Sheltiezei on Tour - Hund wacht/kontrolliert

  • Guten Morgen,


    ich bräuchte ein paar Denkanstöße/andere/neue Ansätze, um mit dem Verhalten meines Hundes umzugehen.


    Hier erstmal ein paar Infos zum Problemhund:
    Sheltiehündin, 2 Jahre, unkastriert, unsicherer/ängstlicher Typ, sensibel, verbalisiert Stress und Druck.


    Und hier unserer Problem:
    Während wir das Melden im Haus ansich inzwischen ganz gut im Griff haben, ist es draußen und in ungewöhnlichen Situationen noch problematisch.


    Im Garten oder in anderen (fremden) Umgebungen wird alles gemeldet. Wenn ein Mensch den Bereich betritt (auch wenn er vorher schon da war) wird er verbellt, wenn Tiere, auch Tiere mit denen sie verträglich ist, das tun, ebenso.
    Genauso wenn Menschen ungewöhnliche Bewegungen machen (Hampelmänner zum Beispiel :pfeif: ).
    Die Nachbarskatze wird, wenn sie sich unerlaubterweise in unser Haus wagt, auch verbellt.


    Sie lässt sich in den Situationen auch nicht beruhigen.


    Meine bisherigen "Lösungen":
    Ihr verbal signalisieren, dass alles in Ordnung ist - interessiert sie nicht
    Mit ihr zusammen nachgucken gehen, wer da kommt - für mich nicht praktikabel (insbesondere im Restaurant oder so ;) )
    Bellen mit "Nein" verbieten - normalerweise bringt sie eine strengere Ansage von mir sofort ins meiden, in der Situation ist ihre Erregungslage zu groß und sie reagiert nicht


    Welche Optionen mir selbst noch einfallen:
    Hund jedes Mal sofort aus der Situation bringen - ich könnte mir vorstellen, dass das funktioniert, aber ich weiß nicht, wie ich das immer umsetzen soll (beispielsweise im Restaurant/Café)
    Abbruchsignal für spezifisch
    dieses Verhalten konditioniert - aber wie?


    Über Anregungen von euch würde ich mich sehr freuen und vielen Dank im voraus!

  • Habt ihr schon mal mit dem Clicker gearbeitet?


    Ich bestätige lieber erwünschtes Verhalten als unerwünschtes zu verbieten oder gar zu sanktionieren.


    Eventuell könnte man auch ein Alternativverhalten aufbauen. Vllt bietet sie sogar selbst eines an.


    Wieso muss der Hund mit ins Restaurant?

  • Oh, das habe ich vergessen zu erwähnen:


    Probiert haben wir auch schon:
    Bellpausen clickern und belohnen - Erregung ist zu hoch, um Futter anzunehmen oder aber das Leckerli wurde schnell inhaliert, um dann doch wieder zu bellen.


    Ich arbeite im Alltag rein positiv (da mein Hund auch nichts anderes braucht), bei dem Problem hat sich das unerwünschte Verhalten dadurch aber nicht lösen lassen.


    Wichtig ist noch, dass wir jetzt schon seit einem längeren Zeitraum daran arbeiten, ich bin nicht zwischen den Methoden wild hin- und hergesprungen, sondern sie ausgiebig angewendet.


    Sie muss mit, da sie durch mein Studium ohnehin täglich alleine ist und sich diese Zeit dann nicht noch weiter summieren soll. Meine Freizeit möchte ich aber auch nicht komplett nach dem Hund richten, deshalb muss sie mit.


    Unendlich gestresst ist sie dabei auch nicht, sie legt sich zwischendurch auch hin und schläft. Trotzdem wird in ihren wachen Phasen wieder gemeldet.

  • Jo klingt nach mir und meiner Maus vor 10 Jahren ( Bordermix). Ich glaube mit ca. 2 Jahren hatten wir unseren Höhepunkt erreicht, das bellen wurde immer schlimmer, bis sie gefühlsmässig alles angebellt hat und ständig gebellt hat ...... für uns und auch den Hund schlimm.


    Ich glaube schon das es ein Stressproblem ist - warum sollte der Hund es sonst nötig haben so viel zu bellen ?
    Wir haben radikal die Aktivitäten runtergefahren und einige Zeit wirklich nur einsame Spaziergänge. Nichts mehr was aufregte, kein Ball spielen, keine wilden spiele mit anderen Hunden und Situationen gemieden in denen sie gebellt hat. Als sie so langsam runterkam haben wir angefangen gezielt zu trainieren. Beginnend mit Menschen schönfüttern - anfangs 2 Begegnungen am Tag - innerhalb einer Woche hat sich das wesentlich verbessert. Danach Hundebegegnungen und step by step auch wieder aufregende Situationen.
    Sie ist immer noch bellfreudig, aber inzwischen mega gelassen. Wenn sie Menschen manchmal ansprechen oder auf dem Hundeplatz verfällt sie noch gelegentlich in das alte Muster, aber mehr aus Gewohnheit und ich kann sie schnell da rausholen. Ansonsten ist sie so ignorant geworden, Cafe, Stadt, Parkbank .... alles kein Problem mehr.
    Mit Abbruchsignalen hatten wir übrigens überhaupt keinen Erfolg, das unterdrückt eben nur das Verhalten, bekämpft aber nicht die Ursache.


    Ihr müsst ansetzen bevor sie bellt, ganz wichtig. Das ist auch nichts was sich kurzfristig trainieren lässt, sondern es braucht Monate um den Teufelskreis zu durchbrechen.

  • Hund jedes Mal sofort aus der Situation bringen - ich könnte mir vorstellen, dass das funktioniert, aber ich weiß nicht, wie ich das immer umsetzen soll (beispielsweise im Restaurant/Café)


    Genauso machen wir es. Wir gehen einfach :-)
    Im Restaurant ist das natürlich ein bisschen lästig. Oft passiert ausgerechnet dannn etwas gruseliges, wenn Frauchen's lecker gefüllter Teller auf dem Tisch steht. Dafür gibt es auch mal Restaurantbesuche, wo der Hund entspannt döst. Und meist reicht es auch, wenn man mit dem Hund nur mal kurz raus geht oder zur Garderobe etc.


    Anfangs konnte mein Hundeopa draussen im Garten (oder vor dem Haus) auch überhaupt nicht entspannen. Da wurde alles kommentiert, was sich bewegte oder Geräusche machte. Damals empfahl die Hundetrainerin, den Hund jedesmal konsequent und kommentarlos reinzubringen, wenn er sich aufregt. Das haben wir zwar eine (kurze) Zeit lang gemacht, doch mein Sturköpfchen wollte dann schon bald nicht mehr reingehen ;-) Letztendlich hat es ihm dann gereicht, wenn ich ihn angesprochen und zu mir gerufen habe, wenn er bellte. Inzwischen verpennt er alles (seine altersbedingte Schwerhörigkeit hilft ihm da natürlich enorm). Du musst einfach mal ausprobieren, worauf dein Hund am besten reagiert. Raus aus der Situation ist sicherlich am stressfreiesten.

  • Erst einmal vielen Dank für eure Antworten!

    Wir haben radikal die Aktivitäten runtergefahren und einige Zeit wirklich nur einsame Spaziergänge. Nichts mehr was aufregte, kein Ball spielen, keine wilden spiele mit anderen Hunden und Situationen gemieden in denen sie gebellt hat.


    Ich würde sagen, dass unser Programm nicht zu viel ist. Wir gehen 1 bis 2 Stunden Spazieren am Tag, üben dabei ein bisschen etwas und das war's. Mit anderen Hunden spielt sie ohnehin nicht und nach besonders stressigen Tagen legen wir immer einen Ruhetag ein.
    Wenn wir Zuhause sind, wird eigentlich nur geschlafen oder ganz entspannt gedöst.


    Also generell überfordert oder gestresst erscheint sie mir nicht.


    Beginnend mit Menschen schönfüttern - anfangs 2 Begegnungen am Tag - innerhalb einer Woche hat sich das wesentlich verbessert.


    Darf ich fragen, weshalb ihr Menschen schöngefüttert habt?


    Ich habe nämlich bei keiner Hündin nicht unbedingt das Gefühl, dass sie ein Problem mit Menschen hat, sondern eher damit, dass sie die Situation nicht kontrollieren kann.


    Du musst einfach mal ausprobieren, worauf dein Hund am besten reagiert. Raus aus der Situation ist sicherlich am stressfreiesten.


    Ja, im Garten werde ich es sicherlich mit der Lösung probieren. Und für Restaurantbesuche halte ich mir diese Option definitiv auch offen, falls mein Plan A jetzt nicht funktioniert.



    Ich habe jetzt, nach einiger Recherche und Gesprächen mit befreundeten Hundehalter erst einmal beschlossen, wieder vermehrt mit Capturing Calmness zu arbeiten und zu gucken, ob sich dadurch eine Verbesserung ergibt.


    Parallel dazu werde ich noch ein Entspannungssignal (wieder)aufbauen, ich bin mir nur noch nicht sicher, ob ich das nur verbal oder auch mit Hilfe von Duftkissen, Geschirrgriffen oder ähnlichen aufbaue.

  • Du mußt eingreifen, bevor sich der Hund hochschaukelt. Hast ja schon gemerkt, daß sie nicht mehr ansprechbar ist, wenn sie bellt. Wegführen, nachdem der Hund sich hochgeschaukelt hat, bringt auch nichts, weil das Ziel ja ist, daß er sich gar nicht mehr erst hochschaukelt.


    Bin mit Bossi seine Leinenpöbelei so angegangen. Er sah nen Hund aus größerer Entfernung, und noch bevor er sich aufbauen konnte, hab ich mit nem Quietschie gequietscht - das ist er ganz narrisch nach den Dingern. Daher hat er sich umgehend zu mir gedreht (weil noch nicht hochgedreht, war er ansprechbar und zugänglich für das Locken mit dem Ding), und bekam das Teil dann. Weil das gut klappte, habe ich die Entfernung etwas reduziert, und auch das ging gut. Dabei hab ich dann das Teil vor seine Nase gehalten, nachdem er sich zu mir gedreht hatte, und ihm erst gegeben, als wir vorbei waren, um nicht aus der Leinenpöbelei ne Ressourcenklopperei zu formen... :-)


    Irgendwann an diesem Nachmittag dachte ich, jetzt sei es genug, und hab mich in die Fußgängerzone gesetzt, in ein Café. Von der einen Seite kam ne ältere Frau mit Malteser. Bossi sieht den, dreht sich zu mir, setzt die Füßchen auf meinen Schoß und klaut sich das Quietschie aus der Bauchtasche - der Hund war ihm dann wurscht *gggg Das ging nur so schnell, weil ich ihn halt jeweils vorher abgepaßt habe, bevor er hochgedreht ist. So hat er gemerkt, es geht auch anders, und konnte das auch verinnerlichen.


    Hab ihm damit vermittelt, der Hund geht ihn nix an, er darf gucken, dafür kriegt er ne Bestätigung. Heute reicht´s, wenn ich ihn ermahne unterwegs, wenn er sich aufbauen möchte. Erst heut früh kamen wir daheim vor der Haustüre an nem Café vorbei, wo ein Pudel plötzlich unterm Sitz hervorschoß und uns ankläffte - Bossi ging einfach dran vorbei - früher wär er sofort drauf eingegangen, und zu dem hingerannt. Heute kann er damit meist gelassen umgehen (ok, nach 5 Stunden in der Stadt ist die Geduldsquelle dann auch mal erschöpft - aber so lang ertrage ich es selbst eh net in der Stadt, also was solls..... *gg).


    Dasselbe gilt natürlich auch für Garten etc. - dafür muß der Hund natürlich unter Aufsicht sein, das kostet schon Arbeit. Aber wenn dort jemand sich nähert, und der Hund hebt auch nur den Kopf, dann gib ihm genau in dem Moment eine Alternative - er kann zu Dir kommen, Dich anstupsen, er kann ins Körbchen gehen, er kann sich hinlegen etc. Hauptsache, er weiß, was er tun soll, wenn jemand kommt. Bellen ist jedenfalls nicht die gewünschte Tätigkeit *gg und wenn alles Andere als Alternative bestätigt wird, warum sollte er das Bellen dann noch zeigen..... (Nur, wenn er wieder die Chance hat, unkontrolliert zu bellen, und der Passant weitergeht, hat er damit einen Erfolg - weil er verknüpft, daß die Leute gehen, wenn er bellt, er weiß ja nicht, daß die Leute nur vorbeigehen wollten! Das mußt Du dann also künftig durch Aufpassen verhindern.)


    Wenn Du den Hund in ein Restaurant mitnehmen möchtest: dann geh halt in eines, wo der Hund nicht so gestreßt ist. Ich suche mir mit Hund grundsätzlich eher Biergärten aus und setze mich dann an den Rand an ne ruhige Ecke, wenn möglich, wo der Hund abliegen kann, ohne daß dauernd einer drüberstolpert oder auf ihn zugeht.
    Oder ich wähle im Restaurant eine Eckbank, wo der Hund drunterliegen kann. Bestellen tun dann die Personen, die auf dem Stuhl zum Raum hin gegenüber sitzen, das Essen wird auch von dort angeliefert, so daß der Hund dort vielleicht eher zur Ruhe kommt.


    Wenn man dort keinen Platz kriegt, laß ich den Hund lieber daheim. Denn wenn ich esse, beschäftige ich mich eh net mit dem Hund, er hat also schlichtweg nix davon, daß er mitdarf - außer, daß er u.U. massiv gestreßt ist, weil er meint, dauernd bewachen zu müssen. Und ganz ehrlich - wenn ich essen gehe, will ich in Ruhe essen, und nicht meinen Hund dauernd erziehen und in die Schranken weisen müssen.... Da haben beide Seite nix von - er ist gestreßt, und mir schmeckt´s nimmer.... Dann ist er daheim besser aufgehoben, und anschließend gibt´s nen schönen Spaziergang mit Hundi, Spielzeug und Leckerli dabei, auf dem er dann Spaß mit mir haben kann - und ich bin dann auch noch gut gelaunt, weil niemand mir mein Essen versaut hat *ggggg

  • Was ich auch hilfreich finde ist, wenn man dem Hund mittels einer Hundedecke einen (seinen) Platz zuweisen kann. Das finde ich sowohl für's Restaurant als auch für den Garten praktisch. Denn wenn mein Hund nicht runterfahren kann (zB. im Biergarten) und sich somit in das Kommentieren reinsteigert, kann ich ihn auf seinen Platz schicken. Ich bilde mir jedenfalls ein, dass es dem Hund insofern hilft, dass er statt Rumnörgeln (womöglich aus Langeweile) eine Aufgabe bekommt. Geht er auf die Decke, bekommt er Lob und/oder eine Belohnung.


    Die Biergartensaison finde ich übrigens eine gute Gelegenheit, um für spätere Restaurantbesuche zu üben, wo man nicht so einfach mal schnell aufstehen kann, um eine kleine Runde um den Block zu laufen.


    Gepflegte Langeweile will eben auch gelernt sein :-)


  • Es ging damals auch nicht um die Länge der Spaziergänge sondern mehr um die Orte. Bei uns war es so das die Maus schon gebellt hat sobald wir z.B. am Stadtpark aus dem Auto gestiegen sind - das ganze schaukelte sich über Monate hoch. Wir sind dann wirklich nur noch einsame Wald und Wiesenrunden gelaufen. 2 Jahre kein ball spielen mehr, kein Agility mehr, nur ruhige Nasenarbeit.
    Menschen haben wir schön gefüttert weil das natürlich unser Hauptproblem war. Sie ist extrem niedlich und die Leute haben sie oft angesprochen bzw unbeabsichtigt das bellen belohnt. Und die Frage ist doch warum hat der Hund es nötig zu bellen ?. Gelernt hat sie dadurch einfach das es eine andere Problemlösung als bellen gibt. Hund sieht Menschen und dreht sich sofort zu mir um und bekommt ein Leckerlie. Später haben wir gezielt noch das ruhige Verhalten in Anwesenheit anderer Hunden trainiert. Das bellen in allen anderen Situationen lies von ganz alleine nach, je ruhiger und entspannter der Hund wurde.
    Bellfreudig ist sie bis heute, das ist auch ok für ihren Rassemix, aber alles im Rahmen und nicht so das sie gestresst ist.

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