Panische Angst vor Wind in der Wohnung

  • Hallo,


    dass meine Kleine ängstlich ist, daran haben wir uns eigentlich schon gewöhnt. Als wir sie mit einem halb, dreiviertel Jahr aus Kreta bekamen, war weder Spielen noch Gassi gehen drin, keinem Menschen wurde getraut und alles erregte Furcht. Mit nun gut 10 Jahren hat sie sich soo toll gemacht, ist ein offener, freundlicher Hund und eigentlich gut auf alles gesinnt. Die einzigen Dinge, die ihr bis heute panische Angst einjagen sind Feuerwerke und Schüsse. Und Gewitter. Da es bei uns in der Gegen hier selten so richtig kracht, waren die Gewitter eher zweitrangig, sie wurde zwar nervös, konnte sich aber meist schnell beruhigen und nach einer Weile schlafen. Nun ist sie nach dem etwas heftigeren Gewitter letzte Woche komplett verstört, es hat so laut gerumpelt, ständig grell geblitzt (durch die geschlossenen Läden sogar) und die Sturmböen haben ihr dann den Rest gegeben.


    Die letzten zwei Nächte waren ähnlich Horror, für uns beide. Ich mache soweit schon alles dicht, muss aber bei der Hitze nachts einfach Fenster offen lassen, damit es wenigstens nachts etwas durchzieht. Jedoch war ihr wohl sogar das Geräusch der kleinen Böen in den letzten Tagen zu viel, das Zischen und Sausen, Blättergeraschel und gelegentliche Klappern der Fensterläden. Sie läuft in der Wohnung rastlos auf und ab, kommt ins Schlafzimmer, springt auf das (nicht gerade niedere und gelenkfreundliche) Bett, trampelt auch mir rum, kratzt mich, springt runter, sucht Verstecke, springt wieder hoch, wieder runter, läuft durch die Zimmer usw. usw. Ignorieren ist leider nicht ganz so möglich, da sie mir in ihrer Panik beim Schlafen einige Male auch mitten aufs Gesicht gesprungen und mir die Backen vollgekratzt hat, da ich nach zwei anstrengenden Tagen aber dringend schlafen wollte, hab ichs dann mit allem versucht (wenn auch nicht ganz so professionell.....), ignoriert (soweit es ging mit dem Gespringe und Gekratze), festgehalten, beruhigt, angeschrien, nachdem sie mir das Gesicht zertrampelte, versucht vom Bett fernzuhalten und co. Nicht nur, weil ich stinkig und übermüdet war, sondern auch weil ich mir ernste Sorgen mache, wie das weitergehen soll, wenn sie weiterhin regelmäßig rund 50x auf mein Bett und wieder runter auf den Laminatboden springt, sonderlich gesund ist das ja sicherlich auch nicht. Ich weiß mir wirklich nicht mehr zu helfen, jetzt steht sie inmitten der Blätter von den angrenzenden Bäumen und Hecken panisch hechelnd auf dem Balkon und guckt sich das Windspektakel an, gleich kommt sie wieder in die Wohnung und springt tausend Mal aufs Sofa zu mir, hifesuchend.


    Hat irgendjemand Tipps, wie wir das wenigstens halbwegs abmildern können? Das ist so wirklich kein Zustand mehr.. :fear:

  • wenn auch nicht ganz so professionell

    Nein das es wirklich nicht und die arme Maus kann ja nichts dafür!


    Ich kenne das zu gut und unser Fussel quittierte Gewitter, starken Wind und Silvester außerdem mit epileptischen Anfälle.


    Wenn die Ängste ansteigen, würde ich eine Blutuntersuchung vornehmen lassen, Organprofil und speziell die Schildrüsenwerte T4, tf4, tf3, TSH, um zu sehen ob es daran liegt.


    Anderseits treten manchmal Mängel auf, wie Vit. B Mängel etc.


    Ich unterstütze meine Hunde, davon 2 Senioren mit knapp 14 Jahren, mit speziellen Mitteln, die das Nervensystem, das Herz und auch Augen unterstützen.


    Sie bekommen seit 2 Jahren:


    Taurin ( Apotheke 1g täglich)
    B- Komplex (3.4x wöchentlich)
    Magnesium (vorsicht, zu hoch dosiert kann es Durchfälle geben)


    Fussel bekommt seit knapp 4 Jahren Zylkene dazu. Seine Anfälle sind rückläufig und schwächer, Gewitter und Silvester übersteht er nun ohne Stress (hecheln, verstecken, zittern).


    Manche geben auch Bachblüten etc., doch das würde ich alles unbedingt alles mit dem TA besprechen.


    Wenn deine Hündin solche Panik hat, wäre es eventuell eine Option Rescue Tropfen zu verabreichen und sich mit ihr auf einer Matratze auf den Boden zu legen, damit sie sich nicht noch die Haxen bricht.


    LG Sabine

  • Vielen Dank für die ausführliche Antwort. Blut haben wir bereits testen lassen, alles bestens, und Bachblüten nutzen wir schon seit Jahren immer wieder, leider mehr oder minder erfolglos. Haben es dieses Jahr zum ersten Mal mit Beruhigungsmittel, niedrig dosiert, probiert und es ging ihr deutlich besser, sie konnte ganz entspannt schlafen.


    Das ist natürlich nur die Extremlösung für Silvester, aber die Idee mit der Matratze auf dem Boden wäre zumindest schon mal ein Anfang, danke.

  • Ich würde auf jeden Falls versuchen, die Bewegungsfreiheit bewusst einzugrenzen bzw. dem verzweifelten Hund zu sagen, WAS genau er machen soll. Er wendet sich in seiner Verzweiflung ja an Dich.


    Ich würde sie also auf ihren Platz schicken bzw. sie dann möglichst mit zu Dir ins Schlafzimmer nehmen und ihr neben Deinem Bett einen Schlafplatz anbieten bzw. ihr ganz mit Ruhe deutlich machen, dass sie da hin gehen soll, falls sie das Kommando "ab ins Körbchen" noch nicht kennt.


    Helfen kann auch, wenn Du ihr statt einem Körbchen eine Höhle anbietest, z.B. eine Box mit Decken drum von drei Seiten, vielleicht nimmt sie das an und fühlt sich sicherer. Und vielleicht nimmt sie da dann auch was zu Kauen oder einen Kong - das beruhigt zusätzlich.


    Das blöde am unkontrollierten Hochdrehen ist einfach, dass der Hund sich über die Bewegung weiter hochpusht und so kann der Cortisol-Spiegel gar nicht runter fahren. Wenn Du sie zur Ruhe zwingst, kann sie nichts anderes machen, als sich zu beruhigen, auch wenn der Abbau des Cortisols bis zu einer halben Stunde dauern kann.


    Ich würde also auf Nähe zu Dir raten und dem Hund sagen, was er tun soll bzw. ihn zur Ruhe zwingen.


    Wenn sie lernt, dass es ihr damit besser geht, wird sie ihre Höhle vielleicht auch von sich aus aufsuchen, weil sie lernt, dass sie das runter bringt.

  • Das war auch mein Gedanke, allerdings musste ich sie teilweise fast schon gewaltsam zum Hinlegen bewegen, sprich sie festhalten wenn sie sich abgelegt hat bzw. so kraulen und streicheln, dass sie nicht aufstehen kann. Was ja aber widerum in zweierlei Hinsicht nicht ganz so sinnvoll ist, da ich 1. irgendwo ihren Willen breche und sie 2. durch das kraulen in ihrer Angst bestärke. Sie nimmt zwar sofort Platz, wenn ich sie ans Fußende des Bettes oder den Boden schicke, aber steht bei der nähsten Böe wieder auf.


    Kauen bzw, generell essen tut sie in solchen Situationen gar nicht, Höhlen hab ich schon etliche gebaut, keine nimmt sie an. Früher half ihr das Bett immer, da ich ein Bett hatte, welches unten offen war, da ist sie immer reingekrabbelt. Jetzt hab ich leider einen Bettkasten mit Schubladen, lediglich am Kopfteil des Bettes ist noch ein kleiner, schmaler Gang. Da hatte sie sich gestern zwar auch versucht rein zu drücken, das war aber so eng, dass sie fast nicht mehr rauskam, was wiederum auch Panik auslöste, also da geht sie nun auch nicht rein. Und Höhlen kann ich die dollsten bauen, es endet alles wieder auf meinem Bett..

  • Hallo, also bei starkem Wind und Silvester kenne ich das auch von meiner Hündin. Die läuft mir dann aber überall hin nach und will fast in mich reinkriechen. Was ja beim Schlafen kein Hindernis wäre. Kann man evtl die Geräusche überlagern? Leise Musik oder so? Und solche ÜbungsCDs für Hunde mit Geräuschen? Oder Thundershirt? Keine Ahnung, ob das funktioniert. Ich spreche immer locker und fröhlich mit meiner Hündin. Bei Wind gehen wir auch mal gucken, wenn ES im Abzug faucht. Dann merkt sie, dass da nichts ist. Ignorieren finde ich nicht so gut, weil den Hund ja was beunruhigt. Mit einer Heilpraktikerin habe ich besprochen, dass zu Silvester, also einmal im Jahr, ein leichtes Medikament sein darf. Weil sonst das Tier stundenlang nicht zur Ruhe kommt, nicht mal Hinsetzen klappt.

  • Einem Hund mit "Panik" kann man nicht mal auf irgendeinen Platz schicken, das funktioniert auch bei Menschen kaum. Fussel hat auch versucht sich in sämtliche Ritzen zu quetschen, später lag er hinter dem Klo, da wo er sich sicher fühlte.


    Nein du bestärkst die Angst / Panik nicht und in diesem Ausnahmezustand streicheln, an den Ohren kraulen kann beruhigend wirken.


    Musik hilft auch meistens nicht, denn bei Gewitter lädt sich die Luft elektrisch auf und das spüren Hunde, auch kann man heftige Donnerschläge nicht einfach überspielen.


    Bei einer "normalen" Blutuntersuchung, wird nur der T4 Wert bestimmt aber nicht die anderen, von mir genannten Parameter.
    Ich hatte auch auf mein Bauchgefühl hin den Vit. B12 Wert erstellen lassen, er war weit unter dem Referenzbereich, Magnesium war sehr niedrig.


    Bei Medikamenten wäre ich vorsichtig, zu Silvester ... einmalig, das ist eine andere Sache aber bei häufiger auftretende Gewitter, Böen etc. kann das nicht Zielführend sein, das ist nur an den Symptomen herumexperimentieren aber nicht um die Auslöser zu finden.


    Meine Therapie dauert nun schon 4 Jahre an, also sollte man sich darauf einstellen, das es nicht von Heute auf Morgen geht, dafür sind die Erfolge enorm ... ein Gewitter ist heute Mittag durch, Fussel lag kurz und vollkommen ruhig hinter dem Klo dann im Korb. Das zweite Gewitter ist im Anzug, wir haben momentan heftige Böen und er liegt neben der geöffneten Balkontür an der Couch und schläft.


    LG Sabine

  • Hi,


    irgendwie müsst ihr ja zur Ruhe kommen , sonst gehen alle bald am Stock. Ich glaube nicht, dass es ein medizinisches Problem ist, da hat m.E. eine besondere Situation etwas ausgelöst. Mein Vorschlag wäre ein Zimmerzwinger, aufgestellt im Schlafraum, zusätzlich ein paar getragene T-Shirts reinlegen. Durch den Stoff rundrum gibts auch keinen Luftzug. Dem Hund gibt das möglicherweise genügend Sicherheit, jedenfalls wird er sich durch Bewegung nicht ständig wieder selbst hochpushen.


    Ich würd jedenfalls erstmal alles daran setzen den Reiz rauszunehmen damit Ruhe einkehrt. Erst nach einiger Zeit kann man dann wieder anfangen dem Tier zu zeigen dass eigentlich keine Gefahr droht.


    ich hoffe es hilft, schaden kann es edenfalls nicht...


    Mikkki

  • Hallo,
    ich habe ein ganz ähnliches Problem mit meinem Schäferhund-Labradormix Lee. Er ist zehn Jahre und hat ebenfalls in der Wohnung angst vor Wind oder auch wenn die Tür knarrt, dann wird sich sofort versteckt oder einfach nur in die Richtung gestarrt.
    Der Grund dafür war schnell gefunden, er hat sich erschreckt als eine Tür zuknallte. Gut dachte ich und habe von da an darauf geachtet dass nichts mehr passiert. Doch nun ist es Windstill, es knallt nicht und alle Türen und Fenster sind zu, auch die knarrende böse Tür ;) Doch trotzdem wird in Richtung Tür gestarrt entspannen geht gar nicht mehr. Er ist die ganze Zeit aufmerksam und kommt nicht mehr zur Ruhe in der Wohnung. Draußen ist all das vergessen.
    Ich weiß nicht wie ich ihm helfen kann. Durch seinen Stress den er die ganze Zeit vermutlich hat ist er unberechenbar und reagiert in Alltagssituationen völlig anders als sonst. Beim Gassi gehen ist er aufmüpfiger und wenn er keine Lust mehr auf bürsten hat wird auch schon mal geknapst.


    Ich hoffe dass ihr mir helfen könnt Lee wieder "runter zu bringen" und ihm den Stress zu nehmen.


    Vielen Dank für eure Hilfe :)

  • Hallo,


    ist medizinisch denn alles abgecheckt (Schmerzen, Schilddrüse, Tumor etc)? Es kann auch Zufall sein, dass die Sache mit der Tür und etwas gesundheitliches gleichzeitig auftritt. Bei manchen Beschwerden reagieren Hunde auch über oder sind übertrieben sensibel oder ängstlich.
    Wie lange macht er das schon? Kann das auch mit seinem Alter zusammenhängen? Demenz ist leider auch beim Hund ein Thema. Da können auch schon mal irrationale Ängste entstehen.


    Das müsstest du mal alles abklären, sonst ist es schwierig Tipps zu geben wenn man die Ursache nicht kennt, sondern nur vermutet, dass es an der Tür liegt.

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