Junghund kann nicht alleine bleiben

  • Oje, das ist wirklich übel... also, die ganze Geschichte. Es tut mir wirklich leid.


    Zu Deinem Hund: Einerseits muss er plötzlich stundenlang ohne sozialen Kontakt auskommen, was überhaupt nicht trainiert wurde und dann wird er total überlastet. Ein 9 Monate alter Hund hat am Fahrrad gar nichts verloren und 2 Stunden am Stück, davon noch die Hälfte mit anderen Hunden - da wundert es wenig, dass er die Wohnung auseinander nimmt. In dem Alter sollte man einen ruhigen Gang von höchstens 45 Minuten mache, damit er danach nicht total aufgeputscht in der Wohnung sitzt und gar nicht weiß wohin mit seiner Energie aufgrund des Hochgedrehtseins.


    Gehst Du morgens und abends eigentlich auch noch mit ihm raus?


    Im Grunde fällt mir nur eins ein: Such Dir einen Trainer, der aufdröselt in wie weit das Problem selbst geschaffen ist durch Überlastung und falschen Umgang und ob in absehbarer Zeit für den Hund eine deutliche Änderung machbar ist.
    Ist die Prognose nicht gut, gib ihn ab, damit er eine Chance auf ein stressfreies Leben hat. Im Augenblick ist es für ihn die Hölle.


    Viele Grüße
    Corinna

  • Hallo zusammen,


    Ich verstehe die Empörung über die derzeitige Haltung des Hundes - sie ist alles andere als ideal. Andererseits geht es hier um eine Familie, die gerade einen so starken Schicksalsschlag verarbeiten muss, dass wohl nur die wenigsten von uns nachvollziehen können, in welch prekärer Situation man da steckt.


    Ich bin auch der Meinung, dass der Hund für Mutter und Sohn als wichtiger Pfeiler dienen kann, den Schock und Verlust überhaupt zu akzeptieren und vielleicht auch ein Stück weit zu verarbeiten. Der TS, für die der Hund ein kleines Stück der lebendigen Erinnerung an ihren Partner ist, und dem Sohn, der bereits vor dem Unfall begonnen hat, Verantwortung für den Hund zu übernehmen und mit dem Hund Sport zu treiben, jetzt den Hund weg zu nehmen, würde bedeuten, ihnen ein letztes Stück Normalität, des alten Lebens zu entreissen. Ja, natürlich wird der Hund instrumentalisiert und zu einer Projektionsfläche, natürlich leidet er, natürlich ist es für ihn die Hölle - aber seine Menschen leiden auch, auch für sie ist es die Hölle und vielleicht kann der Hund den beiden wenigstens helfen, sich wieder ein Stück Normalität zurück zu erkämpfen.


    Schon dieser Thread zeigt das hier: es geht gerade nicht um den verstorbenen Mann, sondern um den Hund - der Hund lässt einen wenig Zeit, in eine Depression zu verfallen. Ich habe den Eindruck, dass die TS sehr wohl weiss, was in Bezug auf die Hundeerziehung falsch gelaufen ist, aber bereit ist, sehr viel zu unternehmen, dass die Familie nicht noch einen weiteren Verlust hinnehmen muss.


    Ich empfehle Zimmerkennels sehr ungern, einfach weil damit häufig Schindluder betrieben wird. Hier sehe ich die Situation etwas anders. Möglicherweise habt ihr in der neuen Wohnung genügend Platz um tagsüber einen Laufstall aufzustellen, in dem der Hund sich aufhalten kann ohne die Wohnung zu zerstören. Ich denke dabei an etwas wie das hier: , würde aber, wenn irgendwie möglich, zwei davon kaufen und diese dann zusammensetzen, damit der Hund wirklich einige Schritte gehen und sich vollständig ausgestreckt hinlegen kann. Neben einem Bett würde ich für genügend Beschäftigungsmöglichkeiten sorgen: tonnenweise mit ein, zwei Leckerli gefüllte Petflaschen, gefüllte und gefrorene Kongs, gut verschlossene Kartonschachteln zum Zerreissen, (möglichst unbedenkliche) Kauartikel, etc. - sei kreativ! Wichtig ist dabei, den Hund mit Spielsachen aber auch nicht zu überhäufen: ein, höchstens zwei verschiedene Spielsachen pro Halbtag sollten reichen, sonst verlieren die Sachen den Reiz des neuen. Der Hund sollte die Gelegenheit erhalten zu kauen, zu zerstören, zu untersuchen, zu fressen - ohne, dass für Euch etwas kaputt geht. Dabei kannst Du Deinen Sohn vielleicht auch sehr gut einbeziehen. Wenn er dazu in der Lage ist, hilft es ihm vielleicht, bei der Problemlösung behilflich sein zu können. Er soll sich auch überlegen, was man dem Hund für verschiedene Spielzeuge basteln könnte. Vielleicht wäre es sogar möglich, dass er ihm ab und an etwas selber bastelt?


    Die Hundebeschäftigungsideen sollten möglichst abwechslungsreich und für den Hund machbar, aber knobelig sein und ihn möglichst lange beschäftigen. Verschiedene Materialien, verschiedenes Futter, etc. können hier gut eingebracht werden. Ihr sollt nichts extra kaufen müssen - schaut Euch da um, wo es sowieso schon Reste gibt. Der Hund soll sich sein Futter so tagsüber erarbeiten, so hat er eine Aufgabe, die ihn vielleicht davon abhalten kann, dauernd zu bellen. Die Hundesitterin kann nach dem Spaziergang - ans Rad gehört so ein junger Hund wirklich noch nicht - dann bei Bedarf weiteres Spielzeug zugeben. Wenn Du ihr das am Morgen schon bereit stellst, ist das eine Sache von zwei Sekunden.


    Was die Bellerei angeht, würde ich hoffen, dass vielleicht schon das Bereitstellen von Beschäftigungsmöglichkeiten hilft. Vielleicht ist es für Dich auch eine Erleichterung wenn Du genau siehst, wann er wo und wieviel bellt - evtl. wäre eine Überwachungskamera eine Investition wert. So könnte - möglicherweise - auch Dein Sohn den Hund sehen oder, falls das technisch mit den vorhandenen Geräten möglich ist, den Hund sogar über den Computer ansprechen. Ein überzähliger Computer mit Kamera und Skypeverbindung wäre ebenfalls eine (billigere) Möglichkeit. Hier im Forum gab es vor einer Weile einen Thread in dem jemand sehr genau beschrieb, wie es möglich ist, per Skype den eigenen Hund 'anzurufen'. Auch wenn dies sehr wahrscheinlich sehr weit gegriffen und viel zu teuer ist, gibt es mittlerweile sogar ferngesteuerte Belohnungsautomaten - auch Martin Rütter hatte sich kürzlich darüber im Fernsehen lustig gemacht - sinnvoll eingesetzt können diese aber durchaus sehr wirkungsvolle Trainingsobjekte sein.


    Weiterhin sehe ich auch eine mögliche Lösung darin, das Internet zu mobilisieren. Schaltet einen Aufruf und sucht Leute in der Nähe, die Euren Hund vielleicht für eine Weile zu sich nehmen, oder regelmässig mit ihm spazieren gehen. Vielleicht gibt es in der Umgebung auch zuverlässige Jugendliche oder Rentner, die sich selber keinen eigenen Hund anschaffen dürfen oder wollen, aber froh wären, sich ab und an um einen zu kümmern? Hierfür wären Aushänge im Laden um die Ecke, aber vielleicht auch in grösseren Einkaufszentren in der Umgebung hilfreich. Vielleicht kann auch hier Dein Sohn miteinbezogen werden? Möglicherweise findet sich auch jemand hier im Dogforum, der bereit wäre, Dir mit dem Hund zu helfen?


    Ich wünsche Euch von Herzen ganz viel Kraft und alles, alles Gute.

  • @ AnnetteV


    ich bin da einerseits ganz bei dir, denn der Hund ist eine ganz große Erinnerung an den verstorbenen Ehemann, und auch der Sohn ist ebenso stark emotional involviert.
    Andererseits sollte man zu Bedenken geben, dass der Hund noch jung ist und durchaus in der Lage sein würde, sich an andere Gegebenheiten zu gewöhnen und anzupassen.
    Dein vorgeschlagenes Auslastungsprogramm in allen Ehren, es macht mich selber schwindelig.


    Ein Hund muss mit Maß und Ziel ausgelastet werden, er muss aber auch, ganz wichtig!!!!, zufrieden in einem ihm angenehmen Umfeld ruhen dürfen. Das kann er aber nicht, wenn ihm tonnenweise Beschäftigungsmaterial ausgelegt wird.
    Zudem müssen die Rahmenbedingungen für einen rundum zufriedenen und gut sozialisierten Hund passen, und das tun sie, so leid es mir wirklich tut, in diesem Fall nicht. Hunde sind hochsoziale Lebewesen, die nicht für das dauerhafte Alleinesein geschaffen wurden.
    Sie brauchen ihr Rudel zum Wohlbefinden, und wenn das nicht konstant gewährleistet werden kann, dann sollte man in der Tat darüber nachdenken, wie man diesem Problem beikommen könnte.


    Manchmal muss man, hat man es mit Lebewesen zu tun, leider gegen sein Ego entscheiden, auch wenn es schwerfällt
    Vielleicht findet sich ja in diesem Fall noch eine annehmbare Lösung für den Hund ( und für Mama und Sohn), sodass er zur Ruhe und zu einem ausgeglichenem Seelenleben finden kann.


    LG Britta

  • Hallo ihr Lieben,
    danke für die vielen netten Tipps und Ideen!


    Am Fr gab es leider noch eine Eskalation mit einer Nachbarin, die arbeitslos ist und somit den ganzen Tag daheim - sie hat sich sehr über das Bellen und Winseln beschwert und meinte, sie würde den Vermieter dazu drängen mich hier rauszuschmeissen...
    Nach langem hin- und her und einigen nicht sehr netten Worten habe ich dann aber in meiner Verzweiflung die Dame gefragt, ob sie nicht tagsüber einfach immer rüberkommen könnte, wenn der Hund bellt und etwas auf ihn aufpasst (dem Hund ist es wurscht, wer da ist, hauptsache Mensch). Sie ist direkt sehr freundlich geworden und hat 15 Euro verlangt. Fand ich ok, habe jetzt für die Woche meine Hundesitterin abbestellt und der Dame den Schlüssel gegeben. Sie sollte mit Hundi mittags grad für eine kleine Runde vor das Haus (ich habe eine Terasse, es sind 10 Meter bis zum nächsten Baum/Rasenstück, also wirklich eine Sache von 1 Minute, wenn es nur darum geht Pipi zu machen).


    Als ich gestern von der Arbeit kam saß die Dame bei mir im Wohnzimmer beim Fernsehen, hat sich gleich auch wie Daheim gefühlt (also gegessen/getrunken...). Ok, von mir aus.
    Der Hund hatte allerdings in die Wohnung gepieselt, hat sie angeblich nicht gemerkt den Uringeruch. Draußen war sie auch nicht, das habe ich direkt gesehen... Leine hing noch genau so wie ich sie immer aufhänge.
    Sie meinte, sie könnte nicht mit dem Hund raus weil sie gerade krank ist (hatte sie nichts von erzählt). Aber morgen (also heute) würde es sicher wieder gehen.
    Ok, ich war erstmal froh, das der Hund still war, habe ihr die 15 Euro gegeben und gut ist.


    Ich habe aber doch gerade ein mulmiges Gefühl bei der Sache...


    Bin mal gespannt wie es heute läuft...

  • Prinzipiell finde ich die Idee gut, dass deine Nachbarin auf den Hund aufpasst. Einen Verbesserungsvorschlag hab ich allerdings: Bring den Hund doch morgens einfach zu ihr in die Wohnung, dann wird sie mittags bestimmt mit ihm raus gehen. ;)

  • Hallo Chimera,


    Danke für die Rückmeldung. Es tut mir sehr leid, dass Du jetzt auch noch die Nachbarin im Nacken sitzen hast. Dass der Hund erst mal jemanden hat, der mit ihm zusammen in der Wohnung ist, ist ja grundsätzlich eine gute Nachricht - aber ich muss Dir sagen, dass mir bei der Sache auch einiges merkwürdig vorkommt. Geld zu verlangen um bei den Nachbarn fern zu sehen, ihnen die Vorräte weg zu essen und den Hund nicht einmal raus zu lassen ist ja mehr als dreist. Ich bin nicht sicher, ob ich Dich richtig verstanden habe - aber sind es 15 Euro pro Tag, die Du dafür ausgeben sollst? Das ist viel zu viel, dafür, dass sie Dir auch noch die Bude ausräumt. Ich würde mir das genau noch einmal anschauen und dann die Konsequenzen ziehen - fordere den Schlüssel zurück und schau Dich nach einer anderen Lösung um. Was Dir gerade passiert ist arg nah an der Grenze zu Erpressung - ausgenutzt wirst Du jedenfalls jetzt schon. Lass das nicht mit Dir passieren. Ich bin mir sicher, dass es auch andere Lösungen gibt - schau Dich in der Nachbarschaft um, ob es jemanden gibt, der den Hund zu sich oder wenigstens mit auf einen Spaziergang nehmen kann.


    Falls Du Angst hast aus der Wohnung geschmissen zu werden, melde Dich selber beim Vermieter und erkläre ihm, dass Du das Problem kennst und daran arbeitest.


    Ich glaube ehrlich gesagt nicht, dass die Nachbarin sich in ihrem Verhalten ändern wird - wem es egal ist, dass der Hund, den man eigentlich beaufsichtigen sollte, in die Wohnung macht, der hat seine Aufgabe nicht verstanden. Ich bin mir sicher, dass Du für 15 Euro aus jemand anderes findest, der den Tag mit dem Hund verbringt... So krank kann die Dame nicht sein, wenn sie es schafft, von ihrer in Deine Wohnung zu gelangen und sich die ganzen Fressalien vor den Fernseher zu holen. Du bezahlst sie dafür, dass sie den Hund ausführt und nicht, um Dich auszunutzen. Lass das nicht zu.


    Ceri05s Idee finde ich übrigens grossartig! Dann müsstest Du aber dafür sorgen, dass sie Dir den Schlüssel wieder zurück gibt.

  • Hallo ihr Lieben,


    das ganze war natürlich ein Griff ins Klo, wie schon geahnt. Die Dame hat sich etwas zu sehr "Zuhause" gefühlt, sogar noch Familienangehörige/Freude mitbebracht.
    Gestern brachte sie dann ihren Mann und ihren erwachsenen Sohn zu einem "Gespräch" mit mir mit, in dem mitgeteilt wurde, das sie eigentlich 30 Euro wollten, wenn ihr Sohn bzw. Mann müsste mehrmals rüberkommen um mit dem Hund rauszugehen, da sie das krankheitsbedingt nicht kann (wobei ihre "Krankheit" mal chronisch und mal nicht ist, mal was mit dem Rücken und mal was mit dem Herzen usw.).
    Daher würden sich ja eigentlich 2 Personen um den Hund kümmern und JEDER hätte dafür die 15 Euro verdient.
    Es kam zu Streitigkeiten um die Schlüsselrückgabe, die Situation war wirklich alles andere als nett...
    Insbesondere, weil mir abends dann auch aufgefallen ist, das einige Alkoholika "angetrunken" waren - was so aussah, das Flaschen geöffnet wurden und nur noch ein Restsatz unten übrig bleib. Ebenso sind Nahrungsmittel verschwunden (z.B. Tiefkühlgerichte), aber es wurde kein Herd/Pfanne benutzt (also schlichtweg nicht einfach was aufgegessen weil mein Hunger hatte, sondern GEKLAUT). Ich kam mir gestern abend wirklich vor wie in einem schlechten Film, ich bin ja an sich kein Naivling, aber das direkte Nachbarn einen so ausnehmen wollen, das war mir echt zu viel. Ich wusste ja, das es keine "Vorzeigefamilie aus dem Bilderbuch" ist, aber ich dachte echt, dass die Aussicht auf den Nebenverdienst für praktisch keine Arbeit dann doch Anreiz genug ist, es sich mit der "Geldgeberin" nicht so schnell zu verscherzen. Leider falsch gedacht...


    Sorry, ich musste mich mal "auskotzen".

  • Oje, das klingt gar nicht gut. Das tut mir leid. Was sich solche Menschen eigentlich dabei denken. Furchtbar sowas.


    Ich hoffe, du hast jetzt keine all zu großen Probleme mit deinen Nachbarn.


    Weißt du schon, wie du zukünftig dann weitermachst bez. dem alleine bleiben ?
    Habt ihr vielleicht in der Zwischenzeit ein wenig alleine üben können ?


    Ich drücke dir die Daumen, ich hoffe, da findet sich bald eine gute Lösung !! =)

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