Schottland - mal wieder

  • Es handelt sich hier um ein Forum, nicht ein Blog :) Du irrst also.

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    Und weil es ein Forum ist, muss man den Thread eines anderen Users nicht respektieren?


    Wo ist das Problem einen eigenen Schottland-Thread zu starten?

  • Weiter geht's, die nächsten Bilder sind fertig.
    Wo waren wir stehen geblieben? Ach ja, im Norden von Stornoway, am Strand bei Tolsta.


    Der nächste Tag wurde etwas bewegungsintensiver, jedenfalls für mich. Das Wetter war zwar schlecht - Regenschauer, starker Wind, kalt, Wolken im Tiefflug - aber ich wollte raus. Wandern. Bewegung. Ich lief von der Haustüre auch los, am Loch Raonasgail vorbei, über den Bealach Roanasgail, bis runter zum Loch Cheann Chuisil. Und wieder zurück. Immer schön auf einem gut ausgebauten Landrovertrack entlang. Insgeheim hoffte ich ja, dass sich das Wetter im Lauf der Stunden etwas besserte, das tat es aber nicht. Die Wolken hingen fest an den Bergen, der Wind nahm noch zu, und die Sonne hatte keine Chance. Jeder Gedanke, unter diesen Bedingungen auf einen Gipfel zu gehen, wurde von mir mit "Später, ich komme ja wieder hierher" vertröstet. Ich hatte manchmal Probleme, nicht umgeweht zu werden...
    Viele Fotos gibt es nicht von diesem Tag - es gab einfach nicht viel zu fotografieren. Ohne schönes Licht gibt die wildeste Landschaft nicht viel her, fotografisch gesehen.
    Hier eines von der Passhöhe, als ich eine Pause machte.


    Bealach Raonasgail by Marion Woell, auf Flickr


    Als ich die Pause beendete und mich wieder in Richtung Weg aufmachte, erschreckte ich eine Highland-Kuh mit kleinem Kalb, und sie erschreckte mich. Aber wir blieben beide friedlich und gingen unseres Weges.



    Am nächsten Tag war Strandtag. Nicht zum baden, aber zum Spazierengehen. Morgens der Strand vor der Haustüre, danach die schönen Strände bei Bhaltos (Achtung, auf dieser Straße sollte man sicher sein auf Single Track Roads...), und später nochmal mein Lieblingsstrand hier oben, der Tràigh Mhangarstaidh. Der ist so schön klein, überschaubar, menschenleer, und von Klippen eingefasst.


    Tràigh na Beiridh, Bhaltos:

    Tràigh na Beirigh by Marion Woell, auf Flickr


    Camas na Clibhe, Bhaltos:

    Camas na Clibhe by Marion Woell, auf Flickr


    "Unser" Ausblick mit der Flasche Whisky aus der Abhainn Dearg Distillery, die mein Mann besichtigte, während ich in den Bergen rumlief. Keine Ahnung, wie der Whisky schmeckt, die Flasche ist noch zu.

    Tràigh Uige by Marion Woell, auf Flickr


    Bei diesem Foto am Tràigh Mhangarstaidh bekam ich nasse Schuhe. Die Wellen kamen doch etwas schneller rein als ich dachte. Immerhin, die Kamera blieb trocken. Das Stativ musste sowieso grundgereinigt werden.

    Tràigh Mhangarstaidh by Marion Woell, auf Flickr

  • Die winterliche Woche auf Lewis näherte sich dem Ende. Als wir samstags nach dem Frühstück das Auto packten, regnete es noch ein wenig. Aber nur wenige Kilometer südlich, auf Harris, wurde es langsam aber sicher besser.
    Wir hatten viel Zeit. Unser erster Stopp war erneut Callanish, dann fuhren wir gemütlich mit so manchem Stopp nach Tarbert. Von dort aus ging die Fahrt gen Westen. Wir kamen über die letzte Anhöhe vor den Stränden, und dann "Wow!!". Der Ausblick war schon klasse. Da fährt man durch die felsige graue Mondlandschaft, die den Osten von Harris ausmacht, und ohne Vorwarnung blickt man auf den Atlantik und die weißen Sandstrände von Seilebost und Losgaintir. Das hat mich 2011, als ich diese Strecke mit dem Bus fuhr, schon umgehauen. Jetzt wieder.


    Als Zwischenziel nahmen wir uns Losgaintir vor. Gut, es führt eine lange und schmale Single Track Road dorthin, die man auch wieder zurückfahren muss, aber bei den tollen Ausblicken unterwegs und dem inzwischen einsetzenden Gezeitenwechsel waren beide Fahrten einmalig schön.


    Am Ende der Straße ist ein kleiner Parkplatz, und von dort aus geht ein Weg durch die Dünen zu einem schönen weißen Sandstrand, Tràigh Rosamol.

    Tràigh Rosamol by Marion Woell, auf Flickr


    Einen langen Strandspaziergang später, und reichlich vom kalten Wind durchgepustet, machten wir uns auf die Fahrt nach Süden, immer den Stränden entlang. Ganz unten im Süden von Harris, in Leverburgh, fanden wir einen Supermarkt, der zwar klein (für unsere Verhältnisse), aber besser sortiert war als das Lädchen in Tarbert. Und schon hatten wir den Punkt "Einkaufen" auch abgehakt. Auf demselben Weg fuhren wir dann wieder zurück nach Norden, bis zum Abzweig nach Huisinis. Auch eine Möglichkeit, einen Schönwettertag zu verbringen.
    Hier zwei Bilder, die ich entlang dieser Strecke machte:


    Geodh Mhàrtainn by Marion Woell, auf Flickr


    Seilebost by Marion Woell, auf Flickr

  • Ankunft in Huisinis. Wir hatten das "Chalet" (ein mit viel Liebe zum Detail umgebauter Schuppen) gebucht, weil die Besitzerin bevorzugt an Leute mit Hund(en) vermietet. Zu diesem Zeitpunkt hatten wir noch vor, mit zwei Hunden anzureisen. Nun ja, dass ein Jahr später alles anders ist, war nicht vorherzusehen...
    Dotty erwartete uns schon, und zeigte uns unser Domizil. Sehr durchdacht, sehr sauber, und wie schon erwähnt mit viel Liebe zum Detail eingerichtet. Für vierbeinige Besucher wären dann noch Spielzeug, Decken usw dazugekommen; für Lovvy, für die ich erst sehr kurzfristig absagte, hatte Dotty schon eine Fleecedecke bestickt, mit Pfotenabdruck und dem Schriftzug "Lovvy". Mir kamen fast die Tränen, ehrlich. Immerhin kann sich meine alte Dame jetzt daheim über eine neue Kuscheldecke freuen.


    An diesem Tag unternahmen wir nichts mehr. Nur Tee trinken, frisches (von Dottys Brotbackautomat gebackenes) Weißbrot essen, später nochmal Abendessen vernichten... Wir waren am Ende des Tages sowohl mit Eindrücken als auch mit Essen übersättigt.


    Der nächste Morgen brachte schönes Wetter. Es war ungewohnt hell, aber der kühle Wind blieb uns erhalten. Morgens früh ein Strandspaziergang für mich alleine, nach dem Frühstück einer für uns beide, und mittags fuhren wir ein paar Kilometer auf der Huisinis-Straße zurück und liefen zum North Harris Eagle Observatory. Ein großer Name für ein kleines Gebäude. Im Gleann Mhiabhaig folgt man für etwa 3km dem Landrovertrack, und dann sieht man schon direkt neben dem Weg ein relativ neues Holzhäuschen, mit Eingangsrampe und Panoramafenstern. In den Bergen zwischen Lewis und Harris nisten die meisten Golden Eagle in ganz UK. Vom Haus aus kann man sie unabhängig von Wetter und Mücken beobachten. Als wir dort waren, kreisten drei Adler hoch oben am Himmel, ganz weit oben, so dass wir sie weder mit dem Fernglas noch mit meinem dicken Tele gut erkennen konnten. Aber schön war dieser Spaziergang allemal.
    Wieder zurück am Haus setzten wir uns auf die windabgewandte Seite, wo schon zwei Stühle und ein Tisch standen, und genossen Kaffee und Kuchen.
    Abends gab es dann zum ersten Mal in diesem Urlaub einen schönen Sonnenuntergang zu bewundern. Unten am Strand wurde man aber regelrecht sandgestrahlt; wo das letzte Stück der Straße zwischen den höher gelegenen Teilen des Machair verläuft, war es wie im Windkanal. Im Haus musste ich mir den Sand aus den Haaren kämmen.


    Gleann Mhiabhaig, ohne Adler:

    Gleann Mhiabhaig by Marion Woell, auf Flickr


    Schafe am Abgrund, Huisinis:

    on the edge by Marion Woell, auf Flickr


    Schöne Beleuchtung vor Sonnenuntergang:

    Huisinis sunset by Marion Woell, auf Flickr


    Die Sonne geht über der Insel Scarp unter. Filmtipp: "Rocket Post" spielt auf Scarp.

    Scarp by Marion Woell, auf Flickr


    Hebridean sunset by Marion Woell, auf Flickr

  • "Golden Road", Harris


    Die als "Golden Road" bekannte Single Track Road zieht sich von Tarbert an der Ostküste von Harris hinunter bis nach Rodel. Eine der möglichen Erklärungen für den Namen ist die Tatsache, dass es ein Vermögen gekostet hat, diese Straße zu bauen. Andererseits war sie für die Bewohner der kleinen Siedlungen an der Ostküste eine deutliche Verbesserung. Egal woher der Name letztlich kommt: Es ist eine Single Track Road der fieseren Sorte, wie ich finde. Schmal und unübersichtlich; enge Kurven und blind summits reihen sich fröhlich aneinander. Mein Mann fuhr - ich teilte meine Konzentration zwischen der Straße und der uns umgebenden Mondlandschaft aus grauen Felsen und kleinen Seen.
    Es gibt begeisterte Berichte über die Mondlandschaft - wild, ursprünglich, geheimnisvoll usw. An diesem sonnigen Frühlingstag war davon nichts zu spüren. Merke: Die Golden Road nur bei Nebel oder dichten Wolken fahren, vielleicht wirkt sie dann besser...


    In einem Meeresarm sahen wir Seehunde, die sich auf den Felsen sonnten. Das dicke Tele hatte ich allerdings nicht im Gepäck. An allen möglichen Plätzen hielten wir an, um die Aussicht zu genießen, die Sonne im Gesicht zu spüren, und uns einfach nur am genial guten Wetter zu erfreuen. Dass Sonnenschein und blauer Himmel fotografisch nicht viel hermachen - das ist halt so. Kein Grund, über dieses tolle Wetter traurig zu sein. Das Leben besteht nicht nur aus Fotos.


    Hier ein paar Schafe vor der Landschaft im Osten von Harris. Harris Tweed auf Beinen, sozusagen.

    Harris Tweed by Marion Woell, auf Flickr


    Dieses Schaf mit Sommerhaarschnitt lief übrigens in Huisinis herum:

    summer haircut? by Marion Woell, auf Flickr


    Wir kamen irgendwann, nach ungezählten Kurven und blind summits und hidden dips und wie diese blutdrucksteigernden Mittel der Straßenführung sonst so heißen in Rodel an und besichtigten die St. Clement's Church. Danach ging es weiter an der Südspitze vorbei durch Leverburgh nach Northton.

    Ceapabhal by Marion Woell, auf Flickr


    Tràigh an Taoibh Thuath by Marion Woell, auf Flickr


    Diese Kuh stand am Straßenrand. Ob sie auf einen "Lift" wartete?

    Hi! by Marion Woell, auf Flickr


    Und wenn man dann an allen Stränden der Westküste vorbei ist, Scarasta, Horgabost, und wie sie alle heißen, kommt wieder diese Haltebucht mit dem tollen Ausblick auf Tràigh Sheileboist.

    Seileboist by Marion Woell, auf Flickr


    An diesem Abend unternahm ich zum ersten und einzigen Mal den Versuch, den Sternenhimmel zu fotografieren. Der Mond war einfach schon zu hell.

    moon over Huisinis by Marion Woell, auf Flickr


    Buchtipps:
    "Crowdie and Cream" von Finlay J. McDonald beschreibt seine Kindheit in Scarasta im Süden von Harris, bis hin zur Zeit in der Highschool in Tarbert, so etwa in der Zeit zwischen dem ersten und dem zweiten Weltkrieg. Sehr humorvoll geschrieben; das Buch hat mich vor ein paar Jahren überhaupt erst darauf gebracht, eine Tour auf Harris zu unternehmen.
    Etwas neuer, aber auch gut: "Coffin Road" von Peter May. Ein großer Teil davon spielt in Losgaintir und Umgebung.

  • Kleiner Berg mit großer Aussicht
    Als ich vor 6 Jahren in den North Harris Hills wanderte, hinderte mich das dauerhaft schlechte Wetter daran, meine Tour wie geplant zu gehen. An einem der letzten Wandertage machte ich nur eine Tagestour zum sehenswerten Felsüberhang des Sròn Uladail ("Nase des Uladal", wörtlich übersetzt). Auf dem letzten Abschnitt überraschte mich ein richtig heftiger Hagelsturm.
    Im aktuellen Urlaub waren wir wieder in der Gegend. Sonnenschein, leichter Wind, angenehme Temperaturen und eine stabile Wetterlage - das verlangte geradezu danach, diese Tour nochmal zu gehen, mit dem Schlenker auf einen kleinen Gipfel, den ich damals nicht machen konnte.


    Morgens setzte mich mein Mann in Amhuinnsuidhe ab, und wir vereinbarten eine Abholzeit. Ich schätzte meinen Zeitbedarf großzügig; bei schönem Wetter mache ich gerne Pausen und meine Fitness ist sozusagen nicht existent. Ich lief los, am Gleann Leòsaid vorbei, wo ich vor sechs Jahren zwei schlaflose Nächte im sturmgebeutelten Zelt verbrachte, und weiter zum Staudamm am Loch Chliostair. Dort geht der Landrovertrack in einen gut ausgebauten Pfad über.


    path at Loch Chliostair by Marion Woell, auf Flickr


    Der Pfad folgt der Uferlinie des Sees, und steigt danach an bis zum nächsten See, dem Loch Aiseabhat. Am anderen Ende des Loch Aiseabhat hat man den höchsten Punkt des Weges erreicht. Vor 6 Jahren stand ich dort, sah nach rechts zum Gipfel des kleinen Hügels Muladal, und dachte "Warum nicht, ich bin ja sowieso so gut wie oben". Viele Höhenmeter fehlten nicht mehr, Pfade werden ohnehin überbewertet, und ich wollte los. Da sah ich kurz in die Richtung, aus der ich kam, und der Horizont war schwarz. Der schon erwähnte Hagelsturm war im Anmarsch. Also kein Gipfel...
    Sechs Jahre später, am gleichen Ort: Warme Temperaturen, leichter Wind, Sonne satt. Nichts hinderte mich daran, bergauf zu gehen, also tat ich es.


    a little detour: Muladal by Marion Woell, auf Flickr


    Gut, es dauerte länger als ich dachte - ich sollte doch mehr Sport treiben, glaube ich.
    Aber als ich oben war, war es einfach nur "wow". Aber ich suchte vergeblich einen Summit Cairn. Vermutlich ist der Hügel nicht hoch genug dafür.


    Ulabhal, ein etwas höherer Hügel:

    Ulabhal by Marion Woell, auf Flickr


    Und die Aussichten, nach Norden, nach Lewis. Ich konnte mich gar nicht satt sehen.


    views from near the summit of Sròn Uladail by Marion Woell, auf Flickr


    views from the summit of Muladal by Marion Woell, auf Flickr


    Muladal by Marion Woell, auf Flickr


    Rock on Rock by Marion Woell, auf Flickr


    Nach einer ausgiebigen sonnigen Pause lief ich weiter nach Norden, zum etwas felsigeren Gipfel des Sròn Uladail. Gut, dieser Hügel macht von unten betrachtet mehr her, aber auch hier waren die Aussichten grandios.
    Noch eine Pause später stellte ich fest, dass ich mir Ulabhal auf einen späteren Urlaub verschieben muss; wenn ich mir den noch von oben anschauen wollte, würde mein Mann lange auf mich warten müssen. Nicht so nett von mir, also ließ ich es sein. Die Berge sind so alt, die stehen in ein paar Jahren auch noch.


    Auf dem Rückweg, Gleann Uladail:

    Gleann Uladail by Marion Woell, auf Flickr


    Gleann Uladail by Marion Woell, auf Flickr


    Und fast am Ende des Weges, Loch Leòsaid:

    Loch Leòsaid by Marion Woell, auf Flickr


    Ausbeute des Tages: Ein paar Fotos, ein Sonnenbrand, und zwei Mini-Gipfelchen. Hunger hatte ich außerdem, also machten wir uns auf den Rückweg zum Ferienhaus, wo wir uns aufopferungsvoll um einen Schokoladenkuchen kümmerten. Lecker.

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