Straßenhunde aus Indien - Das Rudel

  • Hallo ihr Lieben :gut: .
    Mein Name ist Mollie und ich wollte heute meine Erfahrungen aus 5 Jahre Auslandsaufenthalt in Indien preisgeben. Ich werde mich dabei natürlich auf unsere geliebten 4-Beiner beschränken. Ich hoffe dass euch meine Erfahrungen gefallen und freue mich über Kommentare, Fragen oder weitere Diskussionspunkte. Viel Spaß!


    Kurzer Einblick in "mein Rudel"
    5 Jahre lang habe ich mich um mein Rudel vor meinem Haus gekümmert. Das bedeutete: Füttern, spazieren gehen, Kommandos beibringen und natürlich impfen. Als ich zum Ersten Mal dem Rudel beigetreten bin, waren es 4 mehr oder wenige zerzauste Straßenhunde (zu den Namen nachher mehr). Mit etwas Liebe und Zuneigung habe ich schnell ihr vertrauen gewonnen. Jeder "meiner" Hunde hatte ein Halsband von mir bekommen. Zu Anfang hatte ich etwas Angst gebissen zu werden, schließlich waren sie die Menschen nicht gewohnt und waren die meiste Zeit nur Schläge und Tritte von Menschen gewohnt. Aber gebissen wurde ich von keinem einzigen Hund, da wir uns gegenseitig vertrauten. Das Rudel änderte sich ständig, da neue Welpen geboren worden oder Rudelmitglieder von neuen Rudelmitgliedern vertrieben worden sind. Für mich waren die Straßenhunde in Indien fast wie Wölfe. Sie hatte eine klare und strukturierte Rangordnung. Wenn diese Rangordnung nicht respektiert wurde, kam es zu Streitereien die sich aber meistens nach kurzer Zeit lösten. In meiner Liste fange ich einfach mal mit dem Ranghöchsten an und arbeite mich dann bis nach unten.




    1. Alphamännchen Cornflakes (RIP)
    Cornflakes war mein absoluter Lieblings der Truppe. Er war der Älteste Rüde der kompletten Straße. Ich habe ihn auf 12 Jahre geschätzt Egal wohin man mit ihm ging, er war überall respektiert. Tanzte mal ein Welpe oder ein anderer Hund aus der Reihe wies er diese mit einem leisen aber deutlichen knurren Zurecht. Cornflakes hatte schwere Probleme mit seiner Pfote, die man aber nicht mehr beheben konnte. Zu mir war er der sanfteste Hund des Rudels. Für die anderen Hunde des Rudels war er so etwas wie der "Opa". Leider verstarb diese treue und herzensgute Seele nach nur 2 Jahren als ich den Rudel zum Ersten Mal begegnet bin.



    2. Zweites Alphamännchen Ayax
    Ayax war das Alphamännchen wenn Cornflakes mal nicht in der Nähe war. Mit geschätzten 4 Jahren war er war mit Abstand der Größte und Muskulöseste Hund des Rudels. Immer flink und bereit sein Territorium vor anderen Eindringlingen zu schützen. Ayax begegnete fremden Hunden eher misstrauisch. Er war außerdem der schnellste von allen. Trotz aller meiner Bemühungen konnte ich diesem Racker nie Sitz beibringen. Trotzdem lief er nach ein bisschen Training perfekt an der Leine. Ayax war immer der Erste am Futternapf wenn die Fütterung morgens losging und knurrte alle Rudelmitglieder weg, bis er seinen Bauch gefüllt hatte.




    3. Die verspielte Schwester Butchie
    Butchie war Ayax's Schwester. Außen hui und innen pfui. Genau wie Ayax war sie ein lieber und sanfter Hund gegenüber mir, doch wenn plötzlich ein unbekannter Hund in unsere Straße lief... Die Eindringlinge verblieben nicht lange wenn ich das so sagen darf. Butchie war sehr geduldig mit mir und lies sich an der Leine führen und konnte Sitz, Platz und gib Pfote machen. Genau wie Ayax lief sie perfekt an der Leine. Leider wurde Butchie nachher von einem neuen Rudelmitglied in eine andere Straße verdrängt.Halsband war, rannte sie vor mir weg. Deshalb habe ich das Training ganz weggelassen und mit voll darauf konzentriert dass sie einen vollen Magen hatte. Genau wie Butchie wurde Mausi in eine andere Straße vertrieben.



    4. Die Stille Mutter Mausi
    Ich ging davon aus das Mausi die Mutter von Ayax und Butchie war. Schließlich hatten die drei ein eher inniges Verhältnis. Zu Mausi konnte ich nie ein gutes Verhältnis aufbauen. Sie war sehr scheu und sobald sie eine Leine oder ein Halsband sah machte sie reiß aus vor mir. Also konzentrierte ich mich darauf dass sie einen gefüllten Magen hatte. Leider wurde sie wie Butchie in eine andere Straße vertrieben.



    5. Der Terrorzanken Sandpfote


    Leider habe ich Sandpfote in mein Rudel gebracht... Auf einem meiner Spaziergänge um den Block, traf ich in einer Eckstraße auf das gegnerische Rudel welches auf der Straße gegenüber von meinem Rudel lebte. Sandpfote hatte Welpen bei sich und sofort wollte ich diese in Sicherheit bei mir in der Straße bringen. Gesagt getan. Im Schlepptau mit 4 Welpen und einem Hund ging ich zurück zu meinem Rudel. Die Rivalen kannten sich natürlich. Cornflakes begegnete Sandpfote uninteressiert denn Cornflakes trieb sich öfter in ihrem Rudel umher. Ayax wusste sich auch nicht zurecht zu helfen aber Butchie und die sonst so schüchterne Mausi reagierten alarmierend aggressiv auf Sandpfote. Zu Erst lies Sandpfote sich die Sticheleien gefallen wurde dann aber zunehmend aggressiver vor allem bei Spaziergängen im Park. Butchie und Mausi machten eines Tages reis aus. Mich selber hat Sandpfote nie aggressiv begegnet und sie lies mich ohne Probleme an ihre Welpen, trotzdem gefiel mir ihr Verhalten nicht. Leider sind alle 4 Welpen von Sandpfote gestorben, und Sandpfote verblieb in dem Rudel welches nun aus: Ayax, Cornflakes und ihr selbst bestand.



    6. Die Sorgenmama Tigris
    Kurz nach dem Tod von Sandpfotes Welpen, kam eine neue schwangere Hündin aus dem Rivalenrudel zu unser herüber. Sie war sehr freundlich und höflich und suchte sofort den Kontakt zu mir, vorbei am knurrenden Ayax und Sandpfote. Komisch. Aber schnell ordnete sie sich dem geschrumpften Rudel ein und wurde zu einer guten Freundin von Ayax. Sie hatte Augenprobleme und aus irgendeinem Grund war ihr linkes Auge immer verdreht. Das sah natürlich witzig aus, aber auch sehr ernst. Ich konnte ihr nicht helfen da sie selbst nach viel Geduld nichts ins Auto springen wollte. Also kaufte ich eine Salbe für ihr Auge. Es besserte sich nach einiger Zeit und wenigstens war es nicht mehr so geschwollen und rot, trotzdem sah sie immer so aus als würde sie schielen.



    7. Die Geschwisterkinder Steven, Leliana, Morrigan und Sunny Moon
    Tigris brachte 4 Welpen auf die Welt die ich Steven, Leliana, Morrigan und Sunny Moon nannte. Alle vier überlebten. Sie waren meine kleinen Schützlinge und ich wollte sie von Anfang an so erziehen das sie nur Liebe kannten. Natürlich funkten mir dabei Passanten dazwischen die Hunde grundlos mit Steinen bewarfen, aber ansonsten sah ich zu dass alle eine unbeschwerte Kindheit genießen durften.


    Die Geschwister sind sehr sehr unterschiedlich.
    Steven war der große Riese der sich von allen umherschubsen lässt. (Leider finde ich kein Bild mehr von Steven aus ausgewachsener Hund, deshalb füge ich sein Knirps-Welpen Foto bei)



    Leliana war die wohl aggressivste Hündin und machte selbst Sandpfote Konkurrenz. Mir gegenüber verhielt sie sich natürlich wie ein Engel :ka: .



    Morrigan war die ruhige Schwester die sich mit Steven mit den untersten Rudelrang zufrieden gab



    Sunny Moon war die sanfte Schwester der vier. Einen so lieben und ruhigen Hund habe ich selten gesehen.



    8. Der letzte Neuankömmling Schweinenase
    Und zu guter Letzt kam Schweinenase zu uns ins Rudel. Ja ich weiß, einen kreativeren Namen hätte ich mir einfallen lassen können, aber ich fand das Schweinenase gut zu seiner... nunja, Schweinenase passte. Dieser quirlige Geselle kam ebenfalls aus dem Rivalenrudel zu uns. Er wurde von allen herzlich aufgenommen und war ein sehr aufgeweckter und lustiger Geselle. Er kam nie zu nah an mich ran, und wenn ich kurz davor war ihn zu streicheln machte er ein paar verspielte Sätze nach hinten und raste wie verrückt im Kreis um mich umher. Er verstand sich prima mit den Welpen und ich denke Ayax tat der frische Wind auch ganz tut.


  • Interessant zu lesen. Aber ich lese immer wieder von Welpen. Wäre es angesichts der desolaten Zustände in Indien nicht sinnvoll "seine" Strassenhunde zu kastrieren?

  • Hallo samiko,
    Das geht leider nicht so einfach. Die Welpen leben auf der Straße und das einzige was ich tun kann ist so oft wie möglich draußen bei ihnen zu sein. Kästen und Kisten habe ich versucht aber die Mütter tragen ihre Welpen immer wieder raus. Außerdem gibt es ein Riesen Terror wenn ich weggehe. Was ich als "Lösung" vertretbar fand War es das Tor im Park zu schließen damit die Welpen nicht raus auf die Straße gehen können. Zuhause könnte ich sie nicht aufziehen ohne Mutter und die Hundemütter meiden das innere des Hauses.


    Leider eine kompliziertere sache als man es sich wünscht. Danke für deine antwort

  • Hö? Was hat die Welpenaufzucht mit Kastrationen zu tun? Was spricht dagegen sich einen neuen Hund zu schnappen, mit innen liegender Naht kastrieren zu lassen und wieder zurück zu setzen?


    In diesem Projekt in Nepal sehr erfolgreich so gehandhabt: http://www.katcentre.org.np/

  • und ja kastrieren habe ich alle "meine" Hunde. Das wird sogar kostenlos von Organisationen gemacht. Aber die Hunde die schwanger zu uns kamen, sind aus dem fremden Ruder gekommen mit dem ich nicht sehr viel zu tun hatte. Die Hunde die gebären haben und danach bei mir verblieben sind (sandpfote und tigris) sind natürlich sterilisiert worden.

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