Sehr frühe Kastration

  • Nachdem wir nach 14 gemeinsamen Jahren unseren Familienhund wegen Krankheit einschläfern lassen mussten, haben wir beschlossen, dass wieder ein bellender Vierbeiner unser Haus und unsere Zeit mit uns teilen darf. Wir möchten gerne einem Hund aus dem Tierheim ein Zuhause geben und waren am Wochenende mal gucken. Wie das so ist, bleibt es natürlich nicht beim Gucken und die ganze Familie hat sich in einen 5 Monate alten Junghund verliebt. So weit, so gut und wäre ja alles prima. Allerdings bereitet mir eine Sache Bauchschmerzen. Der Kleine ist schon kastriert. Ich habe ein ungutes Gefühl, Hunde (und auch Katzen) vor sie völlig ausgewachsen sind zu kastrieren. Ich habe Angst, dass sich der Hund dann anders entwickelt, anders wächst, vom Verhalten her anders (kindlicher?) bleibt, als die Natur das eigentlich vorgesehen hat. Kann mir da jemand Auskunft geben, Erfahrungen mitteilen, ob meine Befürchtungen berechtigt sind, in wie weit sich ein so früh kastrierter Hund von einem nicht oder später kastrierten Hund unterscheidet. Oder hat so eine frühe Kastration keine weitere Auswirkung auf den Hund?

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    • Manche Leute machen das ja extra, damit der Hund süss und verspielt bleibt...


      Ich würde es nie so machen lassen - aber wenn dieser Hund nun mal schon kastriert ist und ihr ihn mögt, dann wäre das für mich kein Grund ihn nicht zu nehmen.

    • Hallo,


      mir käme ein kastrierter Rüde nur ins Haus, wenn es absolut nicht anders ginge. Viele Rüden, die so früh kastriert wurden, sind das Mobbing-Opfer schlechthin für andere Hunde. Ich unterbinde es bei Newton sehr energisch, wenn er meint, er müsse kastrierte Rüden bedrängen.


      Sein bester Kumpel ist ein Frühkastrat und es ist einfach nur mega nervig wenn man bei jedem Spaziergang gefühlt 10 intakte Rüden von ihm runterholen muss, weil sich deren Besitzer nicht drum scheren.


      Freiwillig würde ich nie einen Rüden kastrieren lassen. Wenn es irgendwann mal nicht anders geht, aus medizinischen Gründen, dann sei es so.


      Aber es gibt da sicher für euch brauchbarere Meinungen. ;) Für mich käme schon ein Hund aus dem Tierschutz nie in Frage. Daher würde ich vor dieser Frage nie stehen.


      Grüße,
      Rafaela

    • Also nicht nur Frühkastraten werden zu Mobbingopfern... mein Gassi-Hund wurde mit 5 Jahren kastriert und kassierte ab da gern mal Prügel.


      Ganz ehrlich? Ich finde es wirklich rießen Mist, dass der Zwerg schon dermaßen früh kastriert wurde und ja, häufig hört man, dass solchen Hunden auch im Alter die Ernsthaftigkeit fehlt, sie häufiger anecken und sie einfach nicht richtig erwachsen werden vom Wesen her.


      Aber dafür kann der Kleine ja nichts und vielen Hunden aus dem TS ergeht es so (vielleicht nicht so frühzeitig, aber doch sehr früh) und die leben denke ich trotzdem ein glückliches Leben :smile:
      Wenn ihr euch in den Kleinen verliebt habt, würde ich persönlich es nicht an sowas scheitern lassen :smile:

    • Ich habe eine aus medizinischen Gründen früh kastrierte Hündin (war bei der OP 7 1/2 Monate alt) die erwachsener nicht sein könnte.
      Zum Zeitpunkt ihrer OP war sie noch absolut Welpe/Junghund, sowohl im Verhalten mit Menschen, Hunden aber auch beim Training.
      Mittlerweile ist die OP gut 1 1/2 Jahre her und sie unterscheidet sich vom Verhalten her absolut nicht von unkastrierten Hunden. Sie ist absolut erwachsen und selbstsicher.


      Eine frühe Kastration muss also nicht immer bedeuten, dass der Hund nicht erwachsen wird.


    • Viele Rüden, die so früh kastriert wurden, sind das Mobbing-Opfer schlechthin für andere Hunde.


      Sein bester Kumpel ist ein Frühkastrat und es ist einfach nur mega nervig wenn man bei jedem Spaziergang gefühlt 10 intakte Rüden von ihm runterholen muss, weil sich deren Besitzer nicht drum scheren.

      Hast Du dazu wissenschaftliche Quellen oder bezieht sich diese Aussage nur auf Deine persönliche Erfahrung?


      Frühkastration bedeutet nicht zwingend einen kindlichen, unausgereiften Hund, aber die Kastration verzögert bei jungen Tieren häufig das Wachstum (Epiphysen, die 'Wachstumsfugen' im Knochen schliessen sich zum Beispiel später) und sorgt gleichzeitig oft dafür, dass sie länger wachsen und deshalb grösser werden. Ausserdem werden kastrierte Tiere offenbar häufig älter als unkastrierte, was aber durchaus auch andere Gründe haben mag.


      Kastration ist im Moment das neue Modethema und viel Polemik wird darum gemacht. In der Pferdehaltung scheint das ebenfalls aufzukommen: jeder, der etwas auf sich hält, möchte lieber nicht kastrieren lassen und brüstet sich dann mit seinem Hengst.


      Langfristige, grossangelegte wissenschaftliche Studien in Bezug auf Hunde gibt es kaum dazu, Horrorstories und Einzelbeispiele im Gegensatz dazu allerdings jede Menge. Selbst Bücher von eigentlich namhaften Hundeleuten (Ganslossers 'Kastration und Verhalten zum Hund', zum Beispiel) sind aufreisserisch geschrieben und schildern Einzelfälle anstatt neutral und sachlich auf das Thema einzugehen.


      Wenn mein Herz für einen Hund schlägt, der nun zufällig frühkastriert wurde, würde ich mit Sicherheit keinen Gedanken daran verwenden, das Tier nicht bei mir aufzunehmen, weil es bereits kastriert wurde.

    • Wieso ist er so früh kastriert worden?


      Er entwickelt sich nicht richtig, das Knochenwachstum ist anders bei Frühkastraten die die Pupertät nicht durchlaufen haben. Die Kochen wachsen mehr in die Länge, der Durchmesser nimmt im Verhältnis nicht entsprechend zu. Das führt oftmals zu langen, schlacksigen und daher auch mit ungünstigen Hebelarmen versehenen Knochen. Gelenkflächen werden weniger gut ausgebildet und es hat Auswirkungen auf Bindegewebe und Muskulatur. Frühkastrierte Hunde haben also häufiger mit Gelenkserkrankungen zu tun. Die Gefahr eines Kreuzbandrisses ist erhöht bei Frühkastraten.
      Herz-Kreislaufsystem und die Atmung werden wärend der Pupertät durch die Wachstumshormone gestärkt. Frühkastrierte Hunde haben eher Herzprobleme und / oder Kreislaufprobleme.
      Auch das Gehirn entwickelt sich nicht wie bei einem Hund der eine Pupertät durchlebt hat.


      (Alles nachzulesen im Buch "Kastration und Verhalten beim Hund" von Udo Gansloßer. Ich empfehle es jedem der über Kastration nachdenkt!


      Ich finde es schlimm, wenn man einen Hund vor der Pupertät kastriert und wenn das Tierheim ihn kastriert hat, weil sie keine unkastrierten Hunde vermitteln, würde ich das Tierheim damit "bestrafen" indem ich von ihnen keinen Hund nehmen würde.
      Ist doch generell so, nimmt niemand mehr früh kastrierte Hunde, wird es auch nicht mehr gemacht. Solang aber die Leute alles nehmen, wird es auch weiter gemacht. Ich finde es für den Hund wirklich sehr schlimm.


      Ich denke der Hund wird sich nicht zu einem normalen ausgewachsenen Hund entwickeln. Kann er gar nicht. Die Pupertät, in der die Wachstumshormone, die ganzen Hormone die in der der Zeit zu Hauf auftreten und eben Auswirkungen auf das Gehirn, Wachstum, Muskulatur, Verhalten usw. haben, wird er nie haben.

    • Ich habe ein ungutes Gefühl, Hunde (und auch Katzen) vor sie völlig ausgewachsen sind zu kastrieren. Ich habe Angst, dass sich der Hund dann anders entwickelt, anders wächst, vom Verhalten her anders (kindlicher?) bleibt, als die Natur das eigentlich vorgesehen hat.

      Ich kenne mittlerweile vier Labradore näher, von denen ich weiß, dass sie alle im Alter von 7-8 Monaten (aus Bequemlichkeit) kastriert wurden. Heute sind die Hunde zwischen 4-6 Jahren, es sind drei Rüden und eine Hündin.


      Sie wirken und verhalten sich tatsächlich irgendwo auffallend kindlich bzw. welpisch, im Verhältnis zu intakten Tieren in diesem Alter. Es sind keine richtigen Persönlichkeiten, wenn man das mal so sagen darf. Positiv ist natürlich die kindliche Arglosigkeit, die bleibende Bewegungsfreude und die Lust am Spielen, Toben usw., sofern man dies fördert. Genau so wie die Friedfertigkeit anderen Hunden gegenüber. Sie scheinen sehr unproblematisch in der Haltung, was für viele Halter eben ein Grund sein kann, diesen Schritt zu gehen. Wundert mich nicht, denn z.B. fast vierzig Kilo intakter Rüde an der Leine kann sehr unbequem werden.


      Sehr negativ empfinde ich bei den männlichen kastrierten Hunden die Opferrolle, von der man ja auch immer wieder liest und hört. Die o.g. drei Rüden die ich kenne, lassen sich tatsächlich von entsprechend aufdringlichen Rüden widerstandslos verdrängen, bedrängen und berammeln. Unser Charly bekam mit ca. 22 Monaten seinen ersten 6-Monats-Kastrations-Chip und er verhält sich seitdem ähnlich, zumindest manchen Rüden gegenüber, die machen mit ihm den Hansel - diesbezüglich bin ich froh, wenn der Chip seine Wirkung verliert. Ein kastrierter Rüde hat offenbar eine sehr hohe Anziehungskraft auf intakte Rüden. Die ausgestrahlte Devotheit schürt scheinbar auch eine gewisse Aggression auf der intakten männlichen Gegenseite, wenn es sich um einen Raufbold handelt, der eben gerne stänkert und Rüden herausfordern will. Fordert also einen Machtkampf, den ein Kastrat in diesem Sinne nicht leisten kann/will. Andere Kastraten und weibliche Tiere verhalten sich dagegen auffallend neutral und friedlich einem Kastraten gegenüber - das sind meine Beobachtungen.


      Die kastrierte Hündin, die ich seit längerem kenne, ist im Gegensatz zu den früh kastrieren Rüden sehr sehr sehr zurückhaltend, sie spielt nicht, sie meidet Hundekontakte, sie ist wie unsichtbar. Schade, sie ist erst vier Jahre alt und läuft in unserer im Schnitt 7-10-köpfigen Gassimeute mit, beschäftigt sich aber kaum mit einem anderen Hund, und wenn, dann sind es nur Hündinnen. Sie ist entweder direkt an Frauchens Seite oder steht/tappt abseits, während die anderen Hunde miteinander aggieren. Wobei auch das Erziehungs-/Haltungssache sein kann - der Kontakt zu Artgenossen wurde ihr lange Zeit nicht ermöglicht und wurde vielleicht verlernt? Ein ähnliches zurückhaltendes Verhalten habe ich aber schon öfter bei kastrierten Hündinnen beobachtet.


      Ich denke, wenn der Hund früh kastriert ist, sollte man ein besonderes Augenmerk darauf legen, dass er sein Selbsbewusstsein nicht verliert, ihn motivieren und stärken, sich nicht alles gefallen zu lassen - ihm bewusst passende Sozialkontakte verschaffen. Persönlichkeitsentwicklung fördern. Sicher gibts auch entsprechende Trainingsmöglichkeiten, wie er sich bei Bedrängung zu verhalten hat, um nicht in die Opfer bzw, Außenseiterrolle zu rutschen. Da ist also der Halter gefragt ...


      Es ist natürlich auch so, dass manche Halter gar keinen Wert darauf legen, dass der Hund soziale Kontakte hat, im Sinne von "Freizeit und Spaß für den Hund beim Aggieren mit anderen Hunden/Hundegruppen". Sie wollen einfach nur einen Begleiter der in der menschlichen Umwelt funktioniert, unauffällig bleibt, andere Hunde in Ruhe lässt usw. und ohne Frage ist das vermutlich durch die Kastration viel einfacher zu erreichen, als wenn man den Hund intakt lässt.


      Ansonsten sind ja inzwischen die gesundheitlichen Risiken als Folge der Kastration bekannt und nachgewiesen - man kann dies auf zig Websiten - auch von Tierärzten - im Web nachlesen. Nicht umsonst gilt die Kastration bei Hunden mittlerweile als "Verstümmelung", die lt. Tierschutzgesetz verboten ist, es sei denn, sie ist aus medizinischen Gründen notwendig ... was natürlich ein Leichtes ist, diese anzuführen: Fressunlust, Aggressionen, sexuelle Frustration, Sabbern, Aufgeregt sein bis zum Herzkasper usw.


      Bei meinen Katern und Katzen warte ich seit mehr als 20 Jahren immer die erste Rolligkeit, bzw. das erste Markieren ab, bevor kastriert wird. Die individuelle Persönlichkeit der Tiere lässt sich so besser erhalten, als beim Frühkastrieren bzw. Pauschalkastrieren um den 6. Lebensmonat.

    • Also ehrlich... als ich vor einem Jahr im TS nach einer Hündin gesucht habe, waren so viele schon mit 6 Monaten kastriert.
      Wäre die Konsequenz jetzt, jede Orga auflaufen zu lassen deshalb und den Hund, den man schon ins Herz geschlossen hat, aus "Rache" nicht zu nehmen?


      Was kann der Knirps denn dafür? Und dass er deshalb zu einem total gestörten Hund wird, glaube ich ehrlich gesagt nicht.
      Dass soll nicht heißen, dass eine so frühe Kastra in Ordnung ist - absolut nicht. Aber DESHALB keinen Hund adoptieren?

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