Echte Wölfe und blöde Fragen

  • @MajaDo
    Und was machst du, wenn auch bei dir in der Gegend Wölfe sich ansiedeln? Wegziehen?


    Ich bin gerade aus Thüringen, also quasi aktuell nur einem Durchzugsgebiet, in die Nähe von Hannover gezogen.
    Wenn du nicht in Wolfsgebiet Urlaub machen möchtest wären ja Brandenburg, Sachsen, Thüringen, Bayern, Meck-Pomm, NRW, Niedersachsen, Sachsen-Anhalt alles schon keine Urlaubsgebiete mehr, sind ja schließlich Wölfe durchgezogen. Zudem können die nun einmal echt weit laufen, und Grenzen gibt es da ja auch nicht.


    Natürlich kann jeder Urlaub machen, wo er möchte und natürlich wo er sich sicher fühlt (ich schüttle zum Beispiel über jeden Türkeiurlauber den Kopf, ich glaube, die Chance, dass dort aktuell was schlimmes passiert ist höher, als ein Wolfsangriff auf Spaziergänger und Hund irgendwo in Deutschland).


    Wenn ich von meiner neuen Wohnung aus ca. 3km Richtung einziges Waldstück laufe, hängt auch ein Schild: Wolfsdurchzugsgebiet, bei Sichtung in die Hände klatschen und Wolfsberater anrufen (war bei mir und meinen Mann schon ironisch-albernes Thema von wegen: mit Wölfen unerfahrene Thüringen bei Wolfsangriff verletzt weil sie Handschuhe anhatten und nicht laut genug in die Hände klatschen konnten :ugly: )


    Ich sehe hier jetzt immer Plakate mit einem Wolfsinfocenter in der Nähe. Mal sehen, wo das ist. Vielleicht schaue ich mir das mal an und frage ein bisschen nach. Interessiert mich ja schon.

  • Ich glaube nicht, dass noch zu meinen Lebzeiten Wölfe über den Westenhellweg flanieren werden. Da warte ich ganz entspannt ab.


    Im übrigen bin ich davon überzeugt, dass sich die Politik Wölfen gegenüber ändern wird. Nicht heute, nicht morgen, aber es wird passieren. Ohne Vergrämung beispielsweise wird es zu Angriffen auf Menschen kommen. Bin ich fest von überzeugt. Und spätestens das wird die Mehrheit der betroffenen Bevölkerung nicht akzeptieren.


    Für Wolfsansiedlungen halte ich Deutschland einfach für viel zu dicht besiedelt. Da müsste erst die Einwohnerzahl halbiert werden, bevor das dauerhaft gut gehen kann. Gilt in meinen Augen übrigens auch global für andere Wildtiere. Der Mensch muss umdenken. Die Erde "erträgt" uns heute schon nicht mehr alle. Wir leben auf Pump. Aber bis Mensch das versteht und umsetzt, werden wohl noch ein paar Jahrhunderte vergehen, sollte er sich bis dahin nicht selbst abgeschafft haben.

  • Nachdem ich bisher davon ausgegangen bin vorerst von der Wolfsproblematik verschont zu bleiben (ja sehr blauäugig ich weiß), ist er inzwischen in "meinem" Landkreis bzw. direkt im angrenzenden Kanton der Schweiz angekommen. Einige meiner Standard-Hunderunden liegen im Thurgau.


    Der Südkurier ist jetzt nicht die allertollste Quelle, aber für einen kurzen Einblick verwendbar


    Wolf im Verdacht: Im Thurgau wurden Schafe gerissen


    Forscher kommen dem Thurgauer Wolf auf die Spur - war er auch im Kreis Konstanz?



    Wir kommen regelmäßig an Schafen vorbei und die Einzäunung ist ein Witz. Wenn dort wirklich ein Wolf vorbeikommen sollte, kann er sich einfach bedienen!


    Vor ein 2-3 Jahren habe ich ein gerissenes Lamm auf einer der Weiden gefunden und den Besitzer informiert. Dieser hat auf einen streunenden Hund getippt (ich auch), da direkt neben der Innenstadt.
    Was mich nachhaltig beschäftigt ist die Reaktion der Schafe auf diesen Vorfall. Die Weiden sind direkt neben beliebten Gassistrecken und die Schafe hatten nie Probleme mit Hunden (auch nicht mit spielenden / rennenden/ bellenden). Nach diesem Vorfall sind sie fast in Panik ausgebrochen, wenn nur ein Hund sichtbar wurde.

  • @hijita: sowas erleb ich öfter, sowohl bei Rehen als auch Schafen...
    In nem Servicegebiet reagieren die Rehe sofort mit kopfloser Panik, während in nem anderen Gebiet in aller Seelenruhe abgewartet wird, ob Hund und Halter nur ruhig passieren.


    Bei Schafen ähnlich: es gibt Koppeln, da denk ich mir immer, wie ich die wohl am Besten weitläufig umgehen kann, weil die Schafe sofort losrennen, wenn sie einen Hund am Horizont sehen und dann gibt es Weiden, da zucken die nicht mal mit nem Ohr, wen man vorm Zaun steht...

  • Nachdem in Obershagen (Raum Uetze) drei Kamerun-Schafe gerissen wurden - vielleicht von einem Wolf - und gerade südlich von Hannover vielleicht Wölfe gesichtet worden sind, rückt die Thematik sehr nah an mich heran. Recht viele "Vielleicht", aber möglich, dass sich bald auch im Deister Wölfe ansiedeln :shocked: .
    Mich stören die vorsichtige Berichterstattung in der HAZ und die Ratschläge für uns Ungeübte, was zu tun ist bei einer Begegnung: In die Hände klatschen und den Wolfsberater anrufen. Und: Wieso dauert es mindestens drei Wochen - so der Zeitungsbericht - bis die DNA-Proben analysiert sind???

  • Mal wieder ein paar gesammelte Werke - oder nervt Euch das?

    Nö. Ich sag da zwar nicht immer was zu, aber nerven tut es gar nicht.

    Auch, wenn das normal ist, wie man uns sagt, wohl werde ich mich nicht damit fühlen, wenn es hier soweit ist.

    Die Angriffe auf Nutzvieh in Hausnähe. Ich glaub schon, dass es normal ist. Wenn man davon ausgeht, dass Wolf seine Beute ja auskundschaftet und sowas wie eine Kosten-Nutzen-Rechnung aufstellt, dann hat er aktuell ja auch überhaupt keinen Grund, Hausnähe als besonders hohe Kosten einzuschätzen, die er besser meiden sollte. Ich glaube aber auch, dass sich das ändert, wenn da ein oder mehrere wehrhafte Hunde anwesend sind und/oder wenn bei Tumult (unruhiges Vieh, anschlagende Hunde) Mensch rauskommt und seine Anwesenheit demonstriert.
    So ein bißchen vergleichbar damit, dass ich meine Hunde nicht nachts anblaffe und zur Ruhe verdonnere, wenn die entsprechend anschlagen, sondern draußen alle Lampen schalte und mich wirklich umgucke, was wohl dazu geführt hat. Das mögen die Langfinger auch nicht.
    Das macht es natürlich in Deinem Fall nicht angenehmer. Der Schlaf dürfte streckenweise wohl drunter leiden. Aber immerhin hast Du die Macs und wahrscheinlich stehst Du senkrecht im Bett, wenn die Alarm machen.

    Wo ich Urlaub machen, ist ja zum Glück eine ganz individuelle Entscheidung. Mir ist wichtig, angstfrei mit Maja durch die Gegend ziehen zu können. Im Wolfsgebiet ist das nicht möglich. Also ist Wolfsgebiet raus. Pech gehabt für den jeweiligen Tourismus

    Damit schlägst Du genau in die Kerbe, die hier nicht wenige aus dem Tourismus-Geschäft anführen. Touristen würden nicht buchen und das mit der Anwesenheit des Wolfs begründen. Die tatsächlichen Zahlen hatten dann aber nur einen Rückgang für Celle-Stadt zu verzeichnen und da laufen nachwievor keine Wölfe durch die Innenstadt.
    Und ich glaube, dass das tatsächlich etwas ist, wo wir lernen müssen, mit einem Raubtier, wie dem Wolf zu leben. Die Wolfsgebiete werden nicht wieder weniger, sondern irgendwann flächendeckend (wenn auch die Dortmunder Innenstadt nicht unbedingt als Gebiet für ein Rudel in Frage kommt ;) ).
    Das ist halt wirklich eine Entwicklung, die man durchmacht. Ich bin hier ja anfangs noch in Waldgebiete ausgewichen, wo es keine Wolfssichtungen gegeben hatte. Irgendwann war es egal wo ich laufe, weil es die nicht mehr gab. Als MT6 unterwegs war, hab ich Eddie noch zuhause gelassen, weil mir das Risiko am höchsten schien (kleinster Hund, am wenigsten unter Kontrolle). Dann gab es eine Zeit, wo ich in der Dämmerung nicht mehr gelaufen bin, weil da ja das Risiko einer Begegnung höher ist. Das hab ich mir dann anders überlegt, als es Wolfsbegegnungen von Nachbarn morgens um 10h zur besten Knopperszeit gab.
    Im Moment bin ich körperlich so gar nicht fit. Da ist mir schon mulmig auf solchen Gängen, wo die Collies ein auffälliges Verhalten an den Tag legen. Ist halt zweifelhaft, ob ich dann der Eddie-Herausforderung gewachsen wäre und gleichzeitig souverän genug wäre, um den Collies Ruhe zu vermitteln und dem Wolf den Mittelfinger zu zeigen.
    Aber andererseits kenne ich mich auch schon ein paar Jahre. Ich kann im Ernstfall schon Ruhe bewahren und vernünftig handeln. Was ich dafür brauche, ist allerdings Wissen und Information, was ich schnell abrufen kann. Deshalb ist mir dieser Thread wichtig und solche Infoquelle wie Wnd und ich denke lieber vorher über den möglichen worst case nach, als blauäugig durch die Lande zu stiefeln und davon überrascht zu werden.


    Nun, das hat schon etwas von: man wächst mit den Anforderungen. Ich halte das für klüger, als eine Vermeidestrategie, die irgendwann nicht mehr funktionieren wird.

    Ich sehe hier jetzt immer Plakate mit einem Wolfsinfocenter in der Nähe. Mal sehen, wo das ist. Vielleicht schaue ich mir das mal an und frage ein bisschen nach. Interessiert mich ja schon

    Dörverden. Frank Faß. http://www.wolfcenter.de/Impressum.html

  • Mich stören die vorsichtige Berichterstattung in der HAZ und die Ratschläge für uns Ungeübte, was zu tun ist bei einer Begegnung: In die Hände klatschen und den Wolfsberater anrufen. Und: Wieso dauert es mindestens drei Wochen - so der Zeitungsbericht - bis die DNA-Proben analysiert sind???

    Ja, die Informationspolitik (Verharmlosung, Verschweigen, unter den Teppich kehren oder auch das andere Extrem mit "morgen werden Kinder gefressen") ist deutlich ätzender als die Anwesenheit des Wolfes. Noch blöder finde ich dann die verhaltenen oder nicht vorhandenen Managementmaßnahmen in Richtung Vergrämung.


    Wenn es tatsächlich 3 Wochen braucht, bis die DNA-Ergebnisse für einen Nutztierriss da sind und öffentlich gemacht werden - dann ist das ein echt guter Zeitraum. Das kann auch mal Monate dauern, ist sogar eher öfter der Fall. Warum das so ist, wird wohl nie schlüssig geklärt werden. Verschleppungstaktik?
    Denn machbar sind DNA-Analysen auf jeden Fall schneller, was auch schon oft genug bewiesen wurde.




    Das hier
    https://www.facebook.com/manu.mauksch/posts/1320936817983204
    ist übrigens interessant im Hinblick auf den Übergriff bei Schäfer Jahnke, wo ja angezweifelt wurde, dass sein Zaun tatsächlich unter Strom stand, als ein Wolf den zerbissen hat.

  • Die Angriffe auf Nutzvieh in Hausnähe. Ich glaub schon, dass es normal ist. Wenn man davon ausgeht, dass Wolf seine Beute ja auskundschaftet und sowas wie eine Kosten-Nutzen-Rechnung aufstellt, dann hat er aktuell ja auch überhaupt keinen Grund, Hausnähe als besonders hohe Kosten einzuschätzen, die er besser meiden sollte. Ich glaube aber auch, dass sich das ändert, wenn da ein oder mehrere wehrhafte Hunde anwesend sind und/oder wenn bei Tumult (unruhiges Vieh, anschlagende Hunde) Mensch rauskommt und seine Anwesenheit demonstriert.
    So ein bißchen vergleichbar damit, dass ich meine Hunde nicht nachts anblaffe und zur Ruhe verdonnere, wenn die entsprechend anschlagen, sondern draußen alle Lampen schalte und mich wirklich umgucke, was wohl dazu geführt hat. Das mögen die Langfinger auch nicht.
    Das macht es natürlich in Deinem Fall nicht angenehmer. Der Schlaf dürfte streckenweise wohl drunter leiden. Aber immerhin hast Du die Macs und wahrscheinlich stehst Du senkrecht im Bett, wenn die Alarm machen.

    Ich meinte das noch nen Hauch anders. Tatsächlich mehr auf einen selbst als Mensch bezogen, der da lebt und rumläuft, auch mal nachts, bzw. zu den sehr ruhigen Tageszeiten. Ich bewege mich auf meinem Hof/Grund einfach deutlich entspannter, als wenn ich grad eine Schlittenhunde-Tour durch Sibirien mache, ich fühl mich daheim einfach (noch) nicht in der Wildnis, in der ich jederzeit mit grossen Beutegreifern rechnen müsste. Da schlurft man im Dunkeln quer über den Hof, um Brennholz zu holen und so.


    Die Mc`s machen ihren Part schon - die sind ordentlich auf Zack und sehr präsent und durchsetzungsfähig und in der Risiko-Nutzen-Kalkulation in Sachen wehrige Rinder hinter gescheitem Zaun begleitet von den Mc`s müssten die Wölfis schon Halluzinogene genommen haben, um da zu dem Schluss zu kommen, dass sich ein Versuch lohnt. :lol:



    Damit schlägst Du genau in die Kerbe, die hier nicht wenige aus dem Tourismus-Geschäft anführen. Touristen würden nicht buchen und das mit der Anwesenheit des Wolfs begründen.

    Also hier gibts schon die Wolfsgruben als touristische Attraktion, inklusive eines Wolfswanderweges. PRESSE-INFORMATION : Erlebnis Ochsenkopf im Fichtelgebirge Bayern


    Die Löcher, die in den Wanderwegmarkierungen mit den Wolfsköpfen sind, hab ICH nicht da reingeschossen. *schwör* :lol:


    Die Mc`s waren da auch schon - so als Betriebsausflug, sind ja nur ein paar Hundert Meter von hier - sie fanden die Wolfsgrube ziemlich öd. :lol:



    man wächst mit den Anforderungen

    Ja, so sehe ich das auch.
    Mir geht es eindeutig so, dass ich regelrecht drauf warte, dass es hier endlich losgeht, damit ich endlich weiss, ob alles hinhaut. Nicht, weil ich mich drauf freue, sondern weil nix schlimmer ist, als noch nicht zu wissen, was einen wirklich erwartet. Und da trägt die Wolfspolitik mit ihrer Kleinrederei nun leider bei mir nicht zur Entspannung bei. Hier ist die Wahrscheinlichkeit ziemlich gross, dass ich es tatsächlich mitbekomme, wenn die Mc`s ihren ersten richtigen Einsatz haben. Und wenn wir den hinter uns haben, ist hoffentlich dieses unbehagliche Kribbeln weg.


    Das hier
    facebook.com/manu.mauksch/posts/1320936817983204
    ist übrigens interessant im Hinblick auf den Übergriff bei Schäfer Jahnke, wo ja angezweifelt wurde, dass sein Zaun tatsächlich unter Strom stand, als ein Wolf den zerbissen hat.

    So ein Loch im noch neuen Netz in Kombination mit nervösen Rindern und einer kleinen Buddelstelle unterm Zaun war hier ja der Auslöser für den Besuch der Wolfsberater. Hier war es wohl eher der Fuchs und das Loch ist am wahrscheinlichsten dadurch entstanden, dass der Fuchs versucht hat, mit dem Kopp voran da durch zu kommen, einen oder mehrere verputzt bekommen hat und dann mit aller Macht den Kopf wieder rausgerissen hat. Wenn das erste Zaun-Beschnuppern an einer vertikalen Strebe stattfindet, die nicht unter Strom stehen, kann sowas vorkommen. Warum also nicht auch bei Wölfi und Hundi?
    Dass ein sich gefangen fühlendes Tier unter Adrenalin da dann auch reinbeisst, um sich zu befreien, wundert mich nicht - es gibt doch auch glaubhafte Berichte, dass sich Wölfe im Fangeisen das gefangene Bein abgebissen haben. In hochgradigem Stress ist vieles möglich.


    LG, Chris

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