Rüden kastrieren - Physische Auswirkung

  • Da das Thema Kastration (wie viele wissen) eins meiner Lieblingsthemen ist, ich mich ständig dazu fortbilde, bevorzugt bei meinem Lieblingsdozenten Dr. Udo Gansloßer, möchte ich noch zu einem nicht unwichtigen „Rüdenproblem“ aufklären, der Bedarf scheint gegeben.
    Fachlich, sachlich, ohne Wertung, nur auf die körperlichen Auswirkungen bezogen und ich hoffe verständlich.


    Kurze biologische Einführung:
    Testosteron wird in den männlichen Geschlechtsorganen gebildet, Östrogene in den weiblichen. Das jeweils andere Hormon wird aber in der Nebennierenrinde produziert (also T. bei Hündinnen und Ö. bei Rüden). Sinkt der Testosteronspiegel beim Rüden (durch eine Kastration), nimmt die Östrogenproduktion automatisch zu (bei Hündinnen dasselbe andersherum). Dadurch kommt auch das Phänomen zustande, daß kastrierte Rüden für intakte so gut riechen und bestiegen werden !!


    Testosteron begünstigt einen starken Knochenbau, unterstützt das Muskelwachstum und die Hautdurchblutung. Während der Wachtumsphase bekommt der Rüde immer wieder Hormonschübe, die für die Entwicklung enorm wichtig sind.
    Kastriert man einen Rüden zu früh, schließen sich die Wachstumsfugen in den Knochen erst später, der Hund wird zu groß, das Skelett nicht stabil
    -> erhöhte Anfälligkeit für Knochen- und Gelenkprobleme, zusätzlich durch ein überproportionales Gebäude im Vergleich zu den inneren Organen ein erhöhtes Risiko für Herz/Kreislauferkrankungen.


    Wird der Rüde erst nach Beendigung der Wachstumsphase (physisch wie psychisch) kastriert, gilt es einiges zu bedenken.
    Testosteron wird ständig für Knochen, Muskeln und Haut benötigt. Eine Kastration bedeutet immer eine Entfernung der Hoden und Nebenhoden, somit ist jegliche Produktion eingestellt. In den Nebennierenrinden wird Östrogen produziert, nach der Kastration steigt diese an und hiermit alle negativen Eigenschaften dieses Hormons.
    Östrogene begünstigen ein schwaches Bindegewebe (Orangenhaut läßt grüßen), durch den Wegfall des Testosteron wird der Körper zusätzlich geschwächt. Für einen ansonsten absolut gesunden Hund ist dies zu verkraften, aber !!!


    Einen Rüden, der bereits Gelenkprobleme hat oder genetisch dazu neigt (HD) sollte man niemals kastrieren lassen, die Wahrscheinlichkeit zu erkranken und dies schwerer als unkastriert ist sehr hoch.
    Ebenso streßanfällige Rüden; durch das fehlende T. läßt die Hautdurchblutung nach, das Ö. läßt das Bindegewebe an Festigkeit verlieren, Allergien und Hautprobleme sind vorprogrammiert.


    Also bitte immer unabhängig von Verhaltensproblemen vor allem die physischen Auswirkungen der Kastration berücksichtigen !!


    Aufklärerische Grüße, staffy


    .. nur mal als kleinen Auszug eines sehr komplexen Themas ...

  • Hallo Staffy,


    toller Bericht.
    Damit bestätigst Du meine Meinung.


    Hoffentlich lesen ihn viele Fories, die mit diesem thema Probleme haben und den Hund einfach aus Bequemlichkeit kastrieren lassen.


    LG
    Nele

  • Erstmal guter Bericht :2thumbs:


    Aber ich hab ne Frage :ops: Ist der Umkehrschluß dann nicht, Hündinnen die zu HD etc. neigen, kastrieren zu lassen, damit die weniger Östrogen produzieren und die "Gefahrenquelle" wegfällt? Oder versteh ich da was komplett falsch??


    Sorry wenn die Frage dumm ist :ops:

  • Zitat

    Erstmal guter Bericht :2thumbs:


    Aber ich hab ne Frage :ops: Ist der Umkehrschluß dann nicht, Hündinnen die zu HD etc. neigen, kastrieren zu lassen, damit die weniger Östrogen produzieren und die "Gefahrenquelle" wegfällt? Oder versteh ich da was komplett falsch??


    Sorry wenn die Frage dumm ist :ops:


    Weiß ich zwar nicht, denke aber, dass das Östrogen bei Hündinnen andere Auswirkungen hat als bei Rüden. Frauen in den Wechseljahren bekommen oft Östrogene, um dem Knochenabbau entgegen zu wirken.
    Ich denke nicht, dass das Östrogen Hündinnen schadet, aber vielleicht sweiß Staffy das genau.


    Gruß
    Nele

  • Nee das glaub ich eigentlich auch nicht. Es war einfach ein (für mich) logischer Gedanke bzw. Umkehrschluß! Ich hab halt mal gefragt, einer muß es ja tun ;)

  • Zitat

    Sorry wenn die Frage dumm ist :ops:


    Nöö, ist sie nicht und theoretisch klingt es ja so, aber:
    Entscheidend ist erstmal der "Grundgehalt" der Hormone. Ein Rüde wächst unter Testosteroneinfluß auf, entwickelt einen stärkeren Knochenbau und mehr Muskeln. Zeitgleich bleibt die Hündin zierlicher (ausser, sie ist Einzelhündin in einem Rüdenwurf, dann hat sie noch im Mutterleib einen Testosteronschub abbekommen und wird kräftiger und vermehrt rüdenhaft sein).
    Diesen genetisch degenerierten Körperbau kann ich nicht durch eine Erhöhung des T.spiegels stoppen, allerdings würde der Muskelwachstum positiv beeinflußt werden (was aber mit vernünftigem Aufbautraining auch zu erreichen ist).
    Wenn dies so einfach wäre, bräuchte man Hündinnen mit Gelenkproblemen ja lediglich Testosteron als Depot zu spritzen, anstatt zu kastrieren, denn der Wegfall des Östrogens hat auch bei einer Hündin negative Begleiterscheinungen.


    Entscheidend ist der Entzug von Testosteron beim krankhaften Rüden, der wirkt sich negativ aus !


    Gruß, staffy

  • Hallo,


    jetzt hätte ich auch noch eine Frage. Wir mußten leider unseren Hund mit 10 Jahren kastrieren (er hatte einen gutartigen Turmor :/ ) und seitdem ist er unheimlich krankheitsanfällig (insbesondere Verdauungstrakt). Ich als Laie weiß jetzt ja nicht, ob das zusammenhängen kann, aber ich würde mich schon noch gerne mehr über die Folgen einer Kastration (insbesondere in dem späten Alter informieren). Gibt es da Informationen, die man als medizinischer Laie auch verstehen kann? Gibt es eigentlich auch psychische Folgen? Der (männliche) Besitzer behauptet es vehement, ich bin mir nicht sicher, ob ich das glauben kann :???:


    LG

  • Huhu
    Für mich käme es auch niemals in Frage meinen Rüden kastrieren zu lassen,ausser es wäre krankheitsbedingt.Ich kann das nicht verstehen wie man mit so einem extremen Eingriff so leichtfertig umgehen kann wie es leider noch zu oft von Tierärzten oder gar Hundeschulen geraten wird
    LG Anja

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