Tauber Hund, wie Kommandos beibringen?

  • Huhu


    Jaha die Frage steht ja schon im Titel. Irma ist nicht vollends taub, aber schwerhörig genug, dass verbale Kommandos nix bringen werden.
    Ich kann sie laut rufen, während sie vor mir davonläuft und sie hört es nicht, auch pfeifen (normal und durch die Finger) hört sie nicht wirklich.
    Es gibt Geräusche da scheint sie irgentwie zu bemerken, dass was ist, aber kann es dann nicht festmachen.


    Dass Freilauf nur an absolut sicheren Orten geht, ist mir klar, trotzdem, würde ich ihr gerne einen Rückruf, Sitz, Platz etc. beibringen.
    Nun muss das ganze ja mit Handzeichen vonstatten gehen und ich ich wäre super dankbar, wenn jemand mit taubem Hund (oder Erfahrung diesbezüglich) mir vlt. ein paar Tips geben könnte, oder einen Link zu dem Thema :)


    Danke schonmal.

  • Hallo Lissy,
    ich selber habe keinen tauben Hund, interessiere mich aber sehr für Dalmatiner, die ja auch oft taub sind. Auf vielen Dalmi-Seiten im Netz gibt es Infos über die Erziehung von tauben Hunden, angefangen bei Sichtzeichen für Kommandos bis hin zu Vibrationshalsband u.ä. für den Rückruf.
    Auf die Schnelle habe ich eine Seite gefunden, die sehr informativ ausschaut:
    http://www.tauberhund.de/

  • Erstmal gibt´s doch so Vibrationshalsbänder. Die mußt natürlich vorsichtig einführen: Vibration, und dann sofort Leckerli in den Hund stopfen. So wird das Vibrieren positiv verknüpft.


    Als nächsten Schritt dann Vibration, und der Hund muß Dich angucken, erst dann gibt´s Leckerli. Das Ganze erst direkt neben Dir, dann auf etwas größere Entfernung, dann mal draußen neben Dir, dann auch draußen die Entfernung steigern (bei größerer Entfernung das Leckerli dann halt zuwerfen).


    Damit ist das Wichtigste schon etabliert: die Vibration als Zeichen dafür, daß Du Aufmerksamkeit möchtest, quasi als Äquivalent zum "Schau"-Befehl.


    Und wenn der Hund dann bei Dir ist mit den Augen, kannst jeden möglichen Befehl körpersprachlich geben. Z.B. Arm nach oben mit dem Leckerli in der Hand und "winken" = herkommen (einfach austesten - vielleicht kommt der Hund auch eher her, wenn Du in die Hocke gehst? Oder wenn Du in die Hosentasche greifst, wie wenn Du ein Leckerli rausholen möchtest? Mußt aber darauf achten, daß das eine Bewegung ist, die auch aus etwas größerer Entfernung für den Hund erkennbar ist.).


    Oder nach rechts/links zeigen für Richtungsangaben beim Laufen unterwegs.


    Die flache Hand (Innenseite nach unten) für Platz wie beim hörenden Hund auch, den nach oben gerichteten Zeigefinger für SITZ, wie beim hörenden Hund auch. Wenn er die Zeichen noch nicht kennt, werden die genauso geübt wie beim hörenden Hund: Leckerli vor der Nase nach oben führen, sodaß die Nase raufgeht, und der Poppers automatisch runter. Sobald Poppers am Boden--> Handzeichen und Leckerli (aus der anderen Hand, sodaß es gleichzeitig kommt) in den Hund.


    Für das Platz das Leckerli mit dem Daumen an die Handfläche klemmen, und damit die Nase auf den Boden führen. Sobald der Körper folgte, und der Hund liegt, das Leckerli auf den Boden legen vor die Nase. Dabei die Hand immer in der Haltung halten, also Handfläche Richtung Boden.


    Variation: auf den Boden setzen, ein Bein aufstellen. Dann mit dem Leckerli (wieder so halten, daß die Hand dabei das Handzeichen für PLATZ macht) den Hund unterm Knie durchführen und anschließend das Leckerli geben. Knie dabei jedes Mal weiter Richtung Boden, d.h. der Raum zum Durchkriechen wird immer flacher, sodaß der Hund schließlich kriechen muß. Wenn das der Fall ist, auf halber Strecke (Hunderücken unter Deinem Knie) die führende Hand mit dem Leckerli kurz dort halten, sodaß der Hund in der Position mit Bauch am Boden verharrt, und das Leckerli vor die Nase legen. So verknüpft er das Handzeichen mit dem Leckerli und der Position.


    Mag der Hund ein Spieli? Dann könntest Du das HIER einführen, indem Du ihm ein Spieli als Abrufkommando zeigst (hoch überm Kopf), und sobald er da ist, für ihn wirfst, oder ihm gibst, wenn er in der gewünschten Position vorsitzt. Wenn das klappt, nur noch die Handbewegung machen, als wenn Du Spieli rausholst und hochnimmst, und wenn er dann bei Dir ist, das Spieli aus der Tasche ziehen zum Bestätigen. Sodaß Du ihn quasi die ersten Male mit dem Spieli herlockst, und das Heranlocken mit der Bewegung verknüpft, dann aber baldmöglichst das Locken wegläßt und nur noch die Bewegung machst, und dann halt mit dem Spieli bestätigst.


    Ich habe zwar keine Erfahrung mit tauben Hunden, aber aus Spaß schon öfter mit meinen Hunden mal einen ganzen Spaziergang ohne Worte kommuniziert. Das Schwierigste war für mich, ihre Aufmerksamkeit zu kriegen - bei hörenden Hunden ist es allerdings noch mit nem Klatschen oder Aufstampfen zu machen, das geht bei Dir wahrscheinlich schlecht (bei mir funktioniert´s bei Bossi aber auch gut, wenn ich ein Zerrspieli dabei habe und rumtrage, dann guckt er immer mal wieder, ich könnt´s ja verlieren, sodaß er suchen muß oder ich könnte Lust auf ein Zerrspiel haben - dann guckt er oft her. Und bei Biene, die guckt viel her, wenn ich Leckerli dabei habe. Aber dabei entscheiden natürlich immer die Hunde den Moment, in dem sie gucken, und bei Dir sollte das ja dann der Moment sein, in dem Du ihre Aufmerksamkeit brauchst - daher besser die Vibrationshalsband-Hilfe benutzen.).


    Und das HIER haben meine komischerweise per Körpersprache nicht verstanden, da mußte ich mich erst zum Deppen machen und ein Weglaufen andeuten *gg oder Leckerli zücken. Ansonsten funktioniert das ohne Worte genauso wie mit - anscheinend ist meine Körpersprache auch bei verbalen Kommandos so deutlich, daß sie mich auch ohne die Worte verstehen.


    Nur bei Frieda gibt´s Probleme in letzter Zeit: ich hab das Gefühl, die hört nicht mehr gut. Dummerweise ist sie aber ja auch blind, sodaß das mit den Sichtzeichen net funktionieren wird...... Allerdings bin ich mir noch nicht sicher, ob das jetzt ne altersbedingte selektive Taubheit ist (mein Ortungs-Zungenschnalzen, was ihr eine Leckerligabe bei mir ankündigt, hört sie nämlich komischerweise *gg, ebenso wie das Klappern von Trockenfutter auf dem Laminat oder das Napfklappern vom Blechnapf, wenn ich ihn in den Halter stelle....), oder ob sie echt schlechter hört. Neulich jedenfalls ist sie auf der Wiese einfach weitergelaufen und hat nichtmal mit den Ohren gezuckt, und wenn ich ins Zimmer komme, ignoriert sie mich auch oft, und reagiert auch auf mehrfache Ansprache nicht, sondern erst, wenn ich mich zu ihr aufs Bett setze. Dann wedelt´s plötzlich, und sie kommt zu mir. Auch Hundegebell in unmittelbarer Nähe wird jetzt auf einmal oft überhaupt nicht zur Kenntnis genommen, worauf sie ja sonst, wenns direkt neben ihr war, heftig reagierte... Aber eben wiederum nur manchmal.... Hm - komischer Hund *gggg

  • Ich habe auch einen schwerhörigen Hund, der den Rückruf nicht immer mitbekommt.


    Ein Vibrationshalsband hatte ich für ihn angeschafft. Leider funktioniert es bei meinem Hund draußen gar nicht. Er ist draußen so abgelenkt, dass er die Vibration gar nicht immer mit bekommt. Also bekommt er den Freilauf nur in sicheren Umgebungen und muss sonst an der Leine (3-7 m) laufen. Diese Leine schleift jedoch nicht wie eine Schleppleine über den Boden, sondern ich halte sie in den Händen und gebe sie Stück für Stück nach, damit sie immer nur locker durchhängt. So kann ich SOFORT eingreifen wenn was ist und muss nicht erst die Leine aufwickeln.


    Die anderen Komandos baust du über Sichtzeichen auf.


    Sitz = erhobener Zeigefinger


    Platz = flache Hand, die sich nach unten bewegt


    Hier = Hund einfach heranwinken



    Mach bei deinen Komandos bewusst große Bewegungen, damit dein Hund sie dann auch später aus der Entfernung erkennen kann.


    Ich würde zusätzlich noch sehr oft den Blickkontakt belohnen, damit dein Hund diesen sehr oft alleine sucht.
    Du kannst deinen Hund dabei auch unterstützen indem du mit deiner Hand vor die Nase deines Hundes gehst und diese dann ich deine Blickrichtung ziehst. Also quasi so, als würdest du die NAse deines Hundes an einem dünnen Faden zu deinen Augen ziehen.


    Du wirst sehen, dass das einfach nur eine Gewöhnung ist. Wenn das Prinzip einmal verstanden ist, dann klappt das bald sehr gut.

  • Erstmal vielen Dank euch allen für den Link und die Tipps :)


    So ein Vibrationshalsband scheint definitv eine Anschaffung wert, ich war mir nämlich schon lange am überlegen, wie ich sie denn dazu bekommen soll, zu mir zu gucken.
    Sie schaut zwar an der Leine extrem auf mich, z.b. wenn ich hinter ihr laufe, schaut sie alle paar Sekunden zurück, aber wenn sie dann mal abgelenkt ist, ist so ein Vibrationssignal natürlich super. :)


    Ich hab die Leine auch immer in der Hand, weil ich eben weiss, dass sie weder mich noch ein Velo/Auto hören würde.
    Die Sichtzeichen werd ich dann bald mal in Angriff nehmen, vielen Dank für die Tipps auch hier :)


    Ist sicher auch gewöhnungssache und ableinen werd ich sie sicherlich nur da, wo nix fährt/kommen kann.

  • Du bekommst das bestimmt schon hin!


    Achte nur bitte drauf, dass du auf jeden Fall nur ein Halsband mit Vibrationsfunktion kaufst. Ursprünglich sind diese Halsbänder nämlich Teletaktgeräte mit Reizstrom. DAmit du deinen Hund nicht aus versehen unter Strom setzt, solltest du auf jeden Fall darauf achten, dass die Funktion von vornherein gar nicht funktioniert.

  • Die Anwendung am Hund ist verboten. Der Verkauf ist aber erlaubt.
    Wenn man es logisch sieht, dann müssten diese Dinger mangels Nachfrage eigentlich vom Markt verschwinden. Aber scheinbar scheinen diese Dinger doch noch Menschen zu kaufen.
    Du musst halt einfach geziehlt suchen und ggf beim Hersteller nachfragen. Es gibt Hersteller, die von vornherein diese Funktion ausstellen. Dann kann auch nichts passieren.
    Wenn du deinen Hund an das Halsband gewöhnst, lass ihn das HB erst ein paar Tage ohne Vibration tragen. Denn das Teil, dass die Vibration auslöst kann am Anfang ein bisschen irritieren.
    Bei den ersten Versuchen mit Vibration würde ich das HB auch nicht umlegen, sondern nur an den Körper halten. Die Vibration verunsichert am Anfang vielleicht und löst Angst aus. Lass deinem Hund die Möglichkeit vor dem ungewohnten Ding zu flüchten. Belohne am Anfang mit sehr schmackhaften Leckerchen, die es sonst eher selten gibt. Erst, wenn dein Hund die Vibration mit etwas positiven verknüpft hat, würde ich das HB umlegen und geziehlt trainieren. Lass dir für die Gewöhnung bitte genügend Zeit. Einmal falsch verknüpft dauert es bei einem sensiblen Hund wirklich sehr lange, bis man einen positiven Aufbau erreicht hat.

  • Wieso ein Virbrationshalsband?


    Ulexa (meine taube Dalmi Hündin) lebt jetzt seid fast 8 Jahren bei mir und noch nie brauchten wir so ein Teil.


    Das erste Lebensjahr lief sie an der Schleppleine, in Auslaufgebieten- und Hundepsielplätzen ohne Leine.


    An wenig befahrenen Straßen, die ich kenne, läuft sie max. 5 Meter vor mir (durch die Schleppe den Radius antrainert. Hält sie den Radius nicht ein, wird sie angeleint), bzw. neben oder hinter mir.


    Heute würde ich einem neuen Hund gleich beibringen neben bzw hinter mir zu bleiben, damit er mich sieht- da er mich ja nicht hören kann und ich ihm jederzeit ein Signal geben oder greifen kann.


    Das erste was ich stark belohnt habe, war das unaufgeforderte Angucken. Für jeden Blick gab es eine Belohnung. Das Signal für die Belohnung war ein Griff in den Leckerliebeutel.


    Danach folgte das Signal für "Hier": vom Futterlocken mit der Hand, mit einer Schnappbewegung der Hand und rückwärts wegbewegen ohne Distanz.


    Bis hin zum "winken" auf weiter Distanz (zwei Leute stehen nebeneinander, einer zeigt dem Hund Futter und läuft weg, dreht sich um, geht rückwärts weiter und winkt, der andere lässt den Hund los. Dann wird gewechselt).


    Wie bei jeder Konditionierung erfolgt zuerst der unbekannte Reiz (dein Signal), dann der bekannte Reiz (die Handlung).


    Mit dem Signal für die Belohnung und dem Signal zum Herankommen hast du schon mal zwei der wichtigsten Signale eingeübt.


    Meine wichtigesten sind noch:


    - "Back" der Hund soll neben bzw hinter mir laufen (ich blocke den Hund mit der Hand).


    - "Bleib" der Hund bleibt auf mein Signal stehen, sitzen oder liegen (flache Hand mit gespreizten Fingern zeigen).


    - "Nein" das ist verboten und wird sofort gelassen (Finger wackeln)



    Alle anderen, finde ich nicht unbedingt wichtig, diese kann sie noch:



    - "Schluss" oder "alle" Jetzt nicht mehr (spielen, kuscheln, Lecherlies), aber irgendwann wieder (beide Hände überkreuzen sich).


    - "Hop" oder "Ab" auf Gegenstände hüpfen oder drauf gehen (auf dem Gegenstand klopfen oder mit dem Finger hinzeigen).


    - "Bring mir ein Spielzeug" Handflächen nach oben, Schultern anziehen, fragender Blick (ich habe es nicht).


    - Bellen auf Signal


    - Sitz, Platz, Beifuß (beidseitig).


    - Pfote geben (beidseitig)


    - Signal bei der Verlorensuch zum Losschicken.



    Auch noch wichtig, ist die Erziehung allgemein: Leinenführigkeit, wie soll sich der Hund wo und zu wem verhalten, was ist erlaubt, was verboten usw......



    Vibrationshalsbänder finde ich persönlich nicht gut:


    Wie weit sendet das Ding?
    Was mache ich, wenn der Hund nicht darauf reagiert (eine Schleppleine zum Anfang als Absicherung ist auch hier nicht ersetztbar)?
    Batterien voll?
    Wasserdicht?
    Habe ich die Fernbedienung dabei?
    Griffbeireit um meinen Hals bzw. an der Hand?
    Billigteile sollte man wenn, schon gar nicht kaufen, denn die haben einen sehr begrenzten Radius und sind max. spritzwassergeschützt.


    Es gibt auch schon einige Bücher, die ich sehr gut fand. Einsach mal g**geln.



    P.S. Jegliche Art von Hinterher-renn-Spiele würde ich weglassen (Ball werfen, Laserpointer usw.) das der Hund dein Stoppsignal ja nicht hören kann und zu dem Zeitpunkt dich nicht ansieht (und ggf. anderen Dingen hinterher jagt).

  • Danke vielmal für den ausführlichen Beitrag :)


    Ich werd auf jeden Fall mal gucken, bis jetzt läuft sie eh noch an der Schlepp und das bleibt auch noch ne Weile so, da sie recht ängstlich auf gewisse Dinge reagiert.


    Was mein TA noch vorschlug ist, es mit ner Hundepfeife zu probieren, da sie ja nicht vollständig taub ist, sondern extrem schwerhörig und auf sehr laute, sehr hohe Töne durchaus eine Reaktion zeigt.

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