Hund mit auf die Arbeit nehmen (sozialer Bereich)

  • Hallo zusammen,
    Ich habe ein oder mehrere Fragen☺
    Ich möchte demnächst einen Junghund adoptieren und ihn soweit "vorbereiten" und trainieren, dass ich ihn mit auf meine Arbeitsstelle nehmen kann. Ich arbeite in einer Kinder- und Jugendhilfeeinrichtung. Meine Fragen wären, welche "Tests", welches Training und was benötigt man alles, damit dies funktioniert?
    Wie geht es dem Hund dabei? Und wie teuer würde das in etwa werden?
    Ich habe schon öfters gehört oder auch gelesen dass es im sozialen Bereich Hunde als Tiergestützte Therapie eingesetzt werden und meistens positiv ist. Jedoch weiß ich nicht genau was ich brauche, welche Zertifikate man benötigt und vorallem wie es dem Hund bei ca 10 Kindern im unterschiedlichen Alter dabei geht und zurecht kommt.
    Ich freue mich auf eure Antworten ☺

  • Hallo,


    ich würde erstmal schauen, ob sich der Hund überhaupt für eine solche Ausbildung eignet. Nachdem ich mit Newton im August eine Zusatzausbildung in tiergestützter Pädagogik angefangen habe und weiß, was der Hund um ein anerkanntes Zertifikat zu bekommen alles können muss, glaube ich nicht mehr, dass sich da viele Hunde eignen...


    Es fängt schon einmal damit an, dass der Grundgehorsam nahezu perfekt sitzen muss. Das ist die Grundvoraussetzung. Solange das nicht gegeben ist, braucht man mMn gar nicht damit beginnen. Weiterhin muss der Hund in allen Bereichen absolut unproblematisch sein, d.h. Jagdtrieb, Ressourcenverteidigung, Schutztrieb, etc. absolut unerwünscht. Als ob das nicht genug wäre, kommt noch dazu, dass er in allen Alltagssituationen gelassen sein sollte. Das bedeutet vor allem Stressresistenz und hohe Frustrationstoleranz.


    Bei dem Institut wo ich die Ausbildung mache, gibt es zwei Versionen. Entweder man macht die komplette Ausbildung mit Zertifikat (zweimal eine Woche Seminar, drei Supervisionsbesuche, theoretische und praktische Prüfung) oder man nimmt nur an den zwei Seminarwochen teil und erhält eine Teilnahmebescheinigung. Erstere Version kostet knapp 1000€, letztere 740€.


    Ich strebe mit Newton auf alle Fälle das Zertifikat an. Ob es klappt, weiß ich noch nicht. Viele Sachen sind für ihn ein Kinderspiel, andere Sachen scheinen mir im Moment schwer erreichbar... Habe mir vorgenommen, die Prüfung gegen Ende des Schuljahres zu machen.


    Woher stammt denn der Junghund, den du übernehmen möchtest? Was ist es denn für eine Rasse? Wie gesagt, ich würde erstmal gucken, wie der Hund so drauf ist und dann weiter sehen.


    Grüße,
    Rafaela

  • So vielfältig wie die Einsatzmöglichkeiten sind, so vielfältig sind auch die Anforderungen an den Hund und somit ist es kaum zu sagen, wie es dem Hund geht, oder wie er sein muss um das gut zu machen.
    Am besten ist: man kennt den Hund und weiß für was er genau geeignet ist und setzt ihn dann dementsprechend ein. Mein erster ist super für ängstliche und ruhige Kinder und jüngere Jugendliche und bei Einzelgesprächen/Kleingruppen. Mein zweiter ist klasse bei Action und wilderen Gruppen.
    Erst sagen was der Hund können soll und dann einen Hund da reinpressen wollen, geht fast immer schief oder gelingt nur mit Glück. Möglichst sicher kann man sein, wenn man einen Welpen einer bestimmten Rasse vom guten Züchter holt.


    Auch die Ausbildungsmöglichkeiten sind sehr unterschiedlich und es gibt bisher keine anerkannte Ausbildung. Hier kannst du dich dazu informieren: http://www.esaat.org/ ( @RafiLe1985 Wo machst du deine Ausbildung, weil du anerkannt schreibst?)
    Was anerkannt ist, ist ein Wesenstest, den man von staatlichen Prüfern (Vetamt ca. 150€-200€) machen lassen kann. Die Begleithundeprüfung ist einheitlich und auch der Hundeführerschein (ca. 250€) sind anerkannte Prüfungen. Wenn man die Sachen hat, steht man im Zweifel vor Gericht schon mal ganz gut da, weil es handfeste Nachweise sind.
    Ansonsten benötigst du ein gutes Konzept und Fachwissen zum Thema. Wenn du da Hilfe brauchst, ist Martina Kirchpfenning sehr empfehlenswert. Ihr Buch, sowie das persönliche Gespräch mit ihr.
    Allerdings gibt es keine gesetzlich festgeschriebenen Regeln zum Einsatz von Hunden in der sozialen Arbeit, deswegen kannst du theoretisch deinen Hund auch ohne jegliche Ausbildung und Zertifikat mitnehmen. Davon abhängig was der Arbeitgeber fordert.


    Ich hab meinen als Welpen schon ins Jugendzentrum mitgenommen und das war sehr gut so. Wichtig ist, dass es für den Hund einen Rückzugsort geben muss, an den kein Kind dran darf! Eine Box eignet sich da, bei mir wars das Büro. Auf Überforderung muss sehr geachtet werden, viele Ruhezeiten, nicht zu viel auf einmal.
    Bevor du den Hund mitbringst, könntest du mit den Kindern bei euch Regeln erarbeiten und Verhaltensweisen schon mal ohne Hund üben (nicht von oben streicheln, nicht anstarren. nicht füttern usw.)


    Was ist das für ein Hund den du holst?

  • Danke für die Antworten! Das hat mir echt schon weitergeholfen!
    Ich bin noch auf der Suche nach einem Hund, es muss ja nicht umbedingt eine genaue Rasse sein? Im Moment habe ich einen 6 Monate alten Mix im Blick und habe die Pflegestelle schon gefragt, wie sein Charakter/Persönlichkeit ist und ob er sich mit Kindern und Jugendlichen gut versteht bzw sie glaubt dass sich der Hund für diesen Bereich eignet.

  • Eine bestimmte Rasse muss es nicht unbedingt sein, allerdings tust du dir leichter, wenn du weißt was auf dich zukommen wird. Das ist bei Mixen und/oder Auslandshunden oft nicht der Fall. Wenn du eine turbulente Arbeit hast, dann würde ich immer wieder zu einem Welpen raten, den man noch in der Sozialisationsphase an die Arbeit gewöhnen kann.
    Achja, du solltest einen Plan B haben, wenn sich herausstellt, dass dein Hund gar nicht mit deiner Arbeit klar kommt.

  • Im Moment habe ich einen 6 Monate alten Mix im Blick und habe die Pflegestelle schon gefragt, wie sein Charakter/Persönlichkeit ist und ob er sich mit Kindern und Jugendlichen gut versteht bzw sie glaubt dass sich der Hund für diesen Bereich eignet.

    Hallo,


    ich will dir deine Illusionen nicht nehmen, leider sieht recht häufig die bittere Realität der Wesensbeschreibungen von Hunden in Pflegestellen ganz anders aus als beschrieben...
    Das muss bei diesem Hund nicht auch so sein, aber deswegen ist es wichtig, Plan B zu haben, wenn er sich für dein Vorhaben doch nicht eignet.
    Mit sechs Monaten ist der Hund noch lange nicht erwachsen und bei einem Mix ist es nicht genau zu kalkulieren, wie er sich entwickeln wird.
    Es hängt u.a. auch mit der Vorgeschichte zusammen, was der Vierbeiner bis jetzt so erlebt hat.
    Um was für einen Mix handelt es sich?
    Wo kommt er her?


    LG Themis

  • Käme es auch in Betracht, einem Hund ein Zuhause zu geben, der evtl. genau aus diesem Bereich kommt?
    Gibt ja Hunde, mit denen eine Ausbildung dahingehend begonnen wurde, aber evtl nicht fertig ist oder sonst was.


    Soll dein Hund dort tatsächlich arbeiten oder einfach nur "dabei" sein und ab und zu mal gestreichelt werden und gut is?

  • Ich würd auch zu nem Welpen einer Rasse raten, wo das Wesen passen könnte/sollte.


    Allgemein kommts halt auch drauf an als was du arbeitest.. bzw. mit welchem Klientel du arbeitest. In meinem aktuellen Bereich wärs für mich undenkbar nen Hund mitzunehmen.

  • Gerade für diesen anspruchsvollen Job würde ich immer einen Hund vom Züchter wählen und mir eine Rasse aussuchen, die schon von ihren Wesenseigenschaften Eignung mitbringt. Da muss man ganz gewissenhaft suchen, sonst kommt schnell das böse Erwachen.

  • Ich würde sagen, nimm ihn einfach mit und zeige ihm nach und nach was er darf und was nicht. Gerade bei jungen Hunden ist dies recht leicht. Für die Kinder wäre es bestimmt Highlight.


    Ich habe das große Glück im Homeoffice zu arbeiten.Mein Hund ist also höchstens mal allein wenn ich einkaufen gehe oder auf einer Behörde, wo er nicht mit hin kann.

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