlucken, weil ich Eure Erlebnisse sehr mitfühlen kann und der Tod ist so ein schwieriges und auch individuelles Thema.


    Also, die Erfahrung habe ich auch gemacht, dass Hunde gute Schauspieler sein können und Schmerz nicht so unbedingt deutlich zeigen. Ich glaube, dass ich es bei meinem an den Augen sehen kann, wie er so drauf ist.


    Ich muss dazu sagen, dass er seit Jahren "Beulen" unter der Haut hat, damals meinte der Tierarzt, dass es Fettzellen sind, heute glaube ich, dass manche dieser Knoten sich zum Krebs entwickelt haben. Operieren lassen werde ich ihn nicht, diesem Stress möchte ich ihm nicht aussetzen und ein großer Hund (70 cm - knapp 40 kg) mit 15 Jahren wird leider nicht mehr so lange leben können, da möchte ich ihn nicht mehr aufschneiden lassen.


    Hinzu kommt, dass er seit nun rund 3 Jahren "Windeln" in der Wohnung trägt, da er stark inkontinent ist. Seitdem stehe ich auch nachts zwei bis dreimal auf und gehe mit ihm raus. Das ist oft nicht ganz einfach für mich, aber ich möchte ihm keine Tabletten gegen die Inkontinenz geben, da wir das mal probiert hatten und ich hatte den Eindruck, dass er dadurch sehr aufgekratzt und unentspannt war.


    Das mit der Akupunktur habe ich bisher so noch nie gehört, aber ich könnte mir gut vorstellen, dass dies funktioniert, das wäre natürlich eine Alternative, über die ich mich mal informieren werde.


    Ich bin mir meiner Verantwortung absolut bewusst und ich werde auch nicht zögern, sollte er sich quälen, ihn gehen zu lassen. Da steht sein Wohl über meinem Schmerz.


    Was mir allerdings auch etwas Angst macht: ich habe schonmal gehört, dass Einschläfern garnicht nicht so "friedlich" vonstatten geht? Dass die Tiere jammern und quieken und deshalb auch den Besitzern freigestellt wird, ob Sie währenddessen dabei bleiben möchten. Das klingt alles nicht so beruhigend für mich.


    Ich möchte meinen Schatz keinesfalls in seinen letzten Minuten alleine lassen, wir stehen das gemeinsam durch, egal, wie traumatisch die Sache für mich wird.


    Vielen Dank @AnjaNeleTeam für den Link zu Deinem Thread, dort werde ich jetzt weiterlesen :smile:

  • Hinzu kommt, dass er seit nun rund 3 Jahren "Windeln" in der Wohnung trägt, da er stark inkontinent ist. Seitdem stehe ich auch nachts zwei bis dreimal auf und gehe mit ihm raus.

    Dafür hast Du meinen allergrößten Respekt!!!!

  • Was mir allerdings auch etwas Angst macht: ich habe schonmal gehört, dass Einschläfern garnicht nicht so "friedlich" vonstatten geht? Dass die Tiere jammern und quieken und deshalb auch den Besitzern freigestellt wird, ob Sie währenddessen dabei bleiben möchten. Das klingt alles nicht so beruhigend für mich.

    Das kann ich so nicht bestätigen..wichtig ist die Art und Weise WIE der Tierarzt einschläfert und mit welchen Medikamenten er dies tut.


    Ich habe dieses Prozess bisher bei 2 Hunde und diversen Meerschweinchen miterlebt...alles war friedlich. Es dauerte je nachdem zwischen 5 und 20 Minuten bis das Herz aufhörte zu schlagen, aber alle sind einfach eingeschlafen und haben nicht gekämpft.


    Sicherlich mag es solche Fälle geben, aber wenn alles richtig abläuft ist sowas denke ich eher selten

  • hier ging das Einschläfern ganz friedlich von statten. Zuerst wurde eine Betäubungsspritze gesetzt u. erst dann, als das Tier nichts mehr davon mitbekam, wurde die Euthanasiespritze gesetzt. Kein Krampfen oder Wehren....so als würden sie schlafen....

  • Was mir allerdings auch etwas Angst macht: ich habe schonmal gehört, dass Einschläfern garnicht nicht so "friedlich" vonstatten geht? Dass die Tiere jammern und quieken und deshalb auch den Besitzern freigestellt wird, ob Sie währenddessen dabei bleiben möchten. Das klingt alles nicht so beruhigend für mich.

    Das sind Märchen.
    Wenn der TA das richtig macht, ist das total friedlich und entspannt.


    Meine vorige Hündin hatte Nierenversagen. Da hatte mich mein TA darauf hingewiesen, dass ich unbedingt vor dem grausamen Ende durch Selbstvergiftung ein Ende machen sollte.
    Davor hatte ich totale Panik.


    Es war dann aber so erlösend.
    Der TA hat eine Narkose gemacht und mich dann mit der Hündin allein gelassen, damit ich in Ruhe Abschied nehmen konnte. Dann hat er mich gefragt, ob er es wirklich machen soll.
    Davon hat die Hündin dann gar nichts mehr mitbekommen. Sie ist innerhalb von Sekunden hinüber gegangen.
    Und selbstverständlich bin ich dabei geblieben!

  • Hallo zusammen,


    unser Tigre (13 Jahre) ist von alleine eingeschlafen.


    So ca. 4 Wochen davor hat er angefangen zu "schwächeln", Bauchschmerzen etc. bekam Mittel vom Tierarzt. Wir machten uns schmerzlich klar, dass seine Zeit bei uns bald enden würde. Wir haben jeden Tag intensiv zusammen genossen und ihm alles gegeben, was er augenscheinlich noch gerne hätte.


    Am Tag seines Todes lag er morgens ganz normal in seinem Körbchen. Sein Herrchen kam noch zu mir ans Bett und sagte, dass mit Tigre alles in Ordnung ist.


    10 Minuten später hörte ich ihn husten. Bin sofort aus dem Bett gesprungen, da mir klar war, dass hier etwas nicht stimmt. Ich konnte ihn gerade noch in den Arm nehmen. Er hat mich angeblinzelt und ist dann eingeschlafen in meinem Arm.


    Ich war und bin unendlich traurig. Jedoch bin ich so froh, dass ich nicht die Entscheidung treffen musste.


    LG, Tigre

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