Hund mit auf die Arbeit nehmen (sozialer Bereich)

  • Hallo,
    Ich arbeite in der stationären Jugendhilfe.
    Meine beiden Zwerge kommen nur im absoluten Notfall mit zur Arbeit.
    Obwohl sie dort im Büro liegen können, wo sie keiner stört, sind sie danach extrem gestresst.
    Wenn die Jugendlichen mal über den Flur toben, sich streiten oder auch mal jemand wütend ist und schreit, können sie es einfach nicht richtig einordnen.
    Meine Hündin die ich früher hatte, war dagegen oft mit auf der Arbeit.
    Sie hat sich absolut durch nichts stressen lassen.
    Ich glaube, das ein Hund schon relativ souverän sein muss, um entspannt so einen Arbeitstag zu überstehen.
    Und genau das ist, meiner Meinung nach, bei einem Auslandshund schwer vorhersehbar.
    LG

  • Ich halte das auch bei Rassehunden nicht vorhersehbar.

  • Kann ich nur so bestätigen.
    Meiner ist gut sozialisiert und kam schon mit 11 Wochen mit. Er ist jetzt 9 Monate und bisher kommt er sehr gut klar mit lauter Musik, schreien, schupsen, Türen knallen usw. Er kennt es fast nicht anders und die Arbeit ist das zweite Zuhause.
    Die Rasse habe ich mir ausgesucht, weil sie freundlich aber zurückhaltend sind, in sich ruhend und stressresistent. Trotzdem aber Freude daran haben zu arbeiten und sich gut führen lassen. Bisher erfüllt Leo all das.
    Bei einem Auslandshund ist es einfach mehr Überraschungspaket und man darf nicht unterschätzen, wieviel die ersten Lebenswochen ausmachen.

  • Meine Mutter hat bis vor kurzem meine Mops-Hündin aus dem Tierschutz mit zur Arbeit genommen (Beratungsstelle für Sucht- und Drogenprobleme).


    Die meiste Zeit hat sie dort in ihrem Körbchen im Büro gelegen oder bei den Kollegen vorbei geschaut und Essen abgestaubt. 3x pro Woche war sie auch bei den Gruppenstunden dabei und hat dort eigentlich nur durch ihre Anwesenheit für Ruhe gesorgt...die meiste Zeit lag sie schnarchend auf dem Teppich ;)


    Sie hat keine spezielle Ausbildung, hat aber auch nie aktiv mit den Menschen gearbeitet! Abends war sie immer platt und müde, aber glücklich! Das schwerste war es, sie nach der Arbeit wieder ins Auto zu bekommen...sie war bekannt für ihre Ehrenrunden Abends und hat immer jedem Tschüss gesagt, bevor sie endlich ins Auto gesprungen ist .


    Als ich sie bekam, hatte sie Angst vor allem und jedem..hat sich nicht anfassen lassen, hat ständig unter sich gepinkelt und kannte keinerlei Reize...Zu dem Zeitpunkt wäre es nichtmal denkbar gewesen sie zu fremden Menschen mitzunehmen, oder Besuch zu empfangen. Es hat ca. 3-4 Jahre gedauert bis sie eigentlich jegliche Ängste abgelegt hatte und da sie vom Grundwesen her ein extrem ruhiger Hund ist, der nun fremden Menschen weder euphorisch noch ängstlich gegenüber begegnet, ist sie ideal als Begleithund geeignet. Wenn ihr eine Situation zu viel wird, verzieht sie sich einfach in ihr Körbchen (sie würde halt niemals nach vorne gehen). Sie hat an sich einfach gelernt, dass alles für sie geregelt wird, solange ich oder meine Mutter dabei sind!


    Wir hätten bei ihr Anfangs niemals gedacht, dass sie irgendwie dafür geeignet wäre. Aber da sie körperlich (Rassebedingt stark überzüchtet) zu anderer Auslastung nur schwer fähig war, hat sie in der Arbeit ihre Aufgabe gefunden... Mitterlweile ist sie 9 und nun seit 4 Monaten in Rente (zusammen mit meiner Mutter)... Sie schaut nun nur noch alle 2 Wochen mal bei der Arbeit vorbei und freut sich einen Keks endlich wieder da zu sein!

  • Ich denke grundsätzlich ist es schon mal ein Unterschied, ob der Hund bei der Arbeit einfach "nur" dabei sein soll oder ob man ihn wirklich "einsetzen" will und daher eine entsprechende Ausbildung anstrebt.


    Es hat glaube ich keiner behauptet, dass Hunde vom TS sich grundsätzlich nicht für diese Aufgabe eignen. Genauso wenig, wie man behaupten könnte, dass sich Hunde vom seriösen Züchter, die man bereits von Welpenpfoten an hat, grundsätzlich eignen.


    Es ist aber nun mal so, dass während der Ausbildung und später auch im Einsatz viele ganz natürliche und normale hündische Verhaltensweisen überhaupt nicht gehen. Jagdverhalten, Ressourcenverteidigung, Schutztrieb, etc. Ich stelle mir den Weg sehr lang und schwierig vor, wenn zu diesen normalen Verhaltensweisen noch problematische Verhaltensweisen wie allgemeine Ängstlichkeit, Scheue vor Menschen, etc. dazukommen.


    Dann ist man nämlich zunächst mal damit beschäftigt, diese Probleme in den Griff zu bekommen, was unter Umständen schon lange genug dauert. Vllt kann man dann erst im Anschluss einen funktionierenden Grundgehorsam aufbauen. Erst dann kann man überhaupt daran denken, eine solche Ausbildung zu machen. Und selbst dann ist es fraglich ob jeder Hund den Anforderungen genügt.


    Ich habe mit Newton einen vom Wesen her sehr unproblematischen Hund. Der Grundgehorsam funktioniert auch einwandfrei. Trotzdem gibt es in den Prüfungsrichtlinien bestimmte Bereiche, da frage ich mich, ob das für uns (in naher Zukunft) zu schaffen ist. Mitte/Ende Oktober ist die zweite Seminarwoche. Am Samstag danach gibt es die Möglichkeit die Prüfung zu laufen. Jedoch weiß ich noch nicht, ob wir da bereits antreten können. Ich mache es hauptsächlich vom Verlauf der Praxisteile in der Seminarwoche abhängig. Da man einen Freiversuch hat, werde ich es vmtl schon probieren. Aber einen Erfolg kann ich nicht garantieren...

  • Ich denke, das Allerwichtigste, wenn du dir einen Tierschutzhund holst, ist die Einstellung, alles kann, nichts muss.
    Wenn er sich dafür eignen sollte, mit dir zur Arbeit zu kommen, prima.
    Wenn er sich nicht dafür eignen sollte, sollte das aber auch in Ordnung sein.
    Ist die Mitnahme zur Arbeit ein MUSS für dich, würde ich sowohl vom Tierschutzhund als vom Welpen abraten, sondern allerhöchstens nach einem Hund suchen, der das bereits kennt oder vielleicht sogar dazu ausgebildet ist. (Keine Ahnung, wo man so was findet;-)
    Selbst bei bester Auswahl, Sozialisierung und Erziehung eines Welpen kann es passieren, dass er sich nicht in deiner Arbeit wohlfühlt oder aus einem anderen Grund nicht mitkommen kann.
    Einen Hund anzuschaffen mit dem Hintergedanken "Wenn's nicht klappt, muss ich ihn abgeben", finde ich unfair dem Tier gegenüber. Dann lieber gar nicht.

  • Ich selbst habe ja eine bisschen andere Einstellung zum Thema tiergestützt arbeiten als es meist der Mainstream ist.
    Von Ausbildungen mit Schwerpunkt der Hund muss perfekt sein und zwar nach Norm X egal für welchen Einsatz halte ich nicht viel. Oft werden Hunde dann auch noch zum "ertragen" und "unterdrücken" ausgebildet. Da hört es für mich dann komplett auf.


    Es gibt 1000 verschiedene Arbeitsfelder und nochmal so viele Möglichkeiten. Ob sich ein Hund eignet hängt vor allem davon an wo für man ihn einsetzen möchte.
    Ich kenne sehr, sehr viele Auslands- und Tierschutzhunde, die einen wunderbaren Job machen. Ihren Vorraussetzungen entsprechend eingesetzt. Die entsprechen im einigen Dingen sicher nicht der "Norm" pädagogischer Begleithund, aber für ihren Bereich sind sie großartig.
    Ich kenne auch Hunde mit Handicaps, die pädagogisch arbeiten.


    Lina z.b. wäre in großen Gruppen, wie Schulklassen nicht gut aufgehoben. Aber in Kleingruppen und Einzelkontakten ist sie prima.


    Am wichtigsten finde ich nicht, dass der Hund ausgebildet wird, sondern dass der Mensch eine umfassende und fundierte Ausbildung macht und seinen Hund sehr, sehr gut kennenlernt mit Fähigkeiten und Grenzen und ehrlich(!) reflektieren kann, ob er sich für genau dieses Einsatzgebiet eignet.


    Das der Hund eine freundliche Grundeinstellung haben sollte und sich grundsätzlich charakterlich eignet sollte sich von selbst verstehen. Aber was genau er wirklich braucht und können muss, um in dem speziellen Feld zu arbeiten in dem man ihn einsetzen möchte ist, muss der Hundeführer wissen. In der Sozialen Arbeit mit Kindern sind das andere Sachen als in der Schule, im Beratungskomtext andere als in der Arbeit mit Erwachsenen mit Beeinträchtigung oder mit alten Menschen.


    Einige hatten das schon so ähnlich geschrieben.


    Es gibt neben der ESAAT übrigens auch noch die ISAAT.


    Ich schließe mich übrigens an: Wenn DU wirklich einen Hund möchtest, dann sollte das in aller Konsequenz sein, egal ob er sich dann eignet oder nicht.
    Wenn das nicht der Fall ist tu dem Hund den Gefallen und nehm ihm nicht die Chance auf einen Platz an dem er auf jeden Fall erwünscht ist und nicht nur wenn er sich als Therapie- oder Schul- oder Pädagogikbegleithund eignet.

  • Ich wollte auch, dass mein Sam eventuell später mich in die Schuhe begleitet. Für Schulklassen eignet er sich aber absolut nicht, da er sich z.B. nicht gerne von fremden Menschen streicheln lässt. Vor meinem Studium habe ich ein Praktikum in einer Wohngruppe für schwererziehbae Jungs gemacht, dort wäre Sam richtig aufgehoben gewesen.


    Sky, mein Zweithund, ist jetzt zwar erst 10 Wochen alt, man merkt aber jetzt schon, dass er ganz anders auf Kinder zugeht. Sollte er sich auch nicht dafür eignen, mit in die Schule zu kommen, ist das auch kein Problem, denn für mich ist das keine Bedingung, lediglich ein "nice to have".

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