Blindenführhund selbst ausbilden?

  • Da ich mit der Ausbildung solcher Hunde überhaupt keine Erfahrung habe, dies als Frage an Euch:
    Ein junges Mädchen ( 16) , das ich schon von Klein auf kenne, da sie bei mir reiten gelernt hat, ist tasüber in ihrer Sicht eingeschränkt ( "Tunnelblick" mit Eingrenzung des Sichtfeldes rechts und links, Nachts ist sie komplett Nachtblind.
    Sie wünscht sich einen Hund, der ihr Nachts die erforderliche Sicherheit gibt und sie begleiten kann.
    Normalerweise ist es bei Blindheit sicher unmöglich, einen solchen Hund selbst asuzubilden, aber in der oben genannten konstellation wäre es doch evtl möglich, dass sie zusammen mit einem erfahrenen Ausbilder hierfür ihren Hund selbst ausbildet - oder nicht?
    Gibt es Erfahrungen von Euch, ob so etwas möglich wäre? Kennt ihr Adressen, die vielleicht mit Erfahrung / Ausbildung weiterhelfen können?
    Die Anschaffung eines fertig ausgebildeten Blindenbegleithundes kommt finanziell leider nicht in Frage, da auch die KK in diesem Fall nichtsdazuzahlen würde.
    Die Anschaffung eines passenden Welpen/Junghundes ist hingegen kein Problem.

  • Dass die Krankenkasse dafür nicht zahlt, ist schon berechtigt, weil es nun mal (so hart das klingt) nicht notwendig ist, dass ein solcher Hund gehalten wird. Einen solchen Hund zuverlässig selbst auszubilden ist darüber hinaus nicht bloß bei Blindheit nahezu unmöglich, sondern auch bei einem gesunden Menschen, der kein erfahrener Trainer ist.
    Blindenführhunde müssen vom Welpenalter an geschult werden, müssen wesensfest sein, dürfen nicht auf Fremdreize reagieren, absolut führ- und gehorsam sein und ihren Job zuverlässig erledigen, sonst wird es unglaublich gefährlich. Solch einen Hund findet man nicht einfach so - und selbst wenn, dann ist das noch immer keine Garantie dafür, dass die Ausbildung funktioniert und dass der Hund später so arbeitet wie er soll.


    Sich einen Hund zu holen, der ein paar Aufgaben übernimmt, die ihm zusammen mit dem Mädchen antrainiert wurden, halte ich hingegen für realistisch. Das macht jedoch keinen Führhund aus ihm, dem das Mädchen blind vertrauen kann/darf, sondern bloß einen Hund, der einem kleine Arbeiten abnimmt.


    Tut mir leid, aber deine/eure Idee solltet ihr verwerfen.

  • Evt, wäre es möglich einen Hund als "Behindertenbegleithund" auszubilden, der dann eben ganz spezielle Aufgaben hätte.


    Das müsste man im Vorfeld mit einer Behindertenbegleithundeschule absprechen und dann auch gut auswählen, was es für ein Hund wird.


    Ich finde die Idee sehr gut und auch umsetzbar.

  • Deine Idee ist sehr ehrenwert. Ich find es gut, dass du dir Gedanken machst.
    Einen Blindenhund auszubilden ist jedoch gar nicht so einfach. Ein Blindenhund muss viele Dinge lernen. So muss so ein Hund wahrnehmen können, wie groß der Mensch ist.
    Barrieren, die auf einem Weg sind und die er selbst unterlaufen könnte sind bei uns Menschen oft im Weg. Sowas muss ein Blindenhund erkennen können. Die Ausbildung ist sehr speziell und sehr langwierig. Ein Blindenhund ist bei einer entsprechenden Ausbildungsstätte erst nach 2 JAhren einsetzbar. Wenn man selbst ausbildet wird das vermutlich noch länger brauchen.
    Einen Servicehund hingegen kann man schon selbst ausbilden, wenn man weiß wie ein Hund lernt. Gerade wenn es darum geht Sachen zu bringen, aufzuheben etc kann man da vieles machen. Ich haben meinen Hunden z.B. beigebracht Socken auszuziehen. Einfach nur zur Beschäftigung. Meine Hunde "helfen" mir auch hin und wieder bei der Wäsche und heben Sachen auf, die runter gefallen sind. Nicht, dass es bei uns nötig wäre. Aber ich beschäftige meine Hunde nun mal gerne, auch im Alltag.


    Wenn du wirklich Interesse an der Ausbildung eines Behindertenbegleithundes hast, frag doch einfach mal bei den Ausbildungsstätten nach, ob ihr mal zusehen dürft.

  • Ich denke, das größte Problem wird sein, einen entsprechend geeigneten Hund überhaupt erst mal zu finden.
    Bei Blindenhunden gehen die Welpen ja erst mal 1 Jahr in eine Gastfamilie und danach wird erst festgestellt, welcher Hund überhaupt für die Ausbildung ausgesucht wird. Vorher kann man das sicher auch gar nicht beurteilen.
    Aus einem 8er-Wurf sind es dann vielleicht nur ein oder zwei, die die Ausbildung machen können und diese ja auch erst mal schaffen müssen. Ein Blindenhund muss immer und überall absolut verlässlich sein.



    Angenommen, die Familie kauft jetzt einen Welpen und man stellt fest, dass der Hund gar nicht der Richtige ist. Was passiert dann mit dem Hund?


    Die bessere Ausgangslage wäre, wenn die Familie des blinden Kindes grundsätzlich gerne einen Hund hätte und der vielleicht nur ein paar Dinge lernt, die im Haus das Leben des Kindes erleichtern. Aber sobald man draußen im Straßenverkehr und mit dermaßen viel Ablenkung einen Hund ein Kind führen lässt, da gehört meiner Meinung schon deutlich mehr dazu.


    Für einen Hundeanfänger ist ja schon die normale Hundeerziehung eine Herausforderung, ein Blindenhund muss aber viel, viel mehr können und absolut verlässlich sein.


    Deine Gedanken in Ehren, aber wer will denn am Ende verantwortlich sein, wenn etwas passiert?
    Blindenhunde sind ja nicht umsonst so teuer, weil sie eine lange und gründliche Ausbildung haben und auch erst dann wird entschieden, welcher Hund für welchen Blinden der passende ist, das Team wird dann noch mal lange trainiert und muss eine Prüfung am Ende machen.


    Wenn es jetzt "nur" ein Therapiebegleithund sein sollte oder ein Hund, der ein bisschen hilft, mal das Licht anzumachen oder Socken auszuziehen - so was kann man ja fast jedem Hund beibringen, aber ein Hund, dem man ein blindes Kind anvertrauen kann, das ist schon eine ganz andere Nummer.

  • Das Kind ist nicht blind,
    ein Behindertenbegleithung kann man selbst ausbilden
    Ein Therapiehund ist etwas anderes
    Blindenführhunde sind etwas anderes.


    Einen GUTEN Hund kann JEDER aussuchen.


    Richtig ist, dass unter "GUTEN" Hunden auch mal einer bei ist, der nicht geeignet ist (HD zum Beispiel)



    Einen wesensfesten Hund bekommt man beim guten Züchter. Und wenn man dann noch eine Rasse nimmt, die einem persönlich liegt, kann man mit ziemlicher Sicherheit sagen: Der Hund wird seine Aufgabe mit vollster Zufriedenheit bringen, bei bester Ausbildung.


    Jeder von uns wird nicht "BESTENS" ausbilden, also kann auch ein fantastischer Hund dann letztlich Schwächen haben.


    Wenn die 16 jährige junge Frau, das vesteht und damit leben kann und will, kann das sehr gut klappen.


    Bei Hunden, die man sich selbst ausbildet, egal ob für diese oder andere Aufgaben ist es wie mit allen normalen Hundehaltungen. Entweder ich liebe dieses Tier und es klappt hervorragend, oder der "Funke" springt einfach nicht über. Das kann jedem von uns passieren, und dann kann man einen gut ausgebiledeten/solzialisierten/ aufs Leben sehr gut vorbereiteten, RASSEHUND vom Züchter IMMER gut anders unterbringen und einen besser passenden Partner suchen.

  • Ja, das Kind ist nicht blind, aber es soll dennoch in seiner blinden Zeit, nämlich nachts, geführt werden. Das ist eine Aufgabe, die kein selbst ausgebildeter Behindertenbegleithund leisten kann. Einen Blinden führen - sei es auch nur ein Nachtblinder im Dunkeln - kann/darf nur ein Blindenführhund.


    Sofern das Mädchen davon Abstand nimmt, spricht natürlich deutlich weniger dagegen, sich einen normalen, wesensfesten Hund zu holen und diesen dann zum Behindertenbegleithund auszubilden.

  • Anscheinend habe ich die Frage falsch verstanden.
    Einen Blindenhund selbst ausbilden geht nicht.


    Deswegen habe ich gleich zwei Schritte weiter gedacht und einen Behindertenbegleithund empfohlen.


    LG

  • auch wenn es schon länger her ist möchte ich dazu noch etwas beitragen. ich bin selbst sehbehindert und kenne die nachtblindheit. Auch sehbehinderte sollten einen Blindentaststock benutzen, der hilft ungemein. Benutzt das Mädchen einen Stock? Zusammen mit einer guten Taschenlampe kann man dann auch Nachts unterwegs sein ohne Hund. Sie hat anspruch auf eine Mobilitätstrainerin für den Alltag. Mit ihr kann sie lernen, wie sie Nachts ohne Ängste zurecht kommt. Mir hat das sehr geholfen. Wenn das Leben mit Hilfsmittel trotzdem nicht funktioniert, kann sie helfen, doch über die KK einen Hund zu bekommen. Das wird dann über das Gericht ausgefochten.

  • Auch wenn das hier jetzt schon lange her ist, möchte ich auch noch etwas dazu schreiben.


    Ich bin selbst blind und bekomme Anfang August meine ausgebildete Blindenführhündin. Ich wäre nie auf die Idee gekommen mir solch einen Hund selbst aus zu bilden, denn es gehört ja nicht nur die Grunderziehung dazu, sondern auch eben das führen. Um Hindernisse herumführen, nichts vom Boden aufnehmen, der Hund darf sich während er im Führgeschirr ist, niemals ablenken lassen! Es sind viele Schritte die da berücksichtigt werden müssen und auch wenn das Mädchen "nur" Nachtblind ist, ist es trotzdem eine Herausforderung, denn den Tunnelblick hat sie trotzdem und das ist auch nicht so einfach. Woher soll sie feststellen, ob der Hund z.B. grad was anvisiert und im nächsten Moment einem Tier hinterherjagt?
    Ich stelle mir das äußerst schwierig vor... Ich musste auch bei meiner Führhündin einiges an Geld selbst bezahlen, aber das ist wohl ein anderes Thema...


    Also ich halte das alles für keine sonderlich gute Idee.
    Besser wäre es, sie würde sich an den Blindenbund mal wenden und dort fragen, ob sie Mobilitätstraining für nachts erhält, damit sie sich einfach auskennt und lernt mit dem Blindenstock zu recht zu kommen.


    Aber ich finde dein Engagement super, auch wenn die Idee dahinter nicht so prickelnd klingt.
    Alles Gute :)

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