Voraussetzungen für einen Rettungshund

  • Wir sind auch seit 2008 in der Rettungshundearbeit dabei.


    Geeignet ist jeder Hund, der nicht übermäßig ängstlich ist, oder
    aggressiv, der körperlich gesund ist und nicht zu schwer ist oder
    Proportionen hat, die ihn ungeeignet machen (dackelige Figur,
    Bernhardiner mit 100 Kilo o.ä. *gg). Jagdtrieb läßt sich in den Griff
    kriegen, aber man kann sich die Arbeit auch einfacher machen *gg



    Ob der Hundeführer geeignet ist, wäre die nächste Frage - wer kein Blut sehen kann und in Ohnmacht fällt, weil er jemanden findet, der sich grad die Pulsadern aufgeschnitten hat, ist nicht wirklich ne Hilfe für die gefundene Person *gg Oder jemand, der nachtblind ist, und dann im Finstern durch den Wald geschickt wird, is auch ne doofe Kombination.
    Wer im Schichtdienst nicht für Einsätze freibekommt, für den ist das vielleicht als Hobby wenig zielführend.
    Und wer kleine Kinder hat und daher nachts nicht aus dem Haus kann (meist sind die Einsätze nachts), und auch keinen Partner hat, der dann daheim wäre, der brauchts zu dem Zeitpunkt nicht zu versuchen, macht ja keinen
    Sinn... Außerdem sollte man körperlich schon halbwegs fit sein, nachts im Wald durchs Gelände bergauf bergab, das ist nicht ganz ohne....


    Bei uns fangen wir sobald wie möglich an, gern auch schon mit dem Welpen, wenn der HH da schon anfragt. Natürlich altersgemäß, also erstmal spielen mit allen Leuten, damit er verknüft, daß Menschen toll sind und so. Erste Anzeigeübungen, um zu testen, ob er bellen würde etc.. Max. Alter ist ca. 4 Jahre (je nach Vorwissen des Halter-Hund-Teams), weil die Ausbildung in der Fläche 2-3 Jahre dauert. Und mit dem vollendeten 7. Lebensjahr muß man die Prüfung erstmals bestanden haben.


    Du schriebst:
    "Ist das so bei jedem Verein üblich? Das man da eine richtige Ausbildung zum Rettungssanitäter macht ist mir völlig neu. :???:"
    Zumindest bei allen Staffeln in Hilfsorganisationen: Funken, Orientierung, Karte/Kompaß, Einsatztaktik, Suchtaktik, Kynologie, Lernverhalten Hund, Erste Hilfe Hund, etc. etc. Das erste Jahr ist ziemlich theoriehaltig, nebenbei zum Training, wohlgemerkt.
    Unterordnung muß währenddessen privat trainiert werden, dafür bleibt in der Staffel keine Zeit. Also entweder (je nach Alter) BH mitbringen oder in ner BH-Gruppe trainieren, denn in der Rettungshunde-Prüfung später wird die Unterordnung (und mehr!) abgefragt (Steh aus der Bewegung gibts in der BH nicht, genauso das Voraus und Maulkorbtragen, Getragenwerden des Hundes wird auch geprüft).
    Bei privaten Staffeln reicht oft auch ein einfacher Erste Hilfe Lehrgang, aber wenn jemand mit der Dienstkleidung einer Hilfsorganisation unterwegs ist, erwarten die Leute halt auch, daß man echt helfen kann, daher dort der SAN-Schein. Bei uns ist es allerdings so, daß gesehen wird, wie viel Zeit wir mit Training verbringen, sodaß wir keine SAN-Dienste auf Veranstaltungen übernehmen müssen. Wir dürfen, aber müssen nicht. Dafür machen wir gern mal ne Vorführung auf Veranstaltungen, um Werbung zu machen für die Organisation und die Staffel.


    Du fragst:
    "Da hätte ich doch gleich noch ein paar. ;) Was wurde bei dem sog.
    Eignungstest mit deinem Hund genau gemacht, was haben die getestet? Wurdest du dann gleich aufgenommen oder folgen da noch weitere Tests? Die Ausbildung an sich ist kostenfrei oder?"


    Beim Eignungstest wird einfach nur probiert, wie der Hund auf unbekannte komische Geräusche und Dinge reagiert, wie er mit Dir zusammen agiert, und auf fremde Hunde reagiert, auf die er ja bei nem späteren Einsatz stoßen kann in der Suche. es wird da halt versucht, übermäßige Ängstlichkeit oder Aggressivität herauszufinden und auszuschließen. Ein guter Trainer stellt das Meiste davon aber normalerweise schon im Lauf des Trainings fest, dafür braucht der keinen gesonderten Test..... Trotzdem gibt es immer wieder mal Überraschungen....


    Manche üben das, ist aber kontraproduktiv, denn dann kennt der Hund zwar die Übung xy an sich, aber zeigt dank der Gewöhnung eine evtl. vorhandene Schreckhaftigkeit/Ängstlichkeit nicht, und wird dann weiter ausgebildet, ohne daß man zB daran arbeiten kann.


    Das erste Halbjahr eines Interessenten ist bei uns Probezeit, in der die Leute checken können, wie es bei uns abläuft, ob sie Lust haben, dazuzugehören, und in der auch wir abchecken, ob die Person zur Staffel paßt und die richtige Einstellung mitbringt. Wenn einer zB in der Zeit keine Neigung zeigt, als Helfer auf Einsätze mitzukommen, und sich dafür nicht interessiert, geschweige denn in den Theoriestunden auftaucht, oder dauernd fehlt, dann wird halt schonmal gefragt, was das Ziel der Anwesenheit ist..... Daher gibt´s auch Anwesenheitsquoten fürs Training. Nicht zu hoch, ist für jeden machbar, auch wenn mal der Job, Familie oder Krankheit dazwischenkommen - aber doch so, daß man regelmäßig teilnehmen muß an der Ausbildung.


    Die Ausbildung selbst ist kostenlos, aber es ergeben sich z.T. recht deftige Anfahrtszeiten und Spritkosten fürs Training, da nicht überall Staffeln sind. Ich fahre immer einfach so 80-100 km in unsere Trainingsgebiete.

  • Zum Hund: hier würde ich nicht NUR darauf achten, welche Rasse am besten für diese Arbeit geeignet ist, sondern dabei auch nicht vergessen, daß Du mit ihm im Alltag leben können mußt. Das ist bedeutend mehr Zeit als die Staffelarbeit.


    Der beste Arbeitshund hilft Dir nix, wenn Du daheim mit dem einfach net kannst, oder er Dir vom Wesen nicht liegen würde. Oder Du dann zwar nen Arbeitshund hast, mit dem aber der Rest der Familie net kann....


    Will heißen, Du hast eigentlich ne ziemlich große Auswahl an Rassen, die meisten können die Arbeit gut machen, daher kannst Du Dir locker den Luxus gönnen, auch darauf zu gucken, was zu Euch allen paßt :-)

  • Danke, sehr informativ. :bindafür:
    Apropos Schichtdienst, da hab ich gleich noch eine Frage. Wie handhabt man das mit dem Arbeitgeber, muss man ihn davon in Kenntnis setzen? Du sagtest zwar die meisten Einsätze seien nachts, aber wenn nicht. Ist der dann verpflichtet mich freizustellen?

  • Ne, verpflichtet isser nicht.


    Bei mir ist das kein Problem, weil in den ganzen Jahren bisher nur 2-3 Einsätze tagsüber waren (wir haben 25-30 Alarmierungen im Jahr), und ich Gleitzeit ohne Kernzeit habe. Will heißen, wenns net grad irgendwo "brennt" geschäftlich, darf ich weg - sicher auch, WEIL es sich in Grenzen hält mit der Häufigkeit. Die Stunden muß ich halt wann anders reinarbeiten bzw. nehm sie vom Gleitzeitkonto.


    Abgesehen davon machen Einsätze tagsüber bei uns für mich wenig Sinn, weil ich erstmal 70 km heimfahren muß, um zu packen und den Hund zu holen, und dann bis zu 100-150 km weit fahren kann für den Einsatz (sind aktiv im Großraum Nürnberg-Fürth-Schwabach-Erlangen, bis hin Richtung Neumarkt-Greding-Berching, aber auch Richtung Hersbruck, wenn wir zugezogen werden von anderen Staffeln), es sei denn, es ist ausnahmsweise in meiner Richtung wer vermißt. Bis ich dann am Einsatzort eintreffe, ist entweder die Person gefunden oder der Einsatz abgebrochen, weil alle fertiggesucht haben :-) Aber zum Glück kommt Einsatz tagsüber eben net oft vor hier....


    Bei uns in der Staffel kriegen wir auf Anfrage ein Schreiben mit, daß wir ehrenamtlich als Rettungshundeführer arbeiten, und man sich über die Unterstützung des Arbeitgebers freuen würde, den Mitarbeiter entsprechend freizustellen im Fall des Falles. Erste Frage bei mir war damals: "Wie oft wird das vorkommen?" *gg Klar, wenns dann so weit ist, gebe ich kurz Bescheid und frag anstandshalber nochmal nach, obs ok ist - und der Chef sagt dann: "wenn dies oder jenes trotzdem bis... fertig ist, kein Problem."


    Eine Verpflichtung zur Freistellung gibt´s, so weit ich weiß, nur für die Freiwilligen Feuerwehren, da würde dann ein Anschreiben an den Arbeitgeber reichen, und der muß freigeben, auch wenns ihm grad net so paßt.

  • Ich musste meinen Arbeitgeber informieren (öffentl. Dienst) über die "Ehrenamtliche Tätigkeit beim DRK als Rettungshundeführer"

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