Schäferhund reagiert aggressiv gegenüber seinen Artgenossen

  • Hallo ihr Lieben,


    ich bin neu hier und auch neu was die Hundeerziehung angeht. Ich und mein Freund haben einen Deutschen Schäferhund, 6 Jahre alt, zu uns geholt. Ich habe keinerlei Hundeerfahrung, mein Freund jedoch hatte schon zwei Schäferhunde, die auch ihre Probleme hatten, jedoch anders als unser Jim. Unser Jim wurde die ersten 3 Jahre in einem kleinen Zwinger auf einem Schrottplatz gehalten und es wurde sich eigentlich gar nicht um ihn gekümmert. Sein Vorbesitzer hat ihn dort gefunden und aufgenommen. Jedoch hat sich ausschließlich der Mann um ihn gekümmert (Gassi gegangen usw.) Die Grundkommandos beherrscht er, jedoch ist er gegenüber anderen Hunden immer aggressiv. Wenn er einen Hund schon von weitem sieht ist die volle Aufmerksamkeit auf den Hund gerichtet. Wenn er eine bestimmte Nähe erreicht hat fängt er an zu bellen und will auf den Hund drauf, Nackenhaare gehen hoch und Rute nach oben. Zu Hause ist er ein Kuschelbär aber sobald es nach draußen geht, will er der Boss sein.
    Meiner Meinung nach hätten die Vorbesitzer auch längst mit ihm Hundeschule gehen sollen, aber naja das ist ein anderes Thema.


    Jetzt hatten wir diese Woche das erste Einzeltraining beim Hundetrainer mit Jim. Es war viel Input für mich und wir trainieren auch jeden Tag. Jim muss erstmal verstehen welche Rangordnung er bei uns hat und eine Sicherheit gegenüber uns aufbauen - nach Aussage des Trainers -. Dies kann ich auch völlig nachvollziehen und fand der Trainer hat uns auch gute Tipps gegeben. Was mir nicht so gefallen hat, ist dass wir - da er auch an der Leine zieht - bei jedem Ziehen mit einem Rucken der Leine ihm beibringen sollen, dass er nicht ziehen darf. Ist das nicht eher ein gegenteiliger Effekt. Wenn er zieht und wir zurückziehen oder Rucken, machen wir doch praktisch das Gleiche. Habe viel im Internet gelesen, dass man dies nicht tun sollte und ebenfalls die ganzen Tricks mit Stehenbleiben, Richtungswechsel. Am besten funktioniert für mich das Stehenbleiben.
    Ich würde gerne eure Meinung zum Zurückziehen der Leihe bei Hunden die stark ziehen wissen...wie geht ihr damit um? :schweig:


    Weiterhin, wie gesagt, üben wir mehrfach täglich mit ihm. Jim ist auch sehr lernwillig, das haben wir schnell festgestellt. Was uns der Trainer jedoch nicht sagen konnte, wie wir während des Trainings, wenn ein Hund beim spazieren gehen vorbei kommt, uns verhalten sollen. Wir üben das Ziehen an der Leine, Bleib usw. Aber wir können ja nicht nur im Garten üben. Wie sollen wir uns dann bei der Begegnung mit Hunden verhalten oder müssen wir erstmal dadurch und versuchen ihn festzuhalten und einfach weitergehen, wie wir es bisher gemacht haben, bis die Sicherheit uns gegenüber vorhanden ist? Manchmal bleiben wir auch stehen und warten bis der Hund dran vorbei ist. Ist es überhaupt richtig kommentarlos mit dem Hund versuchen weiterzugehen oder stehen zu bleiben oder besser ihn kurz zu nehmen.
    Was habt ihr für Erfahrungen gemacht?
    Wie ihr merkt ist es alles Neuland für mich. Ich finde auch, dass es viele unterschiedliche Meinungen zum Training mit Hunden gibt, sei es z. B. das Abtrainieren vom Ziehen an der Leine.



    Hoffe auf einige Rückmeldungen von Euch.
    Danke Euch schon mal.
    Sabine

  • als Erstes würde ich dir den Rat geben, dir einen neuen Trainer zu suchen.
    Einer der mit Rangordnung und evtl. doch Dominanz um die Ecke kommt kannst du getrost vergessen.


    Bis dahin würde ich erst mal versuchen den Hund zu managen. Das heißt so sichern, das er weder dich noch sonst jemanden gefährden kann.


    Mach ne Doppelsicherung drauf. Halsband und Geschirr und beides mit Leine verbunden. Da beherrschst du schon einen Großteil von deinem Hund.


    Viele Schäferhunde sind nicht Hundekonform. Aber das heißt nicht, das man ihnen nicht ein anständiges Passieren von anderen Hunden beibringen kann.


    Den Leinenruck solltest du nicht anwenden. Stehenbleiben oder ggf. umdrehen und Richtung wechseln bringen auf Dauer mehr Erfolg.


    Da dein Jim kein Junghund mehr ist wird das Ganze auch entsprechend etwas länger dauern. Aber es wird sich lohnen.


    Gib erst mal dir Sicherheit und dann übe mit dem Hund. Dann noch einen erfahrenen Trainer/in dazu...das sollte durchaus klappen.

  • Ich würde bei Hundebegegnungen - ist der andere Hund weiter weg - konsequent weitergehen ohne irgendeinen Kommentar. Strikt den Weg einhalten!


    Kommt es zu Begegnungsverkehr, würde ich den Hund vor mir ins Kommando "Sitz" rufen und mit meinem Körper die Sicht zum anderen Hund versperren. Aufmerksamkeit in Form von Leckerli und Kommando "Schau" (mich anschauen) einfordern.


    Darauf lässt sich dann aufbauen, in dem ich dem Hund immer mehr Blickmöglichkeiten gebe.


    Was zu vermeiden ist, dass Dein Hund unmittelbar in der Nähe des entgegenkommenden Hundes direkt vorbei läuft, d.h. Du solltest stets zwischen Deinem Hund und dem entgegenkommenden Hund vorbei gehen.


    Im Übrigen kann man solche "Begegnungen" sehr gut auf dem Hundeplatz antrainieren. Euer Trainer soll Euch mal mit ins Gruppentraining nehmen. Denn mit so einem Problem wird er in Einzelstunden sich nicht ändern.

  • Vielen Dank schon mal für eure schnelle Antworten. Ja so wirklich absolut zufrieden und gut aufgehoben haben wir uns nicht bei dem Trainer gefühlt. Als allererstes wurde Jim mit uns auf ein Gelände gebracht das wiederrum durch einen Zaun abgetrennt war. Auf der anderen Seite waren drei große Hunde. Jim hat natürlich wieder Terror gemacht aber sich auch nach kurzer Zeit beruhigt. Dann sollten wir die Leine los lassen. Jim ist direkt auf den Zaun zu den Hunden und hat wieder gebellt, Nackenhaare aufgestellt usw. Die anderen Hunde haben ihn jedoch nicht viel beachtet und so hat sich Jim nach einiger Zeit auch beruhigt. Der Trainer meinte, er würde erkennen, dass Jim nicht aggressiv sondern überfordert mit der Situation ist, das er wohl nie das Sozialverhalten mit anderen Hunden kennengelernt hat.
    Die Situation wurde dann abgebrochen und wir mussten in der Halle ein paar Übungen machen. Sozusagen Dominanzübungen. Wie z. B. wir müssen durch eine Tür als erstes durch und Jim immer danach, weiterhin spielt Jim gerne Ball. Das sei ab jetzt verboten, einem Ball hinterher zu laufen. Jim musste vor dem TRainer Sitz machen, der Trainer warf den Ball nach hinten und erst wenn der Ball auf dem Boden lag, dürfte Jim sich ihn holen. Dann hat der Trainer den Ball genommen, Jim nicht beachtet und selbst mit dem Ball ein wenig jongliert. Der TRainer sagte, damit zeigen wir ihm unser Dominanzverhalten und das sei jetzt pure Dominanz, wenn er Jim nicht beachtet und selbst den Ball in der Hand hin und her wirft. Jim hat dennoch einmal versucht, während der TRainer mit dem Ball in seiner Hand hielt und ein wenig jonglierte nach dem Ball zu schnappen. Darauf hat der Trainer Jim einen Klaps auf die Nase bekommen. DAs hat mir auch nicht gefallen, aber der Trainer meinte, das ist kein Schlagen des Hundes. Wir sollten ihm klar machen, dass Jim nur das darf was wir wollen.


    Was sagt ihr zu den Trainingsmethoden? Ich finde es nicht gut, dass wir ihm, wie auch shivalein gesagt hat, Jim gegenüber Dominanz beibringen sollen. Ist es nicht eher so, dass man lernen sollte ein Team zu werden?


    Danke auch Grinsekatze1 für deine Tipps. Vom Rucken der Leine halte ich auch nicht viel von. Aber Sitz zu machen kriegen wir in dem Moment nicht hin. Wir machen es auch schon so, dass ich oder mein FReund dann zwischen Jim und dem anderen Hund gehen. Jim versucht mit aller Macht irgendwie an unsere Beine vorbei, aber wir versuchen standhaft zu bleiben und es ihm nicht durchgehen zu lassen und wenn der Hund vorbei ist und Jim immer noch bellend hinterher guckt, stellen wir uns vor ihm und sagen Sitz. DAs klappt dann. Aber während der Hund vorbei läuft ist ein Sitz - zumindest zur Zeit - noch unmöglich.

  • Den Trainer solltest du auf jeden Fall wechseln. Dieses "als erstes durch die Tür gehen" ist so was von veraltet und davon lernt der Hund nichts.


    Von Ballspielen halte ich alledings auch nichts. Das stresst viele Hunde zu sehr.


    Und schlagen geht mal gar nicht. Regeln finde ich wichtig, ich setze sie aber nicht durch körperliche Gewalt durch.


    Ich habe auch einen Leinenpöbler bei einigen wenigen Hunden und bei ihm hilft Abstand zu diesen Hunden. Und dann kann ich mit ihm mit einem "sitz" oder "guck mal" arbeiten. Wenn wir zu nah an seinen "Lieblingsfeinden" dran sind schnappt er um sich und leider kriegt es dann mein zweiter Hund ab.


    Und unbedingt alle Hunde von deinem Hund abblocken damit er lernt, dass er sich auf dich auch wirklich verlassen kann. Dann funktioniert es auch irgendwann, dass er dir vertraut und bei Hundebegegnungen hinter dir stehen bleibt.

  • Du scheinst es ja selbst schon richtig zu sehen. Dieser Dominanzquatsch ist einfach überholt. Dann verlangt der Trainer auch noch was von eurem Hund, was er noch gar nicht gelernt hat, nämlich ruhig sitzen, während er sich mit einem tollen Spielzeug beschäftigt. Zum Dank dafür kriegt der Hund noch eins auf die Nase.
    Ich denke, es wäre besser, wenn ihr euch einen neuen Trainer sucht, der mit anderen Methoden arbeitet. Vielleicht magst du ja sagen, wo du wohnst, dann kann euch vielleicht jemand einen guten Trainer in der Nähe empfehlen.


    Bei Hundebegegnungen würde ich erstmal versuchen, möglichst viel Abstand zu halten. Ich weiß, dass das natürlich nicht immer machbar ist, aber versuchen muss man es. Dann würde ich auch ein Kommando einführen, dass die Aufmerksamkeit des Hundes auf euch lenkt, also z.B. "Schau!" und das erstmal ohne Ablenkung trainieren. Da gibt es generell unterschiedliche Möglichkeiten, wie man die Aufmerksamkeit am besten auf sich lenkt. Bei meinem Hund klappt es am besten, wenn er vor mir sitzt, ich zwischen ihm und dem "bösen" (;)) anderen Hund stehe und er mich anschauen muss. Oft habe ich auch eine Pansenstange dabei, an der er kauen darf, während ich sie festhalte. Ich kenne aber auch einen Hund, der eher auf Körperkontakt reagiert. Da at das Frauchen ein Kommando, dass er mit der Schnauze ihre Hand berührt. Dabei bleiben beide immer in Bewegung. Da muss man vielleicht ein wenig probieren, was zu eurem Hund besser passt.
    Und sonst eben weiter am Grundgehorsam und eurer Bindung arbeiten. Trotzdem würde ich hier weiterhin zu einem Trainer raten, der euch da ein bisschen unterstützt. Die ersten drei Jahre im Zwinger sind natürlich keine tollen Voraussetzungen, aber man kann das sicher irgendwie managen.

  • Ich denke auch, mit einem Trainerwechsel käme man der Lösung des Problems deutlich näher.


    Zum Thema Leinenaggression wurde hier im Forum schon so viel geschrieben, wenn Du da durch guckst, kriegst Du sicher auch noch gute Tipps.


    Aber ein versierter Trainer würde auch ganz anders an die Sache ran gehen.

  • na super, wieder so ein vorsintflutlicher Möchtegerntrainer.


    Wenn jemand meinen Hund schlagen würde......( ich verkneif mir das jetzt)


    Weg da. Du machst deinen Jim dadurch noch unsicherer. Was soll er denn lernen? Frauchen steht daneben wenn ich eine geschossen kriege?


    Super Lernerfolg.


    Bindung, Ruhe, Konsequenz...das sind deine Leitlinien. Und gib deinen Hund nie wieder aus der Hand. Er ist dein!!! Hund.

  • Ihr habt Recht, habe auch ziemlich zusammengezuckt als ich das mit dem Klapps (ich nenne es aber schlagen!) auf der Nase gesehen habe. Habe daraufhin auch gesagt, dass man meiner Meinung nach Hunde auch keine Klapps auf die Nase geben sollte, er jedoch meinte, es ist ja nicht so, als würde ich schlagend die Tür rein kommen. Es wäre nur ein Zeichen für Jim, dass der Trainer jetzt nicht will, dass er an den Ball ran geht. Da ich das erste mal mit einem Hundetrainer zusammengearbeitet habe, war ich mir unsicher, aber wohl war mir nicht bei der Sache!


    Ich werde jedenfalls den nächsten Termin dort nicht mehr wahrnehmen!
    Und schauen, dass ich einen "geeigneten" Trainer für meinen Jim finde.


    Ich wohne übrigens im Rhein-Erft-Kreis.


    Vielleicht kennt jemand von euch einen guten Trainer?


    Ich danke Euch schon mal für die zahlreichen Tipps! :smile:

  • Wenn er einen Hund schon von weitem sieht ist die volle Aufmerksamkeit auf den Hund gerichtet. Wenn er eine bestimmte Nähe erreicht hat fängt er an zu bellen und will auf den Hund drauf, Nackenhaare gehen hoch und Rute nach oben.


    Jim muss erstmal verstehen welche Rangordnung er bei uns hat und eine Sicherheit gegenüber uns aufbauen - nach Aussage des Trainers

    Das hört sich eher so an, als ob dein Hund aus Angst oder Unsicherheit heraus aggressiv reagiert. Vielleicht kannst du mal einen anderen Trainer die Körpersprache deines Hundes anschauen lassen, jemand, der mehr verhaltensbiologisch orientiert ist.


    Sollte dein Hund wirklich Angst haben oder unsicher sein, kann man ja gut nachvollziehen, dass dahinter kein Rangordnungsproblem stecken kann. Wenn ein Kind mit seinen Eltern in die Geisterbahn geht, schreit es sicherlich nicht, weil es keinen Respekt vor seinen Eltern hat ;-) Klar, können die Eltern ihrem Kind klar machen, dass es nicht schreien soll. Doch, ob davon die Angst weggeht...

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