Echte Wölfe und blöde Fragen

  • Dann erzähl doch mal, wie genau es da gehandhabt wird. Und wie es klappt.

    Hab ich doch oben geschrieben? Die probieren größtenteils auch nach wie vor rum und müssen immer wieder Misserolge hinnehmen, die existenzbedrohend und für die gerissenen Tiere grausam sind. Und ich kann auch diese Menschen gut verstehen, dass sie die Raubtiere am liebsten weg hätten, das ist doch keine Frage.

  • Du hast geschrieben das rumprobiert wird. Aber nicht was genau probiert wird. Was funktioniert gut? Was weniger gut? Leben die Weidetiere mit ihren Hirten "frei" oder haben sie eingezäunte Weiden? Was passiert, wenn ein Hirte ein Beutegreifer erlegt? Dürfen Zäune gebaut werden? Gibts da Auflagen? Oder schlicht keine finanziellen Mittel?

  • Im Prinzip gebe ich @Bubelino Recht. Der afrikanische Viehhalter sorgt sich nicht weniger um seine Herde als der deutsche.


    Allerdings sehe ich da doch einen gravierenden Unterschied.


    Wir haben mehr als 100 Jahre ohne große Beutegreifer gelebt. Nutztiere waren auf ihren Weiden sicher. Großartige Schutzmaßnahmen mußten nicht ergriffen werden. Plötzlich ist nun alles anders.
    Der Wolf ist da, vermehrt sich, die Bedrohung, viel mehr das Töten, nimmt ungeahnte Ausmaße an und der Viehhalter wird überwiegend allein gelassen. Details können im Thread nachgelesen werden.


    Der afrikanische Viehhalter kennt kein Leben ohne Beutegreifer. Es gab in seiner Region keine Zeit ohne Löwen und Co. Schutzmaßnahmen in Form von Feuern und oder Bewachung der Herden waren/sind dort tägliches Brot. Auch die Verluste von Tieren (sogar Menschen). Insofern hinkt für mich dieser Vergleich.


    Eher würde ich mit anderen europäischen Ländern, in denen der Wolf nie ausgerottet war, Vergleiche ziehen und versuchen aus dem Umgang dieser Menschen mit ihm lernen. Und da sind die Viehhalter, die sich für den Herdenschutzhund entscheiden, doch auf dem richtigen Weg.


    Nur von Staatsseite sollte ihnen dieser Weg nun endlich geebnet und auch unterstützt werden.

  • .... Dennoch habe ich den Eindruck, dass hierzulande kaum jemand fordern würde, die Großkatzen oder Elefanten abzuschießen, solange man nicht definitiv davon ausgehen kann, dass keine andere Lösung möglich ist.
    Wo liegt der Unterschied?


    Habe ich es richtig verstanden, dass es dieser Punkt ist, zu dem Du eine Meinung hören möchtest ?




    Grundsätzlich wird uns hier im fernen Europa ja immer gesagt, dass viele afrikanische Wildtierarten vom Aussterben bedroht sind, das könnte schon ein Grund dafür sein, dass man, als Nichtbetroffener, der weit, weit weg ist vom Geschehen, erst mal für den Schutz der Tiere plädiert, die ja auch schon immer dort lebten, wo sie jetzt eine Bedrohung darstellen.


    Wölfe sind nicht vom Aussterben bedroht, dringen in Kulturlandschaften ein, aus denen sie vor mehr als 100 Jahren schon verdrängt wurden, und sind daher wohl nicht so schützenswürdig (zumindest für manche) - ich kenne allerdings nicht viele, die für den grundsätzlichen Abschuss plädieren.


    Und gerade hier im Thread wird ja eher über Möglichkeiten zum Herdenschutz gesprochen/geschrieben, nicht über Tötung.

  • Du hast geschrieben das rumprobiert wird. Aber nicht was genau probiert wird. Was funktioniert gut? Was weniger gut? Leben die Weidetiere mit ihren Hirten "frei" oder haben sie eingezäunte Weiden? Was passiert, wenn ein Hirte ein Beutegreifer erlegt? Dürfen Zäune gebaut werden? Gibts da Auflagen? Oder schlicht keine finanziellen Mittel?

    Das kommt tatsächlich sehr auf das jeweilige Land an. Wie scharf die Schutzbestimmungen sind oder auch nur waren (weil teilwiese schon gelockert). Bei Nomaden ist es sehr schwer, das umfassend zu beobachten - die Verluste sind aber ziemlich groß inzwischen. Bei den Sesshaften weiß man von außen ein bisschen mehr: Es werden und wurden Zäune gebaut und nachts aufgestallt (Elektrozäune sind sehr oft gar nicht möglich), was leider kaum etwas nützt, wenn es um große Raubkatzen wie Löwen bsp geht. Manchmal stellen die Dorfbewohner nächtliche Wachen auf, die mit Fackeln und Blechgescheppere versuchen, angreifenden Tiere zu vertrieben. Die Hunde, die sie dort in der Regel haben, helfen nicht wirklich im äußersten Fall).
    Wo Schutzauflagen gelten, dürfen die Großkatzen oder eben auch Elefanten nicht geschossen oder vergiftet werden, wenn das passiert, wird dem auch nachgegangen und die Verursacher werden empfindlich bestraft (oft auch ohne die Beweise zu haben, die bei uns als überführend gelten würden).
    Experimentiert wird, je nach Projektlage, mit wissenschaftlichen angeleiteten Experimenten (durch Biologen z.B.). Das sind dann z.B. Stoffbarriereren, die flattern, Geräusche, auch Geruchsabwehr, Gräben und vieles mehr. Aber auch dort ist es so, dass sich die Räuber manchmal schneller an eine Maßnahme gewöhnen als man schauen kann. Und man fängt quasi von vorne an.

  • Also, grundsätzlich gilt, dass der Tierschutzgedanke, wie wir ihn kennen, hier in Europa fortschrittlicher ist.
    Dem durchschnittlichen afrikanischen Viehhirten mit seinen 10 Ziegen und 40 Kühen, der vielleicht 1-2 Jahre das Glück hatte, auf eine Schule zu gehen, dürfte es wohl ziemlich egal sein, ob der seltene Leopard bedroht ist oder nicht.
    Genauso dem indischen Hirten, wenn dem jemand sagt, "du, bei dir 10km entfernt, zieht geraDe ein geschützter Tiger seine Jungen auf, geh bitte nicht zu nah an den dran" sorgt das erst mal für Unverständnis. Für mich verständlich, ein Kinderleben (denn nicht selten werden die Kurzen zum Hüten eingesetzt) oder gar die gesamte Lebensgrundlage, denn für nichts anderes halten die Leute dort oftmals ihr Vieh (in einigen Regionen wird nicht nur die Milch getrunken und verarbeitet, sondern Vieh zur Ader gelassen und das Blut getrunken und das mit Sicherheit nicht, weil's Spaß macht) kannst du nicht mal ansatzweise in Geld aufwiegen.
    Und trotz aller Aufklärungsarbeit vor Ort müssen die drastischen Strafen her.
    Von denen mal abgesehen, die geschützte Tiere aus Schutz erschießen, sie dann auf dem Schwarzmarkt verkaufen, um davon 1 Jahr lang ihre Familie ernähren zu können....
    Im Fall wütender Elefanten: innerhalb weniger Minuten Haus nieder getrampelt, dabei mindestens 1 Kind verletzt oder sogar getötet, Ernte von einem Jahr zerstört. Dass dem Bauern der Schutz des Elefanten nicht sonderlich interessiert, ihn sogar fassungslos zurücklässt, weil der Schutz wichtiger ist, als das Leben seines Kindes - ja, das kann ich durchaus nachvollziehen.


    Es gibt zB ein tolles Projekt mit Bienen-Zäunen, wo die Felder eingezäunt werden und an den Drähten hängen Bienenkörbe. Kommen nun nachts die Elefantenrüssel dran, dürfen sie sich mit Bienen rumschlagen. Finden Elefanten nicht lustig. Simpel, aber hilfreich.
    Aber das sind weiterhin ein Bruchteil geschützter Existenzen. Der Rest muss entweder mit dem Risiko leben, dass Vieh gefuttert, Kind getötet, Haus oder Ernte niedergetrampelt werden.
    Zusätzlich dürfen die Bauern mit Trinkwasserarmut, Brunnenprivatisierung, Dürre, Monsum etc. in einem Ausmaß kämpfen, das können sich die Bauern hier in D kaum vorstellen.


    Es sind einfach viel zu unterschiedliche Kulturen, viel zu unterschiedliche Lebensweisen, als dass man diese miteinander in Sachen Bauer/Viehhirt, Wolf/Raubkatze&Elefant miteinander vergleichen kann.


    Das Einzige, was man da ggf. vergleichen könnte, dass Großbauern, die sich eine Aufstallung leisten können oder Elektrozäune oder oder oder, es weltweit in Sachen Herdenschutz einfacher haben, als der Ottonormalo, für den das einfach Unsummen und ein Aufwand sind, die er kaum finanzieren und tragen kann.

  • Schreckliche Vorstellung, wie diese vielen Schafe abstürzen.
    Ich möchte mal vorsichtig einen Gedanken einbringen bzw einfach nur mal die Meinungen der Viehhalter dazu abfragen:
    z.B. in bestimmten afrikanischen Regionen gibt es ja ebenfalls inzwischen Probleme mit Raubkatzen und den Viehherden bzw auch Menschen, die sie halten. Oder auch Ernteschäden durch Elefanten, die Existenzen stark bedrohen. Da wird auch seit Jahren daran rumgetüftelt, wie man die Menschen, ihr Vieh, ihre Felder schützen könnte - vieles wurde und wird ausprobiert, manches erweist sich als gut, manches als schlecht bzw nutzlos. Dennoch habe ich den Eindruck, dass hierzulande kaum jemand fordern würde, die Großkatzen oder Elefanten abzuschießen, solange man nicht definitiv davon ausgehen kann, dass keine andere Lösung möglich ist.
    Wo liegt der Unterschied?

    Neben den Dingen, die bereits erwähnt wurden, gibt es sehr wohl auch geschützte Plantagen und Zonen, in denen Elefanten und Löwen legal geschossen werden dürfen. Neben den vollkommen unterschiedlichen Lebensbedingungen, ist der Wolf nunmal alles andere als vom Aussterben bedroht. Es würde auch kein Mensch verstehen, wenn man bei uns Elefanten und Leoparden aussetzt, um sie als Art zu erhalten. Der Wolf ist nicht bedroht, aber er bedroht die Weidehaltung, die Erhaltung weiter Kulturlandschaften, die Sicherheit im ländlichen Raum. Der Wolfsschutz - der keiner ist - bedroht tatsächlich bedrohte Arten, birgt rechtliche und sicherheitstechnische Gefahren und ist nicht zu finanzieren. Mir sind echte Muffel, Haselhühner, Feldhasen und diverse Pflanzen deutlich wichtiger, weil sie wirklich bedroht sind. Dies einer unbedrohten und hybridisierten Art zu opfern und obendrein noch Menschen in mittelalterliche Zustände zu zwingen, erschließt sich mir nicht. Die vorhandenen Weiten zu schützen, um den Wolf und auch den Bären in Europa zu erhalten, das ist sicher sinnvoll, aber nicht, diese Tiere in großer Zahl zwischen Autobahnen, Dorfstraßen und Menschen zu verfrachten.

  • Na ich denke mal Nocte meint, dass bei der Wiederansiedlung etwas nachgeholfen wurde. Beweisen lässt es sich vermutlich nicht aber wenn ich mir zb diese Quelle ansehe..


    Chronik: Wölfe in Deutschland von 1850 bis 2014 - NABU


    In 45 Jahren geteiltes Deutschland- plus die 10 Jahre danach, macht sogar 55- gab es grad mal 22 Wölfe die sich zu uns verirrt haben und seit 2000- in grad mal 17Jahren - haben wir plötzlich Sachsen, Brandenburg und Niedersachsen fast flächendeckend besiedelt? Mecklenburg und Sachsen Anhalt teilweise? Ich verstehe, dass man dieser Theorie nicht abgeneigt ist und wenn dem so ist, dann wäre es echt ne Sauerei Wolf, Weidevieh und Landbevölkerung ungefragt diesem Freilandversuch auszusetzen.

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