Der Kleinnnager-Thread

  • Klar, gerne. Renner sind, so niedlich sie auch sein mögen, kleine, territoriale Biester. Ihr wissenschaftlicher Name bedeutet übersetzt nicht umsonst "Krieger mit Krallen". :hust:
    Einfach auf neutralem Boden zusammensetzen und gucken, was passiert, wie man das bei Kaninchen und Meerschweinchen macht, ist bei Rennmäusen eine ganz, ganz blöde Idee. Die gehen sich an die Gurgel, und zwar richtig. Wer nicht geruchsmäßig beweisen kann, dass er zur Familie gehört, wird so massiv vertrieben, wie es nur geht, und derartige Streitereien führen nicht selten zu schweren Verletzungen oder sogar zu toten Rennmäusen.
    Bei Rennern geht man daher über den Gruppengeruch. Meine bevorzugte Methode ist die Trenngittermethode, bei der du die zukünftigen Freunde in je eine Hälfte eines nicht zu großen Aquariums setzt, das durch ein Trenngitter in der Mitte geteilt ist. Die Hälften werden minimalistisch eingerichtet mit Trinkflasche, einem bis zwei cm Einstreu und einer Sandschale. Dazu gibt es dann Klopapierrollen zum abreagieren und etwas Heu, um Nester zu bauen. Ziel ist es, dass die Renner sich zwangsläufig miteinander beschäftigen werden, weil sie sonst nichts zu tun haben, und sich aufgrund der kleinen Abteile nicht aus dem Weg gehen können.
    Dann tauscht man dreimal am Tag die Seiten, setzt also Maus 1 in Abteil 2 und Maus 2 in Abteil 1. So nehmen die Kerls nach und nach den gleichen Geruch an, da sie irgendwann im Nest schlafen, in dem der Andere zuvor geschlafen hat. Und dann beobachtet man halt, wie sie sich am Gitter so benehmen. Gehen sie aufeinander los, ignorieren sie sich oder interagieren sie vielleicht schon, beschnuppern und putzen sich?
    Wenn alles gut aussieht, setz ich die zwei Renner zusammen in eine Transportbox, die ich mit Streu, bevorzugt mit den Nestern, aus beiden Abteilen, sowie mit Klopapierrollen und Sonnenblumenkernen vollstopfe. Dort dürfen sie dann direkt miteinander kommunizieren, meistens nimmt der Erwachsene sich dann den Jungen vor und putzt ihn von oben bis unten, und dann ist die Sache erledigt. Eine Nacht lass ich die Viecher dann noch in der Box pennen, und dann mische ich die gesamte Streu in beiden Abteilen und setz die Partner in eines der Abteile. Benehmen sie sich dort friedlich, kuscheln, putzen sich, schlafen auf einem Haufen, gibt es ein paar Tage später ein paar cm mehr Platz, indem ich das Trenngitter verschiebe. Das geht so lange, bis sie das ganze VG-Aquarium zur Verfügung haben, wo ich sie in der Regel noch eine Woche lasse, damit sich die Gruppenzusammengehörigkeit festigen kann.
    Danach können die Partner in ihr eigentliches Zuhause umziehen, allerdings bleibt dort erst mal nur wenig Einstreu, viele Papprollen und Heu und keine Einrichtungsgegenstände. Nach und nach kann man dann die Einrichtung hinzufügen.
    Das Ganze ist recht aufwändig, aber wenn man sich dran hält, dann bekommt man meiner Erfahrung nach recht stabile Gruppen, die ein Rennerleben lang halten. Man braucht Geduld und einen Blick dafür, ob die zukünftigen Kumpels schon zusammenkommen können oder noch Zeit brauchen, und man sollte ein paar Tricks kennen.
    Wenn ich die erwachsene Maus gut kenne und weiß, dass sie sehr gut sozialisiert ist, hab ich auch schon mal ein Baby einfach mit dem Nest des erwachsenen Tieres gründlich abgerieben und dann gleich dazu gesetzt. Bei fremden Rennern, die ich nicht kenne, bin ich aber lieber etwas vorsichtig.
    Da ich inzwischen seit über 20 Jahren Rennmäuse halte, bin ich schon ein alter VG-Hase, und ich kann jeden Neuhalter verstehen, der sich das erst mal nicht zutraut. Deshalb habe ich ja schon mehrmals Fremd-Vergesellschaftungen übernommen.

    • Neu

    Hi


    hast du hier Der Kleinnnager-Thread* schon mal geschaut? Dort wird jeder fündig!


    • Einfach auf neutralem Boden zusammensetzen und gucken, was passiert, wie man das bei Kaninchen und Meerschweinchen macht, ist bei Rennmäusen eine ganz, ganz blöde Idee. Die gehen sich an die Gurgel, und zwar richtig. Wer nicht geruchsmäßig beweisen kann, dass er zur Familie gehört, wird so massiv vertrieben, wie es nur geht, und derartige Streitereien führen nicht selten zu schweren Verletzungen oder sogar zu toten Rennmäusen.

      Das ist mittlerweile schon überholt :)
      Nagerschutz-Blog


      Nagerschutz-Blog


      Hab mit der Methode super Erfahrungen gemacht, v.a. weil man sein Tier und das Verhalten da richtig kennenlernt.
      Der Kontakt zu den Mäusen ist viel intensiver.


      Und es ist einfach schnell gemacht.
      Das tagelange am VG Gitter rumhocken empfinde ich für die Mäuse als totalen Stress und eher kontraproduktiv.


      Vermutlich hat da jeder seine eigene Methode. :)

    • Mit der Großraummethode hab ich keine guten Erfahrungen gemacht. Das war für sich komplett fremde Tiere viel zu viel Stress, weil sie sich einfach mal eben dem Feind gegenüber sahen, und führte unweigerlich zur Knäuelbildung und Klopperei.
      Ein paar Tage im Trenngitterbecken zeigen auf sichere Weise sehr deutlich, wie die Neuen zueinander stehen, und dann kann man sehen, wann es Zeit ist, sie ohne Gitter zusammenzulassen.
      Am Gitter haben sie in der Regel wenig Stress, wenn sie sich eher positiv gesonnen sind; meistens schlafen sie sogar nebeneinander am Gitter.


      Meine derzeitigen Kandidaten sind inzwischen gelandet; Fips, der Ältere, hat sich am Gitter dominant gezeigt, aber nicht aggressiv, es wurde sich schon kurz gegenseitig berüsselt, und Spike, der Kleine, ist am Gitter hochgeklettert.
      Nun killen sie einträchtig ihre jeweiligen Klopapierrollen und buddeln ein wenig herum, durchaus interessiert am Gegenüber. Heute lasse ich sie in Ruhe, ab morgen werden die Seiten getauscht.
      Fips ist ein Kragenschecke, könnte algier sein, und Klein-Spike ist ein ganz vorwitziger Agoutibub. Die ersten Fotos sind auch schon gemacht, weil die fünf- und achtjährigen Kinder, denen die zwei gehören, so traurig waren, ihren Fips bei mir lassen zu müssen. Man sieht nur ein paar verschwommene Mauseschemen. :lol:

    • Heute wurden zum ersten Mal die Seiten getauscht. Spike-Zwerg musste ich verpennt aus dem Nest fischen, während der angeblich bei unerwünschtem Handkontakt bissige Fips sich ganz friedlich in den hohlen Händen hochnehmen ließ. Er ist ein wirklich netter Kerl.
      Babyspike pennt recht viel, wenn er nicht wie ein Bekloppter durch die Gegend flippt - Rennerwelpe halt. :)
      Fips musste auf der anderen Seite natürlich zunächst mal alles abschnuppern, es roch ja schon fremd, aber Aggressionen habe ich keine gesehen. Spike legte sich ganz selbstverständlich ins Nest, das Fips gebaut hatte, und schlief weiter.


      Noch ein Nachgtrag zur Großraum-Vergesellschaftung: Genau so hat es im Frühjahr eine Freundin meiner Mutter versucht, die zwar sehr aktiv im Tierschutz ist, aber mehr Ahnung von Farb- als von Rennmäusen hat. Das Ergebnis war eine totgebissene Jungmaus. Die Frau wird die erwachsene Maus, die das Kleinteil getötet hat, jetzt für den Rest ihres Lebens allein lassen, denn sie möchte kein weiteres Risiko eingehen. Meiner Meinung nach wäre das mit der Trenngittermethode und etwas Fingerspitzengefühl nicht passiert.
      Früher riet man ja noch dazu, zwei fremde Rennmäuse mit einem Duftöl zu beträufeln, damit sie gleich riechen, was oft dazu führte, dass nach Verfliegen des Geruchs heftige Kämpfe ausbrachen.
      Besonders Neulingen würde ich im Leben nicht empfehlen, nach Klein- oder Großraummethode zu vergesellschaften, denn ohne ein gutes Auge für Rennerverhalten kann man nicht erkennen, was geht und was ernst wird.
      Wie schon erwähnt, habe ich selbst bei mir sehr gut bekannten und sozialen Rennern (meine Jungs waren bis auf eine Ausnahme alle so, weil sie immer von einem jeweils gut sozialisierten Altbock großgezogen wurden) einfach das Jungtier mit dem Nestmaterial des Alttieres abgerubbelt und die zwei dann in einer Transportbox zusammengepackt, woraufhin das Baby sofort adoptiert und geputzt wurde. Da kannte ich aber die erwachsene Rennmaus auch in- und auswendig. ;)

    • Neues von den Jungs. Gestern gab es zum ersten Mal frische Haselzweige. Fips war begeistert, Spike traute sich noch nicht so richtig. Das ändert sich erfahrungsgemäß, wenn Fips bei ihm wohnt und ihm zeigt, wie so was geht. ;)











    • Ich muss sagen, diese ewigen Vergesellschaftungen waren ein Grund, warum ich die Farbmaushaltung wieder aufgegeben hab :tropf: spätestens nach einem Jahr war wieder ein großer Teil der Gruppe verstorben (hab mir immer die Einzeltiere und Grüppchen aus den umliegenden TH geholt und bis auf die, die dann bei mir geboren wurden, war das Alter unbekannt) und der ganze Stress ging von vorne los. Und als ich dann vier große Ställe rumstehen hatte weil manche Mäuschen sich auch nach wochenlanger VG nicht riechen konnte, war's mir dann zu viel. Die letzten fünf hab ich dann einer Bekannten gegeben, die im Mäuseschutz aktiv ist und wo sie wieder in eine Großgruppe konnten.
      Da lob ich mir die Meerschweinchen: neues Schweinlein rein, einige Tage gibt's vermehrt gebromsel und rumgerenne und das war's :headbash:
      Kann man natürlich auch Pech haben, aber zumindest in meinen Haremsgruppen hat das immer problemlos funktioniert.

    • Renner leben in der Regel länger als Farbmäuse, deshalb ist es keine so dauerhafte Angelegenheit mit dem Vergesellschaften. Von den letzten drei VGs, die ich hier durchgeführt habe, gehörte mir nur eine Gruppe, die anderen beiden habe ich für andere Leute vergesellschaftet. Deswegen hört man gefühlt dauernd, dass ich wieder mal am Vergesellschaften bin, aber meine Mädels betrifft's gar nicht.

    • Am Samstag hab ich die zwei Jungs zusammengebracht.
      Transportbox vorbereitet, Lederhandschuh und Wasserspritze bereitgelegt und dann rein mit den Rennern.



      Fips.









      Das waren die ersten zehn Minuten gemeinsam in der Box. Das allererste Treffen ohne Gitter lief super, wie man sieht.
      Anschließend hab ich die Box geschlossen und neben mich gestellt, damit ich beim Surfen, Lesen, Fernsehen ein Auge auf die Bande haben konnte.



      Spuk guckt auch mal, was die Bande so treibt.



      Am Abend zogen die Jungs in eine Hälfte des Trenngitterbeckens ein.



      Einmal der direkte Größenvergleich.



      Heute morgen fand ich die Kerlchen dann so vor. Ich würde sagen, Zusammenführung geglückt.

    Jetzt mitmachen!

    Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!